Kamaloka

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Stadtpfarrkirche Rohrbach. Aller-Seelen-Altar (1700) - Altargemälde: Arme Seelen im Fegefeuer.
Die Hölle im Buddhismus, Tempelmalerei aus Myanmar (Burma), 19. Jahrhundert

Das Kamaloka (skrt. काम kama „Begierde“ und लोक loka „Ort“; wörtlich also der „Ort der Begierde“) wird in der christlichen Terminologie als Fegefeuer[1] oder Fegfeuer (lat. purgatorium) bezeichnet und in engen Zusammenhang mit dem Partikulargericht gesehen, dem sich der Mensch unmittelbar nach dem Tod zu unterwerfen habe.

Im Buddhismus ist das Reich der Begierde weiter gespannt und umfasst praktisch die gesamte Astralwelt, in der die sechs Daseinsbereiche liegen, die sich von den Tiefen der Hölle bis hinauf zum lichten Reich der Devas erstrecken. In ihnen vollzieht sich nach der buddhistischen Seelenwanderungslehre der karmisch bedingte Weg der Seele durch die verschiedenen Bereiche der Seelenwelt. Bei diesem durch den Durst nach Dasein bedingten leidvollen Kreislauf der Wiedergeburten handelt es sich darum nicht notwendig um fleischliche Inkarnationen des Ichs im Sinn der modernen anthroposophischen Reinkarnationslehre, sondern vor allem auch um den nachtodlichen Weg der menschlichen Seele durch die Astralwelt, wie er u. a. im Tibetischen Totenbuch geschildert wird.

Grundlagen

Das Kamaloka oder Fegefeuer ist ein Ort oder besser ein Prozess der Läuterung, auf den auch Paulus im 1. Korintherbrief hinweist:

„11 Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. 12 Wenn aber jemand auf den Grund baut Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh, 13 so wird das Werk eines jeden offenbar werden. Der Tag des Gerichts wird's klarmachen; denn mit Feuer wird er sich offenbaren. Und von welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen. 14 Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen. 15 Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch.“

Der deutsche Theologe Karl Rahner sah in der katholischen Lehre vom „Fegfeuer“ zugleich einen möglichen Anschluss an den Reinkarnationsgedanken der östlichen Weisheit:

„Wenn man also einen Zwischenzustand im Schicksal des Menschen zwischen Tod einerseits und der leibhaftigen Vollendung des Menschen als ganzem doch wohl nicht bestreiten kann, dann kann man auch nichts Entscheidendes gegen die Vorstellung eines personalen Ausreifens in diesem Zwischenzustand sagen, die man eben mit „Fegfeuer“ oder besser „Reinigungszustand“ oder „Reinigungsort“ benennt. Aber in welchem Sinne und in welchem Grade hier noch zeitliche Kategorien angewandt werden können – sei es als unvermeidliches Vorstellungsmodell, sei es als wirkliche Sachaussage –, darüber sind wohl in der katholischen Theologie die Akten noch nicht geschlossen. Auch als orthodoxer katholischer Christ darf man gegenüber der üblichen traditionellen Vorstellungsweise gewisse Reserven anbringen. Es sei nur davor gewarnt, Schwierigkeiten in solchen Aussageweisen auf das notwendig festzuhaltende Dogma als solches ohne weiteres auszudehnen. Hier ist noch vieles zu tun, und manche Schwierigkeiten gegen die Lehre vom Zwischenzustand, vom Fegfeuer, können sicher noch ausgeräumt werden. Es sei nur noch auf die Frage hingewiesen, ob nicht in der katholischen und zunächst so altmodisch anmutenden Vorstellung von einem „Zwischenzustand“ ein Ansatz gegeben sein könnte, um besser und positiv mit der in den östlichen Kulturen so verbreiteten und da als selbstverständlich betrachteten Lehre von einer „Seelenwanderung“, „Reinkarnation“ zurechtzukommen, wenigstens unter der Voraussetzung, daß eine solche Reinkarnation nicht als ein niemals aufhebbares, zeitlich immer weitergehendes Schicksal des Menschen verstanden wird.“

Karl Rahner: Grundkurs des Glaubens, Neunter Gang: Die Eschatologie, Abschnitt: „Zur Lehre vom „Reinigungsort“

Reue?

Reue ist ein, oft sehr emotional durchsetztes, schmerzliches Gefühl der Unzufriedenheit, des Bedauerns und der Abscheu, das entstehen kann, wenn man etwas Falsches, Unrechtes, moralisch Verwerfliches, Sündhaftes getan hat. Verbindet sich damit nicht die klare, nüchterne und präzise Erkenntnis der eigenen Unvollkommenheit und der tätige Wille zur Besserung und möglichsten Wiedergutmachung, gleitet die Reue sehr leicht in das bloß dumpfe egoistische Bedauern über den eigenen Unwert ab - oder kurz und klar gesagt:

„Reue hat keinen Wert. Gutmachen muß man; das kürzt das Kamaloka ab.“ (Lit.:GA 95, S. 151)

Das Kamaloka als Ort der Entbehrung und Entsagung

Mit dem Tod legt der Mensch seinen physischen Leib ab und damit auch die Sinneswerkzeuge, die ihm seine noch immer vorhandenen sinnlichen Begierden befriedigen könnten. Diese sitzen nämlich im Astralleib, mit dem er in die Astralwelt eintritt, deren niederste Bereiche das Kamaloka bilden. Damit beginnt eine harte Zeit der Entbehrung, in der der Mensch lernen muss, seinen sinnlichen Gelüste zu entsagen. Wer schon im Erdenleben gelernt hat, aus freiem Entschluss Entsagung zu üben, wird diese Region leicht durchschreiten. Damit ist nicht gesagt, dass man eine strenge und oft ganz falsche Askese üben sollte. Dadurch werden die Begierden nur in das Unterbewusstsein verdrängt und wachsen in den Seelentiefen zu gewaltiger Stärke an. Das Problem sind nicht die sinnlichen Genüsse als solche, sondern die Begierden, die sich daran heften. Solange der Mensch in der irdischen Welt lebt, darf er diese auch mit allen Sinnen genießen - nur soll er sich nicht mit seinen Begierden an sie fesseln. Dann können ihm die sinnlichen Freuden schon im Erdenleben zu einer wahren Offenbarung der höheren Welten werden.

„Während dieser ganzen Kamaloka-Zeit lebt etwas in dem Astralleib, was man Entbehrung nennen kann, Entbehrung in den verschiedensten Formen und Nuancen und Differenzierungen; das ist der Inhalt des Kamaloka. Ebenso wie man das Licht in rote, gelbe, grüne, blaue Töne differenzieren kann, so sind auch die Entbehrungen in den verschiedensten Qualitäten zu differenzieren, und das Merkmal der Entbehrung ist das Kennzeichen des Menschen, der in Kamaloka ist. Doch der Astralplan ist nicht nur Kamaloka, sondern er ist weit umfassender. Aber niemals würde ein Mensch, der nur in der physischen Welt gelebt und nur ihren Inhalt erlebt hat, zunächst - sei es nach dem Tode oder durch andere Mittel, die astralische Welt zu erleben -, wenn er sich nicht vorbereitet hat, die anderen Teile der astralischen Welt erleben können. Er kann zunächst die astralische Welt nicht anders erleben als in der Entbehrung.

Wer in die höheren Welten hinaufkommt und weiß: ich entbehre dies oder jenes, und es ist keine Aussicht, es zu erhalten - der erlebt den Bewußtseinsinhalt der astralischen Welt. Auch wenn sich jemand als Mensch okkulte Mittel geben lassen könnte, so daß er aus seinem Leibe heraus den Astralplan betreten könnte, er würde immer die Entbehrung in der astralischen Welt erleiden müssen.

Wie kann man sich nun so ausbilden, daß man nicht nur den Teil der astralischen Welt kennenlernt, der in der Entbehrung zum Ausdruck kommt, die Entbehrungsphase, sondern daß man die astralische Welt im besten Sinne erlebt, daß man jenen Teil erlebt, der wirklich diese Welt auch im guten und besten Sinne zum Ausdruck bringt? Durch die Ausbildung dessen, was das Gegenteil der Entbehrung ist, kann der Mensch in den anderen Teil der astralischen Welt hineinkommen. Daher werden die Methoden, die in dem Menschen die Kräfte wachrufen, die dem Entbehren entgegengesetzt sind, diejenigen sein, die den Menschen in den anderen Teil der astralischen Welt bringen. Diese müssen ihm gegeben werden. Das sind die Kräfte der Entsagung. Ebenso wie das Entbehren, so ist auch das Entsagen in mannigfachen Nuancen denkbar. Mit der kleinsten Entsagung, die wir uns auferlegen, machen wir einen Schritt vorwärts in dem Sinn, daß wir uns zu der guten Seite der astralischen Welt hinaufentwickeln. Wenn man sich das Unbedeutendste versagt, so ist dies ein Anerziehen von etwas, das etwas Wesentliches beiträgt zum Erfahren der guten Seiten der astralischen Welt. Darum wird in den okkulten Überlieferungen so viel Gewicht darauf gelegt, daß der Schüler sich probeweise dies oder jenes entzieht, daß er Entsagung übt. Dadurch bekommt er Eintritt in die gute Seite der astralischen Welt.

