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Okkultismus
Okkultismus (von lat. occultus = verborgen, geheim), im wesentlichen gleichbedeutend mit dem Begriff Esoterik (von griech. εσωτερική), ist die im westlichen Kulturkreis gebräuchliche Bezeichnung für die Beschäftigung mit dem okkulten oder verborgenem Wissen, dem sog. Geheimwissen, das über die sinnlich nicht unmittelbar erfahrbaren - und daher verborgenen - Weltbereiche Auskunft gibt. Das Gesetz der universellen Brüderlichkeit besagt, dass ein Geistesforscher okkulte Tatsachen, die bereits früher von anderen Geistesforschern erkundet wurden, nur dann selbsttätig wieder erforschen kann, wenn er zuvor auf dem Weg äußerer Überlieferung davon Kenntnis erhalten hat. Es wird damit die lückenlose Kontinuität der Geistesforschung über die Zeiten hinweg garantiert und es wird damit erklärlich, warum das ausgiebige Studium der geisteswissenschaftlichen Überlieferung die unverzichtbare Grundlage für eigene geistige Forschungen sein muss.
Okkultismus als Geheimlehre
Mit Geheimhaltung hat ein zeitgemäßer Okkultismus nichts zu tun; das in alten Zeiten gebotene Arkanprinzip, nach dem das esoterische Wissen nur den in die Mysterien Eingeweihten vorbehalten blieb, hat im gegenwärtigen Zeitalter der Bewusstseinsseele, wie Rudolf Steiner nachdrücklich betonte, seine Berechtigung verloren:
"Wir dürfen nicht uns mit dem Flitter der Geheimnistuerei umgeben. Die Gegenwart verträgt solchen Flitter nicht. Sie will wirken in voller Öffentlichkeit. Das «Geheimnis» liegt nicht in der Geheimnistuerei, sondern in dem innerlichen Ernste, mit dem in jedem Herzen Anthroposophie neu erlebt werden muß. Sie kann nicht auf äußerliche Art übertragen werden. Sie kann nur in innerem Erleben von der Seele erfaßt werden. Dadurch wird sie zum «Geheimnis», das jedesmal im Verständnis neu entsiegelt werden muß. Begreift man diese Art von «Geheimnis», so wird man auch die rechte «esoterische» Gesinnung in seiner Seele tragen." (Lit.: GA 260a, S. 43f)
Die Esoterik besteht nicht im bloßen Wissen um diese Geheimnisse, sondern im unmittelbaren Erleben:
"... nicht im Wissen liegt das Wesen der Esoterik, sondern im unmittelbaren Erleben." (Lit.: GA 270a, S. 65)
In unserer heutigen Zeit ist es sehr schwierig, den okkulten Schulungsweg zu gehen, da er zwei Grundvorraussetzungen hat, die in sehr äußerlichen Gesellschaften nicht leicht zu erreichen sind. Das ist zum einen die Isolation, die Einsamkeit, die der Okkultist suchen muss und zum anderen ist es die Überwindung des Egoismus.
Desweiteren ist es wichtig, dass man bei okkulten Schulungswegen nicht den Bezug zur Außenwelt und damit den harmonischen Ausgleich zwischen innerer und äußerer Welt verliert.
Ein Schüler des Okkultismus muss eine ganz bestimmte Charakterentwicklung durchmachen, damit er seine später erworbenen Fähigkeiten nicht zum Bösen verwendet. Dazu gehört als erstes, dass er lernt, das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden.
Als nächstes versucht der Okkultist eine Kontrolle seiner Gedanken zu erlangen.
Zu der Kontrolle der eigenen Gedanken kommt dann noch eine weitere zu erringende Eigenschaft hinzu: Die sogenannte Kontrolle der Handlungen.
Die Ertragsamkeit ist eine weitere Eigenschaft, die sich der okkulte Schüler aneignen muss.
Steiner berichtet desweiteren von einem Verständnis für jedes Wesen, das der Geheimschüler in sich entwickeln muss.
Eine Unvoreingenommenheit, die gleichbedeutend mit der zweiten der vier "niederen" Tugenden, der Urteilsenthaltsamkeit ist, ist ebenso eine notwendige seelische Qualität, die der Okkultist braucht. Sie wird im Okkultismus auch "Glaube" genannt.
Wenn man all diese Eigenschaften erlangt hat, gelangt man von selbst zur inneren Harmonie. Zudem ist das Freiheitsgefühl ungemein wichtig für die okkulte Entwicklung.
Diese sechs Eigenschaften werden auch als die sogenannten Nebenübungen bezeichnet.
Okkultismus als Weltanschauungsstimmung
Der Okkultismus ist eine der sieben grundlegenden Weltanschauungsstimmungen, die Rudolf Steiner unterschieden und den sieben Planetensphären zugewiesen hat, wobei der Okkultismus der Mondsphäre entspricht.
"Man kann sagen: Für die menschliche äußere Erkenntniskraft ist das Wesen der Dinge überhaupt nicht erreichbar. Der Transzendentalist sagt: Wenn du mit deinem Auge Rot und Blau siehst, so ist das, was du als Rot und Blau siehst, nicht das Wesen der Dinge; aber dahinter steckt es. Du mußt deine Augen anwenden, dann dringst du bis an das Wesen der Dinge heran. Dahinter ist es. - Diese Seelenstimmung aber, die ich jetzt meine, will nicht im Transzendentalismus leben, sondern sie sagt: Man mag noch so sehr Rot oder Blau oder diesen oder jenen Ton erleben, das alles drückt nicht das Wesen der Dinge aus. Das ist erst dahinter verborgen. Da, wo ich wahrnehme, stößt gar nicht das Wesen der Dinge an. - Wer so spricht, der spricht ähnlich der Art, wie wir gewöhnlich sprechen, die wir durchaus auf dem Standpunkte stehen: In dem äußeren Sinnenschein, in der Maja, drückt sich nicht das Wesen der Dinge aus. Wir wären Transzendentaüsten, wenn wir sagten: Um uns herum breitet sich die Welt aus, und diese Welt kündet überall an das Wesen. Das sind wir nicht, wenn wir sagen: Diese Welt ist Maja, und man muß auf eine andere Weise als durch das äußere Wahrnehmen der Sinne und die gewöhnlichen Erkenntnismittel das Innere der Dinge suchen, Okkultismus ist das, die Seelenstimmung des Okkultismus.
Man kann wiederum durch alle Geistes-Tierkreiszeichen hindurch Okkultist sein. Man kann durchaus Okkultist auch sogar des Materialismus sein. Ja, die vernünftigen Naturforscher der Gegenwart sind alle Okkultisten des Materialismus, denn sie reden von Atomen. Wenn sie aber nicht unvernünftig sind, wird es ihnen gar nicht einfallen, zu behaupten, daß man mit irgendeiner Methode an das Atom herankommen kann. Das Atom bleibt im Okkulten. Sic lieben es nur nicht, Okkultisten genannt zu werden, aber sie sind es im vollsten Sinne des Wortes." (Lit.: GA 151, S. 56f)
Siehe auch
- Kategorie:Okkultismus - Artikel in der deutschen Wikipedia
- Okkultismus - Artikel in der deutschen Wikipedia
- Eugenischer Okkultismus
- Hygienischer Okkultismus
- Mechanischer Okkultismus
Literatur
- Rudolf Steiner: Die Welträtsel und die Anthroposophie, GA 54 (1983), ISBN 3-7274-0540-6 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Der menschliche und der kosmische Gedanke, GA 151 (1990), ISBN 3-7274-1510-X pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Die Konstitution der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft. Der Wiederaufbau des Goetheanum, GA 260a (1987), ISBN 3-7274-2606-3 html
- Rudolf Steiner: Esoterische Unterweisungen für die erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum 1924, GA 270/1, Band I (1999), ISBN 3-7274-2700-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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