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Kerberos (Mythologie)
Göttlicher Komödie), 1825 (National Gallery of Victoria, Melbourne)]] Kerberos (griech. Κέρβερος, latinisiert Cerberus, dt. auch Zerberus – „Dämon der Grube“, bei Plutarch Phoberos - „Der Furchtbare“) ist in der griechischen Mythologie der Höllenhund, der den Eingang zur Unterwelt bewacht, damit kein Toter herauskommt und auch kein Lebender eindringt.
Mythos
Kerberos, das Ungeheuer, wurde zumeist dreiköpfig dargestellt[1], aber auch mit einem[2], zwei[3], fünfzig[4] oder sogar mit hundert Köpfen[5]. Die Künstler und Dichter versahen ihn oft mit einem Schlangenschwanz bzw. einer Schlange als Schwanz, Schlangenhaaren und Schlangenköpfen oder ganzen Schlangen auf dem Rücken. Sein Bellen klang metallisch und sein Atem war tödlich. Die Sage berichtet, dass dem Kerberos, als ihn Herakles – wie es eine der ihm von Eurystheus gestellten Aufgaben war - zur Oberwelt verschleppt hatte[6], der Speichel aus dem Maul troff und davon die todbringend giftige Blume Akóniton aus dem Boden spross, hierzulande bekannt als Eisenhut. Auch Ovid erzählt in seinen Metamorphosen von dem Gift Aconitum. Medea habe es aus ihrer Heimat an der Küste des Schwarzen Meeres mitgebracht und versucht, damit den Theseus zu töten. Dieses Gift sei einst aus dem Geifer des wütenden Höllenhundes zu einer Pflanze entsprungen.[7]
In den homerischen Gesängen der Odyssee wird Kerberos von Odysseus nach seiner Rückkehr aus der Unterwelt folgendermaßen beschrieben:
- „Auch den Kerberos sah ich, mit bissigen Zähnen bewaffnet
Böse rollt er die Augen, den Schlund des Hades bewachend.
Wagt es einer der Toten an ihm vorbei sich zu schleichen,
So schlägt er die Zähne tief und schmerzhaft ins Fleisch der Entfliehenden
Und schleppt sie zurück unter Qualen,
Der böse, der bissige Wächter.“
In der Theogonie des Hesiod ist Kerberos ein Kind der Echidna und des Typhon, seine Geschwister sind die Chimäre, die Hydra, der Nemeische Löwe, der zweiköpfige Hund Orthos und die von diesem mit der Mutter gezeugte Sphinx. Hesiod schildert
ihn als „...den blutrünstigen, den des Hades fünfzigköpfigen Hund mit der Kupferstimme.“[8]
Orpheus brauchte nicht wie Herakles zu kämpfen, um den Kerberos zu besiegen. Er gelangte in die Unterwelt, um von dort seine Gemahlin Eurydike zurückzuholen, weil er den wütenden Wächter mit seinem Lyraspiel und seinem Gesang besänftigen konnte. Psyche wiederum bestach ihn zweimal mit Honigkuchen, einmal beim Betreten und einmal beim Verlassen der Unterwelt. So schaffte sie es, den Auftrag der Venus zu erfüllen und dieser eine Dose mit der Schönheit der von Pluto in sein Reich entführten Proserpina zu bringen. Honig war auch in dem Schlafmittel, das die apollinische Seherin Sibylla, die Aeneas zum Eingang zur Unterwelt begleitete, dem Höllenhund gab, der „mit dreifach klaffenden Schlünden" danach schnappte und sich betäubt hinstreckte, wie es in der Aeneis heißt.
Orte, wo die Menschen glaubten, dass sich dort der Eingang zur Unterwelt befinde, hinter dem die Bestie wacht, gibt es mehrere. Herakles soll an der kleinasiatischen Schwarzmeerküste bei Herakleia Pontike (heute Karadeniz Ereğli) hinabgestiegen sein. Homer dagegen ließ den Odysseus bei der "Stadt der kimmerischen Männer" in der westlich von Neapel gelegenen Vulkanlandschaft auf die Seele des Sehers Teiresias treffen. Und dort ist auch der Ort, wo Vergils Aeneas das Reich der Toten betrat. Letztere sollen nach altem Glauben über den Acheron (Schwarzer Fluss) zum Averner See und von dort durch die Höhlen in den Kraterwänden des Vulkans Avernus in die Unterwelt gelangt sein. Orpheus wiederum fand den Eingang auf dem Tainaron an der Südspitze des Peloponnes. Pausanias berichtet in seiner Betrachtung Griechenlands, dass dieser bei Hermione im Nordosten der peloponnesischen Halbinsel gewesen sei. Dionysos sei hier hinabgestiegen, um seine Mutter Semele aus dem Hades zu retten.
