Gedächtnis

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Das menschliche Gedächtnis (von mhd. gedǣhtnisse, "das Denken an etwas, die Erinnerung"; ahd. kithēhtnissi, "das Denken an etwas, Andacht, Hingabe") besteht in der Fähigkeit, früher Erfahrenes gegenwärtig wieder ins Bewusstsein zu rufen, wenn auch meist nur in abgeblasster Form. Eine Störung der Erinnerungsfähigkeit wird als Amnesie (von griech. μνήμη mnémē „Gedächtnis, Erinnerung“ und Alpha privativum) bezeichnet.

Aus anthroposophischer Sicht schafft die Seele die Grundlage für die Ausbildung des Gedächtnisses: „Als Bewahrerin des Vergangenen sammelt die Seele fortwährend Schätze für den Geist auf.“ ( (Lit.:GA 9, S. 66) Darüber hinaus hängt das Gedächtnis aber auch sehr wesentlich mit der lebendigen Tätigkeit des Ätherleibs und sehr spezifisch mit der organischen Tätigkeit des physischen Leibes zusammen. So gesehen ist die menschliche Erinnerungsfähigkeit mehr als die bloße Codierung, Speicherung und der Abruf von Information, die auch mit technischen Mitteln möglich ist. Ohne bewusster Erinnerungsfähigkeit, durch die er seine Biographie zumindest in groben Zügen willentlich jederzeit überschauen kann, könnte der Mensch kein gesundes Ich-Bewusstsein ausbilden und erhalten. Dadurch unterscheidet er sich auch von den Tieren. Rudolf Steiner hat sehr detailierte Angaben zum Prozess und zur Bedeutung der menschlichen Gedächtnisbildung gegeben.

Die Seelentätigkeit als Grundlage der Gedächtnisbildung

Wie die Gedächtnisbildung mit der Tätiggkeit der Seele zusammenhängt, beschreibt Rudolf Steiner in seiner grundlegenden Schrift «Theosophie». Er betont dabei sehr nachdrücklich, dass die Vorstellung, die ich mir in Erinnerung rufe, keineswegs dieselbe ist wie die Wahrnehmung, die mir unmittelbar gegenwärtig vor den Sinnen steht. Diese verschwindet aus dem Bewusstsein, sobald der Wahrnehmungsakt vorüber ist. Doch hinterlässt sie Spuren im Inneren, aus denen später die Erinnerungsvorstellung aufgebaut werden kann. Die durch die Erinnerung hervorgerufenen Vorstellungen sind stets neu gebildete und nicht die aufbewahrten alten. Sie sind in der Regel weitaus blasser und weniger detailreich als die unmittelbare Wahrnehmung und oft auch durch eine rege Einbildungskraft verzerrt oder verfälscht.

„Es sei nun erst das Gedächtnis betrachtet. Wie kommt es zustande? Offenbar auf ganz andere Art als die Empfindung oder Wahrnehmung. Ohne Auge kann ich nicht die Empfindung des «Blau» haben. Aber durch das Auge habe ich noch keineswegs die Erinnerung an das «Blau». Soll mir das Auge jetzt diese Empfindung geben, so muß ihm ein blaues Ding gegenübertreten. Die Leiblichkeit würde alle Eindrücke immer wieder in Nichts zurücksinken lassen, wenn nicht, indem durch den Wahrnehmungsakt die gegenwärtige Vorstellung sich bildet, zugleich in dem Verhältnisse zwischen Außenwelt und Seele sich etwas abspielte, was in dem Menschen eine solche Folge hat, daß er später durch Vorgänge in sich wieder eine Vorstellung von dem haben kann, was früher eine Vorstellung von außen her bewirkt hat. Wer sich Übung für seelisches Beobachten erworben hat, wird finden können, daß der Ausdruck ganz schief ist, der von der Meinung ausgeht: man habe heute eine Vorstellung und morgen trete durch das Gedächtnis diese Vorstellung wieder auf, nachdem sie sich inzwischen irgendwo im Menschen aufgehalten hat. Nein, die Vorstellung, die ich jetzt habe, ist eine Erscheinung, die mit dem «jetzt» vorübergeht. Tritt Erinnerung ein, so findet in mir ein Vorgang statt, der die Folge von etwas ist, das außer dem Hervorrufen der gegenwärtigen Vorstellung in dem Verhältnis zwischen Außenwelt und mir stattgefunden hat. Die durch die Erinnerung hervorgerufene Vorstellung ist eine neue und nicht die aufbewahrte alte. Erinnerung besteht darin, daß wieder vorgestellt werden kann, nicht, daß eine Vorstellung wieder aufleben kann. Was wieder eintritt, ist etwas anderes als die Vorstellung selbst. (Diese Anmerkung wird hier gemacht, weil auf geisteswissenschaftlichem Gebiete notwendig ist, daß man sich über gewisse Dinge genauere Vorstellungen macht als im gewöhnlichen Leben und sogar auch in der gewöhnlichen Wissenschaft.) – Ich erinnere mich, das heißt: ich erlebe etwas, was selbst nicht mehr da ist. Ich verbinde ein vergangenes Erlebnis mit meinem gegenwärtigen Leben. Es ist so bei jeder Erinnerung [...] Das heutige Bild gibt mir die Wahrnehmung, das heißt meine Sinnesorganisation. Wer aber zaubert das gestrige in meine Seele herein? Es ist dasselbe Wesen in mir, das gestern bei meinem Erlebnis dabei war und das auch bei dem heutigen dabei ist. Seele ist es in den vorhergehenden Ausführungen genannt worden. Ohne diese treue Bewahrerin des Vergangenen wäre jeder äußere Eindruck für den Menschen immer wieder neu. Gewiß ist, daß die Seele den Vorgang, durch welchen etwas Erinnerung wird, dem Leibe wie durch ein Zeichen einprägt; doch muß eben die Seele diese Einprägung machen und dann ihre eigene Einprägung wahrnehmen, wie sie etwas Äußeres wahrnimmt. So ist sie die Bewahrerin der Erinnerung.“ (Lit.:GA 9, S. 65f)

Gedächtnisarten

Nach der Dauer der Erinnerungsfähigkeit lassen sich drei Gedächtnisarten unterscheiden:

Gedächtnisbildung

Gedächtnisbildung

Alle sinnliche Wahrnehmung und alle Gedanken werden uns zunächst dadurch bewusst, dass sich die Nerventätigkeit in das Blut, in die Bluttafel einschreibt. Damit das unmittelbar seelisch Erlebte im Gedächtnis verankert werden kann, müssen die vom Herzen aufsteigenden Ätherströme dazu kommen. Diese strahlen von der Zirbeldrüse wie von einer elektrisch geladenen Spitze aus.

Dem entgegen kommt aus dem unteren Organismus eine zweite, mit der Lymphe verbundene aufnahmebereite Ätherströmung, die ihre letzten Ausläufer bis zur Hypophyse sendet. Das Gedächtnis bildet sich, indem sich die Spannung zwischen diesen beiden Strömungen ausgleicht und so das zu Erinnernde in die Tiefe des Organismus aufgenommen wird. Das gilt auch für jene Kräfte, die in den Organen für die nächste Inkarnation aufgespeichert werden.

Damit es zur Gedächtnisbildung kommt, muss also das, was an Gedankenformen durch das Ich dem vom Herzen aufsteigenden Ätherstrom eingeprägt wurde, den naturhaften Ätherkräften des Leibes übergeben werden. Das Erlebte wird dadurch unabhängiger von Ich und Astralleib und versinkt deshalb zunächst im Unterbewusstsein.

„So haben wir ein Organ, welches sich im mittleren Gehirn befindet, das der physisch-sinnliche Ausdruck ist für das, was als Gedächtnisvorstellung sich bilden will. Dem stellt sich gegenüber ein anderes Organ im Gehirn, das der Ausdruck ist für diejenigen Strömungen im Ätherleib, die von den unteren Organen kommen. Diese beiden Organe im menschlichen Gehirn sind der physisch-sinnliche Ausdruck für diese beiden Strömungen im menschlichen Ätherleibe, sie sind etwas wie letzte Anzeichen dafür, daß solche Strömungen im Ätherleibe stattfinden. Es verdichten sich gleichsam diese Strömungen so stark, daß sie die menschliche Leibessubstanz ergreifen und zu diesen Organen verdichten, so daß wir in der Tat den Eindruck haben, wie wenn von dem einen Organ helle Lichtströmungen ausstrahlen, die zu dem anderen Organ überfließen. Das physische Organ, das die Gedächtnisvorstellung bilden will, ist die Zirbeldrüse, der aufnehmende Teil ist der Gehirnanhang, Hypophysis.

