Eine freie Initiative von Menschen bei ![]() ![]() ![]() ![]() mit online Lesekreisen, Übungsgruppen, Vorträgen ... |
![]() |
Use Google Translate for a raw translation of our pages into more than 100 languages. Please note that some mistranslations can occur due to machine translation. |
Lanze: Unterschied zwischen den Versionen
imported>Joachim Stiller Keine Bearbeitungszusammenfassung |
imported>Joachim Stiller Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
Eine '''Lanze''' ist eine als [[Stichwaffe]] konzipierte [[Stangenwaffe]], die im Normalfall über eine Spitze verfügt. Heutzutage werden darunter von der [[Kavallerie]] verwendete [[Spieß]]e verstanden. Die Gesamtlänge beträgt meist um dreieinhalb Meter, spezielle Lanzentypen erreichen aber eine Länge von bis zu acht Metern. Der Schaft ist aus [[Holz]] oder in neuerer Zeit meist aus Stahlrohr gefertigt. | |||
[[Kategorie:Lanze]] | == Begriffsklärung == | ||
[[Datei:Normans Bayeux.jpg|miniatur|Normannische Reiter des 11. Jahrhunderts, die ihre Lanzen über den Köpfen schwingen]] | |||
Der Begriff leitet sich von dem lateinischen Wort ''lancea'' ab, das für den leichten [[Wurfspeer]] der römischen Hilfstruppen (''auxiliares'') verwendet wurde. Durch einen Bedeutungswandel im Laufe der Zeit ist die Verwendung des Begriffs nicht einheitlich. Ab dem 15. Jahrhundert wurde der Begriff für schwere Speere verwendet, die der Kavallerie als Stichwaffen dienten. Seit dieser Zeit werden mit dem Begriff auch von Fußtruppen als Stichwaffen geführte [[Spieß]]e oder [[Speer]]e, wie sie bereits in der [[Antike]] von der [[Infanterie]] geführt wurden (z. B. von [[Hoplit]]en oder römischen Legionären), als Lanze bezeichnet. In Übersetzungen klassischer Texte wird statt „Spieß“ oder „Pike“ meist, wenn von Speeren als Stichwaffe der Fußkämpfer oder Jäger die Rede ist, der Begriff „Lanze“ verwendet. | |||
Nach heutiger Terminologie ist die Lanze die Stichwaffe des Reiters, der Spieß die Stichwaffe des Kämpfers zu Fuß und der Speer die Wurfwaffe. Ausschließlich stumpfe Lanzen, wie die beim [[Tjost]] verwendeten stumpfen [[Rennspieß]]e, zählen zu den Stoßwaffen. | |||
== Lanze als Symbol == | |||
Im [[Mythos]] sind die Lanzen, die die Helden führen, zuweilen mit besonderer Bedeutung versehen: So besitzt [[Achilleus]] eine Lanze, die bereits seinem Vater [[Peleus]] gehört hat und die außer Achilleus keiner der vor Troja kämpfenden Helden schwingen kann ([[Ilias]] XVI, 140ff.; XIX, 387ff.). | |||
== Geschichte == | |||
[[Datei:Rytiri.jpg|miniatur|Rekonstruktion hochmittelalterlicher Ritter mit eingelegten Lanzen]] | |||
[[Bild:Ulani RB3.jpg|mini|[[Polen|Polnische]] Ulanen in den Uniformen von 1939 mit Lanzen]] | |||
''Zur Schäftung siehe: [[Schäftung (Vor- und Frühgeschichte)]]'' | |||
Der Spieß gilt als eine der ältesten Waffen der Menschheitsgeschichte und wurde bereits im [[Mittelpaläolithikum]] entwickelt, führte als Weiterentwicklung dann zum [[Speer]] als Fernwaffe, der ebenfalls mehrere hunderttausend Jahre alt ist. Die [[Schöninger Speere]] sind möglicherweise über 300.000 Jahre alt. Lanzenspitzen aus Bronze wurden auch in [[Depotfund|Horten]] gefunden (sieben in Skandinavien und einer in [[Wöbs]]). Mit der [[Hauspferd#Domestizierung und Geschichte|Domestizierung des Pferdes]] ab etwa 3000 v. Chr. konnte der Mensch den Spieß zu Pferde nutzen. | |||
In der [[Spätantike]] waren teilweise besonders lange Reiterlanzen, die sogenannten [[Contus]]-Lanzen, im Gebrauch, die beidhändig geführt wurden. | |||
