Legenda aurea

Aus AnthroWiki
(Weitergeleitet von Legenda Aurea)
Ausgabe der Legenda Aurea in der Biblioteca Medicea Laurenziana in Florenz, um 1290
Margareta von Antiochia und Olibirius, Darstellung in einer mittelalterlichen Handschrift

Die Legenda aurea (lat. „Goldene Legende“) ist eine von dem Dominikaner Jacobus de Voragine (1228/29–1298) wahrscheinlich in den Jahren um 1264 in lateinischer Sprache verfasste Sammlung von ursprünglich 182 Traktaten zu den Kirchenfesten und vor allem Lebensgeschichten Heiliger und Heiligenlegenden. Jacobus, der von 1292 bis zu seinem Tod 1298 Erzbischof von Genua war, schuf damit das bekannteste und am weitesten verbreitete religiöse Volksbuch des Mittelalters. In der Legenda aurea ist auch die Kreuzesholzlegende enthalten, die von Rudolf Steiner später auch kurz als «Goldene Legende» bezeichnet wurde.

Werk

Jacobus de Voragine ordnete sein Werk nach dem Verlauf des Kirchenjahres. Den großen Festen (Weihnachten, Erscheinung des Herrn, Ostern, Christi Himmelfahrt und Pfingsten) widmete er ausführliche eigene Darstellungen und erklärte dazu die Bedeutung der geprägten Zeiten, der Liturgie und des Brauchtums. So konnte dieses Buch ebenso als Anleitung zur Besinnung an Festtagen wie als tägliche erbauliche Lektüre dienen.

Die epochemachende Neuheit dieses Buches wurde von Anfang an empfunden; als Nova legenda oder Novum passionale[1] trat es gleich nach seinem Erscheinen einen einzigartigen Siegeszug durch das ganze Abendland an. Schon 1282 ist eine Handschrift in Deutschland nachweisbar; um 1470 wurde die Legenda aurea auch gedruckt. Jacobus' Sammlung wurde in viele Sprachen übersetzt und oft durch örtliche Legenden erweitert, womit sie fast auf das Doppelte ihres ursprünglichen Umfangs anwuchs. Die aus vielen Quellen zusammengetragenen Wundertaten, Leiden und Abenteuer der Heiligen des Kirchenjahres waren gemeinverständlich dargestellt und gewannen großen Einfluss auf Kunst und Volksfrömmigkeit.[2]

Folgenreich wurde das Werk auch durch die Neuheit seines Stils, der sich durch verdichtete Kürze der Darstellung und Einfachheit der Sprachgebung auszeichnete.[3] Dieser Sprachstil wurde so sehr maßgebend, dass er später oft nahezu selbstverständlich für den Legendenstil schlechthin gehalten wurde.[4]

Historische Kritik

Für seine Sammlung hat Jacobus eine Fülle von Material zusammengetragen. An vielen Stellen seines Werkes nennt er seine Quellen, beispielsweise die Kirchenväter Augustinus und Hieronymus und andere. Manchmal werden verschiedene Versionen desselben Geschehens mitgeteilt; manchmal gibt der Autor auch zu erkennen, dass er seine Quellen nicht für glaubwürdig hält. Er bemüht sich auch, Unstimmigkeiten und Widersprüche zu bereinigen, oder äußert Zweifel am Wahrheitsgehalt seiner eigenen Darstellung.

Rezeption

Martyrium von Felicianus und Primus. Darstellung aus der französischen Übersetzung der Legenda aurea des Jean de Vignay, 14. Jahrhundert

Die Legenden des Jacobus waren neben den Martyrologien über viele Jahrhunderte eine der wichtigsten Quelle der Heiligenverehrung; Gebete und auch ganze Andachtsformen gehen auf sie zurück. Auch die für die Ikonographie wichtigen Heiligenattribute leiten sich vorrangig aus der Legenda aurea ab; zahlreiche Einzelmotive wie auch viele Themen der bildenden Kunst sind ohne dieses Werk nicht zu verstehen.

Textausgaben

  • Jacobus de Voragine – Legenda aurea, Deutsch von Richard Benz, Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena, Volksausgabe 1925, Erster Band, 1.078 Gr. schwer, gedruckt in der Offizin E. Haberland in Leipzig, Druckanordnung, Initialen, Titel und Einband von Richard Benz
  • Die Legenda Aurea des Jacobus de Voragine, aus dem Lat. übers. von Richard Benz, Gütersloher Verlagshaus, 14. Aufl., 2004, ISBN 3-579-02560-0 (Buch nicht in Fraktur gesetzt!)
  • Jacobus de Voragine: Legenda Aurea. Lateinisch-Deutsch. Hrsg. und übersetzt von Rainer Nickel. 2. Aufl. Stuttgart 1988, ISBN 3-15-008464-4 (sehr stark gekürzte Auswahl)
  • Jacobus de Voragine: Legenda Aurea – Die Heiligenlegenden des Mittelalters, Hrsg., aus dem Lat. übers. und mit div. Anhängen versehen von Matthias Hackemann, Köln 2008, ISBN 3-86647-284-6.
  • Iacopo da Varazze: Legenda aurea, hrsg. von Giovanni Paolo Maggioni, Firenze 1998.
  • Jacobus de Voragine: Legenda aurea, hrsg. von Johann Georg Theodor Grässe, Leipzig 1890, Neudruck Osnabrück 1969. (Digitalisate: Internet Archive , Internet Archive )
  • Jacobus de Voragine: Legenda Aurea – Goldene Legende, Lateinisch-Deutsch, übersetzt von Bruno W. Häuptli, Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2014, ISBN 978-3-451-31222-9

Siehe auch

Weblinks

Commons: Legenda Aurea - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Siehe Die Legenda Aurea des Jacobus de Voragine, aus dem Lateinischen übersetzt von Richard Benz, 8. Aufl., Heidelberg 1975, S. XXIX (Einleitung von R. Benz)
  2. Der Literatur-Brockhaus in acht Bänden. In: Legenda aurea. Nr. 5, 1995, S. 124.
  3. Nach Siegfried Ringler: Theophilusdichtungen des Mittelalters - Studien zu Teufelspakt und Marienverehrung. Grin-Verlag 2012, ISBN 978-3-656-27705-7, S. 65
  4. Vgl. etwa André Jolles: Einfache Formen. (Ohne Ort) 1930, unveränderter Nachdruck Tübingen 1958, (Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt)


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Legenda aurea aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.