Dogmen behindern die Geisteswissenschaft

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Religöse und naturwissenschaftliche Dogmen behindern das reine Denken und die darauf aufbauende Geisteswissenschaft. Rudolf Steiner nennt u.a. folgende Beispiele:

„Aus der geschichtlichen Entwickelung der Menschheit ergibt sich die Notwendigkeit der Naturwissenschaft, und aus dem Vorhandensein der Naturwissenschaft ergibt sich die Notwendigkeit des Aufsteigens in die Geisteswissenschaft. Es ist keine Schrulle, sich zur Geisteswissenschaft im anthroposophischen Sinne hinzuwenden, sondern das ist selber eine historische Entwickelungstatsache. Nur muß man, wie gesagt, auf dünnes Eis treten, um darauf aufmerksam zu machen, wo die Hindernisse sind. Die Hindernisse sind auf der einen Seite in so etwas wie in dem Gesetz der Erhaltung der Kraft. Zwei Gesetze waren es, welche im 19. Jahrhundert in zweifacher Weise den menschlichen Intellekt beschränken wollten auf bloß dasjenige, was im Irdisch-Sinnlichen lebt, was im Materiellen lebt. Das eine Gesetz ist gegeben von einem naturwissenschaftlichen Konzil als das Gesetz von der Erhaltung der Kraft. Wenn dieses Gesetz richtig ist, dann kann die menschliche Erkenntnis nicht zur Anerkenntnis des Geistigen und der Freiheit weiter vorrücken, sondern dann muß bei einer bloßen automatischen Notwendigkeit stehengeblieben werden, dann muß bei einem bloß Seelischen, das allmählich zum Schattenhaften wird, stehengeblieben werden. Dann kann man aber auch nicht hinaus über das, was bereits das achte ökumenische Konzil von Konstantinopel 869 festgesetzt hat. Das sind die beiden Konzilien: Eines, das von naturwissenschaftlicher Seite ausgegangen ist. Das andere Konzil steht wie im polarischen Gegensatz dazu. Es ist dasjenige, das 1870 die Infallibilität des päpstlichen Stuhles, wenn der Papst ex cathedra spricht, erklärt hat. Da wird, um zur Erkenntnis zu kommen, nicht mehr appelliert an ein Geistiges, da wird appelliert an den römischen Papst, da ist der Papst derjenige, der ex cathedra entscheidet über das, was als katholisches Lehrgut wahr oder falsch sein soll. Da ist heruntergeholt aus geistigen Höhen auf die Erde, ins Materielle, die Entscheidung über Wahrheit und Irrtum. So wie ins Materielle unsere Erkenntnis untergetaucht ist durch das Gesetz von der Konstanz der Kraft, so ist ins Materielle untergetaucht die lebendige Entwickelung des Menschen im Geistigen durch das Infallibilitätsdogma. Beide gehören zusammen, beide verhalten sich wie Nord- und Südpol.“ (Lit.:GA 325, S. 159f)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.