Donald Davidson

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Donald Herbert Davidson (* 6. März 1917 in Springfield, Massachusetts; † 30. August 2003 in Berkeley, Kalifornien) war ein US-amerikanischer analytischer Philosoph.

Davidson war Schüler von Willard Van Orman Quine und arbeitete auf den Gebieten der Sprachphilosophie und der Philosophie des Geistes. In seiner pragmatischen Sprachphilosophie stützte er sich vor allem auf das Prinzip der wohlwollenden Interpretation (eng. principle of charity), um den Sinn eines Textes möglichst zuverlässig zu enthüllen.

Wahrheit und Interpretation

In seiner Willard Van Orman Quine gewidmeten grundlegenden Schrift Inquiries into Truth and Interpretation (1984) schreibt Davidson:

„Wohlwollen bei der Interpretation der Worte und Gedanken anderer ist auch in einer anderen Richtung unvermeidlich: genauso wie wir die Zustimmung maximieren müssen, oder riskieren, uns keinen Sinn von dem zu machen, wovon der Fremde spricht, so müssen wir die Selbstkonsistenz maximieren, die wir ihm zuschreiben, im Schmerz, ihn sonst nicht zu verstehen. Es gibt kein einzelnes Prinzip des optimalen Wohlwollens; die jeweiligen Beschränkungen bevorzugen daher keine einzige Theorie. In einer Theorie der radikalen Übersetzung (wie Quine es nennt) gibt es keine vollständigen Trennung der Fragen darüber, was der Fremde meint, von den Fragen dessen, was er glaubt. Wir wissen nicht, was jemand meint, wenn wir nicht wissen, was er glaubt; wir wissen nicht, was jemand glaubt, wenn wir nicht wissen, was er meint. In der radikalen Interpretationen können wir, wenn auch nur unvollständig, in diesen Kreis einbrechen, weil wir manchmal feststellen können, dass jemand einem Satz äußert, den wir nicht verstehen.“

Donald Davidson: Inquiries into Truth and Interpretation, S. 27

Davidson macht deutlich, dass die von ihm angestrebte Theorie empirischen Charakter hat und ihre Axiome und Lehrsätze gesetzesartig sein müssen. Wie die Theorie für sprachphilosophische Einzelprobleme fruchtbar gemacht werden kann, zeigtt er an Beispielen für das Problem der Übersetzung, die Möglichkeiten und Schwierigkeiten des Zitierens, das Verhältnis von Glauben und Bedeutung, sowie von Sprache und Wirklichkeit.

Anomaler Monismus

Hauptartikel: Anomaler Monismus

In der Philosophie des Geistes vertrat Davidson mit seinem anomalen Monismus eine besondere Form der Identitätstheorie, um das Leib-Seele-Problem zu lösen. Den Grundstein dazu legter er in seinem 1970 verfassten klassischen Aufsatz „Mental Events[1]. Weitere Ausführungen dazu finden sich in seinen Essays on Actions and Events (1980).

So könne man zwar sagen, dass ein mentales Ereignis mit einem physischen Ereignis identisch sei, aber man könne nicht vorhersagen mit welchem, selbst wenn einem die gesamte physische Geschichte des Kosmos bekannt wäre. Es gibt laut Davidson keine strengen deterministischen Gesetze gibt, auf deren Grundlage mentale Ereignisse vorhergesagt und erklärt werden könnten. Deterministische, nicht-normativen Gesetze, die entweder mentale Zustände mit physischen Zuständen oder mentale Zustände mit anderen mentalen Zuständen verbinden lehnt er strikt ab.

Weiters setzte sich Davidson auch mit den Gründen unseres Handelns auseinander und behauptete, dass die Erklärung durch Berufung auf Gründe eine Form der kausalen Erklärung ist, indem er den nomologischen, gesetzgebenden Charakter der Kausalität betont. Nur so könne man die Tatsache zu erklären, dass wir zwar viele Gründe haben, so zu handeln, wie wir es taten, aber nur einer von ihnen der Grund ist, warum wir tatsächliche so gehandelt haben. Wir treffen also eine Wahl aus einer Vielzahl von Möglichkeiten.

Schriften

  • Plato's Philebus. (Dissertation). Garland Publishing, New York 1990. Neuausgabe: Routledge Library Editions 2012, ISBN 978-0415632256
  • Essays on Actions and Events. Oxford University Press, Oxford 1980. Neuausgabe: Clarendon Press 2001, ISBN 978-0199246274
    • deutsch: Handlung und Ereignis. Übersetzt von Joachim Schulte. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985 ISBN 3-518-06428-2
  • Inquiries into Truth and Interpretation, Oxford University Press, Oxford 1984, ISBN 978-0198246176
    • Deutsche Ausgabe: Wahrheit und Interpretation. Übersetzt von Joachim Schulte. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1986 ISBN 3-518-06040-6
  • Der Mythos des Subjektiven. Philosophische Essays. Reclam, Stuttgart 1993 ISBN 3-15-008845-3.
  • Subjective, Intersubjective, Objective. Oxford University Press, Oxford 2001, ISBN 978-0198237525
    • deutsch: Subjektiv, intersubjektiv, objektiv. Übersetzt von Joachim Schulte. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004 ISBN 3-518-58387-5
  • Problems of Rationality: Philosophical Essays Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 978-0198237549
    • deutsch: Probleme der Rationalität. Übersetzt von Joachim Schulte. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2006 ISBN 3-518-58471-5.
  • Truth, Language, and History. Philosophical Essays. Oxford University Press, Oxford 2005, ISBN 978-0198237563
    • deutsch: Wahrheit, Sprache und Geschichte. Übersetzt von Joachim Schulte. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2008 ISBN 3-518-58506-1
  • Wozu Wahrheit? Eine Debatte. Donald Davidson u. Richard Rorty. Hrsg. v. Mike Sandbothe. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005 ISBN 978-3-518-29291-4.
  • Truth and Predication. Harvard University Press, Harvard 2005 ISBN 0-674-01525-8.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Donald Davidson: Mental Events. In L. Foster & J. W. Swanson (eds.), Essays on Actions and Events. Clarendon Press (1970). pp. 207-224 pdf