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Wiedererkennen
Wiedererkennen ist eine Fähigkeit, die der Mensch mit den Tieren gemeinsam hat und die zugleich die Vorstufe der menschlichen Erinnerungsfähigkeit, des menschlichen Gedächtnisses ist. Dem sprichwörtlichen Elefantengedächtnis zum Trotz haben Tiere kein Gedächtnis im menschlichen Sinne. Zwar leben die Erlebnisse des Astralleibes als Bilder bzw. als vitale Kräfte im Ätherleib fort, aber diese Bilder können nicht bewusst erinnert und auf vergangene Erlebnisse bezogen werden. Es kann allerdings eine starke emotionale Spannung ausgelöst werden, wenn diese Bilder mit ähnlichen gegenwärtigen Erlebnissen korrespondieren - das liegt dem Elefantengedächtnis zugrunde. Zur wirklichen Gedächtnisbildung muss sich das individuelle Ich, über das die Tiere nicht verfügen, mit dem Erlebten verbinden.
Über Unterschied zwischen der menschlichen Erinnerungsfähigkeit und scheinbar vergleichbaren Vorgängen im Tier- und sogar im Pflanzenreich schreibt Rudolf Steiner in seiner «Geheimwissenschaft im Umriss»:
„Auseinandersetzungen wie diejenigen, welche in diesem Buche gegeben werden über das Erinnerungsvermögen, können sehr leicht mißverstanden werden. Denn wer nur die äußeren Vorgänge betrachtet, dem wird der Unterschied gar nicht ohne weiteres auffallen zwischen dem, was am Tiere, ja selbst an der Pflanze geschieht, wenn so etwas eintritt, was der Erinnerung gleicht, und dem, was hier für den Menschen als wirkliche Erinnerung gekennzeichnet wird. Gewiß, wenn ein Tier eine Handlung ein drittes, viertes usw. Mal ausführt, so mag es sie so ausführen, daß sich der äußere Vorgang so darstellt, wie wenn Erinnerung und das mit dieser verknüpfte Lernen vorhanden wären. Ja, man mag, wie es einzelne Naturforscher und ihre Anhänger tun, sogar den Begriff der Erinnerung oder des Gedächtnisses so ausdehnen, daß man sagt, wenn das Küchlein aus der Eischale kriecht, so pickt es nach den Körnern, wisse sogar die Bewegungen des Kopfes und Körpers so zu machen, daß es zum Ziele komme. Das könne es nicht in der Eischale gelernt haben, sondern es sei gelernt durch die tausend und aber tausend Wesen, von denen es abstammt (so sagt z.B. Hering). Man kann die Erscheinung, die hier vorliegt, als etwas bezeichnen, was wie Erinnerung aussieht. Aber man wird nie zum wirklichen Begreifen der menschlichen Wesenheit kommen, wenn man nicht das ganz Besondere ins Auge faßt, was im Menschen als der Vorgang des wirklichen Wahrnehmens früherer Erlebnisse in späteren Zeitpunkten auftritt, nicht bloß als ein Hineinwirken früherer Zustände in spätere. Hier in diesem Buche wird Erinnerung dieses Wahrnehmen des Vergangenen genannt, nicht bloß das — selbst veränderte — Wiederauftreten des Früheren in dem Späteren. Wollte man das Wort Erinnerung schon für die entsprechenden Vorgänge im Pflanzen- und Tierreiche gebrauchen, so müßte man ein anderes für den Menschen haben. Es kommt bei der obigen Darstellung dieses Buches gar nicht auf das Wort an, sondern darauf, daß behufs Verständnisses der menschlichen Wesenheit der Unterschied erkannt werden muß. Ebensowenig können scheinbar sogar sehr hohe Intelligenzleistungen von Tieren mit dem zusammengebracht werden, was hier Erinnerung genannt wird.“ (Lit.: GA 13, S. 434f)
Hier wird deutlich, dass die menschliche Erinnerung, auf die sich Steiner bezieht, auf einer inneren Wahrnehmung des Vergangenen beruht und nicht bloß auf dessen Fortwirken in späteren Zeiten.
Rupert Riedl, Zoologe, Meeresbiologe und einer der Protagonisten der Evolutionären Erkenntnistheorie schrieb dazu:
„Wir befinden uns am Schnittpunkt zwischen Wiedererkennen und Erinnern. Tiere werden ganz oder überwiegend vom Wiedererkennen geleitet. Wir kennen das ja auch: Wir verlassen unseren zu packenden Koffer absichtsvoll, um im Schrankraum zu bemerken, dass das Ziel der Absicht verloren ging. Wir kehren sogleich zum offenen Koffer zurück und der „zeigt" uns geradezu: „Den Pyjama habe ich vergessen". So könnte ich den Weg vom Bahnhof Florenz zur Accademia einem, der Florenz nicht kennt, keineswegs verlässlich angeben. Komme ich aber selber an, verlasse ich mich getrost auf die Landmarken: da die Trattoria, dort die Brücke, die mich verlässlich leiten werden. Das Wiedererkennen ist die ältere und meist verlässliche Form unserer Orientierung; und wir sind nur zu wenig aufmerksam, um das zu bemerken. In der Regel aber sind wir gewohnt, zurückliegende Bilder abrufen zu können; wir sagen dann: uns ihrer zu erinnern.“ (Lit.: Riedl, S 42f)
Der Wiedererkennungseffekt bzw. Wiedererkennungswert (eng. brand recognition bzw. brand awareness) spielt heute im Marketing bzw. in der Werbung eine große Rolle.
Literatur
- Rupert Riedl: Meine Sicht der Welt, Seifert Verlag, Wien 2004
- Rudolf Steiner: Theosophie. Einführung in übersinnliche Welterkenntnis und Menschenbestimmung , GA 9 (2003), ISBN 3-7274-0090-0; Tb 615, ISBN 978-3-7274-6151-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Die Geheimwissenschaft im Umriß, GA 13 (1989), ISBN 3-7274-0130-3 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
![]() Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
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