In Aristophanes' Komödie „Die Frösche“ ist nicht Kerberos der Türhüter der Unterwelt, sondern Aiakos, in der Mythologie ein Sohn des Zeus, der wegen seines Gerechtigkeitssinns nach seinem Tod zum Richter der Unterwelt berufen wurde. Dieser ersetzt den Hund ebenfalls in satirischen Werken des Lukian von Samosata.[9]
Kerberos in Dantes Göttlicher Komödie
Auch in Dantes Göttlicher Komödie, die der Dichter 1307 zu schreiben begann, kommt Kerberos vor. „Ein Untier, wild und seltsam, Zerberus, / Bellt, wie ein böser Hund, aus dreien Kehlen / Jedweden an, der dort hinunter muss.“[10] Dante trifft auf ihn, als er im dritten Kreis der Hölle (6. Gesang) angelangt ist, in dem die Schlemmer büßen - vom ewigen Regen durchnässt, in Schlamm und Kot versinkend. Diese bewacht er und heult „wie ein Hund“ über sie hin, die ebenso „wie Hunde heulen“. „Rot sind die Augen, schmutzigschwarz der Bart, / mächtig sein Wanst und scharf bekrallt die Tatzen / er kratzt, zerfleischt die Geister, vierteilt sie“[11] Kerberos ist grausam gegen die Toten und verkörpert zugleich das Laster, für das sie bestraft werden: die Gier. Doch ist deren zivilisierte Schlemmerei von einst in ihm, der nach altem Mythos durch Honigkuchen zu besänftigen war, zum rein Animalischen abgesunken. Vergil, der Führer Dantes durch die Hölle, hebt mit beiden Händen Dreck auf und wirft ihn dem Tier ins gefräßige Maul und bringt es so zum Schweigen. - Illustriert wurde diese Szene von Gustave Doré (siehe Abbildung).
Literatur
- Karl Kerényi: Die Mythologie der Griechen – Die Götter- und Menschheitsgeschichten, dtv, München 1994. ISBN 3-423-30030-2
- Michael Grant und John Hazel: Lexikon der antiken Mythen und Gestalten. dtv, München 2004. ISBN 3-423-32508-9
- Robert von Ranke-Graves: Griechische Mythologie – Quellen und Deutung. rororo, Hamburg 2001. ISBN 3-499-55404-6
- Raphael Baer: Das Schwören des Sokrates „beim Hunde!“. In: Xenophons Apologie des Sokrates. Hrsg. von R. Baer, Verlag Bär, Niederuzwil 2007. ISBN 978-3-9523212-3-2
Weblinks
Fußnoten/Einzelnachweise
- ↑ u. a. bei Ovid und Vergil, siehe Abbildungen
- ↑ bei Hesiod, im Zeustempel in Olympia und im Hephaisteion-Tempel in Athen
- ↑ auf einer (Amphora des Andokides-Malers)
- ↑ ebenfalls bei Hesiod
- ↑ bei Pindar und Horaz
- ↑ Hades, der Gott der Unterwelt, erlaubte ihm, den Hund aus seinem Reich zu schaffen, wenn er ihn ohne Waffen besiege, was Herakles auch im Ringkampf gelang. Er brachte ihn, in Ketten gelegt, zu seinem Auftraggeber.
- ↑ Ovid: Metamorphosen 7, 404-424. Und die Bauern hätten die Pflanze, da sie auf hartem Felsgrund gewachsen sei, Aconitum (gr. akónai steile Felsen) genannt.
- ↑ Hesiod: Theogonie 311.
- ↑ Aiakos, Wikisource
- ↑ (Eine deutsche Fassung in [[Wikipedia:Terzine|]]n) - Dante Alighieris Göttliche Komödie. Übersetzt von Karl Streckfuß, Leipzig 1876
- ↑ (Eine deutsche Fassung in Blankversen) - Dante Alighieri: Die Göttliche Komödie. Ins Deutsche übersetzt von Ida und Walther von Wartburg, Zürich 1963 (mit Kommentar)
Dieser Artikel basiert auf einer für AnthroWiki adaptierten Fassung des Artikels Kerberos (Mythologie) aus der freien Enzyklopädie de.wikipedia.org und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |