Augenblick

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Der Augenblick beschreibt das subjektive Erleben der Gegenwart, die nicht als völlig zeitloser Moment erlebt wird, sondern für die meisten Menschen etwa drei Sekunden, selten etwas länger, dauert, also etwa bis zum nächsten Wimpernschlag - daher der treffende Name Augenblick. Diese erlebte Dauer der Gegenwart, die unser Zeiterleben prägt und uns unser Dasein als zeitlich und vergänglich empfinden läßt, entspricht auch ziemlich genau einem Atemzug[1]. Diese Art des zeitlichen Erlebens ist auf den luziferischen Einfluss zurückzuführen, der uns der Welt der Ewigkeit entrissen hat (Lit.: GA 138, S. 79ff).

Die durch den Atemrhythmus bestimmte, subjektiv gefühlte Dauer des Augenblicks scheint auch von entscheidender Bedeutung für die Kapazität des Kurzzeitgedächtnises zu sein. Während dieser Zeitspanne können bis etwa 7 Objekte (z.B. Ziffern, Buchstaben oder ganze Worte) erfasst und wieder erinnert werden - und zwar, insofern sie als ein Ganzes erfasst werden, weitgehend unabhängig von deren spezifischem Informationsgehalt. Dieses sogenannte seven phenomenon wurde schon im 17. Jahrhundert von John Locke experimentell entdeckt und wird heute als die sogenannte Millersche Zahl (engl. The Magical Number Seven, Plus or Minus Two) bezeichnet, benannt nach dem US-amerikanischen Psychologen George A. Miller, der in seinem 1956 veröffentlichten Artikel "The Magical Number Seven, Plus or Minus Two: Some Limits on Our Capacity for Processing Information"[2], der zu den meistzitierten Artikel aus dem Fachbereich der Psychologie zählt, ebenfalls feststellte, dass der Mensch gleichzeitig nur 7±2 Gedächtniseinheiten (Chunks) mit dem Kurzzeitgedächtnis erfassen kann.

„And finally, what about the magical number seven? What about the seven wonders of the world, the seven seas, the seven deadly sins, the seven daughters of Atlas in the Pleiades, the seven ages of man, the seven levels of hell, the seven primary colors, the seven notes of the musical scale, and the seven days of the week? What about the seven-point rating scale, the seven categories for absolute judgment, the seven objects in the span of attention, and the seven digits in the span of immediate memory? For the present I propose to withhold judgment. Perhaps there is something deep and profound behind all these sevens, something just calling out for us to discover it. But I suspect that it is only a pernicious, Pythagorean coincidence.“

G. A. Miller: The magical number seven, plus or minus two[2]

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelanchweise

  1. Der Mensch macht durchschnittlich 18 Atemzüge pro Minute; ein Atemzug dauert daher etwa 60/18 = 3,33 Sekunden. Pro Atemzug erfolgen im entspannten Zustand, namentlich im tiefen Schlaf, etwa 4 Pulsschläge, also ca. 72 pro Minute
  2. 2,0 2,1 MILLER, G.A. (1956): The magical number seven, plus or minus two: Some limits on our capacity for processing information. In: Psychological Review, 63, 1956, S.81-97.