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Grausamkeit

Aus AnthroWiki
Version vom 4. September 2017, 18:39 Uhr von imported>Odyssee

Grausamkeit (von mhd. grūwesam) ist eine unbarmherzige, gefühlskalte Seelenhaltung, die sich daran befriedigt, Tieren oder Menschen körperliche oder seelische oder seelisch-körperliche Qualen zuzufügen. Eine leise Vorstufe dazu ist schon die intellektuelle Grausamkeit, das beständige Kritisieren als Selbstzweck, als Mittel, um das Selbstgefühl auf Kosten anderer empfindender Lebewesen durch den Genuß an ihrem Leid und Schmerz zu stärken. Rudolf Steiner hat nachdrücklich darauf hingewiesen, dass dadurch auch der Weg zur schwarzen Magie gebahnt wird.

„... man schneidet, man kritisiert, und Kritisieren ist ja in vieler Beziehung Schneiden. Woher kommt das?

Nun, das kommt von einer ganz bestimmten menschlichen Eigenschaft, die namentlich im Gedankensystem der Gegenwart weit, weit verbreitet ist, die im Unterbewußten wurzelt, deren sich die Menschen also nicht bewußt sind: das ist die Grausamkeit. Und weil die Menschen in der Gegenwart nicht gerade den Mut haben, diese Grausamkeit äußerlich zu betreiben, sind sie grausam in Begriffen und Ideen. Und vielen Werken der Gegenwart merkt man die Grausamkeit an in der Art der Schilderung, in der Art der Darstellung, und vielem, was getan wird und gesagt wird in der Gegenwart, merkt man die Grausamkeit an, die auf dem Grund der menschlichen Seele in viel weiterer Verbreitung vorhanden ist, als man denkt. Ich habe Ihnen gesagt, daß in gewissen sogenannten schwarzmagischen Schulen die Gepflogenheit besteht, sich die Eigenschaften, die man braucht zu schwarzer Magie, dadurch anzueignen, daß man den Zögling in lebendiges Fleisch von Tieren zunächst schneiden läßt. Dadurch werden gewisse Eigenschaften der Seele anerzogen. Das kann nicht jeder machen in der Gegenwart. Aber dieselbe Lust befriedigt mancher einfach in seinem Begriffssystem, wo es zwar nicht zur schwarzen Magie führt, aber zur Zivilisation der Gegenwart. Und von dieser Eigenschaft ist vieles, vieles in der Gegenwart durchsetzt, dessen müssen wir uns klar sein. Nur dadurch, daß man auf solche Dinge wirklich achtet, kommt man zu einem vorurteilsfreien Auffassen der Welt, in die man hineingestellt ist, sonst nicht, sonst auf keinen Fall.“ (Lit.: GA 172, S. 114f)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Das Karma des Berufes des Menschen in Anknüpfung an Goethes Leben, GA 172 (2002), ISBN 3-7274-1720-X pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
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