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Ezechiel (Prophet)
Ezechiel (auch Hesekiel, hebr. יחזקאל Yeḥezķel, Jechezkel) war neben Jesaja und Jeremia einer der drei großen Schriftpropheten des Tanach, der hebräischen Bibel und lebte um das 6. Jahrhundert v. Chr. Seine Existenz wird in der Wissenschaft kaum bestritten.
Herkunft und Kontext
Ezechiel war der Sohn eines Priesters und ein Zeitgenosse des Propheten Jeremia und des Propheten Daniel. Er verfasste das Buch Ezechiel. Er gehörte zur ersten Gruppe der im Rahmen der babylonischen Gefangenschaft im Jahre 598 v. Chr. verschleppten Israeliten, die Nebukadnezar II. zusammen mit dem König Jojachin ins Exil führte. Er erhielt seinen Wohnsitz in Mesopotamien am Fluss Kebar, dem heutigen Schatt-en-Nil bei Babylon, wo er als Prophet auftrat. Dort begann er im Alter von 30 Jahren sein prophetisches Wirken. Insgesamt wirkte er 20 Jahre als Prophet im babylonischen Exil, trat jedoch in Israel oder Juda selbst nie auf.
Indizien im Buch Ezechiel weisen auf seine herausragende Bedeutung in der Diasporagemeinde hin: Sitzungen des Ältestenrates vor ihm (Ez 8,1 EU) oder Ortsgespräch über ihn (Ez 33,30ff EU).
Das Buch Ezechiel
In den Teilen des Buches Ezechiel, die nachweislich vom historischen Propheten stammen sollen, bekräftigt er den Monotheismus und übt schärfste Kritik an den Götzen und anderen Göttern, denen die Israeliten verfallen waren. Nach dem Fall Jerusalems im Jahr 586 v. Chr., die für ihn eine Wende bedeutete, verkündet er zunehmend auch Heil für Israel.
Er prägt die Vorstellung von der Heiligkeit des Gottesnamens und gilt als Vater der priesterlichen Theologie. Dies zeigt sich auch in seinen klassisch priesterlichen Themen wie Reinheit und Unschuld (Ez 4,14 EU).
Die Thronwagen-Vision
„Die geistige Welt drückt sich auf dieser Stufe der Erleuchtung zuerst in Bildern aus. Der Mensch sieht Bilder [...] Denken wir zum Beispiel an einen Eingeweihten, wie Ezechiel einer war. Als die Erleuchtung für ihn begann, traten ihm geistige Wesenheiten als Volks-, als Gruppenseelen entgegen. Er fühlte sich in ihrer Mitte. Gruppenseelen in Form vier symbolischer Tiere traten ihm entgegen.“ (Lit.: GA 104, S. 48)
Die Thronwagen-Vision (hebr. מרכבה Merkaba, „Wagen“), mit der Ezechiel im 1. Kapitel des Buches Ezechiel die Herrlichkeit Gottes schildert, hatte großen Einfluss auf die jüdische Kabbala und auf die christliche Mystik.
„1 Im dreißigsten Jahr am fünften Tage des vierten Monats, als ich unter den Weggeführten am Fluss Kebar war, tat sich der Himmel auf, und Gott zeigte mir Gesichte. 2 Am fünften Tag des Monats - es war das fünfte Jahr, nachdem der König Jojachin gefangen weggeführt war -, 3 da geschah das Wort des HERRN zu Hesekiel, dem Sohn des Busi, dem Priester, im Lande der Chaldäer am Fluss Kebar. Dort kam die Hand des HERRN über ihn. 4 Und ich sah, und siehe, es kam ein ungestümer Wind von Norden her, eine mächtige Wolke und loderndes Feuer, und Glanz war rings um sie her, und mitten im Feuer war es wie blinkendes Kupfer. 5 Und mitten darin war etwas wie vier Gestalten; die waren anzusehen wie Menschen. 6 Und jede von ihnen hatte vier Angesichter und vier Flügel. 7 Und ihre Beine standen gerade, und ihre Füße waren wie Stierfüße und glänzten wie blinkendes, glattes Kupfer. 8 Und sie hatten Menschenhände unter ihren Flügeln an ihren vier Seiten; die vier hatten Angesichter und Flügel. 9 Ihre Flügel berührten einer den andern. Und wenn sie gingen, brauchten sie sich nicht umzuwenden; immer gingen sie in der Richtung eines ihrer Angesichter. 10 Ihre Angesichter waren vorn gleich einem Menschen und zur rechten Seite gleich einem Löwen bei allen vieren und zur linken Seite gleich einem Stier bei allen vieren und hinten gleich einem Adler bei allen vieren. 11 Und ihre Flügel waren nach oben hin ausgebreitet; je zwei Flügel berührten einander und mit zwei Flügeln bedeckten sie ihren Leib. 12 Immer gingen sie in der Richtung eines ihrer Angesichter; wohin der Geist sie trieb, dahin gingen sie; sie brauchten sich im Gehen nicht umzuwenden. 13 Und in der Mitte zwischen den Gestalten sah es aus, wie wenn feurige Kohlen brennen, und wie Fackeln, die zwischen den Gestalten hin und her fuhren. Das Feuer leuchtete und aus dem Feuer kamen Blitze. 14 Und die Gestalten liefen hin und her, dass es aussah wie Blitze. 15 Als ich die Gestalten sah, siehe, da stand je ein Rad auf der Erde bei den vier Gestalten, bei ihren vier Angesichtern. 16 Die Räder waren anzuschauen wie ein Türkis und waren alle vier gleich, und sie waren so gemacht, dass ein Rad im andern war. 17 Nach allen vier Seiten konnten sie gehen; sie brauchten sich im Gehen nicht umzuwenden. 18 Und sie hatten Felgen, und ich sah, ihre Felgen waren voller Augen ringsum bei allen vier Rädern. 19 Und wenn die Gestalten gingen, so gingen auch die Räder mit, und wenn die Gestalten sich von der Erde emporhoben, so hoben die Räder sich auch empor. 20 Wohin der Geist sie trieb, dahin gingen sie, und die Räder hoben sich mit ihnen empor; denn es war der Geist der Gestalten in den Rädern. 21 Wenn sie gingen, so gingen diese auch; wenn sie standen, so standen diese auch; und wenn sie sich emporhoben von der Erde, so hoben sich auch die Räder mit ihnen empor; denn es war der Geist der Gestalten in den Rädern. 22 Aber über den Häuptern der Gestalten war es wie eine Himmelsfeste, wie ein Kristall, unheimlich anzusehen, oben über ihren Häuptern ausgebreitet, 23 dass unter der Feste ihre Flügel gerade ausgestreckt waren, einer an dem andern; und mit zwei Flügeln bedeckten sie ihren Leib. 24 Und wenn sie gingen, hörte ich ihre Flügel rauschen wie große Wasser, wie die Stimme des Allmächtigen, ein Getöse wie in einem Heerlager. Wenn sie aber stillstanden, ließen sie die Flügel herabhängen 25 und es donnerte im Himmel über ihnen. Wenn sie stillstanden, ließen sie die Flügel herabhängen. 26 Und über der Feste, die über ihrem Haupt war, sah es aus wie ein Saphir, einem Thron gleich, und auf dem Thron saß einer, der aussah wie ein Mensch. 27 Und ich sah, und es war wie blinkendes Kupfer aufwärts von dem, was aussah wie seine Hüften; und abwärts von dem, was wie seine Hüften aussah, erblickte ich etwas wie Feuer und Glanz ringsumher. 28 Wie der Regenbogen steht in den Wolken, wenn es geregnet hat, so glänzte es ringsumher. So war die Herrlichkeit des HERRN anzusehen. Und als ich sie gesehen hatte, fiel ich auf mein Angesicht und hörte einen reden.“
Literatur
- Beate Kowalski: Die Rezeption des Propheten Ezechiel in der Offenbarung des Johannes. ISBN 3-460-00521-1.
- Walther Zimmerli: Ezechiel/Ezechielbuch. In: Theologische Realenzyklopädie. Band 10, 1982, S. 766–781 Google-Booksearch.
- Christoph Dohmen: Visionen von einem Neuanfang. Hinführungen zum Buch Ezechiel. Verlag Österreichisches Katholisches Bibelwerk, Klosterneuburg 2010, ISBN 978-3-85396-134-6.
- Frank-Lothar Hossfeld: Das Buch Ezechiel. In: Erich Zenger u.a.: Einleitung in das Alte Testament, 2012, S. 592-609, ISBN 978-3-17-022165-9.
- Martin Lätzel: Ezechiel In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 22, Bautz, Nordhausen 2003, ISBN 3-88309-133-2, Sp. 313–314.
- Rudolf Steiner: Die Apokalypse des Johannes, GA 104 (1985), ISBN 3-7274-1040-X pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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Weblinks
- Literatur von und über Ezechiel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Der Prophet Ezechiel
- Ezechiel / Hesekiel zum Anhören und zum Lesen am Computer (Textbibel)
Dieser Artikel basiert auf einer für AnthroWiki adaptierten Fassung des Artikels Ezechiel (Prophet) aus der freien Enzyklopädie de.wikipedia.org und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |