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Sündenvergebung
Durch die Sündenvergebung nimmt der Christus die objektiven Folgen unserer Sünden, die sich dem Weltgedächtnis, der Akasha-Chronik, einschreiben, auf sich. Das gilt für alle menschlichen Verfehlungen, auch für jene, die in die Zeit vor dem Erdenleben des Christus fallen und ist auch unabhängig davon, ob sich der Mensch dem Christus zuwendet oder nicht. Sie sind in der Akasha-Chronik dann aber nur mehr dem sichtbar, der sich mit dem Christus-Impuls verbunden hat. Dies ist ein Teil dessen, was im konfessionellen Christentum die „Gnade der Sündenvergebung“ genannt wird.
„Es gibt keine andere Möglichkeit als dieses Hinblicken auf das Mysterium von Golgatha, um der Erbsünde entgegenzuwirken. Um dieser Erbsünde entgegenzuwirken, meine lieben Freunde, da gibt es keine Selbsterlösung, da gibt es eben nur die Erlösung durch den Christus, die Erlösung durch den Anblick des durch das Mysterium von Golgatha gehenden Christus.“ (Lit.: GA 343a, S. 400)
Die Sündenvergebung enthebt den Menschen allerdings keineswegs davon, die karmischen Rückwirkungen seiner Verfehlungen auf seine eigene Wesenheit im Zuge des Reinkarnationsgeschehens auszugleichen.
„«Alle Sünden werden euch vergeben werden, nur nicht die wider den Geist», das heißt: gegen Karma. Was nicht am Karma hängt, davon ist der Mensch gerettet durch Christus. Wenn ich einem Kaufmann helfen soll, der vor dem Bankrott steht, werde ich ihm sagen: Ich verderbe dir ja die Bilanz? Wer mächtig ist, kann zweien helfen, noch mehr kann helfen, wer mächtiger ist. Der Mächtigste kann allen helfen. Kein Widerspruch besteht zwischen Karma und Christentum. Was ich helfe, wirkt in des anderen Karma weiter. – Die Sünden der Nahverwandtschaft sind Erbsünden. Alles, was von der Nahverwandtschaft kommt, ist erst christlich [zu] überwinden.“ (Lit.: GA 244, S. 153)
„Die Schuld, die wir auf uns laden, die Sünde, die wir auf uns laden, die ist ja nicht bloß unsere Tatsache, sondern das ist eine objektive Weltentatsache, sie ist etwas auch für die Welt. Dasjenige, was wir verbrochen haben, das gleichen wir in unserem Karma aus; aber daß wir einem die Augen ausgestochen haben, das ist geschehen, das hat sich wirklich vollzogen, das bleibt für den objektiven Weltengang bestehen. Den Makel, den wir uns selbst zugefügt haben, gleichen wir im Karma aus, aber die objektive Weltentatsache, die bleibt bestehen, die können wir nicht auslöschen dadurch, daß wir von uns selbst die Unvollkommenheit nehmen. Wir müssen unterscheiden die Folgen einer Sünde für uns selbst, und die Folgen einer Sünde für den objektiven Weltengang. Wenn man anblickt die Zeit der Menschheitsentwickelung seit dem Mysterium von Golgatha, und man kommt, ohne durchdrungen zu sein mit der Christus-Wesenheit, an die Akasha-Chronik heran, so wird man sehr leicht irre – sehr leicht wird man irre. Denn in dieser Akasha-Chronik zeigen sich Aufzeichnungen, die sehr häufig nicht stimmen mit dem, was man in der karmischen Evolution der einzelnen Menschen findet. Nehmen wir an, im Jahre 733 meinetwillen habe irgendein Mensch gelebt und habe dazumal eine schwere Schuld auf sich geladen. Nun untersucht man die Akasha-Chronik, zunächst ohne daß man irgend etwas von einer Verbindung hat mit dem Christus. Und siehe da, man kann die betreffende Schuld nicht finden in der Akasha-Chronik. Geht man aber jetzt auf den Menschen ein, der weitergelebt hat, und untersucht sein Karma, dann findet man: Ja, auf dieses Menschen Karma ist noch etwas, was er abzutragen hat; das müßte an einem bestimmten Zeitpunkt in der Akasha-Chronik darinnen stehen; es steht aber nicht darinnen. Das kommt davon her, daß der Christus tatsächlich auf sich genommen hat die objektive Schuld. In dem Augenblick, wo ich mich mit dem Christus durchdringe, wo ich mit dem Christus die Akasha-Chronik durchforsche, finde ich die Tatsache. Christus hat sie in sein Reich genommen und trägt sie als Wesenheit weiter. Es bleibt bestehen die karmische Gerechtigkeit, aber in bezug auf die Wirkungen einer Schuld in der geistigen Welt tritt der Christus ein, der diese Schuld in sein Reich hinübernimmt und weiterträgt, und das hat nicht nur eine Bedeutung für die Zeit nach dem Mysterium von Golgatha, sondern auch für die Zeit vor dem Mysterium von Golgatha. Es ist keine bloße Legende, daß der Christus wirklich nach dem Tode zu den Toten heruntergegangen ist. Dadurch hat er aber auch etwas getan für die Seelen, die Schuld und Sünde in vorhergehenden Zeiten auf sich geladen haben.“ (Lit.: GA 155, S. 183ff)
Die Sündenvergebung des Christus ist ein freiwilliges Gnadengeschenk, das der Christus durch seine Opfertat auf Golgatha der Menschheit dargebracht hat und ohne dieses könnte sich die Erde nicht in rechter Weise in ihren nächsten Entwicklungszustand, den künftigen Jupiter, verwandeln.
„Gedenken wir des Erdenendes einmal, gedenken wir der Zeit, wann die Menschen ihre irdischen Inkarnationen werden durchgemacht haben. Die menschlichen Seelen werden ihr Karma in einer gewissen Weise ausgeglichen haben müssen. Aber stellen wir uns einmal vor, daß alle Schuld bestehen geblieben wäre in der Erde, daß alle Schuld wirken würde in der Erde. Dann würden am Ende der Erdenzeit die Menschen ankommen mit ihrem ausgeglichenen Karma, aber die Erde wäre nicht bereit, sich zum Jupiter hinüberzuentwickeln und die ganze Erdenmenschheit wäre da ohne Wohnplatz, ohne die Möglichkeit, sich hinüberzuentwickeln zum Jupiter. Daß die ganze Erde sich mitentwickelt mit den Menschen, das ist die Folge der Tat des Christus. Alles dasjenige, was für die Erde sich anhäufen würde als Schuld, das würde die Erde in die Finsternis stoßen, und wir würden keinen Planeten haben zur Weiterentwickelung. Für uns selbst können wir im Karma sorgen, nicht aber für die ganze Menschheit und nicht für dasjenige, was in der Erdenevolution mit der ganzen Menschheitsevolution zusammenhängt. Dadurch, daß der Christus auf Golgatha gestorben ist, wird der Mensch nicht sehen seine Schuldentafeln, sondern er wird den sehen, der sie übernommen hat; sehen wird er vereinigt in der Wesenheit des Christus alles dasjenige, was sonst ausgebreitet wäre in der Akasha-Chronik. Der Christus steht statt der Akasha-Chronik vor ihm.
Und wenn der Christus denjenigen, die in seinem Geiste wirken, gewissermaßen den Auftrag gegeben hat, Sünden zu vergeben, so ist damit nie und nimmer gemeint, Karma zu beeinträchtigen, wohl aber ist damit gemeint, daß gerettet wird das Erdenreich für denjenigen, der mit dem Christus in Beziehung steht, vor den Folgen, den geistigen Folgen der Schuld und Sünde, die objektive Tatsachen sind, auch wenn sie im späteren Karma ausgeglichen worden sind.“ (Lit.: GA 155, S. 186ff)
Die Vollmacht der Jünger zur Sündenvergebung
„19 Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, da die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch! 20 Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite. Da wurden die Jünger froh, dass sie den Herrn sahen. 21 Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. 22 Und als er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmt hin den Heiligen Geist! 23 Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.“
„Nehmen wir das alles zusammen, meine lieben Freunde, und gedenken wir von diesem Gesichtspunkte aus des Christus-Wortes, mit dem er hinausschickte seine Jünger in die Welt, zu verkündigen seinen Namen und in seinem Namen die Sünden zu vergeben. (Johannes 20,23) Warum in seinem Namen die Sünden zu vergeben? Weil diese Sündenvergebung mit seinem Namen zusammenhängt; weil die Sünde nur getilgt und zu lebendigem Leben umgeschaffen werden kann, wenn der Christus mit unseren Erdenresten verbunden sein kann, wenn wir ihn zuerst während unseres Erdendaseins im Sinne des Paulinischen Wortes: «Nicht ich, sondern der Christus in mir» in uns getragen haben. [...]
Wenn in irgendeinem religiösen Bekenntnis, gleichsam im Auftrage Christi einer seiner Diener spricht von Vergebung der Sünden, so heißt das nichts anderes als: derjenige, der mit seinen Worten der Sündenvergebung anknüpft an die Vergebung der Sünden durch den Christus, der deutet der Seele, die getröstet sein will, an: Ja, ich habe gesehen, du hast dein lebendiges Verhältnis zu dem Christus entwickelt, du vereinigst mit dem, was objektive Sünde und Schuld ist und einziehen soll als objektive Sünde und Schuld in deine Erdenreste, dasjenige, was dir der Christus ist. Weil ich erkannt habe, daß du dich durchdrungen hast mit dem Christus, so darf ich sagen: «Deine Sünden sind dir vergeben.»
Immer ist stillschweigend darinnen, daß derjenige, der in irgendeinem religiösen Bekenntnis von Sündenvergebung spricht, sich die Überzeugung verschafft hat: Der Betreffende hält es mit seinem Christus, er will seinen Christus in seinem Herzen und seiner Seele tragen. Deshalb darf er ihn trösten, wenn der andere schuldbewußt ihm entgegentritt: Der Christus wird dir verzeihen, und ich darf dir sagen, daß dir in seinem Namen deine Sünden vergeben sind.“ (Lit.: GA 155, S. 208)
Siehe auch
Literatur
- Rudolf Steiner: Christus und die menschliche Seele, GA 155 (1994), ISBN 3-7274-1550-9 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Fragenbeantwortungen und Interviews, GA 244 (2022), ISBN 978-3-7274-2440-3
- Rudolf Steiner: Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, II, GA 343a (1993), ISBN 3-7274-3430-9 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, II. Dokumentarische Ergänzungen GA 343b pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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