Nachdem die Europäer die Technik des [[Steigbügel (Reiten)|Steigbügels]] im frühen [[Mittelalter]] von den [[Awaren]] übernommen hatten, wurde die Reiterlanze zur Hauptwaffe der schweren Kavallerie im aufgesessenen Kampf, angefangen von dem Ritterheer [[Karl der Große|Karls des Großen]] bis zu den [[Husaren]] und den [[Kürassiere]]n, deren Zeit erst im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] endete. | |||
Bis ins frühe Mittelalter wurde die Lanze nicht unter den Arm eingelegt, was nötig ist, um die volle Wucht des Pferdes auf die Waffe zu übertragen, sondern über dem Kopf geschwungen. Ab wann die Lanze eingelegt wurde, ist nicht ganz klar. Man geht davon aus, dass dies im späten 11. Jahrhundert üblich wurde. Die Technik des Einlegens bedurfte vermutlich des Einsatzes von Steigbügeln.<ref>Matthew Bennett (Hrsg.): ''Kriege im Mittelalter: Schlachten – Taktik – Waffen'', Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-8062-2223-4</ref> | |||
Die leichte Reiterei (z. B. [[Chevauleger]]) war üblicherweise nur mit einem [[Karabiner]] und einem Säbel bewaffnet, bekam aber um 1890 auch Lanzen. Diese hatten zu diesem Zeitpunkt eine Länge von 3,15 m, wogen nur zwei bis drei Kilogramm und waren aus Stahlrohr gefertigt. | |||
Bei einer geschlossenen Reiterattacke diente der [[Säbel]] (auf der linken Seite) zur Abwehr der feindlichen Lanze. | |||
Die Lanze wurde noch bis ins 20. Jahrhundert eingesetzt. In der deutschen [[Reichswehr]] (siehe Abbildung oben) wurde die Lanze erst 1927 abgeschafft, während sie in der britischen Armee nur noch zu Paradezwecken geführt wird. | |||
== Formen == | |||
* [[Sarmaten|Sarmatischer]] und [[Römisches Reich|spätrömischer]] [[Contus]] | |||
* [[Flügellanze]], die Form der [[Heilige Lanze|Heiligen Lanze]] | |||
* [[Rennspieß]], Stoßwaffe mittelalterlicher Reiter und Landsknechte | |||
* Als Hauptwaffe der [[Ulanen]] mit Dreikantklinge und Auflaufbremse (in Form eines Knebels oder einer Kugel) | |||
* Als Seitenwaffe für [[Offizier]]e und [[Unteroffizier]]e im Gefecht bis ins 18. Jahrhundert hinein | |||
* Turnierlanze mit [[Krönig]] zur Übung oder zum Turnier ([[Tjost]]) | |||
== Siehe auch == | |||
* {{WikipediaDE|Kategorie:Lanze}} | |||
* {{WikipediaDE|Lanze}} | |||
* [[w:Feuerlanze|Feuerlanze]] | |||
== Literatur == | |||
* Wilhelm Müller-Wille: ''Opferkulte der Germanen und Slaven.'' Theiss, Stuttgart 1999, ISBN 3-8062-1443-3. S. 39 | |||
== Weblinks == | |||
{{Commonscat|Lances|Lanzen}} | |||
* {{DNB-Portal|4166765-7}} | |||
== Einzelnachweise == | |||
<references/> | |||
{{Normdaten|TYP=s|GND=4166765-7}} | |||
[[Kategorie:Lanze|!]] | |||
{{Wikipedia}} |
Version vom 9. Juli 2022, 08:17 Uhr
Eine Lanze ist eine als Stichwaffe konzipierte Stangenwaffe, die im Normalfall über eine Spitze verfügt. Heutzutage werden darunter von der Kavallerie verwendete Spieße verstanden. Die Gesamtlänge beträgt meist um dreieinhalb Meter, spezielle Lanzentypen erreichen aber eine Länge von bis zu acht Metern. Der Schaft ist aus Holz oder in neuerer Zeit meist aus Stahlrohr gefertigt.
Begriffsklärung

Der Begriff leitet sich von dem lateinischen Wort lancea ab, das für den leichten Wurfspeer der römischen Hilfstruppen (auxiliares) verwendet wurde. Durch einen Bedeutungswandel im Laufe der Zeit ist die Verwendung des Begriffs nicht einheitlich. Ab dem 15. Jahrhundert wurde der Begriff für schwere Speere verwendet, die der Kavallerie als Stichwaffen dienten. Seit dieser Zeit werden mit dem Begriff auch von Fußtruppen als Stichwaffen geführte Spieße oder Speere, wie sie bereits in der Antike von der Infanterie geführt wurden (z. B. von Hopliten oder römischen Legionären), als Lanze bezeichnet. In Übersetzungen klassischer Texte wird statt „Spieß“ oder „Pike“ meist, wenn von Speeren als Stichwaffe der Fußkämpfer oder Jäger die Rede ist, der Begriff „Lanze“ verwendet.
Nach heutiger Terminologie ist die Lanze die Stichwaffe des Reiters, der Spieß die Stichwaffe des Kämpfers zu Fuß und der Speer die Wurfwaffe. Ausschließlich stumpfe Lanzen, wie die beim Tjost verwendeten stumpfen Rennspieße, zählen zu den Stoßwaffen.
Lanze als Symbol
Im Mythos sind die Lanzen, die die Helden führen, zuweilen mit besonderer Bedeutung versehen: So besitzt Achilleus eine Lanze, die bereits seinem Vater Peleus gehört hat und die außer Achilleus keiner der vor Troja kämpfenden Helden schwingen kann (Ilias XVI, 140ff.; XIX, 387ff.).
Geschichte


Zur Schäftung siehe: Schäftung (Vor- und Frühgeschichte)
Der Spieß gilt als eine der ältesten Waffen der Menschheitsgeschichte und wurde bereits im Mittelpaläolithikum entwickelt, führte als Weiterentwicklung dann zum Speer als Fernwaffe, der ebenfalls mehrere hunderttausend Jahre alt ist. Die Schöninger Speere sind möglicherweise über 300.000 Jahre alt. Lanzenspitzen aus Bronze wurden auch in Horten gefunden (sieben in Skandinavien und einer in Wöbs). Mit der Domestizierung des Pferdes ab etwa 3000 v. Chr. konnte der Mensch den Spieß zu Pferde nutzen.
In der Spätantike waren teilweise besonders lange Reiterlanzen, die sogenannten Contus-Lanzen, im Gebrauch, die beidhändig geführt wurden.
Nachdem die Europäer die Technik des Steigbügels im frühen Mittelalter von den Awaren übernommen hatten, wurde die Reiterlanze zur Hauptwaffe der schweren Kavallerie im aufgesessenen Kampf, angefangen von dem Ritterheer Karls des Großen bis zu den Husaren und den Kürassieren, deren Zeit erst im Ersten Weltkrieg endete.
Bis ins frühe Mittelalter wurde die Lanze nicht unter den Arm eingelegt, was nötig ist, um die volle Wucht des Pferdes auf die Waffe zu übertragen, sondern über dem Kopf geschwungen. Ab wann die Lanze eingelegt wurde, ist nicht ganz klar. Man geht davon aus, dass dies im späten 11. Jahrhundert üblich wurde. Die Technik des Einlegens bedurfte vermutlich des Einsatzes von Steigbügeln.[1]
Die leichte Reiterei (z. B. Chevauleger) war üblicherweise nur mit einem Karabiner und einem Säbel bewaffnet, bekam aber um 1890 auch Lanzen. Diese hatten zu diesem Zeitpunkt eine Länge von 3,15 m, wogen nur zwei bis drei Kilogramm und waren aus Stahlrohr gefertigt.
Bei einer geschlossenen Reiterattacke diente der Säbel (auf der linken Seite) zur Abwehr der feindlichen Lanze. Die Lanze wurde noch bis ins 20. Jahrhundert eingesetzt. In der deutschen Reichswehr (siehe Abbildung oben) wurde die Lanze erst 1927 abgeschafft, während sie in der britischen Armee nur noch zu Paradezwecken geführt wird.
Formen
- Sarmatischer und spätrömischer Contus
- Flügellanze, die Form der Heiligen Lanze
- Rennspieß, Stoßwaffe mittelalterlicher Reiter und Landsknechte
- Als Hauptwaffe der Ulanen mit Dreikantklinge und Auflaufbremse (in Form eines Knebels oder einer Kugel)
- Als Seitenwaffe für Offiziere und Unteroffiziere im Gefecht bis ins 18. Jahrhundert hinein
- Turnierlanze mit Krönig zur Übung oder zum Turnier (Tjost)
Siehe auch
- Kategorie:Lanze - Artikel in der deutschen Wikipedia
- Lanze - Artikel in der deutschen Wikipedia
- Feuerlanze
Literatur
- Wilhelm Müller-Wille: Opferkulte der Germanen und Slaven. Theiss, Stuttgart 1999, ISBN 3-8062-1443-3. S. 39
Weblinks

- Literatur von und über Lanze im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ Matthew Bennett (Hrsg.): Kriege im Mittelalter: Schlachten – Taktik – Waffen, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-8062-2223-4
Dieser Artikel basiert auf einer für AnthroWiki adaptierten Fassung des Artikels Lanze aus der freien Enzyklopädie de.wikipedia.org und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |