Astralmythos

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Als Astralmythos wurden mit dem Aufschwungs der vergleichenden Mythenforschung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor allem in Deutschland und England zunächst die babylonischen und altägyptischen Himmelsmythen und Kosmologien, aber auch die Schilderungen der Genesis bezeichnet.[1]

Später wurde der Begriff für alle Projektionen historischer und anthropologischer Sachverhalte in eine ewige, ungeschichtliche Himmelswelt verwendet. Ein Astralmythos gilt seitdem als Inbegriff der Mystifizierung irdischer Ereignisse durch ihre Transzendierung in den Bereich kosmischer Spekulation. Umgekehrt scheinen dann alle Ereignisse auf der Erde nur Abbilder des ewigen Geschehens in Natur und Kosmos zu sein, das durch Priester und Astrologen gedeutet werden müsse. Die geistigen Wahrheiten, die diesen Mythen zugrunde liegen, konnte man mit dem rein äußerlichen Wissenschaftsverständnis zu dieser Zeit nicht mehr erfassen.

Dem „menschenlosen“ Astralmythos stellte Ernst Bloch den Logosmythos der sich emanzipierenden Menschheit gegenüber, der sich z. B. im Exodusmythos manifestiert. Hierbei werde der zirkulare Blick, der immer nur die ewige Wiederkehr des Gleichen (vgl. Nietzsche) im Kosmos erkennt, durch den evolutionären Blick nach vorn abgelöst.

Die von Rudolf Steiner entwickelte anthroposophische Geisteswissenschaft eröffnet demgegenüber einen neuen, auf unmittelbare geistige Einsicht gegründeten Weg, die Bildersprache der überlieferten Mythen tiefer zu erfassen und zu verstehen. Die Grundlagen dazu schuf Steiner mit seinen im Oktober 1900 begonnen Vorträgen über «Die Mystik im Aufgange des neuzeitlichen Geisteslebens» und insbesondere mit den im folgenden Jahr gehaltenen Vorträgen über das «Das Christentum als mystische Tatsache», die wenig später auch als Buch veröffentlicht wurden.

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. So vor allem Eduard Stucken, Astralmythen der Hebraeer, Babylonier und Aegypter, 5 Bände, Leipzig 1896–1907; ders.: Beiträge zur orientalischen Mythologie, Berlin 1902
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