Eine freie Initiative von Menschen bei anthrowiki.at, anthro.world, biodyn.wiki und steiner.wiki mit online Lesekreisen, Übungsgruppen, Vorträgen ... |
Wie Sie die Entwicklung von AnthroWiki durch Ihre Spende unterstützen können, erfahren Sie hier. |
Use Google Translate for a raw translation of our pages into more than 100 languages. Please note that some mistranslations can occur due to machine translation. |
Josef Breuer
Josef Breuer bzw. Joseph Breuer (* 15. Januar 1842 in Wien, Kaisertum Österreich; † 20. Juni 1925 in Wien, Republik Österreich) war ein österreichischer Arzt, Internist, Physiologe und Philosoph. Neben Sigmund Freud gilt er als Mitbegründer der Psychoanalyse.
Leben
Josef Breuer wuchs als der ältere von zwei Söhnen eines Religionslehrers der Jüdischen Gemeinde, Leopold Breuer, und dessen Frau Bertha geb. Semler in Wien auf. Nach der Matura und dem Studium in der Heimatstadt, wo er sich unter dem Einfluss von Ernst Wilhelm von Brücke insbesondere mit der Physiologie[1] beschäftigte, wurde er 1867 mit 22 Jahren zum Doktor der Medizin promoviert. 1868 heiratete er Mathilde Altmann (1846–1931); aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor.
Er habilitierte sich in Physiologie und forschte über den Gleichgewichtssinn (Mach-Breuersche-Strömungstheorie der Endolymphe des Innenohres), die Temperaturregelung und die Atmung (Hering-Breuer-Reflex). Nach dem Tod seines Lehrers Oppolzer ließ er sich als praktischer Arzt nieder. Namhafte Kollegen der medizinischen Fakultät Wien und zahlreiche Größen der Wiener Gesellschaft waren seine Patienten.
Die Erfahrungen, die Josef Breuer 1880/1881 bei der Behandlung der Bertha Pappenheim (Pseudonym: Anna O.) sammelte, bildeten die Grundlage für die mit Sigmund Freud im Jahr 1895 zusammen herausgebrachten „Studien über Hysterie“ (zuvor bereits gemeinsam publiziert: „Über den psychischen Mechanismus hysterischer Phänomene“; 1893). Diese Schrift (und die zugrundeliegende Fallgeschichte) wurde von Freud selbst als Wurzel und Ausgangspunkt der Psychoanalyse bezeichnet.
Im Gegensatz zu der in der Publikation behaupteten vollständigen Heilung der Patientin litt diese weiterhin unter schwerwiegenden psychischen Störungen und musste sich in den folgenden Jahren noch mehrmals stationären Therapien unterziehen.
Josef Breuer wurde auf dem Döblinger Friedhof bestattet.[2]
Schriften (Auswahl)
- Zwei Fälle von Hydrophobie. In: Wiener medizinische Wochenschrift 18 (1868). Sp. 178 f., 210–213.
- Das Verhalten der Eigenwärme in Krankheiten. In: Wiener medizinische Wochenschrift 18 (1868). Sp. 982–985, 998–1002.
- Die Selbststeuerung der Athmung durch den Nervus vagus. In: Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften Wien, math.-naturw. Kl. 58/2 (1868), S. 909–937.
- Bemerkungen zu Senators „Beiträge zur Lehre von der Eigenwärme und dem Fieber“. In: Arch. path. Anat., Berlin 46 (1969), S. 391 f.
- Über Bogengänge des Labyrinths. In: Allg. Wien. med. Ztg. 18 (1873), S. 598, 606.
- Über die Function der Bogengänge des Ohrlabyrinthes. In: Med. Jb., Wien 1874. S. 72–124.
- Zur Lehre vom statischen Sinne (Gleichgewichtsorgan). Vorläufige Mittheilung. In: Anz. Ges. Ärzte, Wien 1873. Nr. 9 (17. Dezember 1873), S. 31–33.
- Beiträge zur Lehre vom statischen Sinne (Gleichgewichtsorgan, Vestibularapparat des Ohrlabyrinths). Zweite Mittheilung. In: Med. Jb., Wien 1875. S. 87–156.
- Neue Versuche an den Ohrbogengängen. In: Arch. Physiol. 44 (1889), S. 135–152.
- Über die Funktion der Otolithen-Apparate. In: Arch. Physiol. 48 (1891), S. 195–306.
- Über Brommastitis. In: Wien. med. Presse 35 (1894), Sp. 1028.
- Über Bogengänge und Raumsinn. In: Arch. Physiol. 68 (1897), S. 596–648.
- Die Krisis des Darwinismus und die Teleologie. Vortrag, gehalten am 2. Mai 1902. In: Vorträge und Besprechungen. (1902), S. 43–64. Nachdruck der Ausgabe 1902: Edition diskord, Tübingen 1986.
- Über Galvanotropismus bei Fischen. In: Zbl. Physiol., Wien 16 (1902), S. 481–483.
- Studien über den Vestibularapparat. In: Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften Wien, math.-naturw. Kl. 112/3(1903), S. 315–394.
- Über den Galvanotropismus (Galvanotaxis) bei Fischen. In: Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften Wien, math.-naturw. Kl. 114/3 (1905), S. 27–56.
- Über das Gehörorgan der Vögel. In: Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften Wien, math.-naturw. Kl. 116/3 (1907), S. 249–292.
- Bemerkungen zu Dr. H. Abels Abhandlung „über Nachempfindungen im Gebiete des kinästhetischen und statischen Sinnes“. In: Zschr. Psychol. Physiol. Sinnesorg. 45 (1907), 1. Abt., S. 78–84.
- Über Ewald's Versuch mit dem pneumatischen Hammer (Bogengangsapparat). In: Zschr. Sinnesphysiol. 42 (1908), S. 373–378.
- Curriculum vitae [1923]. In: Dr. Josef Breuer 1842–1925. Wien o. J. [1927]. S. 9–24.
- Ein telepathisches Dokument. In: Umschau 28 (1924). S. 215 f.
- Josef Breuer / Rudolf Chrobak: Zur Lehre vom Wundfieber. Experimentelle Studie. In: Med. Jb., Wien 22/4 (1867). S. 3–12.
- Josef Breuer / Sigmund Freud: Über den psychischen Mechanismus hysterischer Phänomene. Vorläufige Mittheilung. In: Neurol. Zbl. 12 (1893), S. 4–10, 43–47; zugleich in: Wien. med. Blätter 16 (1893), S. 33–35, 49–51.
- Sigmund Freud / Josef Breuer: Studien über Hysterie. Franz Deuticke, Leipzig + Wien 1895. Neudruck: 6. Auflage. Fischer, Frankfurt a. M. 1991. ISBN 3-596-10446-7
- Josef Breuer / Alois Kreidl: Über die scheinbare Drehung des Gesichtsfeldes während der Einwirkung einer Centrifugalkraft. In: Arch. Physiol. 70 (1898), S. 494–510.
- Marie von Ebner-Eschenbach / Josef Breuer: Ein Briefwechsel. 1889–1916. Bergland-Verlag, Wien 1969
Literatur
- Mikkel Borch-Jacobsen: Anna O. zum Gedächtnis. Eine hundertjährige Irreführung. Fink, München 1997, ISBN 3-7705-3229-5.
- Werner E. Gerabek: Breuer, Joseph. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 209.
- Albrecht Hirschmüller: Physiologie und Psychoanalyse in Leben und Werk Josef Breuers (= Jahrbuch der Psychoanalyse. Beiheft 4). Verlag Hans Huber, Bern 1978, ISBN 3-456-80609-4.
- Han Israëls: Der Fall Freud. Die Geburt der Psychoanalyse aus der Lüge. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 1999, ISBN 3-434-50454-0.
- Giorgio Pilleri, Josef Jakob Schnyder: Josef Breuer 1842–1925. Verlag des Hirnanatomischen Instituts, Bern 1983.
- Leopold Schönbauer: Breuer, Josef. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, S. 606 f. (Digitalisat).
- Irvin D. Yalom: Und Nietzsche weinte. Roman. Piper, Zürich 2005, ISBN 3-492-24635-4.
- Breuer Josef. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 1. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1957, S. 113 f. (Direktlinks auf S. 113, S. 114).
- Breuer, Joseph. In: Encyclopaedia Judaica. Band 4, 1973, Sp. 1365.
- Breuer, Josef. In: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Band 4: Brech–Carle. Hrsg. vom Archiv Bibliographia Judaica. Saur, München 1996, ISBN 3-598-22684-5, S. 37–41.
Weblinks
- Literatur von und über Josef Breuer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Jonathan Tennenbaum: Mehr Geist in die Hirnforschung! Das Vermächtnis von Josef Breuer
Einzelnachweise
- ↑ Werner E. Gerabek: Breuer, Joseph. 2005, S. 209.
- ↑ Grabstelle Josef Breuer, Wien, Döblinger Friedhof, Gruppe 20, Reihe 3, Nr. 3.
Dieser Artikel basiert auf einer für AnthroWiki adaptierten Fassung des Artikels Josef Breuer aus der freien Enzyklopädie de.wikipedia.org und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |