Schlaf

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Im Schlaf, der normalerweise im täglichen Schlaf-Wach-Rhythmus auftritt, ändert sich das Gefüge der menschlichen Wesensglieder. Im tagwachen Zustand sind physischer Leib, Ätherleib, Astralleib und Ich eng miteinander verbunden. Unser gegenwärtiges Wachbewusstsein ist dabei wesentlich auf die Funktionen des physischen Leibes, namentlich auf die Sinnesorgane und das physische Gehirn gegründet. Durch die Tätigkeit dieses wachen Bewusstseins wird aber der belebte physische Leib teilweise mit zerstörerischen Kräften erfüllt. Das Bewusstsein basiert nicht auf vitalen Aufbauprozessen, sondern vielmehr auf Abbauprozessen. Im Schlaf müssen die so entstandenen Schädigungen soweit als möglich wieder ausgeglichen werden. Das ist nur dadurch möglich, dass sich im Schlaf Ich und Astralleib zumindest teilweise aus dem Menschenwesen herausheben und alleine der belebte physische Leib, also die Verbindung von Ätherleib und physischem Leib, im Bett zurückbleibt. Jene hohen geistigen Wesenheiten, die den physischen Leib und den Ätherleib geschaffen haben, ziehen dann in diese ein, um sie wieder zu beleben. Eine besondere Bedeutung kommt dabei jenen Geistern zu, die in der Genesis Laj'lah (hebr. לילה, „Nacht“) genannt werden. Es sind in ihrer Entwicklung zurückgebliebene Urengel (Geister der Persönlichkeit), die den Elohim als Geister der Finsternis bzw. Geister der Nacht bei ihrem Schöpfungswerk dienlich waren. Sie sind auf der Stufe des alten Saturn zurückgeblieben, jener lichtlosen, finsteren Wärmewelt, auf der die erste Anlage des physischen Leibes geschaffen wurde und können diesen daher regenerieren.

Trennung der physisch-ätherischen und der seelisch-geistigen Wesensglieder im Schlaf

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„Das Menschenleben zerfällt in diese beiden voneinander unterschiedenen Bewußtseinszustände, in das Wachen und in das Schlafen. Aber man faßt dabei das Schlafen eigentlich nur in dem Sinne auf, daß man sich die Vorstellung bildet: Im Schlafe ruht sich der Mensch eben aus. - Die naturwissenschaftliche Anschauung nimmt ja überhaupt an, daß die Bewußtseinstätigkeit aufhört mit dem Einschlafen, dann wiederum beginnt, daß also auch in bezug auf den Organismus das Schlafen nichts weiter sei als ein Aussetzen der menschlichen Tätigkeit zur Ruhe. Aber der Schlaf ist nicht ein bloßes Ruhen, sondern man muß sich klar darüber sein, daß vom Einschlafen bis zum Aufwachen zunächst das, was wir den astralischen Leib nennen, und dann das Ich als wirklich Wesenhaftes außer dem physischen und ätherischen Leibe sind.“ (Lit.: Beiträge 65, S. 3))

„Nun schildern wir ja in der Geisteswissenschaft gewöhnlich so, daß wir sagen: Der Mensch besteht, so wie er sich uns darstellt im Leben, aus seinem physischen Leibe, dem ätherisehen Leibe, dem astralischen Leibe und dem Ich. - Und wir schildern dann, indem wir charakterisieren die Wechselzustände zwischen Wachen und Schlafen so, daß wir sagen: Während des Wachens sind Ich und astralischer Leib im physischen Leibe und im Ätherleib drinnen; während des Schlafens sind Ich und astralischer Leib draußen. - Das ist für ein Verständnis der Sache zunächst vollständig ausreichend und entspricht durchaus den geisteswissenschaftlichen Tatsachen. Aber es handelt sich darum, daß man dadurch, daß man so schildert, nur einen Teil der vollen Wirklichkeit gibt. Wir können niemals in einer Schilderung die volle Wirklichkeit umfassen; einen Teil der vollen Wirklichkeit geben wir eigentlich immer, wenn wir irgend etwas schildern, und wir müssen immer erst von einigen anderen Seiten wiederum Licht suchen, um die geschilderte Teilwirklichkeit in der richtigen Weise zu beleuchten. Und da muß gesagt werden: Es ist im allgemeinen so, daß Schlafen und Wachen wirklich eine Art zyklischer Bewegung für den Menschen darstellen. Strenge genommen sind nämlich Ich und astralischer Leib außer dem physischen und ätherischen Menschenleib im Schlaf zustande nur außerhalb des Hauptes, während gerade dadurch, daß im Schlafe das Ich und der astralische Leib außerhalb des physischen und ätherischen Hauptes des Menschen sind, sie eine um so regere Tätigkeit und Wirksamkeit ausüben auf die andere menschliche Organisation. Alles das, was im Menschen nicht Haupt ist, sondern andere menschliche Organisation, steht gerade während des Schlafzustandes, in dem gewissermaßen Ich und astralischer Leib von außen auf den Menschen wirken, unter einem viel stärkeren Einflüsse dieses Ich und dieses astralischen Leibes als während des wachen Zustandes. Und man kann schon sagen: Während des Schlafzustandes wird die Wirkung, die das Ich und der astralische Leib des Menschen im Wachzustande auf das Haupt ausüben, auf den übrigen Organismus ausgeübt.“ (Lit.:GA 172, S. 55f)

Hellsichtige Beobachtung des schlafenden Menschen

Genau besehen stellt sich die Sache dem hellsichtigen Blick so dar, dass sich der Astralleib im Schlaf in zwei ineinander verschlungene Spiralen gliedert, von denen sich die eine tief in den physischen Leib versenkt und die andere weit hinein in den Kosmos verliert. Es werden dadurch dem Organismus wieder neue regenerierende kosmische Kräfte zugeführt. Allerdings sind die feinen Enden dieser Spiralen des Astralleibs nur sehr schwer zu beobachten, und daher erscheint der Astralleib der geistigen Anschauung annähernd als aurisches Ei, das sich aus dem lebendigen Leib herausgehoben hat und mehr oder minder in dessen Nähe verweilt. (Lit.:GA 99, S. 34ff)

Die Aura des Menschen, genauer gesagt die Ich-Aura und Astralaura, des wachenden und schlafenden Menschen erscheinen dem Hellseher sehr unterschiedlich:

„Wenn wir im täglichen Wachzustande sind, dann ist, können wir sagen, im menschlichen Wesen in einer gewissen geregelten Verbindung dasjenige, was wir die vier Glieder der menschlichen Natur nennen: physischer Leib, Ätherleib, astralischer Leib und Ich. Wir treffen das, was die richtige Verbindung zwischen den vier Gliedern der menschlichen Natur ausmacht, am besten, wenn wir es etwa so zeichnen, wie das hellseherische Bewußtsein die sogenannte Aura des Menschen sieht. Was ich Ihnen dabei zeichnen kann, ist selbstverständlich nur ganz skizzenhaft. Wenn wir also den gewöhnlichen Wachzustand des Menschen ins Auge fassen, dann würden wir den aurischen Zusammenhang des Menschen etwa in der folgenden Weise zeichnen:

Die Aura des wachenden Menschen
Die Aura des wachenden Menschen

der physische Leib die schärfere Linie; innerhalb der punktierten Linie der Ätherleib; was dichter schraffiert ist, ist der astralische Leib; und die Ich-Aura würde etwa so zu zeichnen sein, daß sie den ganzen Menschen durchdringt, aber ich zeichne sie als Strahlen, die ihn, ohne eigentliche Grenzen, nach oben und unten strahlenartig umgeben.

Daneben werde ich nun zeichnen den Unterschied in der aurischen Zusammensetzung beim Schlafzustande eines Menschen, der etwa um die Mitternachtsstunde schlafen würde, beziehungsweise das aurische Bild desselben (siehe Zeichnung): physischer Leib und Ätherleib wie in der ersten Zeichnung; das dunkel Schraffierte wäre der Astralleib;

Die Aura des schlafenden Menschen
Die Aura des schlafenden Menschen

dessen nach unten unbestimmte Fortsetzung würde sich herausheben, aber bliebe doch in einer vertikalen Lage. Die Ich-Aura würde ich dann strahlenförmig in der Weise zu zeichnen haben, wie man es hier sieht. In der Halsgegend ist die Ich-Aura unterbrochen und beginnt erst wieder in der Kopfgegend, aber so, daß sie strahlenförmig nach außen gerichtet ist und ins Unbestimmte nach oben geht, wenn der Mensch in der horizontalen Lage ist, aber nach aufwärts gerichtet ist, vom Kopf nach aufwärts. So daß im wesentlichen der Anblick der Aura des schlafenden Menschen so wäre, daß der Astralleib wesentlich verdichtet und dunkel ist - in der in der Zeichnung dunkel schraffierten Gegend -, in den oberen Teilen ist er dünner als am Tage. In der Halsgegend ist die Ich-Aura unterbrochen, unten ist sie wieder strahlenförmig und geht dann ins Unbestimmte fort.

