Kynismus

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Diogenes in der Tonne – Gemälde von Jean-Léon Gérôme (1860)

Der Kynismus (griech. κυνισμός, kynismós, wörtlich „Hundigkeit“) war eine philosophische Strömung der Antike, die eine natürliche, oft als schamlos empfundene Lebensweise, völlige Bedürfnislosigkeit und einen ethischen Skeptizismus propagierte. Die bedeutensten Kyniker waren Antisthenes und sein Schüler Diogenes von Sinope.

„Die Kyniker, deren hauptsächlichste Persönlichkeit Diogenes von Sinope ist, beschäftigen sich mit der Frage nach einem naturgemäßen Leben. Wie soll der Mensch leben, damit sein Leben dem nicht widerspricht, was die Natur an Anlagen und Fähigkeiten in ihn gelegt hat? Die Kyniker wollten alles Verkünstelte, Unnatürliche aus dem Leben entfernen. Daß ihnen vor allem die größte Einfachheit als das Beste erschien, ist erklärlich. Natürlich ist, was allen Menschen ein gemeinsames Bedürfnis ist. Der Proletarier kam in dieser Lebensauffassung zu seinem Recht. Man kann sich daher denken, daß den sogenannten höheren Ständen diese Philosophie wenig gefiel. Was die Kyniker forderten, stimmte ja mit den künstlich geschaffenen Bedürfnissen nicht überein. Während ursprünglich der Name Kyniker nur von der Lehranstalt - Kynosarges - herrührte, wo die Kyniker Unterricht gaben, bekam er später einen verächtlichen Beigeschmack. Neben den Kynikern wirkten die Kyrenaiker und die Megariker.“ (Lit.:GA 51, S. 31f)

Von Diogenes, der in einem Fass gelebt haben soll, sind zahlreiche Anekdoten überliefert. So schreibt etwa Diogenes Laertios, dass sich Alexander der Große bei Diogenes so vorgestellt haben soll: „Ich bin Alexander, der große König.“ Worauf Diogenes gesagt haben soll: „Und ich Diogenes, der Hund.“[1] Plutarch berichtet:

„Die Griechen [...] beschlossen, mit Alexander gegen die Perser einen Kriegszug zu unternehmen, wobei er auch zum Oberfeldherrn ernannt worden war. Da bei dieser Gelegenheit viele Staatsmänner und Philosophen ihm die Aufwartung machten und Glück wünschten, dachte er, daß auch Diogenes von Sinope, der sich eben in Korinth aufhielt, ein Gleiches tun würde. Aber dieser blieb ungestört in seiner Ruhe im Kraneion [Platz in Korinth], ohne sich im Geringsten um Alexander zu kümmern; daher begab der sich zu Diogenes hin. Diogenes lag eben an der Sonne. Als aber so viele Leute auf ihn zukamen, reckte er sich ein wenig in die Höhe und sah Alexander starr an. Dieser grüßte ihn freundlich und fragte, womit er ihm dienen könnte. ‚Geh mir nur‘, versetzte er, ‚ein wenig aus der Sonne!‘ Davon soll Alexander so sehr betroffen gewesen sein und, ungeachtet der ihm bewiesenen Verachtung, den Stolz und die Seelengröße des Mannes so sehr bewundert haben, daß er, als seine Begleiter beim Weggehen darüber scherzten und lachten, ausrief: ‚Wahrlich, wäre ich nicht Alexander, ich möchte wohl Diogenes sein.‘“

Plutarch: Alexandros 14

Siehe auch

Literatur

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Einzelnachweise

  1. Diogenes Laertios, Über Leben und Lehren der Philosophen 6,60.