Blindheit

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Domenico Beccafumi: Die heilige Lucia von Syrakus, Schutzpatronin der Blinden

Blindheit besteht in einem fehlenden oder nur mehr sehr gering vorhandenen Sehvermögen auf einem oder beiden Augen. Sie kann angeboren oder erworben sein und kann vielfältige organische, aber auch seelische Ursachen haben - in letzteren Fall spricht man von psychischer, psychogener oder seelischer Blindheit, die durch ein schweres Trauma ausgelöst werden kann. Auch anhaltender Stress kann Sehstörungen auslösen und durch langfristig erhöhte Cortisolwerte, die die Tätigkeit des vegetativen Nervensystems und damit auch den Blutdurchfluss negativ beeinflussen und den Augeninnendruck erhöhen, zu organischen Schädigungen der Augen und des Gehirns führen[1].

Alltägliche Phänomene sind die Unaufmerksamkeitsblindheit und die Veränderungsblindheit. Sie beruhen darauf, dass wir überhaupt nur Objekte und deren Veränderungen wahrnehmen, wenn unsere Aufmerksamkeit darauf gerichtet ist. Tatsächlich nehmen wir nur einen geringen Teil dessen bewusst wahr, was wir vor Augen haben.

Für den Umgang mit Blinden rät Rudolf Steiner in einem Brief an Willy Schlüter (12. Juli 1915):

„Mit Blinden muß man in der Unterredung jede Anspielung auf Erlebnisse, die nur dem Sehenden zugänglich sind, vermeiden. Dies ist aus dem Grunde schwierig, weil es bei dem Vermeiden gerade auf die feineren Nuancen in der Wortprägung ankommt. Man muß ganz auf einem Boden bleiben, der auf sich die Wahrnehmefähigkeit und -Welt des Blinden trägt. Nun muß man dies aber so zustande bringen, daß man in sich nicht selbst immer mit dem Gedanken arbeitet, dies oder jenes mußt du vermeiden, denn dabei taucht der Gedanke an die Blindheit des Blinden auf, und das eben soll ja nicht sein. Man muß daher im Verkehr mit Blinden eine besondere Art, sich auszusprechen, haben, auf die man sich ganz wie von selbst - wie auf eine Gewohnheit - im Verkehr mit dem Blinden einstellt. In bezug auf alles dieses ist kein beträchtlicher Unterschied zwischen Blind-Geborenen und Blind-Gewordenen. Die letzteren verstehen einen ja, auch wenn man Sehvorstellungen zugrunde legt; allein es wirkt auf sie eben ungemein seelisch-heilsam, wenn man es unterläßt. Nur darf man dabei auch nicht den Gedanken eines Sich-über-den-Blinden-Stellens haben.“ (Lit.:GA 39, S. 462f)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise