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Emotion
Emotion (von lat. ex „heraus“ und motio „Bewegung, Erregung“) ist ein Zustand heftiger gefühls- und willensartiger Erregung, an dem nahezu der ganze Leib mit all seinen Organen beteiligt ist. Anders als bei einem reinen Gefühlserleben, wird der Astralleib und insbesondere das Ich gelockert und ein wenig aus dem Leib herausbewegt, wodurch der Mensch teilweise, ähnlich wie im Traumerleben, die Kontrolle über sein Seelenleben verliert. Der Astralleib, insofern er stärker mit dem Leib verbunden bleibt als das Ich, gewinnt mit seiner ungezügelten, triebhaften Kraft die Herrschaft über das Gemüt. Emotionen können, wie die Gefühle, die ganze Skala von Lust und Leid, von Freude und Schmerz, von Sympathie und Antipathie durchlaufen, werden aber in der Regel intensiver als die Gefühle erlebt. Gerade durch diese Intensität des Erlebens werden die höheren Wesensglieder gelockert. Je höher geistig entwickelt ein Mensch ist, um so stärkere Gefühle vermag er zu erleben, ohne dass sie in unkontrollierte Emotionen umschlagen, durch die das Ich die voll bewusste Herrschaft über das Seelenleben verliert. Er ist zur Emotionsregulation befähigt und kann so die Stärke und Dauer der Emotionen selbst beeinflussen. Die dritte Nebenübung, die die Gleichmut des Gefühls schult, ist hier besonders förderlich.
Emotion und Gefühl
Emotionen können, je nach der definierenden Abgrenzung zu Gefühl und Empfindung, auch nur leichte, subtile Regungen sein, die im Erleben nicht vom Gefühl unterschieden sein müssen. Wenn z.B. bei einer Begegnung mit einem Menschen eine Unbehaglichkeit in der Seele aufsteigt, wäre dies entsprechend eine Emotion, und die (oft nur unbewußte) Wahrnehmung dieser Emotion wäre als das Gefühl zu bezeichnen.
Aus neurobiologischer Sicht sind Emotionen komplexe, größtenteils unbewusste automatisch ablaufende Handlungen, die von der Mimik, Gestik und Körperhaltung bis hin zu Veränderungen in den inneren Organen reichen. „Gefühle von Emotionen dagegen sind zusammengesetzte Wahrnehmungen dessen, was in unserem Körper und unserem Geist abläuft, wenn wir Emotionen haben.“ (Domasio, S. 150)
Der Astralleib als Quelle der Emotionen
Der Astralleib ist durch den luziferischen Einfluss zur Quelle der Emotionen geworden.
„Und was war durch den luziferischen Einfluß aus dem astralischen Leib geworden? Er war mangelhafter geworden, als er früher war. Er hat die Möglichkeit, die wir als eine gute Eigenschaft haben schildern können, empfangen, für das Gute und Große sich zu entflammen, für die hehren Güter des Wahren, Schönen und Guten Enthusiasmus zu haben. Aber er hat dafür auch das andere in Kauf nehmen müssen: für die Güter der Erde in Sympathie oder Antipathie in weitgehendstem Maße sich zu entflammen. Wer den Christus-Impuls aufnimmt, der wird lernen, dieses, was seinen physischen Leib in Emotion versetzt gegenüber den Gütern der Erde, den astralischen Leib, zu sänftigen, ihn unter die Gewalt des Geistigen zu stellen, und dadurch wird er glücklich oder selig werden. Selig wird der werden, der seinen astralischen Leib gleichmütig macht in bezug auf die Erdendinge; dadurch aber werden sie ihm gerade zufallen. Denn wenn er in Emotion, in Sympathie oder Antipathie für die Erdendinge entflammt wird, dann verscherzt er sich gerade das, was sie ihm werden können. Wenn der astralische Leib aber unter die Gewalt des Geistigen kommt, wenn man gleichmütig wird gegenüber den Erdendingen, dann wird einem das Erdenreich zum Lose gegeben!“ (Lit.: GA 116, S. 73f)
Emotionen und spirituelle Entwicklung
Für eine gesunde spirituelle Entwicklung ist es wichtig, dass Emotionen nicht unterdrückt oder abgetötet, wohl aber aber mit wachem Bewusstsein durch das Ich beherrscht und mit Spiritualität durchdrungen werden.
In seinen für die angehenden Priester der Christengemeinschaft gehaltenen Vorträgen über die Apokalypse des Johannes äußert sich Rudolf Steiner dazu wie folgt:
„Der Mensch ist nur dann wahrhaft Mensch — obwohl er diese Menschlichkeit natürlich nicht in jedem Moment seiner Evolution haben kann, sondern sich erst erringen muß -, der Mensch ist nur dann wahrhaft Mensch, wenn in ihm eine völlige Harmonie zwischen dem Prinzip des Materiellen und des Spirituellen vorhanden ist, das heißt, wenn das Materielle nicht heraufspielt in vom Spirituellen unbeherrschte Emotionen. Das ist es gerade, um was es sich handelt und das müssen wir nur ja recht gut verstehen. Denn auch der Apokalyptiker könnte nicht so reden wie er redet, wenn er voraussetzen würde, daß Affekte, Leidenschaften und alles, was aus der Willenssphäre und der Gemütssphäre kommt, von vornherein ganz unberechtigt wäre. Gerade die Affekte und Leidenschaften für unberechtigt zu erklären, gerade dieses asketische Streben im falschen Sinne, das entspringt auch wiederum dem Emotionellen, dem Leidenschaftlichen. Denn derjenige, der sich nicht stark genug fühlt, seine Leidenschaften von Spirituellem so zu durchdringen, daß er sie in den Dienst der guten Weltevolution stellt, der huldigt eben seiner Emotion der Schwäche. Auch wenn er die gute Evolution will - wenn er in seiner Gemütssphäre verarmt, wird er seiner Schwäche huldigen.
Also nicht um das Ausreißen der Emotionen, nicht um das Ausreißen der Affekte und Leidenschaften handelt es sich bei dem Apokalyptiker, sondern darum, daß die Emotionen nicht unbeherrscht bleiben durch das Spirituelle. Und alles dasjenige, was im Menschenleben die Emotionen darstellt, seien es große oder kleine, die unbeherrscht bleiben vom Spirituellen, alles das ist in der Apokalypse zusammengefaßt in dem Namen jener Stadt Babylon, in welcher geherrscht hat - ich möchte es stereotyp ausdrücken - der Abfall von der Spiritualität durch die Leidenschaften.“ (Lit.: GA 346, S. 154f)
Siehe auch
Literatur
- Antonio Damasio: Selbst ist der Mensch. Körper, Geist und die Entstehung des menschlichen Bewusstseins. Siedler, München 2011, ISBN 978-3-88680-924-0
- Rudolf Steiner: Der Christus-Impuls und die Entwickelung des Ich-Bewußtseins, GA 116 (1982), ISBN 3-7274-1160-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken V. Apokalypse und Priesterwirken, GA 346 (2001), ISBN 3-7274-3460-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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