Hier haben Sie an einer ganz bestimmten Stelle des physischen Organismus den äußeren physischen Ausdruck für das Zusammenwirken des Seelischen mit dem Leiblichen!“ (Lit.:GA 128, S. 87)

Drei goldene Regeln für die Gedächtnisentwicklung

Die drei von Rudolf Steiner formulierten Regeln für die Gedächtnisbildung sind vor allem für die Pädagogik von zentraler Bedeutung:

"Begriffe belasten das Gedächtnis;
Anschaulich-Künstlerisches bildet
das Gedächtnis;
Willensanstrengung, Willensbetätigung
befestigt das Gedächtnis." (Lit.: GA 269, S. 180)

Wiedererkennen als Vorstufe des Gedächtnisses

Dem sprichwörtlichen Elefantengedächtnis zum Trotz gibt es einen vergleichbaren Prozess bei den Tieren nicht. Bloßes Wiedererkennen, wie es auch die Tiere haben, ist nur eine Vorstufe der menschlichen Erinnerungsfähigkeit:

"Wir befinden uns am Schnittpunkt zwischen Wiedererkennen und Erinnern. Tiere werden ganz oder überwiegend vom Wiedererkennen geleitet. Wir kennen das ja auch: Wir verlassen unseren zu packenden Koffer absichtsvoll, um im Schrankraum zu bemerken, dass das Ziel der Absicht verloren ging. Wir kehren sogleich zum offenen Koffer zurück und der „zeigt" uns geradezu: „Den Pyjama habe ich vergessen". So könnte ich den Weg vom Bahnhof Florenz zur Accademia einem, der Florenz nicht kennt, keineswegs verlässlich angeben. Komme ich aber selber an, verlasse ich mich getrost auf die Landmarken: da die Trattoria, dort die Brücke, die mich verlässlich leiten werden. Das Wiedererkennen ist die ältere und meist verlässliche Form unserer Orientierung; und wir sind nur zu wenig aufmerksam, um das zu bemerken. In der Regel aber sind wir gewohnt, zurückliegende Bilder abrufen zu können; wir sagen dann: uns ihrer zu erinnern." (Lit.: Riedl, S 42f)

Tiere haben kein Gedächtnis im menschlichen Sinne und sie können auch keine Kräfte in eine nächste Inkarnation hinüberbringen. Zwar leben die Erlebnisse des Astralleibes als Bilder bzw. als vitale Kräfte im Ätherleib fort, aber diese Bilder können nicht bewusst erinnert und auf vergangene Erlebnisse bezogen werden. Es kann allerdings eine starke emotionale Spannung ausgelöst werden, wenn diese Bilder mit ähnlichen gegenwärtigen Erlebnissen korrespondieren - das liegt dem Elefantengedächtnis zugrunde. Zur wirklichen Gedächtnisbildung muss sich das individuelle Ich, über das die Tiere nicht verfügen, mit dem Erlebten verbinden.

Über Unterschied zwischen der menschlichen Erinnerungsfähigkeit und scheinbar vergleichbaren Vorgängen im Tier- und sogar im Pflanzenreich schreibt Rudolf Steiner in seiner «Geheimwissenschaft im Umriss»:

„Auseinandersetzungen wie diejenigen, welche in diesem Buche gegeben werden über das Erinnerungsvermögen, können sehr leicht mißverstanden werden. Denn wer nur die äußeren Vorgänge betrachtet, dem wird der Unterschied gar nicht ohne weiteres auffallen zwischen dem, was am Tiere, ja selbst an der Pflanze geschieht, wenn so etwas eintritt, was der Erinnerung gleicht, und dem, was hier für den Menschen als wirkliche Erinnerung gekennzeichnet wird. Gewiß, wenn ein Tier eine Handlung ein drittes, viertes usw. Mal ausfuhrt, so mag es sie so ausfuhren, daß sich der äußere Vorgang so darstellt, wie wenn Erinnerung und das mit dieser verknüpfte Lernen vorhanden wären. Ja, man mag, wie es einzelne Naturforscher und ihre Anhänger tun, sogar den Begriff der Erinnerung oder des Gedächtnisses so ausdehnen, daß man sagt, wenn das Küchlein aus der Eischale kriecht, so pickt es nach den Körnern, wisse sogar die Bewegungen des Kopfes und Körpers so zu machen, daß es zum Ziele komme. Das könne es nicht in der Eischale gelernt haben, sondern es sei gelernt durch die tausend und aber tausend Wesen, von denen es abstammt (so sagt z.B. Hering). Man kann die Erscheinung, die hier vorliegt, als etwas bezeichnen, was wie Erinnerung aussieht. Aber man wird nie zum wirklichen Begreifen der menschlichen Wesenheit kommen, wenn man nicht das ganz Besondere ins Auge faßt, was im Menschen als der Vorgang des wirklichen Wahrnehmens früherer Erlebnisse in späteren Zeitpunkten auftritt, nicht bloß als ein Hineinwirken früherer Zustände in spätere. Hier in diesem Buche wird Erinnerung dieses Wahrnehmen des Vergangenen genannt, nicht bloß das — selbst veränderte — Wiederauftreten des Früheren in dem Späteren. Wollte man das Wort Erinnerung schon für die entsprechenden Vorgänge im Pflanzen- und Tierreiche gebrauchen, so müßte man ein anderes für den Menschen haben. Es kommt bei der obigen Darstellung dieses Buches gar nicht auf das Wort an, sondern darauf, daß behufs Verständnisses der menschlichen Wesenheit der Unterschied erkannt werden muß. Ebensowenig können scheinbar sogar sehr hohe Intelligenzleistungen von Tieren mit dem zusammengebracht werden, was hier Erinnerung genannt wird.“ (Lit.:GA 13, S. 434f)

Hier wird deutlich, dass die menschliche Erinnerung, auf die sich Steiner bezieht, auf einer inneren Wahrnehmung des Vergangenen beruht und nicht bloß auf dessen Fortwirken in späteren Zeiten.

Gedächtnis und Traumleben

In der Nacht, wenn unser Astralleib herausgeht, gestaltet er, im Ätherleib die Gedächtnisspuren lesend, die Erinnerungen zu bewegten Traumbildern um:

„Wenn Sie den Versuch machen, einmal genau sich zu erinnern, wie das Gedächtnis des Menschen eigentlich wirkt, namentlich wenn Sie einschließen in diese Rückerinnerung Ihre Träume, dann werden Sie finden, daß zum Beispiel in die Träume im wesentlichen dasjenige hineinspielt, was eigentlich kurz vorher verlaufen ist, nicht in den inneren Gang des Träumens, aber in die Bilderwelt des Traumes spielt hinein, was in der letzten Zeit verlaufen ist. Mißverstehen Sie mich nicht. Es kann natürlich Ihnen etwas träumen, was vor vielen Jahren an Sie herangetreten ist; aber es wird Ihnen nicht träumen dasjenige, was vor vielen Jahren an Sie herangetreten ist, wenn nicht in den allerletzten Tagen etwas eingetreten ist, was in irgendeiner Gedanken- oder Empfindungsbeziehung zu dem ist, was vor Jahren da war. Die ganze Natur des Träumens hat etwas zu tun mit demjenigen, was unmittelbar in den letzten Tagen verlaufen ist. Beobachtung darüber setzt natürlich voraus, daß man sich eben einläßt auf solche Feinheiten des menschlichen Lebens. Wenn man sich einläßt, so liefert die Beobachtung so exakte Ergebnisse, wie nur irgendeine exakte Naturwissenschaft liefern kann.“ (Lit.:GA 201, S. 187f)

Das Gedächtnis konsolidiert sich erst nach zwei bis vier Tagen

Damit hängt zusammen, dass sich die Gedächtnisbildung erst nach zwei bis drei Tagen konsolidiert:

„Ungefähr nach zweieinhalb bis drei Tagen, manchmal eben auch schon nach eineinhalb Tagen, nach zwei Tagen, aber nicht, ohne daß wir darüber geschlafen haben, drückt sich dasjenige, was wir erleben im Umgange mit der Welt, von unserem astralischen Leibe aus in unseren Ätherleib ein. Damit es dadrinnen befestigt sei, braucht es immer eine Zeit. Und wenn wir mit dieser Tatsache die andere vergleichen, daß wir im gewöhnlichen Leben wechselweise trennen physischen Leib und Ätherleib - astralischen Leib und Ich im Schlafen und im Wachen wieder zusammenfügen, so müssen wir uns sagen, es ist ein gewisser loserer Zusammenhang zwischen physischem Leib und Ätherleib auf der einen Seite und Ich und astralischem Leib auf der anderen Seite. Ätherleib und physischer Leib bleiben zwischen Geburt und Tod immer beisammen, Ich und astralischer Leib bleiben auch beisammen. Aber astralischer Leib und Ätherleib bleiben nicht beisammen. Die gehen jede Nacht auseinander. Da ist ein loserer Zusammenhang zwischen Astralleib und Ätherleib als zwischen Ätherleib und physischem Leib. Dieser losere Zusammenhang, der drückt sich dadurch aus, daß erst gewissermaßen ein Auseinandersein da gewesen sein muß zwischen dem astralischen Leib und dem Ätherleib, bis das, was wir erleben durch unseren astralischen Leib, sich eindrückt in den Ätherleib. Und wir können sagen, wenn irgendein Ereignis auf uns wirkt, wirkt es ja im wachen Zustand auf uns. Bedenken Sie doch nur, wenn Sie einem Ereignisse bei tagwachendem Zustand gegenüberstehen, so wirkt das Ereignis auf Ihren physischen Leib, Ätherleib, astralischen Leib und auf Ihr Ich. Nun ist aber dennoch ein Unterschied in bezug auf die Aufnahme. Der astralische Leib, der nimmt die Sache sofort auf. Der Ätherleib braucht eine gewisse Zeit, um die Sache so in sich befestigen zu lassen, daß nun ein voller Einklang ist zwischen dem Ätherleib und dem astralischen Leib.“ (Lit.:GA 201, S. 187f)

„Der Mensch nimmt ja zunächst das, was er wahrnimmt, in seinen astralischen Organismus und seinen Ich-Organismus auf. Da führen zunächst die wahrgenommenen Erlebnisse ein unmittelbar mit dem Bewußtsein zusammenhängendes Leben. Dasjenige, was im Laufe von drei Tagen erlebt worden ist, geht doch noch in einer ganz intensiveren Weise an das Gefühl heran, als wenn wenigstens drei Tage vergangen sind. Wie gesagt, man beobachtet diese Dinge im gewöhnlichen Leben nicht, aber es sind eben doch Realitäten. Es rührt dies davon her, daß alles dasjenige, was vom Menschen wahrnehmend oder in Gedankenprozessen hereingenommen wird in den astralischen Organismus und in den Ich-Organismus, eingedrückt, eingeprägt werden muß dem Äther- oder Bildekräfteleib, aber auch in einer gewissen Beziehung wenigstens dem physischen Leib. Und diese Einprägung braucht zwei, drei, vier Tage, so daß man zwei- und dreimal schlafen muß über irgend etwas, das man erlebt hat, bis es in den Ätherleib und in den physischen Leib eingeprägt ist. Denn erst dann sitzt es sozusagen so fest, wenigstens im Ätherleibe, daß es nun bleibend Gedankenerinnerung für einen werden kann. Und so findet eigentlich beim Menschen fortwährend eine innere Wechselwirkung, eine Art von Kampf statt zwischen dem astralischen Leib und dem Ätherleib, und das Ergebnis dieses Kampfes ist stets, daß dasjenige, was der Mensch zunächst als Bewußtseinswesen erlebt, sich in die dichteren, materielleren Elemente seines Wesens einprägt, eingestaltet. Man trägt nach drei, vier Tagen dasjenige, was man früher nur als ein flüchtiges Sinneserlebnis gehabt hat, dann als eine Eintragung gewissermaßen in seinem Äther- oder Bildekräfteleib und in seinem physischen Leib mit sich.

Da geschieht nämlich eigentlich etwas außerordentlich Wichtiges. Bedenken Sie nur, daß wir ja unserem wahren Wesen nach im Grunde nur sind unser Ich und unser astralischer Leib. Wir können von unserem Ätherleib nicht sagen, daß er unser Eigentum ist. Die Menschen der materialistischen Zeit maßen sich an, ihren Ätherleib und namentlich ihren physischen Leib ihren Leib zu nennen. Aber physischer Leib und Ätherleib gehören eigentlich ganz dem Kosmos an. Und indem im Laufe von drei, vier Tagen dasjenige, was wir im Ich und astralischen Leib erleben, dem Ätherleib und physischen Leib übergeben wird, gehört es uns nicht mehr allein, gehört es dem Kosmos an. Wir können eigentlich nur durch drei Tage hindurch sagen, daß irgend etwas, was wir mit der Welt abgemacht haben, nur für uns eine Bedeutung habe. Nach drei, vier Tagen haben wir es in das Weltenall eingeschrieben, ruht es im Weltenall darin, gehört nicht uns allein, gehört den Göttern mit. “ (Lit.:GA 228, S. 159ff)

Sensorisches Gedächtnis (Ultrakurzzeitgedächtnis)

Das sensorische Gedächtnis, das unmittelbar an die sinnliche Wahrnehmung anknüpft, hält die aufgenommenen Informationen nur für sehr kurze Zeit im Bereich von Millisekunden bis Sekunden. Es wird deshlab auch als Ultrakurzzeitgedächtnis bezeichnet. Die Dauer hängt dabei von der jeweiligen Sinnesmodalität ab. So hält etwa das visuelle sensorische Gedächtnis, auch ikonisches Gedächtnis[1] genannt, Informationen nur über etwa 15 Millisekunden, während das auditorische sensorische Gedächtnis, auch als echoisches Gedächtnis bezeichnet, sie über etwa 2 Sekunden[2], teilweise sogar bis zu 18 Sekunden abrufbar hält.

Die Zahl Sieben und die Kapazität des Kurzzeitgedächtnisses

Die Zahl 7 scheint von entscheidender Bedeutung für die Kapazität des Kurzzeitgedächtnises bzw. Arbeitsgedächtnisses zu sein, die mit der durch den Atemrhythmus bestimmten, subjektiv gefühlte Dauer des Augenblicks zusammenhängt. Während dieser Zeitspanne von 3 - 4 Sekunden können bis etwa 7 Gedächtniseinheiten (z. B. Ziffern, Buchstaben oder ganze Worte), auch als Chunk (engl. „Brocken, Stück, Block bzw. Datenblock“) bezeichnet, erfasst und wieder erinnert werden - und zwar, insofern sie als ein Ganzes erfasst werden, weitgehend unabhängig von deren spezifischem Informationsgehalt. Neuere Untersuchungen an der University of Missouri lassen allerdings vermuten, dass sich die Kapazität des Kurzzeitgedächtnissses auf nur 3 - 4 Objekte beschränkt[3]. Das entspricht der Anzahl der Objekte, die man mit einem Blick erfassen kann, ohne sie explizit zu zählen.

Das sogenannte seven phenomenon wurde schon im 17. Jahrhundert von John Locke experimentell entdeckt und wird heute als die sogenannte Millersche Zahl (engl. The Magical Number Seven, Plus or Minus Two) bezeichnet, benannt nach dem US-amerikanischen Psychologen George A. Miller, der in seinem 1956 veröffentlichten Artikel "The Magical Number Seven, Plus or Minus Two: Some Limits on Our Capacity for Processing Information"[4], der zu den meistzitierten Artikel aus dem Fachbereich der Psychologie zählt, ebenfalls feststellte, dass der Mensch gleichzeitig nur 7±2 Gedächtniseinheiten mit dem Kurzzeitgedächtnis erfassen kann.

„Und schließlich, was ist mit der magischen Zahl sieben? Was ist mit den sieben Weltwundern, den sieben Meeren, den sieben Todsünden, den sieben Töchtern des Atlas in den Plejaden, den sieben Zeitaltern des Menschen, den sieben Ebenen der Hölle, den sieben Grundfarben, den sieben Tönen der Musikskala und den sieben Tagen der Woche? Was ist mit der siebenstufigen Bewertungsskala, den sieben Kategorien für ein absolutes Urteil, den sieben Objekten in der Spanne der Aufmerksamkeit und den sieben Ziffern in der Spanne des unmittelbaren Gedächtnisses? Für den Moment schlage ich vor, das Urteil zurückzuhalten. Vielleicht steckt hinter all diesen Siebenern etwas Tiefes und Tiefgründiges, etwas, das uns nur dazu auffordert, es zu entdecken. Aber ich vermute, dass es sich nur um einen bösartigen, pythagoreischen Zufall handelt.“

G. A. Miller: The magical number seven, plus or minus two[4]

Aus anthroposophischer Sicht darf man antworten, dass Sieben die Zahl der Zeit ist und damit zugleich auch die Zahl der ätherischen Welt und des daraus entnommenen Ätherleibs, denn die Realität der Zeit ist in der Ätherwelt begründet. Sieben ist zugleich die Zahl der Vollendung, denn alle Entwicklung im Kleinen und im Großen vollzieht und vollendet sich durch sieben Stufen.

Gedächtnisbildung und Verdauung - das Langzeitgedächtnis

Bei der Gedächtnisbildung sind auf seelischer Ebene dieselben Kräfte tätig, die auf leiblicher Ebene an der Verdauung beteiligt sind.

„Eine sehr wichtige Kraft für das gewöhnliche Leben - wir haben es öfters besprochen - ist die Gedächtniskraft, die Erinnerungsfähigkeit. Diese Erinnerungsfähigkeit, wir beherrschen sie seelisch dann, wenn wir uns an irgend etwas, das wir erlebt haben, eben, wie wir sagen, erinnern. Aber Sie wissen alle: Mit dieser Erinnerungskraft ist es etwas Eigenartiges. Wir beherrschen sie und beherrschen sie doch nicht ganz. Gar mancher Mensch kämpft diesen oder jenen Augenblick seines Lebens damit, daß er sich an etwas erinnern möchte, aber er kann sich nicht erinnern. Dieses Sich-erinnern-Mögen und Sich-nicht-vollständig- erinnern-Können, das rührt davon her, daß dieselbe Kraft, die wir seelisch als Erinnerungskraft benützen, dazu dient, unsere aufgenommenen NahrungsStoffe umzuwandeln in solche Substanzen, die von unserem Leib gebraucht werden können. Wenn Sie also ein Stück Brot essen und dieses Brot umgewandelt wird in Ihrem Leib in eine solche Substanz, daß diese Substanz Ihrem Leben dient, so ist das scheinbar ein physischer Vorgang. Aber dieser physische Vorgang wird beherrscht von übersinnlichen Kräften. Diese übersinnlichen Kräfte sind dieselben, die Sie anwenden, wenn Sie sich erinnern. So daß dieselbe Kräfteart verwendet wird auf der einen Seite zur Erinnerung, auf der anderen Seite zur Verarbeitung der NahrungsStoffe im menschlichen Leben. Und Sie müssen eigentlich immer ein wenig hin und her pendeln zwischen Ihrer Seele und zwischen Ihrem Leibe, wenn Sie sich der Erinnerungskraft hingeben wollen. Verdaut Ihr Leib allzugut, dann, sehen Sie, können Sie vielleicht nicht so viel Kräfte abgewinnen diesem Leib, daß Sie sich gut erinnern können an gewisse Dinge. Sie müssen immer einen inneren Kampf, der im Unbewußten sich abspielt zwischen einem Seelischen und einem Leiblichen, ausführen, wenn Sie sich erinnern wollen an irgend etwas. Sie haben, wenn Sie so die Gedächtniskraft anschauen, die beste Art zu begreifen, wie unsinnig es im Grunde von einem höheren Gesichtspunkte aus ist, wenn die einen Menschen Idealisten sind und die anderen Menschen Materialisten. Das Verarbeiten der Nahrungsstoffe im menschlichen Leibe ist zweifellos ein materieller Vorgang. Die Kräfte, die ihn beherrschen, sind dieselben, die bei einem ideellen Vorgang wirksam sind: die Kräfte des Erinnerungsvermögens, die Gedächtniskräfte. Nur dann sieht man die Welt richtig, wenn man sie weder materialistisch noch idealistisch sieht, sondern wenn man imstande ist, dasjenige, was sich als materialistisch offenbart, ideell zu sehen, und dasjenige, was sich als Ideelles offenbart, ganz materiell verfolgen zu können.“ (Lit.:GA 191, S. 33)

Gedächtnisbildung und Luzifer

„... Erinnerung ist eine luziferische Kraft, da es eben Luzifers Aufgabe ist, das Vergangene in die Gegenwart hinüberzutragen.“ (Lit.:GA 266b, S. 350)

Wenn wir die Gedächtnisbildung durch Memorieren unterstützen, rufen wir Luzifer zu Hilfe. Wir wecken dabei künstlich alte Kräfte, die heute weitgehend in den Hintergrund getreten sind, die aber in der atlantischen Zeit - und wie in einem Abglanz davon auch noch in der griechisch-lateinischen Zeit - in überreichem Maß vorhanden waren:

"Warum muß denn eine luziferische Kraft in dieser Art beim Gedächtnisse angerufen werden? In einer der heutigen Menschheit gar nicht mehr bewußten Art hatte das Gedächtnis in alten, aber gar nicht weit zurückliegenden Zeiten der Menschheitsentwickelung eine ganz andere Stärke als heute. Wir brauchen verhältnismäßig lange, um uns eine längere Dichtung anzueignen. So lange brauchten die alten Griechen nicht. Eine große Zahl der alten Griechen kannte von Anfang bis zum Ende die homerischen Gesänge. Aber sie memorierten nicht in der Weise, wie wir heute auswendig lernen. Es war eben die gedächtnismäßige Kraft dieser Zeit anders ausgebildet. Was geschah denn eigentlich dazumal in diesem vierten nachatlantischen Zeitraum? Es geschah gewissermaßen eine Wiederholung desjenigen, was in noch stärkerem Maße im atlantischen Zeitraum selbst geschehen ist, und was ich schon dargestellt habe in den Aufsätzen, die über die atlantische Entwickelung handeln. Das, was vom Mond noch herübergekommen war wie eine Kraft, die fähig macht, wie einen Kometenschweif die traumhaften imaginativen Erlebnisse nachzuziehen, diese Kraft ging gewissermaßen von einer solchen äußeren, im Wechselverkehre mit der Welt sich abspielenden Kraft in das Innere über. Durch dieses Übergehen in das Innere entwickelte sich beim atlantischen Menschen das Gedächtnis wie ein erstes Aufleuchten an etwas, was ihm die Welt dazumal wie von selber gab. Und während der atlantischen Zeit brauchte sich wahrhaftig der Mensch nicht sehr anzustrengen, um das Gedächtnis zu entwickeln, denn es war wie ein Hereinfließen desjenigen, was eine Kraft im äußeren Verkehr mit der "Welt war, in das Innere des Menschen. Und dieses wiederholte sich für den vierten nachatlantischen Zeitraum. Im Innern war gewissermaßen eine Wiederholung da desjenigen, was früher, ohne daß der Mensch etwas dazu tat, sich im Wechselverkehre mit der Welt abspielte.

Indem der Mensch nun eingetreten ist in den fünften nachatlantischen Zeitraum, muß er immer mehr und mehr Anstrengung verwenden, um die Gedächtniskraft zu seiner eigenen zu machen. Damit sie beizutragen hat zu seiner Individualisierung und zu seiner Freiheit, dazu muß dasjenige, was wie von selbst kam während der atlantischen Zeit und in der Wiederholung im vierten nachatlantischen Zeitraum, angeeignet werden. Immer, wenn später etwas angeeignet wird, was eigentlich einer früheren Kraft entspricht, wenn also dem Gedächtnis zu Hilfe gekommen wird mit Kräften, die früher naturgemäß waren, so haben wir es mit einer luziferischen Wirkung zu tun. Indem wir künstlich dasjenige hereintragen in unsere Zeit, was naturgemäß war in der Griechenzeit, das selbstverständliche Sich-Aneignen des Gedächtnisses, wird es zum Luziferischen. Dadurch aber, daß Sie dieses Luziferische so vor Ihre Seele treten lassen, verspüren Sie die Rolle, die Luzifer in der Menschheitsentwickelung hat. Sie müssen sie verspüren, wenn die Dinge so geschildert werden. Ihm waren gewissermaßen noch Grenzen gesetzt in der griechisch-lateinischen Zeit. Er war noch an seinem Platze. Jetzt ist er nicht mehr in derselben Weise an seinem Platze. Jetzt muß der Mensch, um das Gedächtnis weiter auszubilden, ein Bündnis mit ihm eingehen. Der Mensch muß aus einer Selbsttätigkeit heraus für sein Gedächtnis das tun, was ohne sein Zutun mit ihm geschah noch während der griechisch-lateinischen Zeit. Aber dadurch wird das, was während der griechisch-lateinischen Zeit mit ihm geschah, heute zu einer luziferischen Tat.

In dem Augenblicke aber, in dem also eine luziferische Tätigkeit auftritt, kommt gewissermaßen auch die andere Seite der Waage in Tätigkeit: das Ahrimanische. Und während wir auf der einen Seite memorieren, also Luzifer zu Hilfe rufen für das Gedächtnismäßige, hat die Menschheit immer mehr und mehr die andere, die ahrimanische Unterstützung des Gedächtnisses entwickelt, das Aufschreiben. Denn ich habe öfter schon angedeutet: Dies ist eine richtige Empfindung der Menschen des Mittelalters noch gewesen, daß sie insbesondere die Druckkunst als eine «schwarze Kunst» empfunden haben." (Lit.: GA 170, S. 199ff)

Der Erinnerungsvorgang

Das Erinnerungsvermögen besteht in der Fähigkeit, Inhalte vorwiegend des Langzeitgedächtnisses in Form von Erinnerungsvorstellungen wieder ins Bewusstsein zu rufen. Alle Erinnerung ist eigentlich ein Lesen im Ätherleib, bzw. früher sogar ein Lesen in der Ätherwelt selbst gewesen. Bei der Erinnerung lesen wir mehr von außen im eigenen Ätherleib. Ich und Astralleib trennen sich ganz leise vom Ätherleib, wie es ähnlich auch im Schlaf geschieht (hier allerdings viel stärker, so dass das Bewusstsein schwindet). Man kommt so dem Erleben des eigenen Astralleibes näher.

Der Ätherleib ist der Träger des Gedächtnisses, und sich zu erinnern bedeutet, dass man im Ätherleib lesen gelernt hat – und zwar in jenem Teil, der nicht für die Erhaltung des physischen Organismus benötigt wird. Solange sich die Gedächtnisprozesse aber rein ätherisch abspielen, kommt es noch nicht zu einem individuellen, sondern zu einem kollektiven Gedächtnis, das durch die ganze Ahnenreihe fließt, die durch einen gemeinsamen Lebensstrom, durch die Blutsbande, verbunden ist. Das war noch beim Atlantier der Fall. Mit dem Übergang vom kollektiven zum individuellen Gedächtnis ging auch allmählich das Bewusstsein für die wiederholten Erdenleben verloren. Das Erinnerungsvermögen schränkte sich auf die einzelne irdische Persönlichkeit ein.

Die Umwandlung des kollektiven zum individuellen Gedächtnis wurde wesentlich durch die in der nachatlanischen Zeit aufgekommene Kultur des Weintrinkens gefördert. Der Alkohol löscht die alte atlantische Gedächtnisform aus. Im Neuen Testament wird das durch die Hochzeit von Kaana angedeutet:

"Auf der Hochzeit zu Kana wird das Wasser in Wein verwandelt. An diese Tatsache knüpft sich ein symbolischer universeller Sinn: Im religiösen Kultus soll das Wasseropfer zeitweise durch das Weinopfer ersetzt werden.

Es gab in der Geschichte der Menschheit eine Zeit, in welcher der Wein noch unbekannt war. Zur Zeit der Veden kannte man ihn kaum. Nun, solange die Menschen keine alkoholischen Getränke tranken, war die Vorstellung von vorhergehenden Daseinsstufen und von der Vielzahl von Erdenleben überall verbreitet, und niemand zweifelte daran. Seitdem die Menschheit Wein zu trinken begann, verdunkelte sich die Idee der Reinkarnation ganz schnell und verschwand schließlich aus dem allgemeinen Bewußtsein. Sie wurde nur bewahrt durch die Eingeweihten, die sich des Weingenusses enthielten. Denn der Alkohol hat auf den menschlichen Organismus eine besondere Wirkung, insbesondere auf den Ätherleib, in dem das Gedächtnis seinen Sitz hat. Der Alkohol verschleiert das Gedächtnis, verdunkelt es in seinen inneren Tiefen. Der Wein schafft Vergessenheit, sagt man. Dabei handelt es sich nicht um ein oberflächliches, momentanes Vergessen, sondern um ein tiefes und dauerndes Vergessen, um eine Verfinsterung der Gedächtniskraft im Ätherleib. Daher verloren die Menschen, als sie sich anschickten Wein zu trinken, nach und nach ihr ursprüngliches Gefühl für die Wiederverkörperung.

Nun hatte aber der Glaube an die Wiederverkörperung und an das Karmagesetz einen mächtigen Einfluß nicht nur auf die Persönlichkeit, sondern auch auf ihr soziales Empfinden. Er ließ sie die Ungleichheit der menschlichen Lebensumstände hinnehmen. Wenn der unglückliche ägyptische Arbeiter an den Pyramiden arbeitete, wenn der Hindu der untersten Klasse an den gigantischen Tempeln im Herzen der Berge baute, sagte er sich, daß ein anderes Dasein ihn für die tapfer ertragene schwere Arbeit entschädigen würde, wenn er gut war; daß sein Meister schon durch ähnliche Prüfungen hindurchgegangen war; oder daß er später durch noch härtere Prüfungen hindurchgehen müsse, wenn er an der Gerechtigkeit zweifelte und übel gesinnt wäre.

Als aber das Christentum herannahte, sollte die Menschheit durch eine Epoche hindurchgehen, in der sie sich ganz auf ihre Erdenaufgabe einstellte. Sie sollte an der Verbesserung dieses Lebens wirken, an der Entwickelung des Intellekts, an der verstandesmäßigen wissenschaftlichen Erkenntnis der Natur. Das Bewußtsein von der Wiederverkörperung sollte demgemäß für zweitausend Jahre verlorengehen. Und das Mittel, das zu diesem Zweck angewendet wurde, war der Wein.

Das ist der tiefe Grund der Verehrung des Bacchus, des Gottes des Weines, der Trunkenheit. Es war dies die volkstümliche Form des Dionysos der alten Mysterien, der an sich einen ganz anderen Sinn hatte. Das ist auch der symbolische Sinn der Hochzeit zu Kana. Das Wasser spielt seine Rolle beim alten Opferdienst, der Wein beim neuen. Die Worte des Christus: « Selig, die nicht sehen und doch glauben», beziehen sich auf die neue Ära des Menschen, wo der Mensch, ganz seinen Erdenaufgaben hingegeben, weder die Erinnerung an frühere Inkarnationen noch die direkte Schau in die geistige Welt haben soll." (Lit.: GA 094, S. 50ff)

Das Gedächtnis wird erst individualisiert, wenn bei der Gedächtnisbildung dem physischen Leib deutliche Spuren eingegraben werden. Für rein geistige Erlebnisse ist das nicht möglich, sondern nur für das, was sinnlich wahrgenommen und verstandesmäßig bedacht wird. Das Erlebte wird dadurch zunächst gewissermaßen in die Tiefe des Organismus hinein vergessen, und der sonst freie Teil des Ätherleib wird nun an den physischen Leib gebunden, um die Gedächtnisspuren zu bewahren. Beim Erinnerungsvorgang wird der Ätherleib kurzfristig vom physischen Leib abgezogen, so dass wieder im Ätherleib gelesen werden kann. Der Erinnerungsvorgang bedeutet also eine ganz reale kurzfristige Vergeistigung. Die Spuren im physischen Leib beginnen sich dadurch aufzulösen, werden allerdings nach dem vollendeten Erinnerungsvorgang wieder regeneriert, meist in leicht modifizierter Form.

Das Wesen der Erinnerung

In den Notizen zu einer esoterischen Stunde vom 10. September 1910 in Bern, die allerdings nur in fragwürdiger Qualität überliefert sind, heißt es über das „Wesen der Erinnerung“ in Zusammenhang mit dem Rosenkreuzerspruch:

„Das Wesen der Erinnerung ist, daß der Mensch etwas, was er durch das Werkzeug seines physischen Leibes wahrgenommen hat, als Bild im Innern wiederum aufrufen kann in sich selbst durch seine eigene Ich-Kraft, so daß er nicht den physischen Leib dazu braucht, sondern aus dem Meer des ätherischen Leibes heraus sich ein Bild schafft dessen, was er vorher durch den physischen Leib wahrgenommen hat. Aus dem Äthermeer geformt ist das Bild, das zu einer neu wachgerufenen Vorstellung wird.- Beim Wahrnehmen mit den äußeren Werkzeugen nützen sich diese ab. Ermüdung tritt ein. Der Mensch muß, um diese wegzuschaffen, in der Nacht den Schlafzustand haben, wo er draußen ist im Kosmos, die göttlich-geistigen Kräfte einsaugt und zuschaut, wie diese an seinem physischen Leibe schaffen und ausbessern. Er arbeitet da zusammen mit den göttlich-geistigen Wesenheiten, die ihn einst geschaffen haben. Er erlebt da das: Ex Deo nascimur.- Der ätherische Leib aber bleibt ohne diese Ausbesserung. Um ihn zu durchkraften, muß der Mensch etwas anderes ausführen. Er muß selber darin etwas schaffen. Wie das Auge durch das Licht geschaffen ist und ohne Licht kein Auge wäre, aber hier der physische Leib verstanden wird, an dem das physische Sonnenlicht gearbeitet hat, so gibt es ein geistiges Licht, das das geistige Auge schafft. Aus dieser Lichtkraft wird das geistige Auge geschaffen, diese müssen wir auf uns wirken lassen. Sie schafft unsere Geistorgane und diese Lichtkraft stattet uns auch aus mit erneuernden Kräften für unsern Ätherleib. Und wir können diese Kräfte nur empfangen, wenn wir ausführen mit unserer Seele das, was da liegt in dem Worte: In Christo morimur.- Immer wieder, immer von neuem müssen wir uns das wiederholen, im Bewußtsein dessen, daß nur in der steten und geduldigen Wiederholung, die ja dem Prinzip des Ätherleibes entspricht, wir zu dem Erfolg kommen können, daß sich uns das geistige Licht-Erleben eröffnet. Wir entschlafen in den Christus, den wir in den Tiefen unserer Körperlichkeit finden, so wie wir nachts hineinschlafen in den Kosmos. Wir verbinden uns mit Ihm. Seine Kraft ist es, die uns durchkraftet in unserm ätherischen Leibe. Seine Licht- und Wärmekraft schafft uns die Organe, mit denen wir Ihn selbst erleben und wahrnehmen dürfen. Da leben wir das: Per spiritum sanctum reviviscimus.“ (Lit.:GA 266b, S. 480f)

Denken und Gedächtnis

Das Gedächtnis des heutigen Menschen hängt, wie unser deutsches Wort dafür zurecht andeutet, sehr wesentlich mit dem Denken zusammen. In der Regel können wir uns heute nur an die Erlebnisse erinnern, die wir mit dem mehr oder minder wachen Denken begleitet haben.

Im Denken erschaffen wir ununterbrochen Elementarwesen, die fortan in unserem Ätherleib leben. In ihnen leben unsere Gedanken weiter, sie sind das lebendige ätherische Gedächtnis. Wir werden uns ihrer heute aber normalerweise erst bewusst, wenn sie sich mit dem physischen Leib verbinden und genau in diesem Moment von diesem aus einen schwachen und teils verzerrten Reflex in unser Seelenleben werfen. Der physische Leib wirkt wie ein – allerdings stark beschlagener und verunreinigter – Spiegel. Indem sich die Gedankenlebewesen mit dem physischen Leib verbinden, arbeiten sie gestaltend an diesem. Durch die Verbindung mit dem festen physischen Leib nehmen die Gedankenlebewesen eine erstarrte Gestalt an – wie Eisblumen auf einer Fensterscheibe. Die lebendigen Gedanken werden so zum Gedächtnisschatz abgelähmt. Dieser ruht zunächst unter der Schwelle des Bewusstseins in den Tiefen der leiblichen Organisation. Beim Erinnerungsvorgang lösen sich diese Elementarwesen kurzfristig vom physischen Leib und werfen beim Wiederverbinden das blasse Erinnerungsbild in unsere Seele.

Das Gedächtnis als gesteigerte Antipathie

Das Denken, alle unsere gedankenhaften Vorstellungen, sind ein Bild des vorgeburtlichen Lebens, wie das schon Platon in seiner Ideenlehre angedeutet hat. Der Wille hingegen ist im Erdenleben nur ein Keim, der sich erst im Leben nach dem Tod voll entfaltet.

Zeichnung aus GA 293, S 34
Zeichnung aus GA 293, S 34

"Wir haben uns also vorzustellen: Vorstellung auf der einen Seite, die wir als Bild aufzufassen haben vom vorgeburtlichen Leben; Willen auf der anderen Seite, den wir als Keim aufzufassen haben für späteres. Ich bitte, den Unterschied zwischen Keim und Bild recht ins Auge zu fassen. Denn ein Keim ist etwas Überreales, ein Bild ist etwas Unterreales; ein Keim wird später erst zu einem Realen, trägt also der Anlage nach das spätere Reale in sich, so daß der Wille in der Tat sehr geistiger Natur ist. Das hat Schopenhauer geahnt; aber er konnte natürlich nicht bis zu der Erkenntnis vordringen, daß der Wille der Keim des Geistig-Seelischen ist, wie dieses Geistig-Seelische sich nach dem Tode in der geistigen Welt entfaltet." (Lit.: GA 293, S. 33f)

Im Erdenleben entfaltet sich das Seelenleben im Wechselspiel von Sympathie und Antipathie:

"Wir tragen die Kraft der Antipathie in uns und verwandeln durch sie das vorgeburtliche Element in ein bloßes Vorstellungsbild. Und mit demjenigen, was als Willensrealität nach dem Tode hinausstrahlt zu unserem Dasein, verbinden wir uns in Sympathie. Dieser zwei, der Sympathie und der Antipathie, werden wir uns nicht unmittelbar bewußt, aber sie leben in uns unbewußt und sie bedeuten unser Fühlen, das fortwährend aus einem Rhythmus, aus einem Wechselspiel zwischen Sympathie und Antipathie sich zusammensetzt.

Zeichnung aus GA 293, S 35
Zeichnung aus GA 293, S 35

Wir entwickeln in uns die Gefühlswelt, die ein fortwährendes Wechselspiel - Systole, Diastole - zwischen Sympathie und Antipathie ist. Dieses Wechselspiel ist fortwährend in uns. Die Antipathie, die nach der einen Seite geht, verwandelt fortwährend unser Seelenleben in ein vorstellendes; die Sympathie, die nach der anderen Seite geht, verwandelt uns das Seelenleben in das, was wir als unseren Tatwillen kennen, in das Keimhafthalten dessen, was nach dem Tode geistige Realität ist. Hier kommen Sie zum realen Verstehen des geistig-seelischen Lebens: wir schaffen den Keim des seelischen Lebens als einen Rhythmus von Sympathie und Antipathie." (Lit.: GA 293, S. 35)

Wird die Antipathie, die das Vorstellungsleben bewirkt, noch gesteigert, entstehen das Gedächtnis:

"Wenn Sie nun jetzt vorstellen, so begegnet jedes solche Vorstellen der Antipathie, und wird die Antipathie genügend stark, so entsteht das Erinnerungsbild, das Gedächtnis, so daß das Gedächtnis nichts anderes ist als ein Ergebnis der in uns waltenden Antipathie. Hier haben Sie den Zusammenhang zwischen dem rein Gefühlsmäßigen noch der Antipathie, die unbestimmt noch zurückstrahlt, und dem bestimmten Zurückstrahlen, dem Zurückstrahlen der jetzt noch bildhaft ausgeübten Wahrnehmungstätigkeit im Gedächtnis. Das Gedächtnis ist nur gesteigerte Antipathie. Sie könnten kein Gedächtnis haben, wenn Sie zu Ihren Vorstellungen so große Sympathie hätten, daß Sie sie «verschlucken» würden; Sie haben Gedächtnis nur dadurch, daß Sie eine Art Ekel haben vor den Vorstellungen, sie zurückwerfen - und dadurch sie präsent machen. Das ist ihre Realität." (Lit.: GA 293, S. 36)

Umgekehrt entsteht durch Steigerung der Sympathie die Phantasie, die, wenn sie den ganzen Menschen bis in die Sinne hinein durchdringt, die sinnliche Anschauung bewirkt.

Die organische Grundlage des Gedächtnisses

Menschenbilder im physischen und ätherischen Leib

Bei jeder Vorstellung, die wir uns bilden, entsteht ein Menschenbild, ein menschenähnliches Abbild, im physischen und ätherischen Leib.

„Stellen wir die Frage: Warum haben wir ein Gedächtnis im physischen Leben? - da müssen wir sagen: Jedesmal, wenn wir eine Vorstellung bilden, wird ein Eindruck auf den physischen Leib gemacht. Dieser Eindruck ist sogar mehr oder weniger menschenähnlich. Jede Vorstellung, die wir uns bilden, macht nicht nur, wie der materialistisch-phantastisch Denkende meint, da oder dort im Gehirn einen Eindruck, sondern auf den ganzen Menschen macht jede Vorstellung einen Eindruck. Und mit Bezug auf eine Art Nachformung des Kopfes und noch sogar des oberen Teiles der Brust des Menschen, liefert wirklich jede Vorstellung, die wir uns bilden, einen Abdruck. Es ist wirklich war: Wenn ich jetzt zu Ihnen spreche, in der Minute vielleicht hundert Silben, so haben Sie während dieser Minuten rasch hintereinander fünfzig Menschen in sich gebildet, jedoch fünfzig Menschenbilder rasch weggeschafft, das eine wechselt rasch mit dem andern ab. Nun, Sie können sich denken, wie viele solche Menschenbilder Sie in sich gebildet haben, wenn die Stunde der Betrachtung vorüber ist. Diese Menschenbilder sind mehr oder weniger gleich in ihrer äußeren Gestalt, aber doch wiederum ungleich; keines ist dem andern vollständig gleich. Jedes ist von dem andern verschieden, wenn auch eben nur etwas verschieden. Es ist eine kindliche Vorstellung, wenn etwa jemand glauben wollte, daß, wenn er jetzt einen Eindruck der Außenweit hat und sich morgen daran erinnert, dieser Eindruck in irgendeiner Form in ihm gesessen habe. Er hat gar nicht gesessen, sondern ein Bild, das menschenähnlich ist, ist in dem Menschen geblieben. Wirklich, von jedem Eindruck der Außenwelt bleibt ein Bild, das menschenähnlich ist. Und wenn Sie sich morgen wieder an den Eindruck erinnern, dann versetzen Sie Ihre Seele in dieses Menschenbild, das in Ihnen ist. Und der Grund, warum Sie morgen nicht dieses Menschenbild sehen, sondern sich an den Eindruck erinnern, ist der, daß Sie in Ihrem Astralleib lesen. Es ist eine richtige Lesetätigkeit, eine unterbewußte Lesetätigkeit; geradeso wie wenn Sie irgend etwas aufschreiben und später lesen wollen, Sie nicht die Buchstaben beschreiben, sondern das, was die Buchstaben bedeuten, so ist es morgen, wenn Sie sich an das heute Erlebte erinnern. Sie schauen nicht das Bild an, das in Ihnen entstanden ist, das Menschenphantom, das da in Ihnen lebt, sondern Sie deuten es. Sie versetzen sich in der Seele in dieses Menschenphantom, und Ihre Seele erlebt etwas ganz anderes als dieses Menschenphantom. Sie erlebt dasjenige, was sie gestern erlebt hat, noch einmal.“ (Lit.:GA 159, S. 351f)

Traumerlebnisse prägen sich dem Gedächtnis viel schlechter ein und rein geistige Erlebnisse gar nicht.

„Aber vergleichen Sie diese Kraft, die es Ihnen möglich macht, Erlebnisse des physischen Planes im Gedächtnis zu behalten, mit der viel geringeren Kraft, die es Ihnen möglich macht, Traumerlebnisse in der Erinnerung zu bewahren. Bedenken Sie, wieviel leichter Sie einen Traum vergessen als Erlebnisse in der physischen Welt. Man kann zunächst die Frage aufwerfen: Warum vergißt man die Traumerlebnisse leichter als die Erlebnisse der physischen Welt? - Nun, die Beantwortung dieser Frage wird uns zugleich einen wichtigen Gesichtspunkt für die höheren Erkenntnisse ergeben.

Wie werden denn Traumerlebnisse erworben? - Sie werden dadurch erworben, daß wir im physischen Leib nicht ganz drinnen sind. Wenn wir ganz drinnen sind im physischen Leib, träumen wir nicht. Da erleben wir durch die Sinne auf dem physischen Plan und durch den an die Sinne gebundenen Verstand. Wenn wir träumen, müssen wir wenigstens teilweise außerhalb des physischen Leibes sein. Was macht der physische Leib, wenn er durch die Erinnerungskraft arbeitet? Ja, so schwierig es zunächst zu denken ist für den Menschen, so ist es doch wahr: jedesmal, wenn der Mensch ein Erlebnis hat und dieses Erlebnis durch einen Gedanken in der Erinnerung aufbewahrt, dann wird in unserem Ätherleib ein Abdruck, gleichsam eine Art Klischee des Erlebnisses gebildet. Aber- ich habe das schon auseinandergesetzt - nicht so, daß dieser Abdruck etwa das Erlebnis photographisch abbilden würde. Ebensowenig wie der Buchstabe einer Schrift mit dem Laute zu tun hat, ebensowenig hat, was in unserem Leib als Abdruck existiert, ebensowenig hat diese Abbildung mit dem Erlebnis selbst zu tun. Er, der Abdruck, ist nur ein Zeichen. Und dieses Zeichen ist merkwürdigerweise ähnlich der menschlichen Gestalt selber. Und zwar, wenn Sie von der menschlichen Gestalt die oberen Teile nehmen, den Kopf und höchstens noch etwas vom Oberleib und von den Händen, so haben Sie das, was jedesmal im Ätherleibe beobachtet werden kann, wenn sich der Mensch Erinnerung bildet von einem Erlebnis.

Also, wir können sagen: Ich erlebe etwas; das Erlebnis bleibt mir - sei es ein kleines oder ein großes Erlebnis - als Erinnerung. Es bildet sich eben ein Abdruck, ungefähr so (siehe Zeichnung). So etwas entsteht jedesmal in Ihrem Ätherleib, wenn sich eine Erinnerung bildet, und würde es ausgelöscht werden, so würden Sie sich an das Erlebnis nicht mehr erinnern können.

Zeichnung aus GA 162, S. 51
Zeichnung aus GA 162, S. 51

Denken Sie, an wieviele Dinge Sie sich im Leben erinnern! Ebensoviele tausend und abertausend solcher ätherischer Menschenabbilder haben Sie in sich. Ihr Ätherleib, und auch der physische, gestatten wohl, daß so viele verschiedene Bilder da sind. Wenn zwei gleich wären, würde man die Erlebnisse nicht unterscheiden können. Wenn man einen Menschen okkult betrachtet, so findet man in ihm Tausende und aber Tausende solcher Menschenbilder. Aber sie entstehen nicht nur im Ätherleib, sondern von jedem solchen Menschenbild entsteht auch ein feiner Abdruck im physischen Leib, und diese Abdrücke bleiben auch alle erhalten, insofern der Mensch Erinnerungen hat. Also Tausende und aber Tausende solcher Homunkuli sind im Menschen vorhanden.

Sagen wir: Sie hören den heutigen Vortrag. Schon durch Anhören dieses Vortrages werden sich hundert und aber hundert solcher Homunkuli in Ihrer Seele bilden. Die machen auch, wenn Sie sich später erinnern, Eindrücke in Ihren physischen Leib, und diese Eindrücke bleiben auch da.

Wie ist es nun aber beim Träumen? Ja, sehen Sie: beim Traum ist es so, daß wohl der Homunkulus im ätherischen Leibe entsteht, daß er sich aber nicht abdrückt im physischen Leib. Schwach drückt er sich ab, manchmal gar nicht. Dann weiß der Mensch wohl, daß er geträumt hat, aber er kann sich nicht erinnern, was er geträumt hat. Schwach, viel schwächer als irgendein Erlebnis auf dem physischen Plan, drücken sich die Träume ab. Daher ist es so schwer, eine Erinnerung davon zu bewahren.

