Sarkophag

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Grabkammer und Sarkophag Thutmosis III. (um 1486 v. Chr. - 1425 v. Chr.) im Tal der Könige.

„Re selbst setzte mich ein, ich wurde geschmückt mit [seinen] Kronen, die auf seinem Haupte waren. Seine Einzige weilte an [meiner Stirn … Ich wurde versehen] mit allen seinen Vortrefflichkeiten, ich wurde gesättigt mit den Vorzüglichkeiten der Götter, wie Horus, als er sich selbst gefordert hatte, zum Tempel meines Vaters Amon-Re; ich wurde versehen mit den Würden des Gottes.“
Inschrift Thutmosis III. in Karnak[1]

Der Sarkophag (von griech. σαρκοφάγος „Fleisch verzehrend“, von σάρξ sárx „Fleisch“ und φαγεῖν phagein „essen“) ist ursprünglich ein Steinsarg, der in vorchristlicher Zeit nicht nur der Bestattung, sondern auch der Einweihung diente. Heute werden auch Särge aus anderen dauerhaften Materialien (z.B. Metall) als Sarkophag bezeichnet.

„Die antiken Mysterien vollzogen sich in den Tempelschulen. Die Eingeweihten waren Erweckte. Sie lernten, auf ihren Ätherleib zu wirken; sie waren alsdann «Zweimalgeborene», weil sie die Wahrheit auf zweierlei Art sehen konnten: unmittelbar durch den Traum und durch die astrale Vision, mittelbar durch Gefühl und Logik. Die Einweihung, die man durchmachte, bedeutete dreierlei: Leben, Tod und Auferstehung. Der Schüler brachte drei Tage im Grabe, in einem Sarkophag im Tempel, zu. Sein Geist war vom Körper befreit. Aber am dritten Tag kehrte sein Geist auf den Ruf des Hierophanten aus der Welt des Kosmos, wo er das Leben des Universums kennengelernt hatte, in seinen Körper zurück. Er war verwandelt und neugeboren. Die größten griechischen Schriftsteller haben mit Enthusiasmus und heiliger Ehrfurcht von diesen Mysterien gesprochen. Plato sagte sogar, daß nur ein Eingeweihter die Bezeichnung «Mensch» verdiene. Aber diese Einweihung findet in Wahrheit in dem Christus ihre Krönung. In Christus konzentriert sich die Einweihung des Gefühlslebens, wie das Eis verdichtetes Wasser ist. Was man in den antiken Mysterien gesehen hatte, verwirklicht sich geschichtlich durch den Christus auf dem physischen Plan. Der Tod der Eingeweihten war nur ein partieller Tod in der Ätherwelt gewesen. Der Tod des Christus war ein vollständiger Tod auf dem physischen Plan.

Man kann die Auferweckung des Lazarus als ein Schwellenmotiv, als eine Art Übergang von der antiken zur christlichen Einweihung betrachten. Im Johannes-Evangelium erscheint Johannes selbst erst nach dem Bericht vom Tod des Lazarus. Der Jünger, den Jesus lieb hatte, ist auch der höchste Eingeweihte. Es ist derjenige, der durch Tod und Auferstehung gegangen und durch die Stimme des Christus selbst auferweckt worden ist. Johannes - das ist der nach seiner Einweihung aus dem Grabe erstandene Lazarus. Johannes hat den Tod des Christus erlebt. So ist der mystische Weg, den die Tiefen des Christentums enthüllen.“ (Lit.:GA 94, S. 49f)

Edouard Schuré beschrieb die ägyptische Einweihung, zu der der Adept erst nach jahrelangen Prüfungen, die er zu bestehen hatte, zugelassen wurde, so:

„In der Dämmerung begleiteten Priester des Osiris, Fackeln haltend, den neuen Adepten in eine niedrige Krypta, die vier von Sphinxen getragene Pfeiler stützten. In einem Winkel befand sich ein marmorner Sarkophag. »Kein Mensch«, sagte der Hierophant, »entgeht dem Tod, und jede lebendige Seele ist zur Auferstehung bestimmt. Der Adept schreitet lebendig durch das Grab, um in diesem Leben schon einzutreten in das Licht des Osiris. Lege dich also hin in diesen Sarg und erwarte das Licht. Diese Nacht wirst du durch das Tor des Schreckens schreiten und die Schwelle der Meisterschaft erreichen.« Der Adept legte sich in den offenen Sarkophag, der Hierophant streckte seine Hand aus, um ihn zu segnen, und der Zug der Eingeweihten entfernte sich schweigend aus dem Grabgewölbe. Eine kleine auf die Erde gestellte Lampe erhellte noch mit ihrem trüben Licht die vier Sphinxe, welche die gedrungenen Säulen der Krypta tragen. Ein Chor tiefer Stimmen wird hörbar, gedämpft und verschleiert. Von wo kommt er? Es ist der Totengesang!... Er verhallt, die Lampe flackert noch einmal auf und verlischt dann ganz. Der Adept ist allein in der Finsternis, der Frost des Grabes fällt auf ihn, seine Glieder erstarren. Er schreitet allmählich durch die schmerzvollen Empfindungen des Todes und verfällt in Lethargie. Sein Leben entrollt sich vor ihm in aufeinanderfolgenden Bildern wie etwas Unwirkliches und sein irdisches Bewußtsein wird immer trüber und unbestimmter.

