Karpokrates

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Karpokrates von Alexandria war der Gründer der gnostisch-christlichen Gruppe der Karpokratianer, die in Rom nach ihrer dortigen Führerin Marcellina auch als Marcellianer bezeichnet wurden[1]. Ob Karpokrates eine historische Person war, ist umstritten. In Bezug auf die Überlieferung durch Celsus wird Karpokrates auch mit Harpokrates gleichgesetzt.[2]

Quellen

Informationen über Karpokrates und die Karpokratianer finden sich hauptsächlich bei Irenäus von Lyon und Clemens von Alexandria. Während die Darstellung der Lehren Karpokrates' bei Irenäus wegen seiner Gegnerschaft zum Gnostizismus oft mit Misstrauen angesehen wurde, ist seine grundlegende Glaubwürdigkeit durch die Funde in Nag Hammadi weitgehend erhärtet worden.[3]

Ebenfalls erwähnt wird Karpokrates von den späteren Autoren Tertullian, Eusebius von Caesarea[4], Theodoret, und Augustinus von Hippo. Die meisten dieser Autoren berufen sich aber auf die oben genannten Quellen.

Bei der Auswertung der Quellen ist zu berücksichtigen, dass es sich bei allen Autoren um Kirchenväter handelt, die dem Gnostizismus sehr ablehnend gegenüberstanden.

Leben

Über das Leben des Karpokrates ist so wenig bekannt, dass viele Autoren zweifeln, ob es sich bei ihm um eine historische Person handelt.

Bei Irenäus sind keine Angaben zur Person des Karpokrates zu finden.

Clemens von Alexandria berichtet, dass Karpokrates aus Alexandria stamme, dass er mit einer von der Insel Kefalonia gebürtigen Alexandreia verheiratet gewesen sei, und dass er einen Sohn namens Epiphanes habe, der ebenfalls Führer der Karpokratianer gewesen und mit 17 Jahren gestorben sei.

„1. Die Anhänger des Karpokrates und des Epiphanes aber fordern, daß die Weiber allen gemeinsam seien. Sie tragen die Schuld an der schlimmsten Lästerung, die sich über den Christennamen ergossen hat.

2. Dieser Epiphanes, von dem auch Schriften vorhanden sind, war ein Sohn des Karpokrates und einer Mutter namens Alexandreia; vom Vater her war er ein Alexandriner, von der Mutter her ein Kephallenier; er lebte aber im ganzen nur siebzehn Jahre, und in Same auf Kephallenia wird er als Gott verehrt; dort sind ihm ein Tempel aus großen Steinblöcken, Altäre, heilige Bezirke und ein Museion erbaut und geweiht; und an jedem Neumond versammeln sich die Kephallenier in dem Tempel, feiern den Tag, an dem Ephiphanes unter die Götter aufgenommen wurde, als seinen Geburtstag mit Opfern, gießen ihm Trankopfer aus und schmausen, und Hymnen werden gesungen.

3. Er war bei seinem Vater in der allgemeinen Bildung und in der platonischen Philosophie unterrichtet worden und begründete die monadische (auf die einzelnen beschränkte) Gnosis, und auch die Sekte der Karpokratianer geht auf ihn zurück.“

Clemens von Alexandria: Teppiche (Stromateis) III 2,5 [3]

Die Chronik des Michael Syrus datiert Karpokrates auf die erste Hälfte des 2. Jahrhunderts.

Lehre

Die früheste und ausführlichste Beschreibung über die Lehre des Karpokrates stammt von Irenäus von Lyon (Adversus haereses I, 25,1-6). Selbst wenn man seine Existenz als gesichert annimmt, wäre es schwierig, etwas Verläßliches über seine ureigene Lehre zu sagen, da auch Irenäus die Aussagen des Karpokrates nicht von denen seiner Anhänger und Nachfolger trennt.

„Karpokrates und seine Schüler lehren, daß die Welt und was in ihr ist von Engeln gemacht sei, die viel niedriger sind als der ungezeugte Vater. Jesus sei Josephs Sohn, ähnlich den übrigen Menschen, nur gerechter als sie; seine Seele sei stark und rein geblieben in der Erinnerung an das, was sie während ihres Aufenthaltes bei dem ungezeugten Vater geschaut habe. Deshalb habe sie von ihm eine Kraft empfangen, so daß sie denen entfliehen konnte, die die Welt gemacht haben. So ging sie durch diese hindurch, wurde in allen befreit und stieg zu ihm empor. Ähnlich gehe es mit den Seelen, die seiner Seele ähnlich sind. Die Seele Jesu wurde in den Lebensgewohnheiten der Juden erzogen, verachtete jedoch diese und empfing deshalb besondere Kräfte, durch die sie die strafbaren Leidenschaften des Menschen überwand.“

Irenäus von Lyon: Contra Haereses I 25,1 [4]

Viele Karpokratianer verstiegen sich laut Irenäus so weit, zu behaupten, Jesus gleich zu sein, ja sogar ihn übertreffen zu können.

„Zaubereien, Beschwörungen, Liebestränke und -feiern, Gespenstererscheinungen und Traumgeister und die andern schwarzen Künste treiben sie gleichfalls, indem sie sagen, sie hätten die Macht, über die Fürsten und Schöpfer dieser Welt zu herrschen und darüber hinaus über alle Geschöpfe in der Welt. Wahrlich, der Teufel hat sie wie die Heiden zur Lästerung des heiligen Namens der Kirche ausgesandt, damit die Menschen ihre Ohren abwenden von der Verkündigung der Wahrheit, wenn sie ihre verschiedenen Lehrweisen vernehmen und meinen, wir alle seien von jener Art...“

Irenäus von Lyon: Contra Haereses I 25,3 [5]

Auch hätten die Karokratianern die Reinkarnation gelehrt:

„Das habe Jesus mit dem Gleichnis angedeutet: „Wenn du mit deinem Gegner auf dem Wege bist, gib dir Mühe, von ihm frei zu werden, damit er dich nicht etwa dem Richter übergebe und der Richter dem Diener und er dich in den Kerker werfe. Wahrlich, ich sage dir, du wirst von da nicht herauskommen, bis du den letzten Heller bezahlt hast“[5] . Der Gegner, das sei einer von den Engeln der Welt, den sie den Teufel nennen, der dazu geschaffen ist, daß er die verlorenen Seelen aus der Welt zum Fürsten führe, dem ersten von den Engeln, die die Welt gemacht haben. Der übergebe solche Seelen einem andern Engel, der ihm dient, damit er sie in andere Körper einschließe, denn ein Kerker sei der Körper. Und das Wort: „Du wirst von dort nicht herauskommen, bis du den letzten Heller bezahlt hast“ bedeute, daß er von der Macht der Engel, die die Welt gemacht haben, nicht loskommen werde. Vielmehr werde er in andere Körper versetzt, bis er jede Tat verübt hat, die es in der Welt gibt, und erst wenn daran gar nichts mehr fehlt, dann sei die Seele frei und ledig für jenen Gott, der über den Fürsten der Welt steht. So würden also die Seelen erlöst und befreit, indem sie entweder gleich von vornherein beim erstenmal sich in allen Handlungen betätigt hätten, oder indem sie von Körper zu Körper wandernd und in jede Art des Lebens versenkt, ihre Schuld abgetragen und erfüllt hätten. Dann brauchten sie nicht mehr in einem Körper zu weilen.“

Irenäus von Lyon: Contra Haereses I 25,4 [6]

Karpokratianer

Nach Origenes wurde die Lehre der Karpokratianer in der Zeit von Bischof Anicetus (ca. 154-166) von einer Frau namens Marcellina nach Rom gebracht, die auch in Rom die Führerin der Karpokratianer gewesen sei. Irenäus berichtet, dass diese Gruppe nach ihrer Führerin auch Marcellianer genannt würden und dass sie sich als Gnostiker bezeichneten.

Die Karpokratianer in Alexandria sind vermutlich 202 während der Christenverfolgung unter Septimius Severus vernichtet worden.[6]

Quellen

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Irenäus von Lyon: Contra Haereses I 25,6 [1]
  2. Clemens Scholten: Art. Karpokrates (Karpokratianer). In: Reallexikon für Antike und Christentum. Bd. 20. Hiersemann, Stuttgart 2004, Sp. 175.
  3. Vgl. Robert McLachlan Wilson: Art. Gnosis. In: Theologische Realenzyklopädie. Bd. 13. Walter de Gruyter, Berlin/New York 1994, S. 542–548.
  4. vgl. Eusebius von Cäsarea: Historia Ecclesiastica IV 7 [2]
  5. Vgl. Lk 12,58-59 EU
  6. Caspar Detlef Gustav Müller: Art. Alexandrien I. In: Theologische Realenzyklopädie. Bd. 2. Walter de Gruyter, Berlin/New York 1978, S. 253.


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