Mythologie

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Die Mythologie ist die systematische Beschäftigung mit Mythen oder deren systematische Darlegung in literarischer, wissenschaftlicher oder religiöser Form.

Etymologie

Das griechische Wort μυθολογια (mythologia) ist zusammengesetzt aus den Worten μυθοι (mythoi = „Geschichten“) und λέγειν (legein = „erzählen“). Das deutsche Wort „Mythologie“ erscheint erstmals 1712 in dem Buch Die teutsche Mythologie oder Beschreibung heidnischer Götter.[1]

Begriff

Mythologie kann weiter gefasst sein als nur die Gesamtheit der Mythen eines Volkes, einer Region oder einer sozialen Gruppe. Häufig wird mit Mythologie entsprechend dem veralteten Begriff Sagenwelt die Gesamtheit der Mythen nach der Zugehörigkeit zu einer Kultur bzw. einem Volk gemeint. Daneben lassen sich Mythen zu verschiedenen Themen kulturübergreifend behandeln. Man erhält so Unterteilungen wie z. B. Astralmythologie, Zahlenmythologie, Eschatologie.

Mythologie beschäftigt sich aber auch mit der Frage nach der Herkunft der Mythen und deren Verhältnis zu anderen Erzählformen wie Legende, Märchen, Sage, Epos. Besonders Märchen werden mitunter als degradierte Mythen angesehen. Die Entwicklung der Mythen als erzählerische Gattung und auch deren Transformation zu Märchen ist Gegenstand der Narratologie. Die Entstehung von Mythen ist auch Gegenstand der Psychologie, besonders der einst modernen Völkerpsychologie.

Soweit der Gegenstand der Mythen religiös gesehen wird, ist deren Erforschung eng mit der Religionsgeschichte verbunden. Informationen aus Mythen sind wichtig zur Rekonstruktion religiöser Vorstellungen, die manchmal Inhalte unterschiedlicher mythologischer Ursprünge zu einem System verbinden. Joseph Campbell wies darauf hin, dass aus religiöser Sicht „Mythos“ als „die Religion anderer Leute“ definiert werden kann. Insofern sei Religion „missverstandene Mythologie“; das Missverständnis bestehe darin, dass „mythische Metaphern als Hinweise auf unumstößliche Tatsachen interpretiert werden“.[2]

Zentrale Themen von kosmogonischen Mythen sind die Erschaffung der Welt (Schöpfungsgeschichte) aus dem Urmeer, die Ordnung der Welt um einen Weltenberg sowie Prozesse der Zerstörung und die anschließende Erneuerung dieser Ordnung, häufig in Verbindung mit dem Kampf unterschiedlicher Mächte (sowohl konkreter Göttergestalten, Himmel und Erde, als auch abstrakter Eigenschaften, wie gut und böse, hell und dunkel). Sie sind nicht als historische Wirklichkeit gedacht, sondern als Darstellung einer Struktur hinter der Wirklichkeit in sprachlichen Bildern. Als Beispiel kann die Genesis dienen.

Ein anderer Schwerpunkt von Mythologien sind die Erschaffung des Urmenschen und von der ersten Menschen ausgehend die genealogische Ableitung von Herrschergeschlechtern, seltener von Göttern oder von anderen Völkern hohen Ansehens. Sie dienen der religiösen Herrschaftslegitimation und dem Zusammengehörigkeitsbewusstsein von Stämmen durch das „Wir-Gefühl“ gleicher Abstammung. Als Beispiel kann die altnordische Ynglingatal dienen (siehe auch Origo gentis, Herkunftssage, Herkunftslegende).

Der britische Schriftsteller Robert Graves definierte Mythologie als „Erforschung jener religiösen oder heldenhaften Legenden, die in der Erfahrung des Studierenden so fremdartig sind, dass er sie nicht für wahr halten kann.“[3]

Literatur

Weblinks

Commons: Mythologie - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wiktionary: Mythologie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wikisource: Mythologie – Quellen und Volltexte
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 Wikipedia:Portal: Mythologie – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Mythologie

Einzelnachweise

  1. Werner Betz: Vom ,Götterwort‘ zum ,Massentraumbild‘. Zur Wortgeschichte von 'Mythos'. In: Helmut Koopmann (Hrsg.): Mythos und Mythologie in der Literatur des 19. Jahrhunderts. Vittorio Klostermann, 1979. S. 11–24.
  2. Joseph Campbell: Myths from West to East. In Alexander Eliot: Myths, S. 31. McGraw-Hill, New York 1976
  3. Richard Aldington (Hrsg.): New Larousse Encyclopedia of Mythology. Putnam, New York 1969


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