Doch während er allmählich seinen Körper sich auflösen fühlt, befreit sich der ätherische, fluidische Teil seines Wesens. Er tritt in Ekstase...

Welch strahlender Punkt erscheint, kaum merkbar in der Ferne, auf dem schwarzen Untergrund der Finsternis? Er nähert sich, er wächst, er wird zu einem Stern mit fünf Zacken, dessen Strahlen alle Farben des Regenbogens haben und der in die Finsternis hinein Ströme magnetischen Lichtes ergießt. Jetzt ist er eine Sonne, die ihn in die blendende Weiße ihres Mittelpunktes hineinzieht. –

Ist es die Magie der Meister, die diese Vision hervorruft? Ist es das Unsichtbare, welches sichtbar wird? Ist es die Vorbedeutung der himmlischen Wahrheit, der funkelnde Stern der Hoffnung und der Unsterblichkeit? – Er verschwindet; und an seiner Stelle öffnet sich in der Nacht eine Blütenknospe, eine Blume, nicht körperlich, doch sinnlich wahrnehmbar und seelenbegabt. Denn sie öffnet sich vor ihm wie eine weiße Rose; sie entfaltet ihre Blütenkrone; er sieht, wie ihre lebendigen Blätter erzittern und ihr funkelnder Kelch sich rötet. – Ist es die Blume der Isis, die mystische Rose der Weisheit, welche die Liebe in ihrem Herzen einschließt? – Doch schon löst sie sich auf wie eine Wolke von Wohlgerüchen. Da fühlt sich der Verzückte von einem warmen liebkosenden Hauch umflossen. Nachdem sie verschiedene phantastische Formen angenommen, verdichtet sich die Wolke und wird zur menschlichen Gestalt. Es ist diejenige einer Frau, die Isis des okkulten Heiligtums, aber jünger, lächelnder und strahlender. Ein durchsichtiger Schleier schlingt sich spiralenförmig um sie und läßt ihren Leib durchschimmern. In ihrer Hand hält sie eine Papyrusrolle. Sie nähert sich sanft, sie beugt sich über den im Sarge liegenden Initiierten und sagt ihm: »Ich bin deine unsichtbare Schwester, ich bin deine göttliche Seele, und dieses ist das Buch deines Lebens. Es enthält die vollen Seiten deiner vergangenen und die weißen Seiten deiner künftigen Existenzen. Eines Tages werde ich sie alle vor dir entrollen. Du kennst mich jetzt. Ruf mich und ich werde kommen!« Und während sie spricht, leuchtet ein Strahl der Zärtlichkeit in ihren Augen ... O Gegenwart eines engelhaften Doppelwesens, unsagbares Versprechen des Göttlichen, wunderbare Verschmelzung im unberührbaren Jenseits!

Aber alles zerstiebt, die Vision verlischt. Ein entsetzlicher Riß; und der Adept fühlt sich zurückgestürzt in seinen Körper wie in einen Leichnam. Er kehrt wieder in den Zustand bewußter Lethargie zurück; eiserne Ringe umspannen seine Glieder; ein furchtbares Gewicht lastet auf seinem Schädel; er wacht auf ... und vor ihm steht der Hierophant, umgeben von den Magiern. Man umgibt ihn, man reicht ihm einen Stärkungstrunk, er steht auf.

»Nun bist du wieder auferstanden«, sagt der Prophet, »komm mit uns zur Feier des Liebesmahls der Eingeweihten und erzähle uns deine Reise im Licht des Osiris. Denn du bist jetzt einer der unseren.«“ (Lit.: Schuré, S. 130ff)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. Georg Steindorff (Hrsg.), Kurt Sethe: Urkunden der 18. Dynastie, I, Bearbeitet und übersetzt von Kurt Sethe. Hinrichs, Leipzig 1914, S. 75–78 (online) (Urk. IV,157–160; PDF; 4,1 MB).