gemeinsam neue Wege der Erkenntnis gehen
Eine freie Initiative von Menschen bei anthrowiki.at anthrowiki.at, anthro.world anthro.world, biodyn.wiki biodyn.wiki und steiner.wiki steiner.wiki
mit online Lesekreisen, Übungsgruppen, Vorträgen ...
Wie Sie die Entwicklung von AnthroWiki durch Ihre Spende unterstützen können, erfahren Sie hier.

Use Google Translate for a raw translation of our pages into more than 100 languages.
Please note that some mistranslations can occur due to machine translation.
Alle Banner auf einen Klick

Konsumorientierte Steuerreform

Aus AnthroWiki

Das Steuerrecht sollte, wie Rudolf Steiner nachdrücklich gezeigt hat, zur Gesundung des sozialen Organismus dahingehend reformiert werden, dass von der Einkommensbesteuerung zur reinen Ausgabenbesteuerung übergegangen wird. Nur dann entspräche die Besteuerung der volkswirtschaftlichen Realität. Das Einkommen selbst stelle nämlich noch gar keinen realen Wert dar; der entstehe erst, wenn das Geld ausgegeben wird - und hier müsse darum auch die Besteuerung ansetzen.

„Man wird einsehen, daß es für das soziale Leben als solches, für das Leben des Menschen im sozialen Organismus bedeutungslos ist, wenn der Mensch Geld einnimmt. Denn indem der Mensch Geld einnimmt, sondert er sich aus dem sozialen Organismus heraus, und dem sozialen Organismus kann das höchst gleichgültig sein. Es hat nämlich gar keine Bedeutung für seine Funktionen, was der Mensch einnimmt, sondern der Mensch wird erst ein soziales Wesen, indem er ausgibt. Beim Ausgeben erst fängt der Mensch an in sozialer Weise zu wirken. Und da handelt es sich darum, daß gerade beim Ausgeben - ich denke nicht an indirekte Steuern, sondern an Ausgabensteuern, was davon ganz verschieden ist -, daß gerade beim Ausgeben das Steuerzahlen einsetzen muß.“ (Lit.: GA 189, S. 112)

Unter der Prämisse, dass der Konsum gleich dem Arbeitseinkommen und dem Kapitaleinkommen abzüglich der Ersparnisse ist, lassen sich zwei verschiedene Wege der konsumorientierten Besteuerung veranschaulichen:

  • das Konzept der Sparbereinigung
  • das Konzept der Zinsbereinigung

Das Konzept der Sparbereinigung besagt, dass nur Ausgaben für den laufenden Konsum besteuert werden sollen, nicht jedoch der Teil der gespart wird. Der gesparte Teil wird dann steuerpflichtig, wenn die Ersparnisse für Konsumzwecke aufgelöst werden. Auf Unternehmensebene wären die Ersparnisse in Form von einbehaltenen Gewinnen ebenfalls steuerfrei und würden erst bei ihrer Verwendung zum Konsum besteuert, was durch eine anrechenbare Ausschüttungssteuer sichergestellt wäre. Diese Ausschüttungssteuer wurde erstmals in den 50er Jahren von Nicholas Kaldor [1] in Indien und Sri Lanka eingeführt, jedoch aufgrund administrativer Unzulänglichkeiten bald wieder abgeschafft. In Österreich sieht das Steuerrecht gegenwärtig eine teilweise sparbereinigte Einkommensbesteuerung, nämlich für gesetzliche und betriebliche Alterspensionen, vor.

Aus administrativen Gründen ist allerdings das Konzept der Zinsbereinigung häufig einfacher. Bei diesem Konzept wird das Einkommen zuerst vollständig, das heißt auch der Sparanteil, versteuert, die späteren Zinserträge sind dafür dann steuerfrei. Ökonomisch gesehen ist es irrelevant, welche dieser beiden Methoden angewandt wird, da sie zu einem gleich hohen Konsum führen. Der Unterschied besteht nur darin, dass der zeitliche Zugriff der Steuer ein anderer ist. Im Vergleich zwischen konsumorientierten und einkommensorientierten Steuersystem ist folgendes festzustellen. Unter der Annahme, dass Kapitalvermögen entstehen, wenn Menschen weniger konsumieren bzw. sparen, kann dieses Vermögen so etwas wie die „geronnene Leistungsfähigkeit“ bzw. als „Konsumverzicht“ eines Individuums im Laufe seines Lebens angesehen werden. Aus dem angesammelten Kapital entstehen Gewinne und Zinsen. Die traditionelle Einkommensteuer führt durch die zusätzliche Besteuerung dieser Gewinne und Zinsen, welche den Konsumverzicht zu einer gewissen Periode oder Perioden darstellen, eigentliche eine doppelte Besteuerung durch.

Die zins- und sparbereinigte Methode im konsumorientierten Steuersystem im Vergleich

Das untenstehende Beispiel eines sparenden Arbeitnehmers zeigt, dass sowohl die Sparbereinigung als auch die Zinsbereinigung eines konsumorientierten Steuersystems zum gleichen Vermögen führen, das für den Konsum zur Verfügung stehen würde. Aufgrund der doppelten Besteuerung im traditionellen Steuersystem wäre das zum Konsum verfügbare Vermögen natürlich geringer.

Jahr Jahr
Einkommen für Sparzwecke Steuer (Annahme 40 %) für Konsum verfügbar Zinsen (Annahme 5 %) Sparkapital Steuer (Annahme 40 %) für Konsum verfügbar
Sparbereinigte Einkommensteuer 10.000 - 10.000 500 10.500 4.200 6.300
Zinsbereinigte Einkommensteuer 10.000 4.000 6.000 300 6.300 - 6.300

Quelle: [2]

Siehe auch

Literatur

Zur konsumorientierten Steuerreform

Einzelnachweise

  1. Kaldor, N., An Expenditure Tax, Unwin University Books, London 1955
  2. Rose, M. / Wagner F. W. / Wenger, E. Vorschläge zu einer konsumorientierten Reform der Einkommens- und Gewinnbesteuerung, Klaus Tschira Stiftung, 2003