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Jahresfeste

Aus AnthroWiki
(Weitergeleitet von Weihnachtsfest)
Der Jahreskreis des Kirchenjahres

Viele Menschen, die inmitten des modernen Zivilisationslebens stehen, haben die lebendige Beziehung zu den feineren Nuancen des Jahreskreislaufs verloren - und damit auch die Empfindung für den tieferen Sinn der Jahresfeste. Die Menschen haben sich in ihrem seelischen Erleben weitgehend von den Naturrhythmen gelöst. Das hat seinen guten Sinn, denn nur so kann sich der Mensch auf Erden zu einem freien selbstverantwortlichen Wesen entwickeln. Aus dieser selbstbewussten Freiheit heraus hat er gelernt, sich als denkendes Subjekt den Naturobjekten gegenüberzustellen. Die Natur scheint ihm von abstrakten Naturgesetzen beherrscht zu sein. Diese sind es auch, so denkt er, die die kosmische Beziehung der Erde zur Sonne, und damit auch den Jahreskreislauf, regeln. Innerhalb gewisser Grenzen ist diese Anschauung auch durchaus richtig und fruchtbar - aber sie erklärt nur einen winzigen Teil der Phänomene, die mit dem rhythmischen Wechsel des Jahreslaufes verbunden sind. So wenig sich das Werk eines genialen Malers aus den mechanischen Gesetzen erfassen lässt, die während des Malens in seinen Fingern, in seiner Hand und in seinem Arm wirkten, so wenig läßt sich das Geistige, das im Jahreslauf waltet, naturgesetzlich fassen. Wesenhaft Geistiges waltet im Naturgeschehen. Auf unterster geistiger Ebene sind es die Elementarwesen, die als tätige Werkmeister in der Natur wirken und sich im Rhythmus des Jahreslaufes mit der Erde abwechselnd stärker verbinden oder lösen.

Weihnachten - Ostern - Johanni - Michaeli und der Atmungsvorgang der Erde im Jahreslauf

„Dieser Jahreslauf, den in früheren Zeiten der Mensch, weil eine Art mehr instinktiven Bewußtseins gewaltet hat, durch Festeszeiten feierte, hat noch eine andere Seite... Die Erde ist während des Winters mit ihren Elementargeistern, man kann sagen, vereint. Die Elementargeister ziehen sich hinein in den Schoß der Erde, wohnen da bei den sich vorbereitenden Pflanzenwurzeln und den ändern Naturwesenheiten, die während des Winters im Schoße der Erde sind. Dann, wenn der Frühling kommt, atmet die Erde gewissermaßen dieses ihr elementarisches Wesen aus; die Elementargeister steigen wie aus einer Gruft heraus, steigen herauf in die Atmosphäre. Während sie im Winter die innere Gesetzmäßigkeit der Erde aufgenommen haben, bekommen sie immer mehr und mehr, wenn es gegen den Frühling zu geht, und namentlich wenn es dem Sommer zu geht, in ihrem Wesen und Weben jene Gesetzmäßigkeit, die ihnen von den Sternen des Kosmos und deren Bewegungen aufgedrängt wird. Und wenn die Hochsommerzeit da ist, da webt und lebt es draußen im Umkreise der Erde unter den Elementarwesen, die still und ruhig während des Winters unter der Schneedecke waren, da wallt und wirbelt es unter diesen Elementarwesen in denjenigen Bewegungen, in denjenigen gegenseitigen Beziehungen, die bestimmt sind durch die Gesetze der Planetenbewegungen, durch die Gesetze der Gestaltung der Fixsterne und so weiter. Und wenn der Herbst kommt, dann kommen gewissermaßen diese Elementarwesen wiederum gegen die Erde zurück. Dann nähern sie sich wieder der Erde, bekommen immer mehr und mehr auch wieder die Erdengesetze, um wiederum zurückzukehren, gewissermaßen von der Erde eingeatmet zu werden während der Winterzeit, wo sie wiederum still und ruhig im Schoße der Erde sein werden.“ (Lit.: GA 229, S. 11f)

Im Zuge einer geistigen Schulung wird man nach und nach wieder empfänglich für die Naturrhythmen:

„Derjenige, der sich mit Anthroposophie unter den angegebenen Bedingungen durchdringt, wird nach und nach bemerken, daß er zum Beispiel den Unterschied der vier Jahreszeiten, namentlich den Unterschied von Sommer und Winter, noch in einer ganz anderen Weise empfindet als der sonstige normale Mensch der Gegenwart. Der normale Mensch der Gegenwart fühlt an seinem eigenen physischen Leibe eigentlich im Grunde genommen zumeist doch nur den Temperaturunterschied. Derjenige, der in der angedeuteten Weise Anthroposophie zu seinem Seeleninhalt gemacht hat, der empfindet nicht nur den Temperaturunterschied, sondern getrennt davon hat er noch ein besonderes Erleben in seinem Nervensystem, so daß es ihm zum Beispiel leichter wird, gewisse Gedanken, die an das physische Gehirn gebunden sind, im Sommer zu fassen als im Winter. Nicht als ob es unmöglich wäre, im Winter diese oder jene Gedanken zu fassen; aber man kann deutlich erfahren, daß es im Sommer leichter ist als im Winter, daß sie im Sommer sozusagen leichter fließen als im Winter. Man kann auch bemerken, daß im Winter die Gedanken leichter abstrakt und im Sommer leichter bildhaft, anschaulicher werden. Das kommt davon her, daß das Werkzeug für den physischen Plan, das Nervensystem, in feiner Weise mitschwingt mit der Veränderung der Jahreszeiten, innerlich unabhängiger vom Gesamtorganismus mitschwingt, als das sonst der Fall ist.“ (Lit.: GA 145, S. 15f)

Eine neue geistige Beziehung zum Naturgeschehen muß gefunden werden. Diese neue geistige Beziehung zur Natur darf aber keine bloß traumhaft instinktive bleiben, sondern sie muss, wenn der Mensch seine Freiheit nicht verlieren will, bewusst gesucht werden. Rudolf Steiner gibt dazu folgende Anregungen:

„Wir wollen heute einmal diesen Kreislauf der Erde als eine Art großer Atmung betrachten, welche die Erde vollzieht gegenüber ihrer kosmischen Umgebung. Wir können noch andere Vorgänge, die an der Erde und um die Erde sich abspielen, als eine Art Atmungsvorgänge auffassen. Wir können auch von einer täglichen Atmung der Erde sprechen. Allein wir wollen heute einmal den Jahreslauf im großen wie einen mächtigen Atmungsprozeß der Erde ins Auge fassen, wobei allerdings nicht die Luft von der Erde aus- und eingeatmet wird, sondern diejenigen Kräfte, welche zum Beispiel in der Vegetation des Pflanzlichen wirken, die Kräfte, die im Frühling aus der Erde die Pflanzen heraustreiben, die im Herbst wiederum sich zurückziehen in die Erde, welk werden lassen die grünen Pflanzenbestandteile und endlich ablähmen das Pflanzenwachstum. Also wie gesagt, nicht eine Luftatmung ist es, von der wir sprechen, sondern die Atmung, die Ein- und Ausatmung von Kräften, von denen man eine Teilvorstellung gewinnen kann, wenn man auf das Pflanzenwachstum im Laufe eines Jahres sieht. Diesen Jahresatmungsprozeß der Erde wollen wir uns heute einmal vor die Seele führen.“ (Lit.: GA 223, S. 12)

Weihnachten

„Sehen wir hin zunächst auf die Zeit, in welcher die Erde sich in der sogenannten Wintersonnenwende befindet, im letzten Drittel des Dezember nach unserer heutigen Jahresrechnung. In dieser Zeit müssen wir in bezug auf diesen Atmungsvorgang die Erde so ansehen, wie wir den Menschen ansehen bei seiner Lungenatmung, wenn er eingeatmet hat, wenn er die Atemluft in sich hat und sie in sich verarbeitet, wenn er also den Atem in sich hält. So hat die Erde diejenigen Kräfte, in bezug auf die ich jetzt von Aus- und Einatmung spreche, in sich. Sie hält sie, diese Kräfte, mit dem Ende des Dezember. Und was da mit der Erde geschieht, kann ich Ihnen in der folgenden Weise schematisch aufzeichnen. Denken wir uns, das (siehe Schema, rot) stellte die Erde vor. Wir können in bezug auf diese Atmung nur immer einen Teil der Erde betrachten. Wir betrachten denjenigen Teil, den wir selbst bewohnen; auf der entgegengesetzten Seite der Erde liegen die Bedingungen ja eben entgegengesetzt. Wir müssen uns die Atmung der Erde so vorstellen, daß an einem Orte der Erde Ausatmung ist, am entgegengesetzten Einatmung, aber wir brauchen darauf heute keine Rücksicht zu nehmen.

Weihnachten
Weihnachten

Wir stellen uns vor die Dezemberzeit. Wir stellen uns vor das, was ich hier als Gelbes einzeichne, als eben der gehaltene Atem in unserer Gegend. Die Erde hat vollständig eingeatmet; sie hält die Kräfte, von denen ich eben gesprochen habe, in sich zusammen. In diesem Augenblicke des Jahres ist die Erde so, daß man sagen kann, sie hält ihr Seelisches in sich. Sie hat ihr Seelisches ganz in sich gesogen, denn die Kräfte, von denen ich gesprochen habe, die sind das Seelische der Erde. Die Erde also hält mit Ende Dezember ihr Seelisches ganz in sich. Sie hat es ganz aufgesogen, so wie der Mensch, wenn er eingeatmet hat, die Luft ganz in sich hält. Das ist die Zeit, in welche mit Recht die Geburt Jesu gesetzt wird, weil da die Erde gewissermaßen im inneren Besitz ihrer gesamten Seelenkraft ist. Und indem Jesus geboren wird in diesem Zeitpunkte, wird er herausgeboren aus einer Erdenkraft, die alles Erdenseelische in sich trägt. Und einen tiefen Sinn haben in der Zeit des Mysteriums von Golgatha die Eingeweihten, die, ich möchte sagen, der alten Einweihung noch würdig waren, einen tiefen Sinn haben diese Eingeweihten verbunden mit der Anschauung, die sie ausgebildet haben von dem Fallen der Geburt Jesu in diesen Zeitpunkt der irdischen Einatmung, des irdischen Atemhaltens.

Diese Eingeweihten haben etwa das Folgende gesagt. Wenn man in alten Tagen, da unsere Einweihungsstätten gestanden haben innerhalb der chaldäischen, innerhalb der ägyptischen Kultur von jener Wesenheit, die das Hohe Sonnenwesen darstellt, sprach und man wissen wollte, was dieses Hohe Sonnenwesen zu sagen hatte den irdischen Menschen, dann bildete man sich über diese Sprache des Hohen Sonnenwesens auf die folgende Weise eine Ansicht. Man beobachtete das Sonnenlicht in seiner Geistigkeit nicht direkt; man beobachtete das Sonnenlicht in der Art, wie es vom Monde zurückgestrahlt wird. Indem man den Blick hinaufwendete zum Monde, sah man mit Hilfe des alten hellseherischen Seelenblickes mit dem Heranfluten des Mondenlichtes die Offenbarung des Geistes des Weltenalls. Und in einer mehr äußerlichen Weise ergab sich der Sinn dieser Offenbarung, indem man die Konstellation des Mondes in bezug auf die Fixsternbilder und in bezug auf die Planeten beobachtete.

So beobachtete man denn in den chaldäischen und namentlich in den ägyptischen Mysterien zur nächtlichen Stunde den Stand der Sterne, namentlich in bezug auf das heranflutende Mondenlicht. Und geradeso wie der Mensch aus den Buchstaben, die er auf seinem Papierblatt hat, sich den Sinn desjenigen klar macht, was er lesen will, so schaute man hin, wie Widder, Stier zum flutenden Mondenlichte standen, wie Venus, wie die Sonne selber und so weiter, zum flutenden Mondenlichte standen. Und aus dem Verhältnis, wie die Sternbilder und Sterne zueinander standen, namentlich wie sie orientiert wurden durch das flutende Mondenlicht, las man ab, was der Himmel der Erde zu sagen hatte. Man brachte das in Worte. Und nach dem Sinne dessen, was da in Worte gebracht wurde, suchten die alten Eingeweihten. Sie suchten, was jenes Wesen, das später der Christus genannt wurde, dem irdischen Menschen zu sagen hatte. Auf das sahen jene alten Eingeweihten hin, was die Sterne im Verhältnisse zum Monde dem irdischen Leben sagen konnten. Aber nun, als das Mysterium von Golgatha herannahte, da ging, möchte ich sagen, eine große geistig-seelische Metamorphose durch alles Mysterienwesen. Da sagten die Ältesten dieser Eingeweihten zu ihren Schülern: Jetzt kommt eine Zeit, wo fortan nicht mehr die Sternkonstellationen auf das flutende Mondenlicht bezogen werden dürfen. Das Weltenall spricht anders zu den irdischen Menschen in der Zukunft. Es muß das Licht der Sonne direkt beobachtet werden. Wir müssen herüberwenden die geistigen Erkennerblicke von den Offenbarungen des Mondes zu den Offenbarungen der Sonne.

Was dazumal zuerst in den Mysterien Lehre wurde, das machte einen gewaltigen Eindruck auf diejenigen Menschen, die noch zu den Eingeweihten eben der älteren Zeiten in der Epoche des Mysteriums von Golgatha zählten. Und von diesem Gesichtspunkte aus beurteilten diese Eingeweihten das Mysterium von Golgatha. Aber sie sagten: Es muß etwas in das Erdengeschehen hereinfallen, was diesen Übergang von dem Mondenhaften zu dem Sonnenhaften bewirken kann. - Und so kamen sie auf die kosmische Bedeutung der Geburt Jesu. Die Geburt Jesu sahen sie an als etwas, was von der Erde aus den Impuls gab, fortan nicht mehr den Mond zum universalen Regenten der Himmelserscheinungen zu machen, sondern die Sonne selber. Aber das Ereignis, das da hineinfällt, das muß besonderer Art sein - so sagten sie sich. Und diese besondere Art ergab sich ihnen durch das Folgende. Sie fingen an zu verstehen den inneren Sinn dieses Erdengeschehens im letzten Drittel des Dezember. Sie fingen an zu verstehen den Sinn des Erdengeschehens zu der Zeit, die wir jetzt die Weihnachtszeit nennen. Sie sagten sich: Auf die Sonne muß alles bezogen werden. Aber die Sonne kann auf die Erde nur Gewalt ausüben, wenn die Erde ihre Kräfte ausgeatmet hat. Zur Weihnachtszeit hat sie sie eingeatmet, hält sie den Atem in sich. Wird da der Jesus geboren, so wird er zu einer Zeit geboren, in der die Erde gewissermaßen nicht spricht mit den Himmeln, in der die Erde mit ihrem Wesen ganz in sich selber zurückgezogen ist. Da wird der Jesus in einer Zeit geboren, in der die Erde einsam durch den kosmischen Raum hinrollt, ohne ihren Atemzug hinauszusenden, so daß dieser Atemzug durchwellt werden könnte von der Sonnenkraft, von dem Sonnenlichte. Die Erde hat gewissermaßen ihr Seelisches in dieser Zeit nicht dargeboten dem Kosmos; sie hat ihr Seelisches in sich zurückgezogen, sie hat es in sich aufgesogen. Der Jesus wird in einer Zeit auf der Erde geboren, in der die Erde allein ist mit sich gegenüber dem Kosmos. - Fühlen Sie dieses, ich möchte sagen, kosmische Empfinden, das einer derartigen Berechnung zugrunde liegt!“ (Lit.: GA 223, S. 12f)

Ostern

„Verfolgen wir jetzt die Erde weiter im Jahreslauf. Verfolgen wir die Erde bis in die Zeit, in der wir eben jetzt stehen. Verfolgen wir die Erde ungefähr bis zu der Zeit der Frühlingssonnenwende, bis zum Ende des März. Da müssen wir schematisch die Sache so zeichnen: Die Erde (siehe Schema, rot) hat eben ausgeatmet; die Seele ist noch halb in der Erde, aber die Erde hat die Seele ausgeatmet, die flutenden Seelenkräfte der Erde ergießen sich in den Kosmos hinaus. Ist nun die Kraft des Christus-Impulses seit dem Dezember innig mit der Erde verbunden, mit dem Seelischen der Erde, dann finden wir jetzt, wie dieser Christus-Impuls mit dem hinausflutenden Seelischen die Erde zu umstrahlen beginnt (Pfeile). Dem, was da als durchchristetes Erdenseelisches in den geistigen kosmischen Raum hinausströmt, dem muß aber jetzt begegnen die Kraft des Sonnenlichtes selber. Und die Vorstellung entsteht: Jetzt beginnt der Christus, der sich mit der Erde seelisch im Dezember zurückgezogen hat in das Erdeninnere, um isoliert zu sein von den kosmischen Einflüssen, mit der Ausatmung der Erde selber seine Kräfte hinausatmen zu lassen, sie hinzureichen zum Empfange des Sonnenhaften, das ihm entgegenstrahlt. Und wir erlangen eine richtige schematische Zeichnung, wenn wir nun das Sonnenhafte als dasjenige, was sich mit der von der Erde ausstrahlenden Christus-Kraft vereinigt, also zeichnen (gelb):

Der Christus beginnt mit dem Sonnenhaften zusammenzuwirken zur Osterzeit. Die Osterzeit fällt daher in die Zeit der Ausatmung der Erde. Aber es darf dasjenige, was da geschieht, nicht bezogen werden auf das zurückflutende Mondenlicht, sondern auf das Sonnenhafte.

Dem entstammt die Festlegung der Osterzeit am ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmonde, nach dem Vollmonde, der nach der Frühlingssonnenwende kommt. Und der Mensch müßte, solches empfindend, gegenüber der Osterzeit sagen: Habe ich mich mit der Kraft des Christus vereinigt, so flutet auch meine Seele mit der Ausatmungskraft der Erdenseele hinaus in die kosmischen Weiten und empfängt die Sonnenkraft, die der Christus von der Erde jetzt ebenso zuführt den Menschenseelen, wie er sie vor dem Mysterium von Golgatha diesen Menschenseelen vom Kosmos herein zugeführt hat.

Ostern
Ostern

Damit tritt aber noch etwas anderes ein. Wenn in denjenigen Zeiten, in denen das Wichtigste auf der Erde auf das flutende Mondenlicht bezogen wurde, Feste festgesetzt wurden, dann wurden sie rein festgesetzt nach dem, was man im Räume beobachten konnte: wie der Mond stand zu den Sternen. Man entzifferte den Sinn, den der Logos in den Raum hineingeschrieben hatte, um Feste festzusetzen. Wenn Sie sich die Festsetzung des Osterfestes, wie wir es jetzt haben, ansehen, so werden Sie sehen, die Raumesfestsetzung geht bis zu einem gewissen Punkte, bis zu dem Punkte, an dem man sagen kann: Es ist der Vollmond nach Frühlingsbeginn. - Bis daher alles raumhaft. Jetzt aber fällt man aus dem Raum heraus: Sonntag nach dem Frühlingsvollmond, Sonntag, wie er nicht räumlich festgesetzt wird, wie er im Zyklus des Jahreskreislaufes festgesetzt wird, wie sich im Zyklus der Wochentage immer folgen Saturntag, Sonntag, Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Saturntag und so weiter, immer im Kreislauf. Jetzt tritt man aus dem Raum heraus, indem man von der räumlichen Festsetzung der Mondenkonstellation zu dem reinen zeitlichen Verlaufe im Jahreszyklus der Sonntage übergeht.

Das war das weitere, das man in den alten Mysterien empfunden hat: daß die alten Feststellungen also auf den kosmischen Raum bezogen wurden und daß man mit dem Mysterium von Golgatha herausging aus dem kosmischen Raum in die Zeit, die selber nicht mehr auf den kosmischen Raum bezogen wurde. Man riß gewissermaßen das, was man auf den Geist bezog, vom reinen Räumlichen hinweg. Es war ein gewaltiger Ruck der Menschheit nach dem Geiste.“ (Lit.: GA 223, S. 16ff)

Johanni

„Und gehen wir im Jahreslauf, ich möchte sagen, in der Atmung der Erde weiter, dann finden wir, wie im Juni die Erde den dritten Zustand hat. Die Erde hat an dem Fleck, den wir jetzt beobachten, ganz

Johanni
Johanni

ausgeatmet. Das ganze Seelenhafte der Erde ist in den kosmischen Raum hinaus ergossen, das ganze Seelische der Erde ist dem kosmischen Raum hingegeben. Das Seelenhafte der Erde durchtränkt sich mit der Kraft der Sonne, mit der Kraft der Sterne. Der Christus, der mit diesem Seelenhaften der Erde verbunden ist, vereinigt auch seine Kraft mit der Sternenkraft und der Sonnenkraft, die da fluten in dem an das kosmische All hingegebenen Seelenhaften der Erde. Es ist Johanni, es ist Johannizeit. Die Erde hat voll ausgeatmet. Die Erde zeigt in ihrer äußeren Physiognomie, mit der sie hinausblickt zum Weltenall, nicht ihre eigene Kraft, wie sie sie in sich zeigte zur Wintersonnenwende, die Erde zeigt auf der Oberfläche die rückstrahlende Kraft der Sterne, der Sonne, alles dessen, was kosmisch außer ihr ist.

Die alten Eingeweihten haben besonders lebhaft, namentlich in den nördlichen Gegenden Europas, den inneren Sinn und Geist dieser Zeit, unserer Junizeit, gefühlt. Sie haben ihre eigene Seele mit der Erdenseele in dieser Zeit hingegeben gefühlt den kosmischen Weiten. Sie haben sich lebend gefühlt nicht innerhalb des Irdischen, sondern in den kosmischen Weiten. Und vor allen Dingen haben sie sich etwa das Folgende gesagt: Wir leben mit unserer Seele in den kosmischen Weiten. Wir leben mit der Sonne, wir leben mit den Sternen. Und wenn wir den Blick zurückwenden auf die Erde, die sich erfüllt hat mit sprießenden, sprossenden Pflanzen, die alles mögliche an Tieren hervorgebracht hat, dann sehen wir in den sprießenden, sprossenden Pflanzen, in den farbenentfaltenden, farberglitzernden Blumen, sehen in den hin und her sich bewegenden Insekten, in den die Luft durchmessenden Vögeln mit ihren mannigfaltigen farbigen Federdecken wiederum von der Erde wie spiegelnd zurückglänzen dasjenige, was wir in die Seele aufnehmen, wenn wir gerade die Erde verlassen und uns mit dem hinausflutenden Atem der Erde verbinden, um kosmisch, nicht irdisch zu leben. Aber was sich da tausendfältig farbig, sprießend, sprossend, von der Erde hinauswachsend zeigt in den Weltenraum, das ist von derselben Art. Nur ist es eben die Reflexion, die rückstrahlende Kraft, während wir die direkte Kraft in unseren Menschenseelen tragen. - Das war das Sich-Fühlen derjenigen Menschen, die inspiriert waren von den Einweihungsstätten, welche insbesondere das Sommersonnenwendefest verstanden. So sehen wir hineingestellt das Johannifest in den großen Atemzug des Irdischen gegenüber dem Kosmos.“ (Lit.: GA 223, S. 18f)

Michaeli

„Verfolgen wir diesen Atemzug noch weiter, so kommen wir endlich zu jenem Stadium, das Ende September eintritt. Die ausgeatmeten Kräfte beginnen wiederum sich zurückzubewegen, die Erde beginnt wiederum einzuatmen. Die Erdenseele, welche hinausergossen war in den Kosmos, zieht sich wiederum in das Innere der Erde zurück. Die Menschenseelen nehmen in ihrem Unterbewußten oder in ihren hellseherischen Impressionen dieses Einatmen des Erdenseelenhaften als Vorgänge ihrer eigenen Seele wahr. Die Menschen, die inspiriert waren von der Einweihungserkenntnis über solche Dinge, sie konnten sich Ende September dann sagen: Was uns der Kosmos gegeben hat und was mit unserer eigenen Seelenkraft durch den Christus-Impuls sich verbunden hat, das lassen wir wiederum zurückfluten in das Irdische, in jenes Irdische, das den ganzen Sommer hindurch nur der Reflexion gedient hat, das also wie ein Spiegel sich verhalten hat gegenüber dem Kosmos, dem außerirdischen Kosmos.

Michaeli
Michaeli

Ein Spiegel verhält sich aber so, daß er nichts von dem hindurchläßt, was vor ihm ist. Weil die Erde ein Spiegel des Kosmischen im Sommer ist, ist sie gewissermaßen auch in ihrem Inneren undurchsichtig, undurchlässig für das Kosmische, undurchlässig deshalb für den Christus-Impuls während der Sommerzeit. Da muß der Christus-Impuls gewissermaßen in der Ausatmung leben; die Erde erweist sich selber als undurchlässig für den Christus-Impuls. Die ahrimanischen Kräfte setzen sich fest in dieser für den Christus-Impuls undurchlässigen Erde. Und wenn der Mensch wiederum zurückkehrt mit den durch die Ausatmung der Erdenkräfte in die eigene Seele aufgenommenen Kräften, auch mit den Christus-Kräften, so taucht er unter in die ahrimanisierte Erde. Da aber ist es so, daß im jetzigen Zeitlauf der Erdenentwickelung, seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, aus Geisteshöhen der untertauchenden Menschenseele zu Hilfe kommt die Kraft des Michael, die bei diesem Rückfluten der Erdenatmung in die Erde selbst hinein den Drachen Ahriman bekämpft.

