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Naturgesetze als in der Welt wirksame Ideen

Aus AnthroWiki

Naturgesetze als in der Welt wirksame Ideen

Hauptartikel: Naturgesetz

Naturgesetze beschreiben die einseitig räumliche und zeiliche Ordnung des kosmischen Geschehens, die nur eine schattenhafte Offenbarung der viel umfassenderen geistigen Weltordnung ist, die auch eine moralische Dimension mit umfasst. Beispiele elementarer Naturgesetze sind das Trägheitsgesetz, das Gravitationsgesetz, die Maxwellschen Gleichungen der Elektrodynamik, die Relativitätstheorie, die Quantentheorie usw.

Die Naturgesetze sind keineswegs abgesondert von der Natur vorhanden, sondern bilden mit dieser zusammen ein untrennbares Ganzes. Sie sind unmittelbar in der physischen Welt wirksame Ideen. Es liegt nur an der Natur des Menschen selbst, dass wir sie auf getrennten Wegen erfahren: Die Naturerscheinungen durch qualitative sinnliche Wahrnehmung bzw. durch quantitative messtechnische Registrierung einerseits und die Naturgesetze, indem wir den Zusammenhang der Erscheinungen denkend erfassen, andererseits.

„Die Naturgesetze sind Geist, nur daß der Mensch in der gewöhnlichen Anschauung diesen Geist nur in dem schattenhaften Abglanz der Gedanken wahrnimmt.“ (Lit.: GA 52, S. 208)

Diesen geistigen Charakter der Naturgesetze betonen auch viele Physiker. So schreibt z.B. der Quantenchemiker Walter Heitler:

„Ein mathematisch formuliertes Gesetz ist etwas Geistiges. Wir können es so nennen, weil es menschlicher Geist ist, der es erkennt. Der Ausdruck Geist mag heute, wo ein überbordender Materialismus und Positivismus seine zum Teil recht üblen Blüten treibt, nicht sehr populär sein. Aber eben deshalb müssen wir uns darüber klar werden, was Naturgesetz und Naturerkenntnis ist. Die Natur folgt also diesem nicht-materiellen geistigen Element, dem Gesetz. Folglich sind auch geistige Elemente in der Natur selbst verankert. Zu diesen gehört die Mathematik, die zur Formulierung des Gesetzes nötig ist, sogar hohe und höchste Mathematik. Anderseits ist der Forscher der begnadet ist, eine Entdeckung zu machen in der Lage, eben dieses die Natur durchdringende geistige Element zu durchdringen. Und hier zeigt sich die Verbindung zwischen dem menschlichen, erkennenden Geist und den in der Natur existierenden transzendenten Elementen. Am besten sehen wir die Sache, wenn wir uns der Platonischen Ausdrucksweise bedienen, obwohl Plato diese Art von Naturgesetz noch nicht kannte. Demnach wäre das Naturgesetz ein Urbild, eine «Idee» - im Sinne des griechischen Wortes Eidea - dem die Natur folgt und die der Mensch wahrnehmen kann. Das ist es dann, was man den Einfall nennt. Durch dieses Urbild ist der Mensch mit der Natur verbunden. Der Mensch, der es erkennen kann, die Natur, die ihm als Gesetz folgt.“

Walter Heitler: Naturwissenschaft ist Geisteswissenschaft, S. 14f.

Heitler berief sich, ähnlich wie Werner Heisenberg und Erwin Schrödinger, auch auf die Platonische Ideenlehre. Insbesondere in seiner Schrift Die Natur und das Göttliche wandte er sich dabei auch an ein breites Leserpublikum. Von seiner christlichen Überzeugung her war es ihm ein zentrales Anliegen, Beziehungen zwischen der physischen Erfahrungswelt und der metaphysischen Offenbarungswelt anhand von Texten aus dem Alten und Neuen Testament aufzudecken.

„Drei Dinge gehören zusammen: die Natur, die wir mit unseren Sinnen beobachten, die Welt der Transzendenz, die die Heimat der geistigen Urbilder ist, von denen die Natur durchwoben ist, und der menschliche Geist, der zu dieser Welt der Transzendenz Zugang hat und nach und nach Erkenntnis ihres Inhalts gewinnt.

Walter Heitler: Die Natur und das Göttliche, S. 39
Walter Heitler: Die Natur und das Göttliche, S. 39

Wir kommen nun zu einer zentralen Frage. Die Welt der Transzendenz besitzt offensichtlich Inhalte von nicht geringer Intelligenz. Selbst auf dem Gebiet der Mathematik und Physik werden wir noch lange nicht behaupten können, daß wir schon das ganze Maß dieser Intelligenz kennen und uns zugänglich gemacht haben. Wenn wir im nächsten Kapitel von biologischen Tatsachen und Prozessen sprechen werden, dann werden wir eine Ahnung davon erhalten, wie viel tiefer unser Intellekt auch im besten Fall steht als die «Intelligenz», besser gesagt Weisheit, die im Bau lebender Organismen vorliegt. Man wird kaum der Frage aus dem Weg gehen können, woher diese Weisheit oder Intelligenz kommt. Hat sie einfach von Ewigkeit her bestanden? Oder wer hat diese Gesetze erdacht? Unsere biologischen Kenntnisse deuten auf Entwicklung hin. Sollte es bei der Physik anders sein, sollten ihre Gesetze seit Ewigkeit gegolten haben? Wir werden sehen, daß dies kaum denkbar ist, daß auch diese Gesetze einmal entstanden sind. Viele Forscher, besonders vergangener Jahrzehnte und Jahrhunderte, haben mit Selbstverständlichkeit von einer göttlichen Schöpfung gesprochen. Die Welt der Transzendenz, die wir erkennen, ist Schöpfung eines unendlich überlegenen göttlichen Geistes. Der Urgrund, aus dem alles Sein floß, ist der Geist, den wir wegen seiner unfaßbaren Größe Gott nennen.“

Walter Heitler: Die Natur und das Göttliche, S. 39f

Deutlich klingt hier der von Thomas von Aquin vertretene gemäßigte Ideenrealismus an. Thomas hatte unterschieden zwischen Universalien, die sich in der göttlichen Vernunft bilden und vor den Einzeldingen existieren (universalia ante rem), Universalien, die als Allgemeines in den Einzeldingen selbst existieren (universalia in re) und Universalien, die als Begriffe im Verstand des Menschen existieren, das heißt nach den Dingen (universalia post rem).