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Prima materia
Die prima materia (lat. erste Materie), auch als materia cruda, materia lapidis, materia proxima, materia benedicta, himmlische Hyle, terra sancta, Jungfernerde, Jungfernmilch oder massa confusa und manchmal sogar als Bitumen (Erdpech) bezeichnet, ist nach Auffassung der Alchemisten die jungfräuliche, aber noch ungeläuterte Ursubstanz, mit der das Opus Magnum, die Bereitung des Steins der Weisen, beginnt. Aus der jungfräulichen Stoffesmutter, die man durchaus auch im Bild der ägyptischen Isis und, in durchchristeter Form, in der heiligen Jungfrau Sophia anschauen darf, wird der Stein der Weisen geboren und das alchymistische Werk leistet dazu den Hebammendienst. In diese Richtung weist auch die Weihnachtsimagination, die Rudolf Steiner gegeben hat.
Der anthroposophische Schriftsteller Hermann Beckh schreibt über die Jungfernerde:
"Durch alte Urkunden der Menschheit, durch Sagen, Dichtungen und Märchen, durch die großen heiligen Schriften selbst geht ein Singen und Sagen von einem jungfräulichen Geheimnis der Welt, zuletzt der Stoffeswelt. Dieses Geheimnis der Stoffeswelt, das in alter Zeit vor allem in Ägypten seine geistige Heimat hatte, suchten im Mittelalter und in der beginnenden Neuzeit auf ihre Weise die Alchymisten, und sie nannten es „jungfräuliche Erde” oder „Jungfernerde”, terra sancta „heilige Erde” und materia benedicta, oder auch, in Anlehnung an die Sprache des Evangeliums, den „Schatz im Acker”. Es war ihnen die prima materia, die "erste" oder Anfangs-Stofflichkeit, der Ausgangspunkt ihres „chymischen Prozesses”, durch den sie die Stofflichkeit erhöhen und veredeln, unedles Metall oder Gestein in edles verwandeln wollten, dem Geheimnis des Goldes und des Edelsteins auf die Spur zu kommen suchten. Was sie da fanden oder suchten, was auch das Geheimnis der die menschliche Natur läuternden und heilenden, belebenden und verjüngenden Essenz, des „Elixiers” in sich schloß, nannten sie dann den „philosophischen Stein”, lapis philosophorum, den „Stein der Weisen”." (Lit.: Beckh, S 7f)
Welche Substanz konkret gemeint ist, wird mit gutem Grund meist nicht gesagt. Einzelne Autoren nennen etwa Blut, Quecksilber, Regenwasser, Tau oder gar Urin als Ausgangssubstanz des großen Werks. In manchen Schriften wird sogar, was auf den ersten Blick paradox erscheinen mag, die prima materia, die Ausgangssubstanz, mit der ultima materia, dem Produkt ihrer Verwandlung, eben dem Stein der Weisen, gleichgesetzt. Übereinstimmung herrscht nur darüber, dass die prima materia fest oder flüssig sein kann und nur von geringem Wert ist und dass sie jeder kennt und täglich sieht, ohne ihre wahre Bedeutung zu erkennen. Folgt man den Angaben Rudolf Steiners, so erkennt man darin die Kohle, bzw. im weiteren Sinn alle Kohlenstoffverbindungen, die die stoffliche Grundlage des organischen Lebens auf Erden bilden und die auch den physischen Leib des Menschen erfüllen. So hat auch schon der Arzt Karl Arnold Kortum (1745 bis 1824) zusammen mit dem Pfarrer Bährens „allen Freunden der Alchemie” mitgeteilt, die materia prima sei in Wahrheit die Steinkohle und sie zum gemeinsamen Laborieren aufgerufen (Lit.: Biedermann, S 296).
Tatsächlich ist die Vergeistigung des physischen Leibes das eigentliche Ziel des Opus Magnum. Der verwesliche Leib soll zum unverweslichen Auferstehungsleib verwandelt werden. Damit wird die christliche Dimension des alchymistischen Strebens deutlich:
"In ihr berühren wir ein innerstes Geheimnis des Physischen und der Verwandlung des Physischen, das zugleich das Auferstehungs-Geheimnis ist. Nicht schon da, wo das Übersinnlich-Wesenhafte, Todüberwindende im Ätherischen oder Astralischen, sondern erst da, wo es auch im Physischen gefunden wird, sind wir diesem Auferstehungs-Geheimnis auf der Spur. Im Karlsruher Zyklus „Von Jesus zu Christus” wird von diesem Übersinnlich-Physischen als vom „Phantom” des Auferstehungsleibes gesprochen, das als solches vom Ätherleib deutlich unterschieden wird. Wie das Ätherische zum Irdisch-Pflanzlichen, verhalten sich die Phantomkräfte des Übersinnlich-Physischen zu den Kristallkräften, dem Urmineralischen des Kosmos. Diese in der Saturn-Uranlage des Menschenwesens einstmals vorhandenen, infolge des Falles der Menschheit dann immer mehr verbrauchten „Phantomkräfte" bildeten, durch die- Christuskraft neu belebt, die Substanz des Auferstehungsleibes, der sich, wie die Urzelle einer neuen Erde und Menschheit, aus dem Grabe von Golgatha erhob. Im genannten Zyklus (VI S. 14) weist Rudolf Steiner selbst hin auf den Zusammenhang des hinter diesem „Auferstehungs-Phantom" liegenden Tatsachengebietes mit demjenigen der Alchymie und ihres „Steines der Weisen": „Daher haben die Alchymisten immer betont, daß der menschliche Leib in Wahrheit besteht aus derselben Substanz, aus welcher der ganz durchsichtige, kristallhelle Stein der Weisen besteht." Denn dieses mit den Kristallkräften des Kosmos verwandte übersinnliche Physische, nicht, was sich dem Sinnenschein, der äußeren Sinneswahrnehmung als „Leib” darbietet, ist im Sinne höherer Geisterkenntnis in Wahrheit des Menschen „physischer Leib”. (Lit.: Beckh, S 18)
Siehe auch
Literatur
- Hermann Beckh: Alchymie. Vom Geheimnis der Stoffeswelt., Rudolf Geering Verlag, Goetheanum Dornach, 1987, ISBN 3-7235-0429-9
- Hans Biedermann: Lexikon der magischen Künste, VMA-Verlag, Wiesbaden 1998, ISBN 3-928127-59-4