Das haben wie prophetisch vorausgesehen diejenigen, die auch schon in den alten Mysterien den Jahreslauf geistig verstanden haben. Sie wußten, daß für ihre Zeit noch nicht dieses Geheimnis herangekommen war: daß die Kraft des Michael der untertauchenden Menschenseele zu Hilfe kommt. Aber sie wußten, daß, wenn die Seelen immer wieder geboren werden, diese Michael-Kraft eintritt, diese Michael-Kraft zu Hilfe kommt den Erdenmenschenseelen. In diesem Sinne haben sie den Jahreskreislauf angesehen. Sie finden daher im Kalender aus alter Weisheit eingeschrieben auf den 29. September, einige Tage nach der Herbst-Tagundnachtgleiche, den Michaeltag. Und Michaeli ist gerade für die einfachen Leute auf dem Lande eine außerordentlich wichtige Zeit.

Aber Michaeli ist durch seine Einstellung in den Jahreskreislauf auch für diejenigen eine wichtige Jahreszeit, welche den ganzen Sinn unserer gegenwärtigen Erdenepoche zu verstehen vermögen. Muß man doch, wenn man mit dem richtigen Bewußtsein sich in die gegenwärtige Zeit hereinstellen will, verstehen, wie in dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts die Michael-Kraft in der Art, wie das eben für unsere Zeit sein muß, den Kampf mit dem Drachen, den Kampf mit den ahrimanischen Mächten aufnimmt. Muß man sich doch selber einfügen in den Sinn der Erden- und Menschheitsentwickelung, indem man mit dem eigenen Bewußtsein in der rechten Weise an diesem kosmisch-geistigen Kampfe teilnimmt.

Bisher ist der Michaeltag ein Bauernfeiertag. Sie wissen, was ich für einen Sinn damit verbinde: ein Feiertag der einfachen Menschen. Er ist dazu berufen, aus dem Einsehen des ganzen Sinnes des irdischkosmischen Jahresatemzuges immer mehr und mehr das Ergänzungsfest für das Osterfest zu bilden. Denn so wird die Menschheit, die wiederum das Erdenleben auch im geistigen Sinne verstehen wird, einmal denken müssen.“ (Lit.: GA 223, S. 19f)

Die Atmung der Erde

„Während die Sommerausatmung geschah, ist die Erde ahrimanisiert. Wehe, wenn in diese ahrimanisierte Erde die Geburt Jesu hineinfiele ! Bevor wiederum der Kreislauf vollendet ist und der Dezember herankommt, der den Christus-Impuls in der durchseelten Erde geboren werden läßt, muß die Erde durch geistige Kräfte gereinigt sein von dem Drachen, von den ahrimanischen Kräften. Und vereinigen muß sich die Michael-Kraft mit dem, was hineinflutet als Erdenatmung von der Septemberzeit an bis in die Dezemberzeit, vereinigen muß sich damit die reinigende, die das böse Ahrimanische besiegende Michael-Kraft, damit in der richtigen Weise das Weihnachtsfest herankommen und in der richtigen Weise sich die Geburt des Christus-Impulses vollziehen kann, der dann weiter reift bis zu dem Beginn der Ausatmung, bis zu der Osterzeit. So sehen wir, daß man sagen kann: Zur Weihnachtszeit hat die Erde ihr Seelisches in sich aufgenommen, hat die Erde ihr Seelisches in dem großen Jahresatemzug in sich aufgenommen. Der Christus-Impuls wird in dem von der Erde aufgenommenen Erdenseelischen im Innern der Erde geboren. Er flutet hinaus in das Kosmische mit dem Ausatmen der Erde gegen die Frühlingszeit hin. Er wird dessen ansichtig, was sternenhaft ist, und tritt mit ihm in Wechselwirkung, aber so, daß er nicht mehr räumlich bloß in Beziehung tritt, sondern zeitlich, so daß das Zeitliche aus dem Räumlichen herausgenommen ist.

Ostern ist am ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond. Der Mensch erhebt sich mit seinem Seelischen innerhalb der Vollausatmung hinaus in das Kosmische, durchtränkt und durchdringt sich mit dem Sternenhaften, nimmt den Atem der Welt mit dem Erdenatem selber auf, durchdringt sich mit dem Österlichen. Und mit dem, womit er begonnen hat sich zu durchdringen seit der Osterzeit, steht er am stärksten drinnen zur Johannizeit, muß dann zurückkehren mit der Erdenseele und zugleich mit seinem eigenen Seelenhaften in die Erde, ist aber angewiesen darauf, daß Michael ihm zur Seite steht, damit er in der richtigen Weise eindringen kann in das Irdische nach Besiegung des Ahrimanischen durch die Michael-Kräfte.

Lemniskate
Lemniskate

Immer mehr und mehr zieht sich das Seelische der Erde mit der eingezogenen Atemkraft in das Irdische selber zurück, bis die Weihnachtszeit da ist, und in der richtigen Weise feiert dann die Weihnachtszeit derjenige heute, welcher sich sagt: Michael hat die Erde gereinigt, damit zur Weihnachtszeit in der richtigen Weise die Geburt des Christus-Impulses stattfinden kann. - Dann findet wiederum das Hinausfluten in das Kosmische statt. Da nimmt Christus bei dem Hinausfluten den Michael mit, damit Michael diejenigen Kräfte, die er verbraucht hat bei seinem Kampfe gegen das Irdisch-Ahrimanische, aus dem Kosmischen sich wiederum aneignen kann. Mit dem Österlichen beginnt auch Michael wiederum in das Kosmische sich zu versenken, durchwebt sich mit dem Kosmischen am stärksten in der Johannizeit. Und ein Mensch, der im rechten Sinne in der Gegenwart erfaßt, was ihn verbindet als Menschen mit dem Irdischen, der sagt sich: Es beginnt für uns das Zeitalter, in dem wir den Christus-Impuls richtig sehen, wenn wir ihn im Jahreskreislauf von der Kraft des Michael in der richtigen Weise begleitet wissen, wenn wir gewissermaßen sehen den Christus ziehen, flutend ins Irdische und hinauf in das Kosmische, begleitet in der entsprechenden Weise von dem in der Erde kämpfenden Michael, von dem in den Weltenweiten die Kampfeskraft sich erobernden Michael (siehe Lemniskate).

So wird auch der Ostergedanke im richtigen Sinne unserer Zeit dann erfaßt werden, wenn der Mensch versteht, zu jenem allergrandiosesten Bilde, das hineingestellt ist, Aufklärung bringend in Erdendasein, zu dem Bilde des aus dem Grabe erstehenden, den Tod besiegenden Christus heute hinzuzufügen die Wesenheit des Michael, zur Rechten des Christus Jesus, beim Durchwirken der Erdenatemkraft mit Christus-Kraft während eines Jahreskreislaufes in der Erdenatmung.

Versteht man so zu jeder der vier großen Festeszeiten des Jahres, also auch zur Osterzeit, den Christus-Gedanken in sich lebendig zu machen, so macht man ihn heute in dem Sinne lebendig, wie er lebendig werden muß, wenn man sich als Erdenmensch ihn richtig in seine Gegenwart mit vollem Verständnis hereinzustellen vermag. Die Hoffnung auf das Kommen der Michael-Kraft im Dienste der Christus-Kraft beseelte diejenigen, die in der richtigen Weise den Christus-Impuls bis in unsere Zeit herein verstanden.

Die Verpflichtung, im Sinne des Michael-Gedankens sich mit dem Christus-Impuls zu durchdringen, erwächst uns insbesondere für die heutige Zeit. Wir durchdringen uns in der richtigen Weise, wenn wir den Auferstehungsgedanken zu verbinden wissen mit dem wirksamen Michael-Gedanken, wie er sich hereingestellt hat in die Menschheitsentwickelung in der Weise, wie ich das ja öfter auseinandergesetzt habe.“ (Lit.: GA 223, S. 21ff)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
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