Marvin Minsky

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Marvin Minsky (2008)
Mit einem Konfokalmikroskop gemessenes 3D-Oberflächenprofil einer 1-Euro-Münze (Ausschnitt)

Marvin Lee Minsky (* 9. August 1927 in New York; † 24. Januar 2016 in Boston, Massachusetts[1]) war ein amerikanischer Forscher auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz (engl. artificial intelligence und im Folgenden abgekürzt mit „AI“). Gemeinsam mit John McCarthy, Nathaniel Rochester und Claude Shannon begründete er 1956 auf der Dartmouth Conference den Begriff der künstlichen Intelligenz. Später waren er und Seymour Papert auch Begründer des Labors für Künstliche Intelligenz am Massachusetts Institute of Technology.

Er veröffentlichte zahlreiche Texte zu diesem Fachgebiet sowie über verwandte Themen der Philosophie und machte auch einige Erfindungen. Er gilt als Erfinder des später im Konfokalmikroskop realisierten Messprinzips (1957). Weitere Erfindungen sind mechanische Hände und andere Teile für Roboter, der Muse-Synthesizer für musikalische Variationen gemeinsam mit Edward Fredkin und die erste Logo-Schildkröte (Turtle-Grafik) gemeinsam mit Seymour Papert. 1951 baute er mit Dean Edmonds SNARC (Stochastic Neural Analog Reinforcement Calculator), einen neuronalen Netzcomputer, der das Verhalten einer Maus in einem Labyrinth simulierte.

Society of Mind

Minsky geht grundsätzlich davon aus, dass Intelligenz - im Sinn des englischen Begriffs „Mind“ - das ist, was Gehirne tun („minds are what brains do“). In seinem Buch 1986 veröffentlichten Buch The Society of Mind (deutscher Titel: Mentopolis) stellte er die These auf, dass Intelligenz aus einem verwobenen Netz von unintelligenten Agenten bestehe. Erst durch die Zusammenarbeit von relativ einfachen Agenten entstehe die Intelligenz. Minsky versucht den Leser von der gewöhnlichen Vorstellung abzubringen, dass das menschliche Gehirn ein einzelnes, großes monolithisches Wesen ist, das an etwas denkt oder gerade nicht denkt. Stattdessen wird ein Modell skizziert, bei dem das Gehirn aus unzähligen, verschiedenartigen, aber relativ einfachen Agenten besteht.

Diese Agenten haben einfache Aufgaben und Ziele. Erst durch die Kommunikation miteinander und einem Ausverhandeln der Bedürfnisse der einzelnen Agenten untereinander entstehen Denken und Handeln.

Einzelne Agenten können wieder aus noch kleineren Agenten bestehen, die wiederum miteinander kommunizieren und verhandeln. Die kleinen Agenten sind spezialisiert für bestimmte Aufgaben, beispielsweise das Auge für das Sehen oder ein Gehirnbereich zur Sicherstellung von genügend Schlaf. Konflikte innerhalb eines Agenten führen zur Schwächung dieses Agenten, wodurch andere Agenten Oberhand gewinnen.

Lernen besteht in diesem Modell darin, die Kommunikation zwischen den Agenten zu verbessern. Persönliche Eigenheiten von Menschen resultieren aus den unterschiedlichen Gewichtungen der Agenten. Die Speicherung von Erinnerungen wird dabei durch die Erzeugung von sogenannten K-Lines ermöglicht. Diese K-Lines sind eine Art Liste, die alle Agenten enthält, die bei einer Aktivität beteiligt waren.

The Emotion Machine

In The Emotion Machine (2006) baute Minsky seine Ideen weiter aus. Er versuchte zu zeigen, dass Emotionen, Intuitionen und Gefühle keine völlig unterschiedlichen Fähigkeiten, sondern nur unterschiedliche Denkweisen seien, die unser Verstand verwendet, um unsere Intelligenz zu erhöhen. Emotionen seien Denkweisen, denen verschiedene Problemtypen entsprechen, die es in der Welt gibt. Das Gehirn verfüge über regelbasierte Mechanismen, sogenannte Selektoren, die Emotionen bei Bedarf einschalten, um mit verschiedenen speziell gearteten Problemen umzugehen. Auch hier führt Minsky komplexe Phänomene wie Emotionen oder Gefühle auf ein ausgedehntes Netzwerk einfacher Prozesse zurück, die im Gehirn ablaufen.

Siehe auch

Veröffentlichungen

  • Neural Nets and the Brain Model Problem, Dissertation, Princeton University, 1954.
  • Computation: Finite and Infinite Machines, Prentice-Hall, 1967.
  • Semantic Information Processing, MIT Press, 1968.
  • Perceptrons, mit Seymour Papert, MIT Press, 1969.
  • Artificial Intelligence, mit Seymour Papert, Univ. of Oregon Press, 1972.
  • Robotics, Doubleday, 1986.
  • The Society of Mind, Simon and Schuster, 1987.
  • The Turing Option, mit Harry Harrison, Warner Books, New York 1992, ISBN 0-446515655.
  • The Emotion Machine: Commonsense Thinking, Artificial Intelligence, and the Future of the Human Mind, Simon & Schuster, New York 2006, ISBN 978-0-743276641, eBook ASIN B000SEKHK6

Literatur

Weblinks

Commons: Marvin Minsky - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Glenn Rifkin: Marvin Minsky, Pioneer in Artificial Intelligence, Dies at 88. In: The New York Times. 25. Januar 2016, abgerufen am 25. Januar 2016.


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