Token und Type

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Token (eng. „Vorkommnis, Ereignis, Zeichen“) und Type (eng. „Typ, Typus, Gattung, Urbild“) ist ein 1906 von Charles Sanders Peirce (1839-1914) eingeführtes Begriffspaar, um zwischen einer Vielzahl einzelner Vorkommnissen eines Zeichens und den allgemeinen Zeichen-Typen eines gegebenen Zeichensatzes zu unterscheiden. So besteht etwa der auf dieser Seite stehende Text aus zahlreichen Buchstaben (Token), die aber alle dem Zeichensatz des modernen lateinischen Alphabets entnommen sind, dass 26 verschiedene Buchstaben-Typen umfasst. Jeder Buchstabe auf dieser Seite (Token) ist eine Instanz einer der 26 Buchstaben-Typen (Type). Ein Token ist also ein konkretes Exemplar eines bestimmten Typs, während ein Typ eine im Prinzip unbegrenzte Menge von Exemplaren (Token) umfasst, die alle ganz bestimmte Eigenschaften besitzen. Grundsätzlich geht es also um die Unterscheidung von Realien (Token) und Universalien (Typen).

Das Konzept von Token und Type wird insbesondere in der Linguistik, Musiktheorie und Philosophie verwendet, namentlich in der analytischen Sprachphilosophie, der Logik, der Ontologie und auch in der Philosophie des Geistes.

Charles Sanders Peirce gab dazu folgende Definition:

„Ein allgemeines Verfahren zur Abschätzung des Umfangs eines Textes oder eines gedruckten Buches ist das Zählen der Wörter. Es mag etwa zwanzig ‚the’ auf einer Seite geben und natürlich werden sie als zwanzig Wörter gezählt. In einem anderen Sinn des Wortes ‚Wort’ gibt es aber nur ein Wort ‚the’ in der englischen Sprache; und es ist unmöglich, dass diese Art Wort sich sichtbar auf einer Seite befindet oder gehört werden kann, da es kein einzelnes Ding oder Ereignis ist. Es existiert nicht, sondern bestimmt nur Dinge, die existieren. Eine solche definiert kennzeichnende Form möchte ich Type nennen. Für einzelne Ereignisse, die einmalig geschehen und deren Identität auf das eine Geschehen begrenzt ist, oder ein einzelnes Objekt oder Ding an einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Zeit, solch ein Ereignis oder Ding, das nur dort, wo und wann es erscheint, signifikant ist, so wie dieses oder jenes Wort in einer einzelnen Zeile einer einzelnen Seite eines einzelnen Exemplars eines Buches, möchte ich die Bezeichnung Token einführen. Ein undefiniert bestimmtes Zeichen wie den Ton einer Stimme kann man weder Type noch Token nennen. Ich schlage als Benennung eines solchen Zeichens Tone vor. Wenn man einen ‚Type’ nutzen möchte, so muss es als ‚Token’ verkörpert werden, der ein Zeichen des Types sein soll und dadurch des Objektes, das durch den Type gekennzeichnet wird.“

Charles S. Peirce: Prolegomena to an Apology for Pragmaticism, 1906, (CP 4.537)[1]

In der Philosophie des Geistes identifizieren die klassischen Identitätstheorien bestimmte Typen mentaler Zustände mit bestimmten Typen neuronaler Zustände. Demgegenüber behauptet Donald Davidson (1917-2003) in dem von ihm entwickelten anomalen Monismus nur die Identität der entsprechenden Token. So mag etwa ein einzelnes Schmerzereignis mit einem bestimmten physischen Ereignis identisch sein; dem allgemeinen mentalen Typ „Schmerz“ entspricht hingegen keineswegs ein allgemeiner Typ bestimmter physischer Zustände.

Einzelnachweise

  1. „A common mode of estimating the amount of matter in a MS. or printed book is to count the number of words. There will ordinarily be about twenty the’s on a page, and of course they count as twenty words. In another sense of the word “word,” however, there is but one word “the” in the English language; and it is impossible that this word should lie visibly on a page or be heard in any voice, for the reason that it is not a Single thing or Single event. It does not exist; it only determines things that do exist. Such a definitely significant Form, I propose to term a Type. A Single event which happens once and whose identity is limited to that one happening or a Single object or thing which is in some single place at any one instant of time, such event or thing being significant only as occurring just when and where it does, such as this or that word on a single line of a single page of a single copy of a book, I will venture to call a Token. An indefinite significant character such as a tone of voice can neither be called a Type nor a Token. I propose to call such a Sign a Tone. In order that a Type may be used, it has to be embodied in a Token which shall be a sign of the Type, and thereby of the object the Type signifies. I propose to call such a Token of a Type an Instance of the Type.“
    (‘Token’. Term in M. Bergman & S. Paavola (Eds.): The Commens Dictionary: Peirce's Terms in His Own Words. New Edition. Retrieved from http://www.commens.org/dictionary/term/token, 01.07.2018