Drittes Geschlecht

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Merkur-Symbol als Gender-Symbol für das dritte Geschlecht

Ein drittes Geschlecht soll Personen bezeichnen, die sich in das heteronormale Geschlechtssystem („Frau“ oder „Mann“) nicht einordnen lassen (wollen). Hierbei ist das Geschlecht im biologischen Sinn festgelegt, aber es besteht eine davon abweichende, jedoch gesunde Geschlechtsidentität, eine Sexualdifferenzierungsstörung oder eine Geschlechtsidentitätsstörung. Vertreter der modernen Queer-Theorie und der Transgender-Bewegung benutzen den Begriff im Sinne einer queeren Identität.

Die Bezeichnung erhielt eine Verbreitung im deutschen Sprachraum durch den Schriftsteller Ernst von Wolzogen in seinem Roman Das dritte Geschlecht von 1899, als er darin eine bisexuelle Frau beschrieb.[1] Naturwissenschaftlich ist Bisexualität selbst jedoch ein ungenauer Begriff (eigentlich: „Ambisexualität“) und bezeichnet kein Geschlecht, sondern eine erotische Vorliebe. Beim Menschen ist die natürliche Ausbildung von zwei getrennten Geschlechtern Grundlage der sexuellen Fortpflanzung und der Erzeugung fortpflanzungsfähiger Nachkommen, was das Aussterben der eigenen Art verhindert.

In einigen Gesellschaften gibt es neben „Mann“ und „Frau“ seit Jahrhunderten andere Bezeichnungen für spezielle Gruppen von Personen, die abweichen – sowohl im biologischen (s. Intersexualität) als auch im sozialen Sinn (s. Geschlechtsidentität u. Gender). Man spricht international von Sexualdifferenzierungsstörungen (engl. disorders of sex development, DSD) und Geschlechtsidentitätsstörungen.

In Deutschland gibt es formaljuristisch Personen mit unbestimmtem Geschlechtsmerkmal. Die Internationale Klassifikation der Krankheiten ICD-10-GM-2014 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nennt in Kapitel XVII (Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien) auch angeborene Fehlbildungen der Genitalorgane, insbesondere ein unbestimmtes Geschlecht und Pseudohermaphroditismus. Gesellschaftlich ist das Thema Bestandteil kontroverser Diskussionen.

Siehe auch

Literatur

  • Elsa Asenijeff: Aufruhr der Weiber und das Dritte Geschlecht. Friedrich, Leipzig 1898.
  • Ute Scherb: Ich stehe in der Sonne und fühle, wie meine Flügel wachsen. Studentinnen und Wissenschaftlerinnen an der Freiburger Universität von 1900 bis zur Gegenwart. Helmer, Königstein/Taunus 2002, ISBN 3-89741-117-2 (Besprechung).

Belletristik:

  • Iain M. Banks: Das Spiel Azad. Heyne, München 1990, ISBN 3-453-04275-1 (Science-Fiction-Roman von 1988 über eine humanoide Rasse, die das – dominante – dritte Geschlecht „Apex“ kennt).
  • Octavia E. Butler: Xenogenesis-Trilogie. Heyne, München 1987–1989 (Band 1–3: Die Genhändler. 1999, ISBN 3-453-14897-5; außerirdische Rasse, die das dritte Geschlecht „Ooloi“ kennt).
  • Jeffrey Eugenides: Middlesex. Rowohlt, Reinbek 2003, ISBN 3-498-01670-9 (2002 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneter Roman, dessen Hauptfigur intersexuell ist).

Film und Fernsehen

  • Lucía Puenzo: XXY Argentinien 2007 (ähnliches Thema wie der Roman Middlesex).
  • Im Star-Trek-Universum treten einige außerirdische Spezies auf, die vom zweifachen Geschlechtssystem abweichen.[2] So hat die in Star Trek: Raumschiff Voyager auftretende Spezies 8472 fünf Geschlechter. Die Rigelianer, welche in verschiedenen Serien auftreten, kennen ebenfalls mehrere Geschlechter, wobei nicht klar ist, ob es sich um vier oder fünf handelt.[3] Bei Star Trek: Enterprise treten die Vissianer auf, die als drittes Geschlecht den Cogenitor kennen.[4]

Weblinks

Commons: Transgender - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Ernest Bornemann: Drittes Geschlecht. In: derselbe: Sexuallexikon. Büchergilde Gutenberg, Frankfurt 1969 (gemeinfrei, als kostenloses eBook erhältlich).
  2. Wiki-Eintrag: Geschlecht. In: Memory Alpha. Ohne Datum, abgerufen am 10. Mai 2014.
  3. Wiki-Eintrag: Rigelianer. In: Memory Alpha. Ohne Datum, abgerufen am 10. Mai 2014.
  4. Wiki-Eintrag: Vissianischer Cogenitor. In: Memory Alpha. Ohne Datum, abgerufen am 10. Mai 2014.
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