Die Stärke der Erinnerung hängt also ganz davon ab, wie stark der Eindruck ist, den der Homunkulus des Ätherleibes auf den physischen Leib macht. Dasjenige aber, was der Geistesforscher findet, was er erlebt in der geistigen Welt, das ist zunächst so geartet, daß es überhaupt keinen Eindruck auf den physischen Leib machen kann. Denn wenn ein Erlebnis Eindruck auf den physischen Leib machen kann, dann ist es schon kein rein geistiges Erlebnis mehr; dann ist es schon mit Rücksicht auf den physischen Leib erworben. Das muß gerade das Eigentümliche des geistigen Erlebnisses sein, daß zunächst im physischen Leib überhaupt nichts geschieht, während das Geistige erlebt wird.

Was folgt daraus? Das folgt daraus, was in der Tat der Geistesforscher als sein nächstes Erlebnis aufzufassen hat: daß man für die Ergebnisse der Geistesforschung kein Gedächtnis hat. Die Erlebnisse des Geistesforschers können sich dem Gedächtnisse nicht einprägen. In demselben Moment, in dem sie entstehen, vergehen sie auch.

Darin liegt die Schwierigkeit, von der geistigen Welt etwas zu wissen, solange man in der physischen Welt lebt und mittels seines physischen Leibes allein leben will. Denn da der Mensch schon für Träume ein schlechtes Gedächtnis hat, bei denen noch ein loser Zusammenhang mit dem physischen Leibe vorhanden ist, so wird Ihnen das zeigen, wie begreiflich es sein muß, daß der Mensch für das, was er nun wirklich okkult erlebt, kein Gedächtnis haben kann.“ (Lit.:GA 162, S. 50ff)

Der physische Leib als Bildbewahrer

"Wenn ich ein Schema aufzeichnen wollte, so würde es so sein: Nehmen wir einmal an, wir haben hier den physischen Leib (siehe Zeichnung, rot), wir haben hier den Ätherleib (orange), wir haben hier den astralischen Leib (grün), und wir haben endlich hier das Ich (weiß). Jetzt wirkt ein Sinneserlebnis. Dieses Sinneserlebnis wird zunächst aufgenommen in das Ich. Es wird die Vorstellung daran geknüpft, indem es sich einlebt in den astralischen Leib; es wirkt die Kraft, die dann die Erinnerung möglich macht, indem es sich einlebt als Bewegung in den Ätherleib. Nun muß es sich aber stauen. Es darf nicht weitergehen, es

Tafel 9 aus GA 206, S 125
Tafel 9 aus GA 206, S 125

darf nicht den physischen Leib ganz durchdringen, sondern muß sich hier stauen. Im physischen Leib entsteht nämlich, natürlich zunächst ganz unbewußt, von dem, was in der Erinnerung lebt, ein Bild. Das Bild ist gar nicht ähnlich dem, was das Erlebnis war, es ist eine Metamorphose; aber es entsteht ein Bild. So daß gesagt werden muß: Ebenso wie mit dem Ätherleib das Gedächtnis verbunden ist, so ist mit dem physischen Leib ein wirkliches inneres Bild verbunden. - Wir haben immer im physischen Leib, wenn sich solch eine Bewegung staut, die vom Ätherleib ausgeht, eine Imprägnierung, ein Bild; dieses Bild kann natürlich erst erreicht werden mit imaginativem Vorstellen. Da sieht man, wie in der Tat der physische Leib der Träger wird von all diesen Bildern." (Lit.: GA 206, S. 124f)

Die Bedeutung des physischen Leibes für die Gedächtnisbildung

Der Ätherleib ist zwar der eigentliche Bewahrer des Gedächtnisses, doch müssen die Erlebnisse während des Erdenlebens bis in den physischen Leib als Bilder eingeschrieben werden, um wieder ins Bewusstsein gerufen, d.h. erinnert werden zu können. Das liegt daran, dass sich unsere Erinnerungen während des Erdenlebens auf physisch-sinnliche Erlebnisse beziehen.

„Das Erinnern wird überhaupt ganz falsch vorgestellt. Eine Vorstellung, die ich durch eine äußere Wahrnehmung jetzt gewinne und jetzt habe, die lebt in mir überhaupt nicht als etwas Reales, sondern als Spiegelbild, das sich die Seele bildet durch die Spiegelung des Leibes. Wir werden davon näher im dritten Vortrage sprechen. Und es lebt diese Vorstellung nur jetzt! Wenn ich sie aus dem Seelenleben verloren habe, dann ist sie nicht mehr da. Es gibt das gar nicht: Hinuntertauchen von Vorstellungen und Wiederher auf tauchen - und so Erinnerungen bilden. Die triviale Vorstellung der Erinnerung ist schon falsch.

Worauf es ankommt, ist: wenn man die Kraft der Seele für das geistige Schauen geschärft hat, so sieht man - wie man in der Außenwelt beobachtet, so kann man im Geiste das beobachten —, daß, während wir eine Vorstellung gewinnen durch eine Wahrnehmung, noch ein anderer Vorgang vor sich geht. Und nicht der Vorstellungsvorgang, sondern dieser andere, unterbewußte Vorgang, der sich parallel dem Vorstellen abspielt, erzeugt in uns etwas, das, indem ich die Vorstellung habe, gar nicht unmittelbar ins Bewußtsein kommt, das aber fortlebt. Habe ich jetzt eine Vorstellung, so entsteht ein unterbewußter und jetzt rein an das Körperliche gebundener Prozeß. Wenn später durch irgendeine Veranlassung dieser Prozeß wieder aufgerufen wird, dann bildet sich, indem die Seele jetzt hinblickt auf diesen Prozeß, der ein rein leiblicher ist, aufs neue die Vorstellung. Eine erinnerte Vorstellung ist eine aus den Tiefen des Leibeslebens herauf gebildete neue Vorstellung, die der alten gleicht, weil sie durch den unterbewußten Prozeß, der sich gebildet hat im leiblichen Leben, heraufgerufen wird. Die Seele liest gewissermaßen das Engramm, das in dem Leibe eingegraben ist, wenn sie sich an eine Vorstellung erinnert.“ (Lit.:GA 73, S. 40f)

Diese Art der Erinnerungsfähigkeit hört etwa drei Tage nach dem Tod auf. Solange hält der Ätherleib noch eine gewisse Beziehung zum physischen Leib, die ihm diese Art des Gedächtnisses ermöglicht, obwohl es auch da schon bedeutsame Veränderungen erfährt, da sich der Ätherleib bereits im Kosmos zu zerstreuen beginnt. Während dieser drei Tage erlebt der Mensch ein umfassendes und lückenloses Lebenspanorama.

Seelisch-geistige Erlebnisse können grundsätzlich nicht auf diese Art erinnert werden, da sie sich nicht in den physischen Leib einschreiben.

„Der Bewahrer des Gedächtnisses ist der Ätherleib, aber ohne den physischen Leib würde er schlecht bewahren können. Die Nerven werden beeindruckt, und es muß hineingeschrieben werden in den physischen Leib. Der ist sozusagen der Aufschreibeapparat für das, was der Mensch behalten will. Und wenn der Mensch sich erinnern will an etwas, so durchdringt er mit dem Ätherleib den physischen Leib bis zu der Stelle, wo das, was erinnert werden soll, eingeschrieben steht, und dann wird das Erinnerungsbild lebendig, und der Mensch liest es dann ab vom physischen Leib. Schüler machen es ja so, wenn sie etwas auswendig zu lernen haben, daß sie es sich solange wiederholen, bis es sich eingeschrieben hat. Aber da kann es vorkommen, daß, wenn sie z. B. lernen: «Es stand vor alten Zeiten ...», sie es sich gewaltsam einpressen in den physischen Leib dadurch, daß sie den Laut zu Hilfe nehmen.

Gewohnheitsmäßig muß ein solches Einschreiben und Ablesen werden dadurch, daß es uns zur inneren Gewohnheit wird, alle Verrichtungen mit Aufmerksamkeit und Nachdenken zu durchdringen.

Für geistige Erlebnisse kann man den physischen Leib nicht brauchen als Erinnerungsorgan, an die Stelle muß das Gewohnheitsmäßige treten. Wir müssen uns die dazu gehörende Empfindungsnuance vor die Seele rufen.“ (Lit.:GA 266c, S. 246)

Der physische Leib als differenzierter Spiegelungsapparat

Im Kopf konzentrieren sich die nach außen geöffneten Sinnesorgane, während im restlichen Organismus die Organe ihre Tätigkeit wesentlich im Innern entfalten.Im Kopfbereich entfalten auch die drei seelischen Wesensglieder am stärksten ihre Wirkungen und sie bilden die Grundlage für das wache Tagesbewusstsein und das damit verbundene Selbstbewusstsein. In diesen seelischen Wesensgliedern lebt das Ich bewusst. Das Ich erlebt sich in diesen drei seelischen Wesensgliedern in unmittelbarer Geistesgegenwart. Es ist hier zunächst kein Rückblick auf die Vergangenheit, also auch keine Erinnerungsfähigkeit möglich, wie auch kein prophetischer Vorblick auf die Zukunft.

Indem der restliche Organismus die Seelenerlebnisse in sehr differenzierter Weise an der Oberfläche der einzelnen Organe zurückspiegelt, wird er zum unentbehrlichen Werkzeug für das Gedächtnis - und gibt dadurch auch erst dem Ich-Bewusstsein seine notwendige Kontinuität. Teilweise wirken die Erlebnisse auch ins Innere der Organe hinein und werden von den Drüsenorganen zu Absonderungen umgewandelt bzw. werden hier in Verbindung mit der Tätigkeit des Stoffwechsel-Gliedmaßen-Systems sogar Kräfte aufgebaut, die in der nächsten Inkarnation den Organismus gestalten:

So spiegelt die Lungenoberfläche abstrakte Gedanken wider. Gedanken, die sich an äußere Wahrnehmungen anknüpfen gehen in das Innere der Lunge und werden hier zu Kräften, die in der nächsten Inkarnation den Kopf äußerlich formen. Werden diese Kräfte schon in dieser Inkarnation frei, führen sie zu Illusionen - bei Lungenerkrankungen kann man das oft bemerken.

Die Leberoberfläche spiegelt emotional gefärbte Gedanken. Insbesondere hängt die Leber mit dem musikalischem Empfinden zusammen. Die Klangätherkräfte wirken sehr stark im Chemismus der Leber. Musikalische Menschen haben im vorigen Leben lebendige Eindrücke mitfühlend aufgenommen und konnten leicht von Fröhlichkeit zu Traurigkeit - und umgekehrt - übergehen. Die Kräfte, die sich im Inneren der Leber ausbilden, bewirken in der nächsten Inkarnation die innere Disposition des Gehirns. Wirken sie schon in dieser Inkarnation, entstehen Halluzinationen, Visionen.

Im Nierensystem bereitet sich die künftige Temperamentsanlage vor, aber so, wie sie dann vornehmlich durch den Kopf wirkt und dessen Tätigkeit emotional beeinflusst. Werden diese Kräfte schon jetzt aktiv, entstehen Hypochondrie, Depression etc.

Am Herzen werden Gewissensbisse reflektiert. Im Innern bereiten sich die Kräfte vor, die in der nächsten Inkarnation das äußere Leben bzw. unsere Taten mitbestimmen - das sind also die eigentlichen karmischen Anlagen. Werden diese Kräfte jetzt schon aktiv, äußert sich das in Tobsucht.

Esoterische Entwicklung und Gedächtnis

"Das, was man gewöhnlich als Gedächtnis hat, erleidet durch eine esoterische Entwickelung fast immer eine Herabstimmung. Man bekommt zunächst ein schlechteres Gedächtnis. Wer ein schlechteres Gedächtnis nicht haben will, kann eben eine esoterische Entwickelung nicht durchmachen. Namentlich hört auf stark tätig zu sein dasjenige Gedächtnis, das man als mechanisches Gedächtnis bezeichnen kann, das gerade in den Kindes- und Jugendjahren bei Menschen am besten ausgebildet ist und was ja zumeist gemeint ist, wenn vom Gedächtnis die Rede ist. Und gar mancher Esoteriker wird zu klagen haben über die Herabstimmung seines Gedächtnisses, denn man kann das recht bald bemerken. Das Gedächtnis, das für das äußere Leben da ist, geht schon einmal verloren; aber wir brauchen gar keinen Schaden zu nehmen, wenn wir darauf achten, für alles das, was uns im Leben angeht, mehr Interesse zu entwickeln, tieferes Interesse, mehr Anteil zu entwickeln, als wir das vorher gewohnt waren. Wir müssen anfangen, uns für die Dinge, die für uns Bedeutung haben, namentlich ein gefühlsmäßiges Interesse anzueignen. Das haftet um so besser, mit dem man seelisch zusammenwächst. Man muß daher versuchen, geradezu systematisch dieses seelische Zusammenwachsen zu bewirken." (Lit.: GA 145, S. 51f)

Die Metamorphose der Gedächtniskräfte nach dem Tod

Das wirkliche lebendige ätherische Gedächtnis lernen wir erst nach dem Tod, wenn wir vom physischen Leib befreit sind, in Form eines umfassenden Lebenspanoramas kennen, das die Summe aller von uns während des irdischen Lebens geschaffenen Gedankenlebewesen umfaßt, von denen oben die Rede war, die dann gleichzeitig vor unserem geistigen Blick stehen. Die Zeit wird dann nicht als ein Nacheinander erlebt, sondern als ein Nebeneinander. Die zeitliche Orientierung finden wir dadurch, dass wir den Gedankenlebewesen gleichsam ihr jeweiliges Alter ansehen.

Etwa drei Tage nach dem Tod verblaßt das Lebenspanorama indem unser Ätherleib der allgemeinen Ätherwelt übergeben wird. Doch gehen die Kräfte, die wir durch die Gedächtnisbildung unserem Organismus eingeschrieben haben, nicht verloren. Nach dem Tod verschwinden die gestaltbildenden Kräfte des Kopfes sehr bald, während die Kräfte des restlichen Organismus den Kopf der neuen Inkarnation zu gestalten beginnen. Innere Organe werden so ihren Gestaltkräften nach zu Nerven-Sinnesorganen. Das Blutsystem wird zum Nervensystem (so wird etwa die Aderhaut des Auges zur Netzhaut) und das Herz zur Zirbeldrüse. Die Milz schlüpft gleichsam durch die Leber hindurch und erscheint in der neuen Inkarnation im Gehörorgan wieder.

In der Erinnerungskraft wird künftig der Christus mitleben

"Hineinzuleiten diesen Christus-Impuls in das aufrechte Gehen, in Sprechen und Denken, das ist durch dasjenige möglich, was seit Jahrtausenden für die Menschen da ist mit der Menschheitskultur. In ein viertes Element hineinzuleiten den Christus-Impuls, vorzubereiten dieses Hineinleiten in ein viertes menschliches Vermögen, daran müssen wir auch denken, wenn wir uns im rechten Sinn auf den Boden der Geisteswissenschaft stellen. Daran müssen wir auch denken! Wo hinein der Christus- Impuls noch nicht geleitet werden kann, wo hineingeleitet zu werden er sich aber vorbereitet, das ist die menschliche Erinnerung, das Erinnern des Menschen. Denn außer dem Aufrechtgehen und -stehen, dem Reden oder Sprechen, dem Denken, tritt jetzt die Christus-Kraft in das Erinnern ein. Wir können verstehen den Christus, wenn er durch die Evangelien zu uns spricht. Aber wir werden als Menschen erst dazu vorbereitet, daß der Christus auch eintritt in die Gedanken, die dann als erinnerte Gedanken und Vorstellungen in uns leben und sind und so weiter in uns leben. Und eine Zeit wird herankommen für die Menschheit, die allerdings erst vollständig werden wird in der sechsten größeren Periode der Menschheitsentwickelung, aber jetzt sich vorbereitet, wo die Menschen hinsehen werden auf das, was sie erlebt und erfahren haben und was als Erinnerung in ihnen lebt, und werden sehen können, daß in der Kraft des Erinnerns der Christus mitlebt. Durch jede Vorstellung wird der Christus sprechen können. Und auch wenn wir unsere Vorstellungen in der Erinnerung wiederbeleben, so wird in der Erinnerung, in dem, was so eng, so intim mit uns verbunden ist wie unsere Erinnerung, der Christus mit verbunden sein. Zurückblicken wird der Mensch können auf sein Leben und sagen wird er sich: So wie ich mich erinnere, so wie die Kraft des Gedächtnisses in mir lebt, so lebt in diesem Gedächtnis der hineingegossene Christus- Impuls. Der Weg, der den Menschen geboten wird, immer mehr und mehr wahr zu machen die Worte: Nicht ich, der Christus in mir, - der Weg wird dadurch geebnet, daß in die Erinnerungskraft allmählich der Christus-Impuls einziehen wird. Er ist jetzt noch nicht darinnen. Wenn er darinnen sein wird, wenn nicht nur im Verständnis des Menschen der Christus-Impuls lebt, sondern wenn der Christus-Impuls sich über den ganzen Saum, über den ganzen Streifen von Erinnerungen ausgießen wird, dann wird der Mensch zum Beispiel nicht nur angewiesen sein darauf, aus äußeren Dokumenten Geschichte zu lernen, denn dann wird sich seine Erinnerungskraft erweitern. Der Christus wird in dieser Erinnerung leben. Und der Mensch wird dadurch, daß der Christus in seine Erinnerungskraft eingezogen ist, dadurch, daß der Christus in der Erinnerungskraft lebt, der Mensch wird dadurch wissen, wie bis zum Mysterium von Golgatha hin der Christus außerirdisch gewirkt hat, wie er es vorbereitet hat und durchgegangen ist durch dieses Mysterium von Golgatha, und wie er als Impuls weiterwirkt in der Geschichte. So wahr und wirklich wird der Mensch das überschauen, wie jetzt im gewöhnlichen Leben die Erinnerung da ist. Man wird die irdische Entwickelung der Menschheit nicht anders überschauen können innerlich als so, daß man dann den Christus-Impuls im Mittelpunkt erblickt. Alle Erinnerungskraft wird durchsetzt und zugleich verstärkt werden durch das Eindringen des Christus-Impulses in die Gedächtniskraft, in die Erinnerungskraft." (Lit.: GA 152, S. 115f)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. Die Begriffe ikonisches Gedächtnis und echoisches Gedächtnis wurden ebenso wie der Begriff KOgnitive Psychologie von dem US-amerikanischen Psychologen [[w:Ulric Neisser|]] (1928-2012) geprägt.
  2. C. J. Darwin, M. T. Turvey, R. G. Crowder: An auditory analogue of sperling partial report procedure – evidence for brief auditory storage. In: Cognitive Psychology. 3(2) 1972, S. 255–267.
  3. MU Psychologists Demonstrate Simplicity of Working Memory, 23. April 2008
  4. 4,0 4,1 „And finally, what about the magical number seven? What about the seven wonders of the world, the seven seas, the seven deadly sins, the seven daughters of Atlas in the Pleiades, the seven ages of man, the seven levels of hell, the seven primary colors, the seven notes of the musical scale, and the seven days of the week? What about the seven-point rating scale, the seven categories for absolute judgment, the seven objects in the span of attention, and the seven digits in the span of immediate memory? For the present I propose to withhold judgment. Perhaps there is something deep and profound behind all these sevens, something just calling out for us to discover it. But I suspect that it is only a pernicious, Pythagorean coincidence.“ (MILLER, G.A. (1956): The magical number seven, plus or minus two: Some limits on our capacity for processing information. In: Psychological Review, 63, 1956, S.81-97.)