Erdgebundene Tote

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Erdgebundene Tote sind Menschen, die nach dem Tod wesentlich länger als üblich an die Erdensphäre, namentlich an das mineralische und pflanzliche Reich, gebunden bleiben. Diese Reiche sind aber ihrem Wesen nicht mehr angemessen. Oft werden diese für den Toten nur schwer zu ertragenden Erlebnisse dadurch verursacht, dass der Mensch es während des Erdenlebens versäumt hat, sich Begriffe und Vorstellungen zu bilden, die über das irdische Dasein hinausreichen. Es können aber auch Sorgen für zurückgelassene Freunde, Verwandte und Kinder oder unerfüllte Aufgaben und Pflichten sein, die den Toten noch lange an das Erdendasein fesseln. Man kann dann den Toten helfen, indem man ihre Aufgaben und Pflichten übernimmt. Für die Erde selbst und die hier zurückgelassenen Menschen stellen die erdgebundenen Toten ein großes Problem dar, denn „vieles von dem, was an zerstörenden Kräften wirkt innerhalb der Erdensphäre, kommt von solchen in diese Erdensphäre gebannten Toten.“ (Lit.: GA 182, S. 20)

„Indem der Mensch unter den gegenwärtigen Entwickelungsbedingungen durch die Pforte des Todes tritt, nimmt er die Bewußtseinsbedingungen mit, welche er sich selbst hergestellt hat zwischen der Geburt und dem Tode. Derjenige Mensch, welcher unter den gegenwärtigen Verhältnissen ganz und gar sich nur beschäftigt hat mit Vorstellungen und Begriffen und Empfindungen über die materielle, über die Sinneswelt, der verurteilt sich unter den gegenwärtigen Verhältnissen dazu, daß er nach dem Tode nur in einer Umgebung lebt, auf welche die während des leiblichen Lebens ausgeprägten Begriffe Bezug haben. Während der, welcher spirituelle Vorstellungen aufnimmt, rechtmäßig in die geistige Welt einzieht, muß derjenige, der es ablehnt, geistige Vorstellungen aufzunehmen, in gewissem Sinne in irdischen Verhältnissen verbleiben, bis er – und das dauert eine lange Zeit – gelernt hat, drüben so viel geistige Begriffe aufzunehmen, daß er durch sie in die geistige Welt getragen werden kann. Also, ob wir hier geistige Begriffe aufnehmen oder nicht, das bestimmt unsere Umgebung drüben. Viele von denen, die sich gesträubt haben oder verhindert waren, geistige Begriffe hier im Leben aufzunehmen, die wandeln auch noch als Tote auf Erden umher, bleiben mit der Erdensphäre in Verbindung. Und da wird dann die Seele des Menschen, wenn sie nicht mehr abgeschlossen ist von der Umgebung durch den Leib, der nun nicht mehr verhindert, daß sie zerstörerisch wirkt, da wird die Seele des Menschen, wenn sie in der Erdensphäre lebt, zum zerstörenden Zentrum.“ (Lit.:GA 178, S. 176)

„Vieles von dem, was an zerstörenden Kräften wirkt innerhalb der Erdensphäre, kommt von solchen in diese Erdensphäre gebannten Toten. Man muß eher Mitleid haben mit solchen Menschenseelen, als irgendein kritisches Urteil fällen. Denn nach dem Tode ist das Erlebnis nicht besonders leicht, innerhalb eines Reiches bleiben zu müssen, das dem Toten eigentlich nicht angemessen ist. Und dieses Reich ist eben dann in diesem Falle das mineralische und das pflanzliche Reich, auch dasjenige mineralische Reich, das die Tiere in sich tragen, das der Mensch selber in sich trägt. Für solche, die keine spirituellen Vorstellungen in sich aufgenommen haben, liegt nämlich die Sache so, daß sie zurückschrecken nach dem Tode vor diesem Erleben, das überall Empfindungen hervorruft: Sie können nicht hinein in das Reich, das da waltet in der tierischen Geistigkeit und im Menschlichen; sie können nur hinein in dasjenige, was mineralischer Natur, was pflanzlicher Natur ist. Ich kann nicht ausmalen, um was es sich da handelt; denn erstens hat die Sprache für das keine Worte, zweitens aber kann man sich nur langsam und allmählich dem nähern, was da eigentlich zugrunde liegt, weil dieses Nähern wirklich zunächst etwas Schreckhaftes hat. Man darf sich nun nicht etwa vorstellen, daß solche Tote dann ganz enthoben sind dem Leben, das ich beschrieben habe (siehe: Leben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt); aber sie nähern sich diesem Leben nur mit einer gewissen Scheu, mit einer gewissen Furcht, und stürzen immer wieder und wiederum zurück in das pflanzliche und mineralische Reich, weil sie sich vorzugsweise nur Vorstellungen gebildet haben, die für das letztere Reich, für das Reich des Toten, für das Reich des physischen Mechanismus eine gewisse Bedeutung haben.“ (Lit.:GA 182, S. 20f)

„Seelen, welche überhaupt nicht viel von dem entwickelt haben, was Empfindungen und Gefühle sind, die sozusagen über das Erdenleben hinausgehen, bleiben auch recht lange mit der Sphäre des Erdenlebens verbunden, verbunden durch ihr eigenes Begehren. Wenn ein Mensch — das ist ja sogar, man möchte sagen, äußerlich leicht einzusehen — ein ganzes Leben nur solche Gefühle und Empfindungen in sich ausgebildet hat, die sich durch Leibesorgane, durch Verhältnisse der Erde befriedigen lassen, dann kann er auch nicht anders, als eine gewisse längere Zeit mit der Sphäre der Erde verbunden bleiben. Man kann durch ganz andere Triebe und Begierden noch, als man gewöhnlich wähnt, mit der Erdensphäre verbunden bleiben. Zum Beispiel recht ehrgeizige Menschen, denen es besonders darum zu tun ist, innerhalb der Erdenverhältnisse dieses oder jenes zu gelten, die den allergrößten Wert darauf legen, solche Geltung zu haben, die von Urteilen innerhalb der Erdenmenschheit abhängig ist, die entwickeln damit auch in ihrem Astralleibe einen Affekt, der sie längere Zeit sozusagen zu erdgebundenen Seelen macht. Es gibt mannigfaltige Gründe, welche den Menschen so in der Erdensphäre zurückhalten. Und das weitaus meiste, was auf medialem Wege aus den geistigen Welten für die Menschen vermittelt wird, das stammt eigentlich aus solchen Seelen und ist im wesentlichen das, was diese Seelen abzustreifen streben.

Es braucht nicht einmal immer daran gedacht zu werden, daß solche Seelen durch ganz unedle Motive, obwohl das meist der Fall ist, an die Erde gebunden bleiben; es können auch Sorgen sein, welche für das empfunden werden, was man auf der Erde zurückgelassen hat. Solche Sorgen für zurückgelassene Freunde, Verwandte, Kinder, können auch in gewisser Weise wie eine Art Schwere wirken und die Seele in der Erdensphäre zurückhalten. Und es ist gut, gerade auch auf diesen Punkt das Augenmerk zu lenken, aus dem Grunde nämlich, weil wir, wenn wir diesen Punkt berücksichtigen, auch dadurch den Toten in einer gewissen Weise helfen können. Wenn wir wissen, daß zum Beispiel ein Hingestorbener diese oder jene Sorge für Lebende empfinden kann - und man kann ja in dieser Beziehung gar manches wissen —, so ist es gut für die weitere Entwickelung des Toten, diese Sorge ihm abzunehmen. Man erleichtert das Leben eines Toten in der Tat dadurch, daß man ihm zum Beispiel abnimmt die Sorge um ein Kind, das er unversorgt zurückgelassen hat. Wenn man also etwas tut für das Kind, so nimmt man in der Tat dem Toten eine Sorge ab, und es ist dies gerade ein rechter Liebesdienst. Denn stellen wir uns nur einmal die Situation vor. Solch ein Toter hat ja nicht die Mittel an der Hand, seinen Sorgen auch tatsächlich abzuhelfen; er kann oftmals nicht das tun, was die Lage irgendeines zurückgelassenen Kindes, Verwandten, Freundes, erleichtern könnte von seiner Welt aus, und er ist oftmals — das ist ein in vielen Fällen außerordentlich bedrückendes Gefühl für den seherischen Beobachter — verurteilt, diese Sorge so lange zu tragen, bis sich von selbst oder durch Umstände die Lage des Zurückgelassenen bessert. Wenn wir also etwas dazu tun, sie zu bessern, so ist die Folge diese, daß wir dem Toten einen rechten Liebesdienst erwiesen haben. Es ist oftmals sogar beobachtet worden, daß irgendeine Persönlichkeit hingestorben ist, die sich das oder jenes für das Leben noch vorgenommen hatte. Sie hing an einem solchen Vorsatz. Wir helfen ihr, wenn wir versuchen, unsererseits das zu tun, was sie gerne getan hätte. Das alles sind Dinge, die eigentlich gar nicht schwierig zu begreifen sind, die aber wirklich einmal ins Auge gefaßt werden sollen, weil sie mit der seherischen Beobachtung durchaus übereinstimmen.

Nun gibt es ja noch sehr viele Dinge, welche den Menschen lange festhalten können sozusagen in der Äthersphäre der Erde." Dann aber wächst er über diese Äthersphäre hinaus ...“ (Lit.:GA 140, S. 267f)

Siehe auch:

Literatur

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