Weisheit, Schönheit und Güte

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Weisheit, Schönheit und Güte (oder Stärke bzw. Gewalt) sind die höchsten Ideale der Menschheitsentwicklung und die drei großen Tugenden der Eingeweihten, durch die sie auf dem Schulungsweg die Seelenkräfte des Denkens, Fühlens und Wollens und ihre drei Leibeshüllen, den Astralleib, den Ätherleib und den physischen Leib verwandeln und zu den höheren geistigen Wesensgliedern, also zu Manas, Buddhi und Atma, veredeln.

Die drei höchsten Ideale der Menschheit

"In allen Mysterienstätten sprach der Schüler diese Worte als sein Glaubensbekenntnis aus: Weisheit - Schönheit - Stärke." (Lit.: GA 265, S. 234)

"Nun hat man in den neueren Zeiten immer diese drei höchsten Ideale der Menschheit in Zusammenhang gebracht mit den drei uns bekannten und in den verschiedensten Beziehungen betrachteten menschlichen Seelenkräften. Man hat das Ideal der Weisheit mit dem Denken oder dem Vorstellen in Zusammenhang gebracht, das Ideal der Schönheit mit dem Fühlen, das Ideal der Güte mit dem Wollen.

Weisheit kann dem Menschen nur werden in klaren Vorstellungen, in klarem Denken. Das, was Gegenstand der Kunst ist, das Schöne, kann nicht so erfaßt werden. Das Fühlen ist diejenige Seelenkraft, die vorzugsweise zu tun hat mit der Schönheit, so sagten die Seelenforscher, die Psychologen seit langer Zeit. Und das, was als das Gute in der Welt sich verwirklicht, hängt mit dem Wollen zusammen." (Lit.: GA 272, S. 194)

"Daher sagten die Rosenkreuzer: Gestalte die Welt so, daß sie in sich enthält Weisheit, Schönheit und Stärke, dann spiegelt sich in uns Weisheit, Schönheit und Stärke. Hast du die Zeit dazu benutzt, dann ziehst du selbst aus dieser Erde hinaus mit dem Spiegelbild von Weisheit, Schönheit und Stärke. Weisheit ist das Spiegelbild des Manas; Schönheit, Frömmigkeit, Güte ist das Spiegelbild der Buddhi; Stärke ist das Spiegelbild des Atma.

Zuerst entwickeln wir um uns her ein Reich der Weisheit dadurch, daß wir die Weisheit fördern. Dann entwickeln wir ein Reich der Schönheit auf allen Gebieten. Dann tritt sichtbar Weisheit auf und es spiegelt sich in uns: Buddhi. Zuletzt verleihen wir dem Ganzen physisches Dasein, Weisheit im Inneren, Schönheit nach außen. Wenn wir die Kraft haben, dies durchzusetzen, dann haben wir Stärke: Atma, die Kraft, alles das in Realität umzusetzen. So richten wir in uns die drei Reiche auf: Manas, Buddhi, Atma.

Nicht durch müßige Beschaulichkeit gelangt der Mensch auf der Erde weiter, sondern indem er der Erde Weisheit, Schönheit und Stärke einverleibt. Durch die Arbeit unseres höheren Ich gestalten wir die uns von den Göttern gegebenen vergänglichen Leiber um und schaffen uns selbst ewige Leiber." (Lit.: GA 093a, S. 177)

Verwandlung der Erde

Indem der Mensch nach Wahrheit, Schönheit und Güte strebt, verwandelt er zugleich die ganze Erde:

"Was wird die Erde einst sein? Ein Bau, den der Mensch vollendet. Und die Pflicht jedes Menschen ist, mitzuwirken an diesem Bau. In den Tempelbau müssen drei Kräfte hereingebaut werden, sonst entsteht ein Chaos, und die Säulen, auf denen dieser Tempel ruht, sind Weisheit, Schönheit, Stärke.

Weisheit, wenn er seinen Geist veredelt; Schönheit, wenn er sein Gemüt veredelt; Stärke, wenn er seinen Willen veredelt. Daher gelten diese drei Säulen als die Grundlage von allem Wirken." (Lit.: GA 265, S. 234)

"Weisheit, Schönheit, Stärke ist eigentlich nur in der geistigen Welt vorhanden, hier unten ist nur die Spiegelung davon. Wer die Worte Weisheit, Schönheit, Stärke ausspricht, der sollte eingedenk sein, daß er damit ein Glaubensbekenntnis ausspricht. «Ich glaube an eine astralische Welt» sagt er, wenn er das Wort «Weisheit» ausspricht; «ich glaube an ein unteres Devachan» heißt es, wenn er das Wort «Schönheit» ausspricht; «ich glaube an ein oberes Devachan» sagt er, wenn er das Wort «Stärke» ausspricht. Die Spiegelung von Weisheit hier unten ist die Wahrheit, die von Schönheit ist hier unten die Frömmigkeit, und die von Stärke ist hier unten die Tugend." (Lit.: GA 265, S. 234)

Überwindung der Physischen Liebe Ausbildung des Astralkörpers

Umwandlung in Manas

Veredlung des Tierreiches
Weisheit
Rhythmisierung des Atmens Ausbildung des Ätherleibes

Umwandluung in Buddhi

Höherheben des Pflanzenreichs
Schönheit
Ausstrahlen der Kundalini Ausbildung des phys. Körpers

Umwandlung in Atma

Höherheben des Mineralreiches (Lit.: GA 266a, S. 149)
Gewalt

"Der Aufstieg und die Fortentwicklung besteht nun darin, daß die Menschen die physische Liebe überwinden. Die Trennung in die beiden Geschlechter war notwendig, damit sich im Menschen der Intellekt entwickeln konnte. Er wurde dadurch in eine niedere und eine höhere Natur gespalten. Nun muß aber das, was die beiden Geschlechter zusammen verbindet, auch wieder überwunden werden. Es ist eine Stufe des Aufstiegs, wenn der Mensch die Kräfte der physischen Liebe opfert und in höhere Kräfte umwandelt. Dadurch, daß er diese niederen Kräfte opfert, kann das Höhere in ihm zutage treten. Als zweites muß er dann die Kräfte opfern, die er der Pflanzenwelt entzieht. Durch den Atmungsprozeß verbraucht der Mensch den Sauerstoff, die Lebensluft, die die Pflanzen ausatmen. Durch die Rhythmisierung des Atmungsprozesses und durch die innere Vergeistigung des Menschen wird sein Atem reiner; er enthält dann weniger Kohlensäure; die Atmosphäre um ihn herum wird dann weniger schnell verbraucht, und er entzieht den andern Lebewesen nicht so viel von dem Lebensstoff, dem Sauerstoff [...] Als Drittes lernt der Schüler das Licht bewußt zurückstrahlen. Das Kundalinilicht entwickelt er und strahlt es in die Welt. So gibt er an die Welt zurück das Licht des Mineralreichs." (Lit.: GA 266a, S. 152f)[1]

Zusammenhang mit den Wesensgliedern und den planetarischen Weltentwicklungsstufen

Die Wahrheit, die mit dem Ätherleib zusammenhängt, nahm ihren Anfang schon auf der alten Sonne und wird bereits dem neuen Jupiter zur vollendeten Weisheit geläutert sein. Die Schönheit, die unmittelbar den Astralleib ergreift, begann sich erst auf dem alten Mond zu entwickeln und wird während der künftigen Venusentwicklung vollkommen ausgereift sein. Die Güte, die Moralität, die aus dem menschlichen Ich entspringt, hat erst auf der Erde ihren Ursprung und wird sich auf dem Vulkan vollenden.

"So steht der Mensch zum Wahren, Schönen, Guten. Im Wahren öffnet er seinen Ätherleib, zunächst den Ätherteil des Kopfes, unmittelbar dem Kosmos. Im Schönen öffnet er seinen astralischen Leib unmittelbar dem Kosmos. In der Moralität öffnet er unmittelbar sein Ich dem Kosmos. Im Wahren - wir werden diese Dinge morgen weiter ausführen und dann auch die Gesetze des Lebens zwischen Geburt und Tod und auch zwischen dem Tod und einer neuen Geburt anführen -, im Wahren haben wir etwas, was am längsten schon vorbereitet ist für den Menschen. Im Schönen haben wir etwas, was verhältnismäßig kürzer vorbereitet ist; und im Moralischen haben wir etwas, was erst jetzt auf der Erde seinen Anfang nimmt. Was in der Wahrheit lebt, die sich zur Weisheit läutert, nimmt eigentlich schon während der Sonnenentwickelung seinen ersten Anfang, hat dann in einer gewissen Weise seinen Höhepunkt in der Mondenentwickelung, lebt sich weiter ein in der Erdenentwickelung, und wird im wesentlichen schon vollendet sein bei dem, was wir als die Jupiterentwickelung kennen. Da wird das menschliche Wesen mit Bezug auf den Inhalt der Weisheit einen gewissen vollen Abschluß erlangt haben. Schönheit - was eine sehr innerliche Sache für den Menschen ist - nimmt ihren Anfang während der Mondenentwickelung, setzt sich während der Erdenentwickelung fort, wird den Abschluß erlangen während der Venusentwickelung, was wir die Venusentwickelung nennen. Diese Dinge sind alle so, daß da, wo aus dem Okkulten heraus Namen gewählt werden, sie schon ihre gute Bedeutung haben. Ich nenne nicht umsonst diese Entwickelung «Venusentwickelung» ; sie wird eben mit Bezug auf die maßgeblichen Prozesse schon so genannt.

Von Moralität konnte man während der Mondenentwickelung noch nicht sprechen, denn da war der Mensch in bezug auf das, was er tat, noch in eine Notwendigkeit, fast in eine Naturnotwendigkeit eingeschaltet. Moralität beginnt erst auf der Erde. Und die Vollendung wird sie erreichen in der Vulkanentwickelung, wenn alles das, was in den Feuerprozessen des Blutes pulsiert, geläutertes Ich sein wird, von der Moralität geläutertes Ich, von der Moralität ganz ergriffenes Ich: wenn Ich-Kräfte des Menschen und Moralkräfte eines und dasselbe sein werden, und sein Blut, das heißt seine Blutwärme - denn das Materielle ist ja nur das äußere Zeichen -, wenn seine Blutwärme das heilige Feuer des Vulkans sein wird." (Lit.: GA 170, S. 74f)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelanchweise

  1. «Damit entstand bei den Menschen die physische Liebe. Dadurch konnte sich über das Reich der Menschen noch erheben das Reich der Götter. Diese leben von der physischen Liebe der Menschen, so wie Menschen und Tiere von dem Sauerstoff, den die Pflanzen ausströmen, und wie die Pflanzen von dem aus der Mineralwelt zurückgestrahlten Lichte. Es wird in der griechischen Sage erzählt, daß die Götter von Nektar und Ambrosia leben, das ist die männliche und weibliche Liebe der Menschen.
    Der Aufstieg des Menschen vollzieht sich zunächst durch die Überwindung der physischen Liebe; zweitens durch die Regelung des Atmungsprozesses, das Verzichtleisten auf das Leben der Pflanze, den Sauerstoff; drittens durch Entwicklung des Kundalinilichtes, das Zurückgeben des vom Mineralreich zurückgestrahlten Lichtes.»