Christi Himmelfahrt

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John Singleton Copley, Himmelfahrt Jesu, 1795, Museum of Fine Arts, Boston
Rembrandt, Himmelfahrt Christi, 1636, Alte Pinakothek, München

Christi Himmelfahrt (Mk 16,19 LUT, Lk 24,50-53 LUT) wird am 40. Tag des Osterfestkreises, also 39 Tage nach dem Ostersonntag gefeiert und fällt deshalb stets auf einen Donnerstag. Frühestmöglicher Termin ist der 30. April; spätestmöglicher der 3. Juni.

Als Himmelfahrt bezeichnet Rudolf Steiner zuweilen auch die siebente und höchste Stufe des christlichen Schulungswegs, obwohl sie im Johannes-Evangelium, das die Grundlage dieses Schulungswegs ist, nicht ausdrücklich erwähnt wird. Sie folgt dann der Grablegung, die die sechste Stufe bildet. Um diese 7. Stufe zu erleben, muss man gelernt haben, ohne das Werkzeug des physischen Gehirns zu denken. Dieses Gefühl der Himmelfahrt folgt von selbst aus den vorigen; es gibt keine menschliche Worte, es auszusprechen. Sie bedeutet, indem man nun über den Astralplan hinauswächst, die vollständige bewusste Aufnahme in die eigentliche geistige Welt, das Devachan. In einzelnen Vorträgen bezeichnet Rudolf Steiner allerdings diese 7. Stufe als "Auferstehung", wobei dann die Himmelfahrt nicht erwähnt wird.

„Es folgt sodann die Grablegung, ein Erlebnis, bei dem man sich mit den Planeten eins fühlt, und die siebente Stufe, von der man nicht reden kann, weil nur der etwas ahnen kann, der sein Denken von seinem Gehirn lostrennen kann. Es ist die Himmelfahrt.“ (Lit.:GA 97, S. 233)

Die geistige Bedeutung der Himmelfahrt Christi

Durch die Himmelfahrt verband sich der Christus mit der Erdensphäre, die von nun an zu seinem Devachan wurde. Das war das eigentliche Opfer des Christus:

„Gehen wir einmal, um zu einiger Klarheit zu kommen, aus von demjenigen, was man gewöhnlich nennt die Johannestaufe im Jordan. Sie stellt sich im Fünften Evangelium dar in bezug auf das Erdenleben des Christus wie etwas, was gleich ist wie eine Empfängnis bei einem Erdenmenschen. Das Leben des Christus von da ab bis zu dem Mysterium von Golgatha verstehen wir, wenn wir es vergleichen mit demjenigen Leben, das der Menschenkeim im Leibe der Mutter durchmacht. Es ist also gewissermaßen ein Keimesleben der Christus-Wesenheit, das diese Wesenheit durchmacht von der Johannestaufe bis zum Mysterium von Golgatha. Das Mysterium von Golgatha selber müssen wir verstehen als die irdische Geburt, also den Tod des Jesus als die irdische Geburt des Christus. Und sein eigentliches Erdenleben müssen wir suchen nach dem Mysterium von Golgatha, da der Christus seinen Umgang gehabt hat, wie ich gestern angedeutet habe, mit den Aposteln, als diese Apostel in einer Art von anderem Bewußtseinszustand waren. Das war dasjenige, was der eigentlichen Geburt der Christus-Wesenheit folgte. Und was beschrieben wird als die Himmelfahrt und die darauf folgende Ausgießung des Geistes, das müssen wir bei der Christus-Wesenheit auffassen als dasjenige, was wir beim menschlichen Tode als das Eingehen in die geistigen Welten anzusehen gewohnt sind. Und das Weiterleben des Christus in der Erdensphäre seit der Himmelfahrt oder seit dem Pfingstereignis müssen wir vergleichen mit dem, was die Menschenseele durchlebt, wenn sie im sogenannten Devachan, im Geisterlande ist.

Wir sehen also, meine lieben Freunde, daß wir in der Christus-Wesenheit eine solche Wesenheit vor uns haben, gegenüber welcher wir alle Begriffe, die wir sonst uns angeeignet haben über die Aufeinanderfolge der Zustände des menschlichen Lebens, vollständig verändern müssen. Der Mensch geht nach der kurzen Zwischenzeit, die man gewöhnlich nennt Läuterungszeit, Kamalokazeit, in die geistige Welt über, um sich vorzubereiten zum nächsten Erdenleben. Der Mensch durchlebt also nach seinem Tode ein geistiges Leben. Vom Pfingstereignisse an erlebte die Christus-Wesenheit dasjenige, was für sie dasselbe bedeutete, wie für den Menschen der Übergang ins Geisterland: das Aufgehen in die Erdensphäre. Und anstatt in ein Devachan, anstatt in ein geistiges Gebiet zu kommen, wie der Mensch nach dem Tode, brachte die Christus-Wesenheit das Opfer, ihren Himmel gleichsam auf der Erde aufzuschlagen, auf der Erde zu suchen. Der Mensch verläßt die Erde, um, wenn wir mit den gebräuchlichen Ausdrücken sprechen, seinen Wohnplatz mit dem Himmel zu vertauschen. Der Christus verließ den Himmel, um diesen seinen Wohnplatz mit der Erde zu vertauschen. Das bitte ich Sie im rechten Lichte sich anzuschauen und daran zu knüpfen dann die Empfindung, das Gefühl, was geschehen ist durch das Mysterium von Golgatha, was geschehen ist durch die Christus-Wesenheit, worin das eigentliche Opfer der Christus-Wesenheit bestanden hat, nämlich im Verlassen der geistigen Sphären, um mit der Erde und mit den Menschen auf der Erde zu leben, und die Menschen, die Evolution auf der Erde durch den ihr so gegebenen Impuls weiterzuführen.“ (Lit.:GA 148, S. 41f)

„Christus wollte innewohnen der Menschheit, aber er wollte nicht das heraufkommende Ich-Bewußtsein der Menschen trüben. Er hatte das einmal getan in dem Jesus, in dem an der Stelle des Ich-Bewußtseins von der (Johannes-)Taufe an das Sohnesbewußtsein lebte. Aber das sollte bei den Menschen der künftigen Zeiten nicht stattfinden. Bei den Menschen der künftigen Zeiten sollte das Ich sich voll bewußt erheben können, und der Christus dennoch innewohnen können diesen Menschen. Dazu war notwendig, daß der Christus als solcher vor der unmittelbaren Anschauung der Menschen verschwand, daß er zwar vereinigt blieb mit dem irdischen Dasein, aber vor dem unmittelbaren Anblick der Menschen verschwand. Auf den Christus wurde anwendbar derjenige Ausdruck, der ja auch in den alten Initiationsstätten für so etwas üblich war: Wenn ein Wesen, das physisch sichtbar ist, das von den Menschen, die in der physischen Welt ihre Anschauung haben, seinem Dasein nach verfolgt werden kann, aufhört sichtbar zu sein, so sagt man, es habe seine Himmelfahrt gehalten. So hat der Christus seine Himmelfahrt gehalten, so ist er unsichtbar geworden. Denn er hätte in einer gewissen Weise seine volle Sichtbarkeit behalten, wenn er den Menschen innegewohnt und das Ich ausgelöscht hätte, so daß diese nur hätten gut werden können dadurch, daß der Christus eigentlich in ihnen handelnd gewesen wäre. Die Art und Weise, wie der Christus noch den Aposteln, den Jüngern auch nach seiner Auferstehung sichtbar war, diese Art und Weise veschwand: Der Christus hielt seine Himmelfahrt. Aber er sandte den Menschen diejenige göttliche Wesenheit, die nun nicht das Ich-Bewußtsein auslöscht, zu der man sich erhebt nicht im Anschauen, sondern gerade im unanschaulichen Geiste. Er sandte den Menschen den Heiligen Geist.“ (Lit.:GA 214, S. 68f)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.
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