Treue

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Treue (mhd. triūwe, Nominalisierung des Verbs trūwen "fest sein, sicher sein, vertrauen, hoffen, glauben, wagen" ) ist eine Tugend, welche die Verlässlichkeit eines Akteurs gegenüber einem anderen, einem Kollektiv oder einer Sache ausdrückt. Sie basiert auf gegenseitigem Vertrauen und/oder Loyalität, ist aber nicht der Beweis dafür, dass der Gegenstand der Treue ihrer auch würdig ist (vgl. Nibelungentreue).

Rituell wird sie durch Gegenstände der materiellen Kultur symbolisiert, und ein Treueschwur besiegelt z. B. durch einen Ehering. Darüber hinaus sind der Hund, das Sinnbild des Ankers und die Farbe Blau bildliche Symbole für den Begriff Treue.

Sprachlich verwandt mit dem Begriff der Treue sind die Begriffe Vertrauen (englisch trust), Trauung und die Verben s. etw. trauen, jmd. etw. zutrauen, jmd. mit etw. betrauen, sowie engl true "wahr". Einige rromanische Sprachen haben das Wort in der Bedeutung "Waffenstillstand" (ital./span. tregua oder frz. trêve) entlehnt.

Das Gegenwort zu Treue ist "Untreue". Den Vorgang des Verstoßes gegen die Treueabsicht, sowie das dadurch hervorgerufene Ergebnis bezeichnet man als "Treuebruch". Geschah der Treuebruch im Rahmen eines Bündnisses aus niederen Motiven oder durch Vortäuschung von Treue mit der gezielten Absicht, den Treueverbundenen dadurch zu schädigen, so spricht man von Verrat.

Zuordnungen

Treue zwischen individuellen Menschen

Treue ist relevant bei längerfristiger sozialer Nähe von Mitgliedern in hochpersönlichen Institutionen wie z. B. in der Freundschaft, Partnerschaft oder Ehe. Sie kann über den Tod hinaus reichen. Goethe hebt dies hervor, wenn er im Faust II (im 3. Akt) die Chorführerin sagen lässt: „Nicht nur Verdienst, auch Treue wahrt uns die Person.“ Eine besondere Form ist hier die „Treue zu sich selbst“, man steht dann zu seinen Grundsätzen, zu seinen Neigungen oder zu seiner Vergangenheit. Treue zwischen zwei Menschen basiert auf Erfahrungen, in denen ein Individuum die Wahrheit seiner Aussagen durch Taten der anderen Person gegenüber beweist.

Treue zwischen Individuen und Gruppierungen

Treue im Sinne von gegenseitigem Vertrauen und der Erwartung von Beständigkeit der Geschäftsbeziehungen tritt z.B. bei stetiger Zugehörigkeit einer Person zu einer Organisation auf (z. B. auf Grund langjähriger Mitgliedschaft in einem Verein, Vereinstreue), bzw. zu einer Institution (z. B. Kirchentreue), zu einem Arbeitgeber (Firmentreue) oder Verkäufer (Kundentreue). Der Soziologe Homans hat hier die These aufgestellt: Je häufiger der Kontakt, desto intensiver die emotionale Beziehung.

Als Anerkennung besonderer Treue verleihen manche Institutionen ihren Mitgliedern z.B. Auszeichnungen von rein symbolischem Wert (Treueorden) oder sogar mit materiellem Wert (Treuepunkte, Treueprämien).

Umgekehrt bewirkt die Zugehörigkeit auch eine mehr oder weniger ausgeprägte Erwartung der Treue an den Einzelnen. Im Extremfall gilt: Einer für alle, alle für einen.

Wird diese Wechselwirksamkeit der Treue von einer der beiden Seiten enttäuscht, so kann es geschehen, dass einer der Akteure innerlich oder äußerlich dieses Treueverhältnis kündigt (soziologisch: „Exit“). („Wer mag noch auf Nationen bauen, man habe noch so viel für sie getan.“ – Goethe, Faust I, Walpurgisnacht.)

Eine trotz Enttäuschung anhaltende Treue des Einzelnen wird manchmal als hündische Treue bezeichnet (vergleiche Argos (Hund)) oder als Nibelungentreue (eine Form bedingungsloser, emotionaler und potenziell verhängnisvoller Treue).

Im Nationalsozialismus wurde der Treuebegriff ideologisch extrem überhöht und als besonderes positives Merkmal der germanischen Kultur dargestellt. Die Treue des Volkes zum Führer stellte sich im öffentlichen Leben des Dritten Reiches als allgemeinverbindliche gesellschaftliche Verpflichtung dar, deren leiseste Verletzung schon hinreichte, um verhaftet oder gar ermordet zu werden. Insbesondere gegen Kriegsende reichte eine geringfügige Verhöhnung der Person Hitlers bereits aus, um in ein Arbeitslager gebracht zu werden.

Treue zwischen Gruppierungen untereinander

Diese kann sowohl wechselseitig zwischen über- und untergeordneten Partien bestehen (Beispiel: Vasallenschaft, vgl. Feudalismus) als auch zwischen formal gleichgestellten Institutionen (Beispiel: Entente cordiale). Da kollektive Akteure durch ihre interne Entschließungsfindung oft unvorhersehbar oder zufällig zu handeln scheinen, ist dies eine zerbrechliche bzw. anfällige Form der Treue. Dies gilt auch für die Vertragstreue zwischen Firmen (vgl. Pacta sunt servanda).

Siehe auch

Literatur

  • Markus Spieker: Mono. Die Lust auf Treue. Pattloch 2011. 978-3629022813.

Weblinks

 Wiktionary: Treue – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wikiquote: Treue – Zitate

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Treue aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.