Was wird dadurch bewirkt? Denken wir zunächst einmal an die Erfahrungen im Kamaloka. Denken wir, jemand geht durch den Tod oder durch andere Dinge aus dem physischen Leib hinaus, so werden ihm die physischen Instrumente des Leibes fehlen. Dadurch fehlt ihm unbedingt das Werkzeug für irgendeine Befriedigung. Es tritt sofort Entbehrung ein, und diese tritt als imaginatives Bild in der astralischen Welt auf. Zum Beispiel erscheint ein rotes Fünfeck, oder ein roter Kreis. Dies ist nichts anderes als das Bild dessen, was in das Gesichtsfeld der Menschen eintritt und dem Entbehren ebenso entspricht, wie in der physischen Welt ein Objekt auf dem physischen Plan dem entspricht, was man in der Seele als Vorstellung davon erlebt. Hat man sehr niedere Gelüste, sehr tiefstehende Begierden, dann treten grauenvolle Tiere dem Menschen entgegen, wenn er aus dem Leib heraus ist. Diese furchtbaren Tiere sind das Symbolum für diese niedrigsten Gelüste. Hat man aber Entsagung gelernt, dann verwandelt sich in dem Augenblick, wo man durch den Tod oder die Initiation aus dem Leib heraus ist, der rote Kreis, weil man das Rot mit dem Gefühl der Entsagung durchdringt, in nichts, und es entsteht ein grüner Kreis. Ebenso wird das Tier durch die Entsagungskräfte verschwinden, und ein edles Gebilde der astralischen Welt wird erscheinen.

So muß der Mensch erst das, was ihm objektiv gegeben ist, den roten Kreis oder das scheußliche Tier, durch die ausgebildeten Entsagungskräfte, durch den Verzicht, in sein Gegenteil umwandeln. Die Entsagung zaubert heraus aus unbekannten Tiefen die wahren Gestalten der astralischen Welt. So darf also kein Mensch glauben, wenn er sich im echten Sinne in die astralische Welt hinaufschwingen will, daß dabei nicht das Mittun seiner Seelenkräfte notwendig sei. Er würde ohne dieses nur in einen Teil der astralischen Welt gelangen. Er muß verzichten, auch auf alle Imagination. Wer verzichtet, der entsagt, und das ist dasjenige, was die wahre Gestalt der astralischen Welt hervorzaubert.“ (Lit.:GA 107, S. 61ff)

Der Läuterungsprozess in den niederen Bereichen der Seelenwelt

Unmittelbar nach dem Tod erlebt der Mensch zunächst für etwa zwei bis drei Tage ein umfassendes Lebenspanorama, das ihm sein vergangenes Erdenleben in Gleichzeitigkeit vor das Bewusstsein stellt. Während dieser kurzen, als beglückend empfundenen Zeit zerstreut sich sein Ätherleib bis auf einen kleinen Rest im Weltenäther. Erst danach tritt der Tote in den Zustand des Kamalokas ein, das die 3 bzw. 4 niederen Partien der Seelenwelt (Astralwelt) umfasst, in denen der Mensch jene Begierden ablegen muss, die nur mittels des mit dem Tode abgelegten physischen Leibes befriedigt werden könnten und die ihn noch an das vergangene Erdenleben fesseln. Ein großer Teil des Astralleibs wird hier abgelegt und geht in der allgemeinen Astralwelt auf. Im Kamaloka begegnet der Mensch den geistig-kosmischen Kräften der Mondensphäre (siehe auch → Leben nach dem Tod).

"Die erste Zeit nach dem Tode — das wurde ja schon gesagt — ist eigentlich für den Menschen ausgefüllt mit einer Art von Zusammenhang mit dem letzten Erdenleben. Es ist eine Art von Herauswachsen aus dem letzten Erdenleben, so daß in der Tat in diesen ersten Zeiten nach dem Tode alles das fortdauert, was im Erdenleben den menschlichen Astralleib ergriffen hat. Was diesen menschlichen Astralleib beschäftigt hat, die Art der Affekte, die Art der Leidenschaften, die Art der Gefühle, das dauert fort. Und weil der Mensch hier in der physischen Verkörperung alle diese Dinge bewußt nur erlebt, wenn er innerhalb seines physischen Leibes ist, so ist natürlich das Erlebnis all dieser im Astralleib befindlichen Kräfte wesentlich anders, wenn der Mensch durch das Gebiet durchgeht, das da liegt zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Es ist dieses Erleben im wesentlichen durchzogen in normalen Fällen — es gibt davon viele Ausnahmen — in den ersten Zeiten nach dem Tode von einer gewissen Entbehrung, hervorgerufen dadurch, daß der Mensch in seinem Astralleibe leben muß, ohne daß ihm der physische Leib zur Verfügung steht. Der Mensch drängt darnach, noch seinen physischen Leib zu haben; das hält den Menschen eine kürzere oder längere Zeit — man darf es schon so nennen - im normalen Falle in der Sphäre der Erde zurück. Alles Kamaloka verläuft ja eigentlich in der Sphäre zwischen der Erde und der Mondenbahn; aber das eigentliche für den Menschen bedeutungsvolle Kamaloka verläuft viel näher der Erde als, sagen wir, der Mondenbahn." (Lit.: GA 140, S. 266f)

Solange wir auf Erden in einem physischen Leib verkörpert sind, wird das, was wir seelisch erleben, sehr wesentlich durch die sinnliche Außenwelt und die eigenen körperlichen Bedürfnisse bestimmt. Diese Erlebnisse hören mit dem Tod auf. Die sinnliche Wahrnehmung ist nicht mehr möglich und auch die unmittelbar durch den physischen Körper erregten Empfindungen, etwa das Hunger- oder Durstgefühl, verschwinden. Wenn uns hungert oder dürstet, heißt das ja nur, dass wir innerlich wahrnehmen, wie die eigenen Lebensprozesse durch mangelnde Nahrungszufuhr beeinträchtigt werden. Anders ist es allerdings, wenn sich der Feinschmecker nach dem anregenden Geschmack köstlicher Speisen sehnt. Dabei handelt es sich nicht um ein bloßes Hungergefühl, sondern der Feinschmecker hat während des Erdenlebens eine seelische Begierde nach bestimmten lustvollen Geschmackserlebnissen erworben. Diese seelische Begierde hat zwar keine unmittelbare körperliche Ursache, kann aber nur mittels des körperlichen Werkzeuges befriedigt werden. Das ist nach dem Tod nicht mehr möglich, aber die Seele sehnt sich dennoch weiterhin nach solchen Erlebnissen, und sie wird so lange darunter leiden, dass diese Sehnsüchte nicht mehr befriedigt werden können, bis sie sich dieser rein seelischen Begierden, die sich aber nur in einem physischen Leib ausleben können, entwöhnt hat.

"Am leichtesten erhält man von dem Zustande, in dem die Seele in der nächsten Zeit nach dem Tode lebt, eine Vorstellung durch folgende Überlegung. Man nehme ein ziemlich krasses Beispiel dazu: die Genüsse eines Feinschmeckers. Er hat seine Lust am Gaumenkitzel durch die Speisen. Der Genuß ist natürlich nichts Körperliches, sondern etwas Seelisches. In der Seele lebt die Lust und auch die Begierde nach der Lust. Zur Befriedigung der Begierde ist aber das entsprechende körperliche Organ, der Gaumen und so weiter, notwendig. Nach dem Tode hat nun die Seele eine solche Begierde nicht sogleich verloren, wohl aber hat sie das körperliche Organ nicht mehr, welches das Mittel ist, die Begierde zu befriedigen. Es ist nun –zwar aus einem anderen Grunde, der aber ähnlich, nur weit stärker wirkt – für den Menschen so, wie wenn er in einer Gegend, in der weit und breit kein Wasser ist, brennenden Durst litte. So leidet die Seele brennend an der Entbehrung der Lust, weil sie das körperliche Organ abgelegt hat, durch das sie die Lust haben kann. So ist es mit allem, wonach die Seele verlangt und das nur durch die körperlichen Organe befriedigt werden kann. Es dauert dieser Zustand (brennender Entbehrung) so lange, bis die Seele gelernt hat, nicht mehr nach solchem zu begehren, was nur durch den Körper befriedigt werden kann. Und die Zeit, welche in diesem Zustande verbracht wird, kann man den Ort der Begierden nennen, obgleich man es natürlich nicht mit einem «Orte» zu tun hat." (Lit.: GA 9, S. 111)

In den alten Überlieferungen wird immer wieder von einer solchen Läuterungszeit gesprochen, welche die Seele nach dem Tod durchzumachen hat, egal ob man sie nun gemäß der jüdisch-christlichen Tradition Fegefeuer nennt, oder der indischen Anschauung folgend als Kamaloka (wörtlich: Ort der Begierde) bezeichnet. Man sollte darin weniger ein göttlich verordnetes Strafgericht sehen, das wäre zu schulmeisterlich gedacht, sondern vielmehr einen notwendigen geistgemäßen Prozess, durch den die Seele den irdischen Verhältnissen entwächst und offen für ihr neues seelisch-geistiges Dasein wird, das ihrer innersten Natur eigentlich viel mehr entspricht. Dieser Prozess läuft ganz zwangsläufig ab, egal ob wir ihn aus unserem Wesenkern, aus unserem Ich her bejahen oder verneinen. Wenn die Seele also nach dem Tod der irdischen Begierden entkleidet wird, ist damit noch keineswegs gesagt, dass deswegen das Ich schon gelernt hat, diesen freiwillig zu entsagen. Die freie Wahl, sich der Begierde hinzugeben oder sie zu vermeiden, ist nur während des Erdenlebens möglich, wo diese Begierde grundsätzlich auch immer wieder befriedigt werden kann. Und diese freie Wahl allein entscheidet eigentlich über den moralischen Wert des Menschen. Daraus erhellt sich die einzigartige Bedeutung des irdischen Daseins. Ein Ort der beständigen Versuchung ist die Erde für den Menschen, zugleich aber auch ein Ort, der uns ermöglicht, uns moralisch zu bewähren. Mit dem Tod wird die große Summe unseres Lebens gezogen; mit der moralischen Qualität, die wir uns bis dahin erworben haben, müssen wir unseren Weg in das körperlose Dasein antreten. Von nun an vermögen wir daran nichts mehr zu ändern. Unser eigener moralischer Wert kann nicht mehr erhöht oder vermindert werden. Dafür aber lernen wir nun, den erreichten moralischen Reifegrad immer besser einzuschätzen. Die Selbsterkenntnis ist nach dem Tod radikal und beleuchtet die verborgensten Winkel unseres Seelenlebens.

„Die Erlösung ist kein Werk des Enthusiasmus, sondern einer Liebe, die Wahrheit ist. Gottes Gnade ist alles; aber nicht so, daß deswegen die irdische Tat, das Fehlen im Gefüge des Lebens, die Schiefheit und Lücke im Sein einfach nichts wären. Sie sind etwas, und zwar vor Gott, welcher die Wahrheit ist. Und seine Liebe besteht nicht darin, die endlichen Mängel wegzufegen, sondern sie in die Wahrheit zu bringen und aufzuarbeiten; jeden von ihnen, auch den kleinsten; und jeden ganz, bis in die letzte Tiefe und die feinste Faser.

Wie soll das aber geschehen, wenn die Zeit vorüber ist, und der Mensch nichts mehr tun kann?

Er kann leiden, antwortet die Kirche. Und zwar kommt sein Leiden aus seinem Zustande selbst und ist zugleich dessen Überwindung.

Wenn ein solcher Mensch ins Licht Gottes tritt, sieht er sich mit dessen Augen. Er liebt Gottes Heiligkeit und haßt sich selbst, weil er ihr widerspricht. Sein Zustand dringt ihm ins Gefühl. Was er vorher nur war, vielleicht ahnte, erlebt er jetzt. Er durchlebt sich als den, der er vor Gott ist, und das muß ein unausdenkbarer Schmerz sein. Aber dieser Schmerz wirkt. In ihm läutert sich die Gesinnung und zieht ihre Konsequenzen, bis sie ihr Maß des guten Willens erreicht hat. Sie dringt in die lebendigen Kräfte und durchglüht sie, bis sie ganz von ihr erfaßt und in reine Bereitschaft gelangt sind. Sie durchwaltet das Sein, bis der Mensch nicht nur gut will, sondern das Gute als Form seiner Wirklichkeit gewonnen hat. In diesem Werden sind Sterben und Aufleben zu einem wunderbaren und erschreckenden Geheimnis verbunden. Immerfort wird ein Tod erlitten, aus dem sich das neue Leben erhebt.

Selbst auf die Leere des Nichtgetanen erstreckt sich dieses Geschehen. Nicht so, daß es bewirkte, was nicht getan worden ist, sei es nun doch; das wäre Zauberei. Es muß aber das geben, daß in der Hingabe des Geschöpfes an den umschaffenden Willen Gottes das Versäumte nachgeholt wird, sonst bleibt auf dem Grunde von Allem Verzicht oder Verzweiflung. Das nicht bestandene Leiden muß nachbestanden, die nicht erkannte Wahrheit muß nacherkannt, die nicht vollbrachte Liebe muß nachvollbracht werden können. Nicht als Ersatz, Einmaliges ist nicht zu ersetzen; aber es gibt Hinweise auf dieses Geheimnis der Nachholbarkeit. Vor allem die Reue. Echte Reue ist kein bloßer Schmerz über das Verfehlte; der würde nur den Mangel unterstreichen. Auch kein bloßer Wille, es das nächstemal besser zu machen; der würde das Geschehene stehen lassen. In der Reue nimmt der Mensch das Gewesene auf, durchdringt es erkennend und beurteilend, mit Verstand und Willen und Gesinnung - aber vor Gott, dem Lebendigen und Heiligen [...]

»Gericht« bedeutet, daß der Mensch im heiligen Lichte Gottes sich ganz sieht: die Zustände und die Ursachen, das Zufällige und das Wesentliche, das Äußere, Innere und Innerste, das bisher schon Gekannte und das Verborgene, ob es nun bloß zu tief lag, oder vergessen war, oder verdrängt und zugeschüttet wurde - alles. Und er sieht es ohne jeden Schutz. Was sonst unempfindlich macht: Stolz, Eitelkeit, Ablenkung, Gleichgültigkeit - alles das ist weg. Er ist ganz offen, ganz fühlend, ganz gesammelt. Und er will. Er steht auf Seiten der Wahrheit gegen sich selber. Er ist bereit, seinem eigenen Leben, all dem Versäumten, Halben, Wirren darin standzuhalten. In einem geheimnisvollen Leiden stellt das Herz sich der Reue zur Verfügung und überliefert sich so der heiligen Macht des Schöpfergeistes. Daraus wird das Versäumte neu geschenkt. Das Falschgemachte wird in Ordnung gerückt. Das Böse umgelebt und ins Gute hinübergebracht. Nicht äußerlich verbessernd, sondern so, daß alles durch das in der Reue wirkende Geheimnis der umschaffenden Gnade hindurchgeht und neu ersteht.

Das ist die Läuterung, von der die Kirche spricht.“

Romano Guardini: Die letzten Dinge, S. 50ff.
Darstellung des Fegefeuers in der elsässischen Legenda Aurea von 1419, Universitätsbibliothek Heidelberg.

Nach und nach enthüllen sich dem Toten so die tieferen Bereiche des Seelenlebens, die während des irdischen Daseins weitgehend nur unterbewusst erlebt wurden. Eine Umwendung des ganzen seelischen Erlebens findet gleichsam statt. Was wir während des Erdenlebens wach bewusst erlebt haben, wird nach dem Tod weitgehend bedeutungslos, während alle die Erlebnisse, die wir auf Erden mehr oder weniger verschlafen haben, nun immer deutlicher vor das Bewusstsein gerückt werden. Schichte für Schichte unseres Seelenlebens wird nun gleichsam abgetragen und bewusst gemacht. Wenn das Lebenspanorama, das uns einen Gesamtüberblick über die äußeren Ereignisse des vergangenen Lebens gegeben hat, wenige Tage nach dem Tod weitgehend abgeklungen ist, beginnen wir auf die inneren Seelenerlebnisse zurückzuschauen, und zwar zeitlich rückläufig, beginnend mit dem Moment des Todes. Immer weiter schauen wir so Schritt für Schritt zurück auf all die tieferen seelischen Empfindungen, die während des abgelebten irdischen Daseins unbewusst durch unsere Seele gezogen sind, bis wir das Tor der Geburt bzw. Empfängnis erreichen.

Bedeutsam sind da vor allem jene Seelenerlebnisse, die uns während des irdischen Lebens mit unseren Mitmenschen verbunden haben. Für unser oberflächliches Alltagsbewusstsein mag es ja so scheinen, als könnten wir nicht mit erleben, was in der Seele der Menschen, denen wir begegnen, vorgeht. Es scheint, als könnten wir sie nur ganz äußerlich betrachten und erschließen daraus vielleicht ganz vage, was ihr Gemüt bewegen könnte. Tatsächlich tauchen wir aber bei jeder Begegnung mit einem anderen Menschen unbewusst sehr tief in dessen Seelenleben ein, so sehr, dass sich unsere Seele für kurze Momente immer wieder geradezu in die seelische Eigenart und Erlebnisweise des Mitmenschen verwandelt. Bewusst werden uns von diesen bedeutsamen Erlebnissen aber meist nur ganz leise Reflexe, durch die wir uns dem einen Menschen zugetan fühlen, einem anderen gegenüber geradezu eine instinktive Antipathie entwickeln. Das hängt meist sehr stark davon ab, wie weit unsere verborgenen seelischen Gewohnheiten mit denen unserer Mitmenschen zusammenstimmen. Eigentlich vollzieht sich jeder soziale Kontakt so, dass wir uns rhythmisch abwechselnd ganz in die Seele des anderen versenken und uns dann wiederum ganz in unser Eigenwesen zurückziehen. Wenn wir etwa einem anderen Menschen mit heftiger Antipathie entgegentreten, dann erleben wir bewusst nur diese unsere Ablehnung. Unbewusst leben wir uns aber auch in die andere Seele ein und spüren den Schmerz oder Zorn, den wir durch unsere Ablehnung ausgelöst haben. Dass wir das heute alles nicht bewusst mitbekommen, hat schon seinen guten Grund. Wir würden uns sonst sehr leicht die Grenzen zwischen unserem seelischen Eigenwesen und dem unserer Mitmenschen zu einem einzigen kollektiven Bewusstseinstrom verschwimmen. Wir würden sehr leicht uns selbst verlieren, wie das ähnlich auch im Traumbewusstsein geschieht. In älteren Zeiten, wo bei den meisten Menschen das Individualbewusstsein noch nicht sehr stark ausgebildet war, lebte man auch tatsächlich sehr viel stärker in diesem traumartigen kollektiven Bewusstsein und noch kaum in sich selbst. Heute muss das Selbstbewusstsein immer mehr ausgebildet werden, wodurch wir allerdings Gefahr laufen, uns ganz in unserem Ego zu verhärten. Dadurch würden letztlich alle sozialen Bindungen, die sich einstmals ganz instinktiv aus dem kollektiven Bewusstsein ergeben haben, zerstört werden und die Menschheit müsste sich in einem unaufhörlichen Kampf aller gegen alle aufreiben. Ansätze dazu sind ja heute bereits genug zu bemerken. Abhilfe dagegen kann aber sicher nicht dadurch geschaffen werden, dass wir unser mühsam erworbenes Selbstbewusstsein wieder aufgeben; wir können nicht mehr zu dem alten kollektiven Empfinden zurückkehren. Vielmehr muss unser Selbstbewusstsein einmal so stark werden, dass es sich voll und ganz in die Seele des anderen versenken kann und doch jedes Mal wieder zu sich selbst zurückfindet. Das erfordert allerdings sehr viel seelische Kraft, ist aber die einzige reale Hoffnung für ein gesundes künftiges soziales Zusammenleben, das nicht mehr auf unbewusste Instinkte, sondern auf waches Mitgefühl gegründet ist.

All das, was wir so heute noch weitgehend verschlafen, kommt uns im Leben nach dem Tod um so deutlicher zu Bewusstsein.

"Also darauf kommt es nicht an bei der Prüfung unserer Kamalokazeit, ob unsere Wünsche, Begierden, Leidenschaften und so weiter im Oberwusstsein, im Ich-Bewusstsein sind, sondern ob sie auch im astralischen, im Unterbewusstsein sind. Beide wirken in gleicher Weise nach dem Tode, und die Wünsche und Begierden, die wir verhüllt haben hier im Leben, die wirken eigentlich noch intensiver nach dem Tode." (Lit.: GA 140, S. 113)

Was wir auch immer an seelischen Wirkungen in anderen Seelenwesen erregt haben, werden wir dann sehr intensiv nacherleben. Alle Freude und Heiterkeit, die wir ihnen schenken konnten, leuchtet uns auf, aber all die Schmerzen und Leiden, die wir ihnen zugefügt haben. Wenn wir andere Menschen gekränkt, beleidigt oder verletzt haben, werden wir all das nach dem Tod genau so erleben als wäre es uns selbst geschehen. Und das betrifft wirklich alle beseelten Wesen, mit denen wir im Erdenleben zu tun hatten, also nicht nur unsere Mitmenschen, sondern auch die Tiere, denen wir Lust oder Leid bereitet haben. Was dann in der Seele eines Toten vorgehen mag, der sich während seines Erdenlebens im „Dienste der Wissenschaft“ zu grausamen Tierversuchen hergegeben hat, kann man sich vielleicht ausmalen. Alle diese Erlebnisse lehren uns jedenfalls sehr bald unseren eigenen moralischen Wert treffend und schonungslos zu beurteilen. Ändern können wir in unserem körperlosen Dasein daran zunächst nichts – darauf wurde bereits hingewiesen. So wie wir nur auf Erden schuldig werden können, so ist es uns auch nur im irdischen Leben möglich, aus eigener Kraft Wiedergutmachung zu üben und unsere Mitgeschöpfe seelisch in dem Maße zu fördern, in dem wir sie zuvor geschädigt haben.

Das Kamaloka an der Grenze der physisch-ätherischen und der astralen Welt

Das Kamaloka ist dort, wo sich die drei obersten Bereiche der physisch-ätherischen Welt (Lichtäther, Klangäther und Lebensäther) mit den drei untersten Regionen der Astralwelt (Begierdenglut, fließende Reizbarkeit und Region der Wünsche) überschneiden:

"Wenn wir vom physischen Plan ausgehen, so haben wir hier (es wird gezeichnet) sieben Unterabteilungen des physischen Planes; dann kämen sieben Unterabteilungen des Astralplanes. Von diesen fallen die drei untersten mit den drei obersten des physischen Planes zusammen. Wir müssen den Astralplan mit dem physischen Plan so zusammengeschoben betrachten, daß die drei obersten Partien des physischen Planes zugleich die drei untersten Partien des Astralplanes sind. Wir können von einer Randzone sprechen, das ist die, welche unsere Seelen nach dem Tode nicht verlassen können, wenn sie durch Begierden noch an die Erde gefesselt sind. Man nennt sie Kamaloka." (Lit.: GA 101, S. 223)

Kamaloka
Kamaloka
physisch-ätherische Welt Astralwelt Planetensphäre
Region des Seelenlebens Sonnensphäre
Region der tätigen Seelenkraft Venussphäre
Region des Seelenlichtes Merkursphäre
Region von Lust und Unlust
Lebensäther Region der Wünsche Mondensphäre
Klangäther Region der fließenden Reizbarkeit Kamaloka
Lichtäther Region der Begierdenglut
Feuer/Wärmeäther
Luft Sublunare Sphäre
Wasser
Erde

Erdgebundene Tote

Hauptartikel: Erdgebundene Tote

In manchen Fällen werden die Toten länger als üblich an die Erdensphäre gebunden. Oft wird dieses für den Toten nur schwer zu ertragende Erlebnis dadurch verursacht, dass der Mensch es während des Erdenlebens versäumt hat, sich Begriffe und Vorstellungen zu bilden, die über das irdische Dasein hinausreichen. Es können aber auch Sorgen für zurückgelassene Freunde, Verwandte und Kinder oder unerfüllte Aufgaben sein, die den Toten noch lange an das Erdendasein fesseln. Man kann dann den Toten helfen, indem man ihre Aufgaben und Pflichten übernimmt. Für die Erde selbst und die hier zurückgelassenen Menschen stellen die erdgebundenen Toten ein großes Problem dar, denn „vieles von dem, was an zerstörenden Kräften wirkt innerhalb der Erdensphäre, kommt von solchen in diese Erdensphäre gebannten Toten.“ (Lit.: GA 182, S. 20)

