Gewöhnliche Berberitze (Berberis vulgaris)

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Gewöhnliche Berberitze

Gewöhnliche Berberitze (Berberis vulgaris)

Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Eudikotyledonen
Ordnung: Hahnenfußartige (Ranunculales)
Familie: Berberitzengewächse (Berberidaceae)
Gattung: Berberitzen (Berberis)
Art: Gewöhnliche Berberitze
Berberis vulgaris
L.
Illustration
Berberitzenstrauch

Die Gewöhnliche Berberitze (Berberis vulgaris) auch Sauerdorn, Essigbeere oder Echte Berberitze genannt, ist ein Strauch aus der Familie der Berberitzengewächse (Berberidaceae). Die Gewöhnliche Berberitze ist in Europa und Asien verbreitet. Der deutsche Name stammt von mittellateinisch berbaris, aus arabisch barbarīs. Die Art ist der bekannteste Vertreter der Gattung der Berberitzen (Berberis).

Beschreibung

Es handelt sich um einen sommergrünen, mit Blattdornen bewehrten Strauch, der Wuchshöhen von 1 bis 3 Metern erreicht. Die Zweige weisen ein- bis siebenteilige Dornen (umgewandelte Blätter der Langtriebe) auf, aus deren Achseln Laubblätter an Kurztrieben entspringen. An der Sprossbasis werden drei- und mehrteilige, an der Sprossspitze nur einteilige Dornblätter ausgebildet. An Schösslingen lässt sich anhand von Übergangsblättern die Entstehung der Dornblätter aus normalen Laubblättern verfolgen. Die Rinde ist äußerlich gelbbraun bis grau, innerlich leuchtend gelb.

Die Blüten sind gelbe, halbkugelig-glockige nektarführende Scheibenblumen. Sie finden sich in bis zu dreißigblütigen hängenden traubigen Blütenständen, die sich als Langtriebe endständig an Kurztrieben befinden. Die Blüten besitzen sechs gelbe, kelchartige Perigonblätter, sechs ebenfalls gelbe, kronblattartige Nektarblätter mit basalen Nektardrüsen und, vor diesen stehend, sechs Staubblätter mit klappig aufspringenden Staubbeuteln. Die Staubfäden sind im unteren Teil der Innenseite druckempfindlich (Seismonastie). Es liegt ein Turgormechanismus mit einer Alles-oder-Nichts-Reaktion vor: Ab einem bestimmten Druck erfolgt in 110 Sekunde eine schlagartige (reversible) Bewegung der Staubblätter zum Griffel hin. Dadurch wird der klebrige Pollen auf die bestäubenden Insekten gedrückt. Vor dem Abblühen erfolgt auch spontane Selbstbestäubung. Der intensive spermatische Geruch der Blüten wird von manchen als unangenehm empfunden.

Die Blütezeit reicht von Mai bis Juni.

Die Früchte sind scharlachrote, bis zu einen Zentimeter lange Beeren. Diese sind genießbar, aber durch den Gehalt an sechs Prozent Äpfelsäure und anderen Fruchtsäuren sehr sauer. Die ab August roten Früchte sind z. T. Wintersteher, es findet Verdauungsverbreitung der Samen durch Vögel statt. In den Früchten werden ein oder zwei Samen ausgebildet, selten befinden sich mehr als zwei Samen in einer Frucht.

Die Chromosomenzahl der Art ist 2n = 28.

Ökologie

Die Blüten sind homogam, das heißt Staubblätter und Narben reifen gleichzeitig heran. Die Nektar sammelnden InsektenFliegen, Hautflügler und Käfer – besuchen die waagrecht bis schräg abwärts gerichteten und dadurch vom Regen geschützten Blüten. Im ungereizten Zustand sind die Staubblätter von den konkaven Kronblättern völlig umhüllt. Saugt nun ein Insekt am Grunde der Blüte den Nektar auf, wird das Staubblatt gereizt und schlägt mit der geöffneten Anthere auf den Kopf des Tieres. In der Regel verlässt das Insekt hierauf die Blüte und besucht eine andere, dort bleibt der Pollen am klebrigen Rand der als Scheibe auf dem Fruchtknoten sitzenden Narbe hängen und bewirkt die Fremdbestäubung. Bei ausbleibendem Insektenbesuch berühren beim Verwelken der Blüte die Antheren von allein die Narben, dadurch kommt es zur Selbstbestäubung.

Die Gewöhnliche Berberitze ist der Zwischenwirt des Getreiderostes. Er verursacht im Sommer die rostroten Pusteln auf der Unterseite der Blätter.

Die Früchte werden von Vögeln gefressen, die Samen später wieder ausgeschieden und so ausgebreitet.

Die Dornen dienen der Vermeidung von Tierverbiss. Die Berberitze zählt zu den SO2-empfindlichen Straucharten.

Einer Studie zufolge ist Berberis vulgaris in der Lage, bei einem Insektenbefall durch die Sauerdorn-Bohrfliege (Rhagoletis meigenii) befallenen Samen abzutöten. Dabei unterscheidet die Pflanze sogar zwischen Früchten mit einem oder zwei Samen. Nur bei befallenen Früchten mit zwei Samen wird vorbeugend einer abgetötet, um die Larve der Bohrfliege an der Entwicklung und dem unweigerlichen Auffressen beider Samen zu hindern. Ist nur ein Same in der befallenen Frucht angelegt, unterbleibt das Abtöten des Samens, um die Chance zur Fortpflanzung zu nutzen, falls die Larve aus anderen Gründen absterben sollte.

Giftigkeit

Mit Ausnahme der Beeren ist die ganze Pflanze giftig, besonders die Wurzel; der Alkaloidgehalt von zirka 15 Prozent ist in der Wurzelrinde am größten.

Die giftigen Hauptwirkstoffe sind etwa 1–3 Prozent Berberin, weiterhin Jatrorhizin, Palmatin, Columbamin, Isotetrandin, Magnoflorin und Berbamin.

Vergiftungserscheinungen sind: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Nierenreizung, Nephritis. Nach Literaturangaben waren vorwiegend Ein- bis Fünfjährige in den Monaten Mai bis Januar betroffen, nur bei 10 Prozent der Kinder traten Symptome im Magen- und Darmbereich auf.

Vorkommen

Die Berberitze kommt in West-, Mittel- und Südeuropa natürlich vor, nicht aber auf den britischen Inseln und Skandinavien. Nach Osten reicht die Verbreitung bis zum Kaukasus. In den Alpen steigt die Berberitze bis in 2500 Meter Seehöhe. In den Allgäuer Alpen kommt sie nur bis zu 1900 m Meereshöhe im Tiroler Teil am Südfuß der Roten Flüh vor.

Diese Art bevorzugt kalkhaltige, trockene bis mäßig feuchte Standorte sowohl im Licht als auch im Halbschatten. Sie bevorzugt Waldränder, Gebüsche, lichte Auen. Nach Ellenberg ist sie eine Halblichtpflanze, subozeanisch verbreitet, auf stickstoffarmen Standorten wachsend und eine Verbandscharakterart wärmeliebender Berberitzengebüsche (Berberidion vulgaris).

Allgemeine Verbreitung

Die Gewöhnliche Berberitze ist eine südeuropäisch- westasiatische Pflanze. Die Nordgrenze ihres Areals liegt bei Schottland, Norwegen (Trondheim), Südschweden und dem Baltikum; die Ostgrenze liegt im unteren Wolga-Gebiet, im Kaukasus und im Nordiran; die Südgrenze in Südspanien, Mittelitalien, Nordgriechenland und in Kleinasien.

Siehe auch

Literatur

  • Peter Schütt, Horst Weisgerber u. a.: Enzyklopädie der Sträucher. Nikol Verlagsgesellschaft, Hamburg 2006, ISBN 3-937872-40-X.
  • M. A. Fischer, W. Adler, K. Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2. Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der OÖ Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.
  • D. Aichele, H.-W. Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.
  • Reinhold Erlbeck, Ilse Haseder, Gerhard K. F. Stinglwagner: Das Kosmos Wald und Forst Lexikon. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-09316-6.
  • Heinz Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen. 5. Auflage. Ulmer-Verlag, Stuttgart 1996, ISBN 3-8001-2696-6.
  • Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. 6. Auflage. Quelle & Meyer-Verlag, 2005, ISBN 3-494-01397-7.
  • Margot Spohn, Marianne Golte-Bechtle: Was blüht denn da? Enzyklopädie, Kosmosverlag, 2005.
  • Lutz Roth, Max Daunderer, Karl Kormann: Giftpflanzen Pflanzengifte. 6. überarbeitete Auflage. Nikol-Verlag, Hamburg 2012
  • Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 1: Allgemeiner Teil, Spezieller Teil (Pteridophyta, Spermatophyta): Lycopodiaceae bis Plumbaginaceae. 2., ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart 1993, ISBN 3-8001-3322-9.
  • Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas, Franckh-Kosmos-Verlag, 2. überarbeitete Auflage 1994, 2000, Band 2, ISBN 3- 440-08048-X

Weblinks

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