Wertebilanz

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Die anthroposophisch inspirierte Wertebilanz ist eine neue Form der unternehmerischen Bilanz unter Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben des Handelsgesetzbuch HGB, entwickelt von dem Unternehmensberater und IT-Experten Rainer Monnet. Die Wertebilanz dient sozialen, gemeinnützigen und gewerblichen Organisationen und Unternehmen zur Erfassung und Validierung materieller, immaterieller, sozialer, ökologischer und kultureller Werte. Die Wertebilanz folgt einem ganzheitlichen Ansatz der Unternehmensbewertung, erweitert gegenüber der herkömmlichen Bilanz um Werte, die sich in einem angebbaren Zeitraum real entwickeln oder in einer Zielplanung prognostiziert werden. Der konkreten gesamtgesellschaftlichen Entwicklung speziell in Fragen der Digitalisierung, Globalisierung und der ökologischen Nachhaltigkeit folgend, ergeben sich immer neue wertschöpfende Prozesse und Produkte, die von Fall zu Fall geldwert berücksichtigt werden müssen. Diesen Wertschöpfungsprozessen wird in der Wertebilanz Rechnung getragen. Die Wertebilanz beansprucht insofern, wirtschaftliche Aspekte, die bislang in Partikularbilanzen wie Ökobilanz, Sozialbilanz, Gemeinwohl-Bilanz oder Energiebilanz behandelt werden, mit einzubeziehen und geldwert messbar zu machen. Monnet geht dabei von einer pluralen Werteordnung aus, die das gemeinsame von Ökonomie und Ökologie betont, ganz im Sinne des altgriechischen Begriffs „Oikos“.

Nutzen

Real wertschöpfende Prozesse in einer Wertebilanz zu dokumentieren, definiert Monnet zufolge den Genius eines Unternehmens. Verdeutlicht wird dies zum Beispiel durch ein realistisches Abbilden von Ressourcen: Verbrauch, Gebrauch, Vernichtung und Renaturierung der natürlichen Ressourcen werden in Werten in der Gewinn- und Verlustrechnung (G+V) gebucht. Ressourcen werden zu Vermögen der Unternehmen. Damit bleiben Verantwortung, Besitz und Eigentum für die verwendeten Rohstoffe im Unternehmen selbst. Das Produkt wird zwar verkauft oder verliehen, der Rohstoffwert aber bleibt unangetastet. Zugrunde liegt das Konzept der Kreislaufwirtschaft (https://de.wikipedia.org/wiki/Kreislaufwirtschaft) Werden die Rohstoffe nicht zurückgenommen, entsteht dem Unternehmen ein finanzieller oder steuerlicher Schaden. Die Produktion von Schadstoffen wird als Sekundärproduktion und als „Negativvermögen“ verbucht und muss bei der Steuererklärung berücksichtigt werden. Bei Wiederverwendung oder Renaturierung treten Steuererleichterungen ein. Erst wenn entsprechende Gegenwerte oder Neuwerte erzeugt werden, können die Ressourcen aus der Bilanz ausgebucht/abgeschrieben werden. Der Kontenrahmen wird erweitert, neu strukturiert und gegliedert. Menschliche und soziale Ressourcen (Fähigkeiten, Wissen, Innovationen, Patentwerte) werden integraler Bestandteil der Bilanz. Die Vermögensseite wird gestärkt. Die Werthaltigkeit von Erfindungen und Innovationen wird in der Wirkungsbuchhaltung angemessen berücksichtigt.

Im Frühjahr 2021 erschienene Buchveröffentlichung * https://www.lindemanns-web.de/programm/wirtschaft/517/wertebilanz

Literatur

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  • Dahm, J. D. Bechmark Nachhaltigkeit: Sustainability Zeroline, transscript verlag, 2018
  • Felber, C.: Gemeinwohlökonomie. Das Wirtschaftsmodell der Zukunft. 9. Aufl. Wien, Deutike, 2011
  • Dubielzig, F., Schaltegger, S.: Corporate Social Responsibility. Lit Verlag, Münster 2005
  • Frey, D.: Psychologie der Werte. Von Achtsamkeit bis Zivilcourage – Basiswissen aus Psychologie und Philosophie. Berlin: Springer, 2016
  • Fromm, E.: Den Menschen verstehen: Psychoanalyse und Ethik Taschenbuch, 2004
  • Grass, P. & Sven H.: Werte und Kultur als Faktoren für den Unternehmenserfolg, Betriebspraxis & Arbeitsforschung, 2017
  • Glasl, F., Lievegoed, B.: Dynamische Unternehmensentwicklung: Grundlagen für nachhaltiges Change Management, Verlag Freies Geistesleben 1993/2016
  • Herrmannstorfer, U.: Scheinmarktwirtschaft: Arbeit, Boden, Kapital und die Globalisierung der Wirtschaft. Verlag Freies Geistesleben, 1997
  • Herrmannstorfer, U.: Assoziatives Wirtschaften - die Suche nach sozialer Gerechtigkeit. Beitrag im Buch: Die wirtschaftlichen Assoziationen: Beiträge zur Brüderlichkeit im Wirtschaftsleben, Stefan Leber (Hrsg.), Verlag Freies Geistesleben, 1987
  • Hiß, C.: Richtig rechnen!, Durch die Reform der Finanzbuchhaltung zur ökologisch-ökonomischen Wende, oekom verlag, München, 2015
  • Hiß, S.: Warum übernehmen Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung – Ein soziologischer Erklärungsversuch. Frankfurt am Main, Campus, 2006
  • Hüther/Roth/von Brück (Hrsg.): Damit das Denken Sinn bekommt. 6. Aufl. Freiburg, Herder, 2014
  • Jansen, S.A.: Die Vermessung der unternehmerischen Welt, Plädoyer für einen mehrwertigen Kapitalbegriff, 2006
  • Kheil, C.-P.: Benedetto Cotrugli Raugeo. Ein Beitrag zur Geschichte der Buchhaltung, Wien 1906, Nachdruck: Bibliolife 2009
  • Kelhmann, D.: Die Vermessung der Welt, rororo 2008
  • Lievegoed, B. C. J.: Organisationen im Wandel: die praktische Führung sozialer Systeme in der Zukunft, Haupt, 1974
  • Maslow, A.: Motivation und Persönlichkeit. Hamburg: rororo-Sachbuch, 1981
  • Pacioli, L.: Abhandlung über die Buchhaltung, Stuttgart: Schäffer-Poeschel, 1997
  • Scharmer, C. O.: The blind spot of leadership: presencing as a social technology of freedom, Cambridge, 2003
  • Steiner, R., Philosophie der Freiheit, GA 4, Rudolf Steiner Verlag, 1987
  • Steiner, R., Kernpunkte der sozialen Frage, GA 23, Rudolf Steiner Verlag, 1961
  • Steiner, R.: Nationalökonomischer Kurs, GA 340, Rudolf Steiner Verlag, 1989
  • Seele, P., Wagner, R.: Transition from GRI 3.0 to 4.0: Summary of relevant changes. R. Center for Corporate Reporting. Ed. K. Köhler. Zürich 2015
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  • Weizsäcker, E. U.: Faktor Fünf: Die Formel für nachhaltiges Wachstum. München. 2010
  • Wilber, K.: A theory of everything: an integral vision for business, politics, science, and spirituality, Shambhala 2001. Deutsch: Ganzheitlich handeln: eine integrale Vision für Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Spiritualität. Freiamt: Arbor 2011
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  • Wolfe, N., The Living Organization: Transforming Business To Create Extraordinary Results, Quantum Leaders Publishing, 2011

Weblinks