"Seelen, welche überhaupt nicht viel von dem entwickelt haben, was Empfindungen und Gefühle sind, die sozusagen über das Erdenleben hinausgehen, bleiben auch recht lange mit der Sphäre des Erdenlebens verbunden, verbunden durch ihr eigenes Begehren. Wenn ein Mensch — das ist ja sogar, man möchte sagen, äußerlich leicht einzusehen — ein ganzes Leben nur solche Gefühle und Empfindungen in sich ausgebildet hat, die sich durch Leibesorgane, durch Verhältnisse der Erde befriedigen lassen, dann kann er auch nicht anders, als eine gewisse längere Zeit mit der Sphäre der Erde verbunden bleiben. Man kann durch ganz andere Triebe und Begierden noch, als man gewöhnlich wähnt, mit der Erdensphäre verbunden bleiben. Zum Beispiel recht ehrgeizige Menschen, denen es besonders darum zu tun ist, innerhalb der Erdenverhältnisse dieses oder jenes zu gelten, die den allergrößten Wert darauf legen, solche Geltung zu haben, die von Urteilen innerhalb der Erdenmenschheit abhängig ist, die entwickeln damit auch in ihrem Astralleibe einen Affekt, der sie längere Zeit sozusagen zu erdgebundenen Seelen macht. Es gibt mannigfaltige Gründe, welche den Menschen so in der Erdensphäre zurückhalten. Und das weitaus meiste, was auf medialem Wege aus den geistigen Welten für die Menschen vermittelt wird, das stammt eigentlich aus solchen Seelen und ist im wesentlichen das, was diese Seelen abzustreifen streben.

Es braucht nicht einmal immer daran gedacht zu werden, daß solche Seelen durch ganz unedle Motive, obwohl das meist der Fall ist, an die Erde gebunden bleiben; es können auch Sorgen sein, welche für das empfunden werden, was man auf der Erde zurückgelassen hat. Solche Sorgen für zurückgelassene Freunde, Verwandte, Kinder, können auch in gewisser Weise wie eine Art Schwere wirken und die Seele in der Erdensphäre zurückhalten. Und es ist gut, gerade auch auf diesen Punkt das Augenmerk zu lenken, aus dem Grunde nämlich, weil wir, wenn wir diesen Punkt berücksichtigen, auch dadurch den Toten in einer gewissen Weise helfen können. Wenn wir wissen, daß zum Beispiel ein Hingestorbener diese oder jene Sorge für Lebende empfinden kann - und man kann ja in dieser Beziehung gar manches wissen —, so ist es gut für die weitere Entwickelung des Toten, diese Sorge ihm abzunehmen. Man erleichtert das Leben eines Toten in der Tat dadurch, daß man ihm zum Beispiel abnimmt die Sorge um ein Kind, das er unversorgt zurückgelassen hat. Wenn man also etwas tut für das Kind, so nimmt man in der Tat dem Toten eine Sorge ab, und es ist dies gerade ein rechter Liebesdienst. Denn stellen wir uns nur einmal die Situation vor. Solch ein Toter hat ja nicht die Mittel an der Hand, seinen Sorgen auch tatsächlich abzuhelfen; er kann oftmals nicht das tun, was die Lage irgendeines zurückgelassenen Kindes, Verwandten, Freundes, erleichtern könnte von seiner Welt aus, und er ist oftmals — das ist ein in vielen Fällen außerordentlich bedrückendes Gefühl für den seherischen Beobachter — verurteilt, diese Sorge so lange zu tragen, bis sich von selbst oder durch Umstände die Lage des Zurückgelassenen bessert. Wenn wir also etwas dazu tun, sie zu bessern, so ist die Folge diese, daß wir dem Toten einen rechten Liebesdienst erwiesen haben. Es ist oftmals sogar beobachtet worden, daß irgendeine Persönlichkeit hingestorben ist, die sich das oder jenes für das Leben noch vorgenommen hatte. Sie hing an einem solchen Vorsatz. Wir helfen ihr, wenn wir versuchen, unsererseits das zu tun, was sie gerne getan hätte. Das alles sind Dinge, die eigentlich gar nicht schwierig zu begreifen sind, die aber wirklich einmal ins Auge gefaßt werden sollen, weil sie mit der seherischen Beobachtung durchaus übereinstimmen.

Nun gibt es ja noch sehr viele Dinge, welche den Menschen lange festhalten können sozusagen in der Äthersphäre der Erde. Dann aber wächst er über diese Äthersphäre hinaus, und zum Teil habe ich ja schon geschildert, wie dieses Hinauswachsen geschieht." (Lit.: GA 140, S. 267f)

Literatur

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Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelanchweise

  1. Der Begriff des „Fegefeuers“, in dem die lässlichen Sünden geläutert werden, wurde von Papst Gregor dem Großen (* um 540; † 12. März 604) in die christliche Theologie eingeführt.