Das Wesentliche ist, daß sich bei einem solchen Schlafzustande das, was man das aurische Bild des Ich nennen kann, in der Tat in zwei Teile gliedert. Während des Wachzustandes hängt die Ich-Aura wie ein Oval zusammen, trennt sich während eines solchen Schlafzustandes in der Mitte auseinander und besteht während des Schlafes aus zwei Stücken, von denen das eine durch eine Art von Schwere nach unten gedreht wird und sich nach unten ausbreitet, so daß man es nicht mit einer sich schließenden, sondern mit einer nach unten sich ausbreitenden Ich-Aura zu tun hat. Dieser Teil der Ich-Aura ergibt sich für das hellseherische Bewußtsein dem Anblick nach als ein wesentlich sehr dunkler Aurenteil, der dunkle Fäden hat, aber in starken, zum Beispiel dunkelrötlichen Nuancen tingiert ist. Was sich davon nach oben abtrennt, ist wieder so, daß es von der Kopfgegend aus schmal läuft, dann aber ins Unbestimmte sich ausbreitet, sozusagen oben in die Sternenwelt hin sich ausbreitet. In gleicher Weise in der Mitte auseinandergeteilt ist die astralische Aura nicht, so daß man von einer wirklichen Teilung derselben nicht sprechen kann, während die Ich-Aura, wenigstens für den Anblick, zerteilt wird.

So haben wir auch in diesem okkulten Anblick eine Art von bildhaftem Ausdruck dafür, daß der Mensch mit demjenigen, was ihn als Ich-Kräfte während des tagwachenden Zustandes durchdringt, hinausgeht in den Weltenraum, um den Anschluß zu gewinnen an die Sternenwelt, um die Kräfte aus der Sternenwelt sozusagen hereinzusaugen.

Nun ist derjenige Teil der Ich-Aura, der sich nach unten hin abschnürt und dunkel wird, mehr oder weniger wie undurchsichtig sich ausnimmt, während der nach oben gehende hell leuchtend und glänzend ist, in hellem Lichte erstrahlt, zugleich der, welcher am meisten dem Einfluß der ahrimanischen Gewalten ausgesetzt ist. Der angrenzende Teil der astralischen Aura ist am meisten den luziferischen Kräften ausgesetzt. Wir können daher sagen: Die Charakteristik, die man von einem gewissen Standpunkte aus mit Recht gibt, daß das Ich und der astralische Leib den Menschen verlassen, ist für die oberen Partien der Ich- und astralischen Aura absolut zutreffend. Für diejenigen Teile der Ich- und astralischen Aura, die mehr den unteren Teilen, besonders den unteren Teilen des Rumpfes der menschlichen Gestalt entsprechen, ist es nicht eigentlich richtig; sondern für diese Teile ist es sogar so, daß während des Schlafens die Aura des Ich und des Astralleibes mehr drinnen sind, mehr verbunden sind mit dem physischen Leibe und dem Ätherleibe, als es im Wachzustande der Fall ist, daß sie nach unten dichter, kompakter sind. Denn man sieht auch, wie beim Aufwachen das, was ich unten so stark gezeichnet habe, wieder herausgeht aus den unteren Teilen der menschlichen Wesenheit. Gerade wie der obere Teil beim Einschlafen herausgeht, so geht der untere Teil der Ich- und astralischen Aura beim Aufwachen in einer gewissen Weise heraus, und es bleibt nur eine Art von Stück von diesen beiden Auren drinnen, wie ich es in der ersten Figur gezeichnet habe.

Nun ist es eben so außerordentlich wichtig zu wissen, daß durch die Evolution unserer Erde, durch alle die Kräfte, die dabei mitgespielt haben und die Sie aus der «Geheimwissenschaft im Umriß» ersehen können, die Einrichtung getroffen ist, daß der Mensch dieses regere Arbeiten der unteren Aura während des Schlafes nicht mitmacht, das heißt dieses Arbeiten nicht als Zeuge mitmacht. Denn von diesen Teilen der unteren Ich-Aura und der unteren astralischen Aura werden die belebenden Kräfte angeregt, die der Mensch braucht, damit das wieder ausgebessert werden kann, was während des Wachzustandes abgenutzt ist. Die wiederherstellenden Kräfte müssen von diesen Teilen der Aura ausgehen. Daß sie nach aufwärts wirken und den ganzen Menschen wieder herstellen, das hängt dann davon ab, daß der nach oben hinausgehende Teil der Aura Anziehungskräfte entwickelt, die er aus der Sternenwelt hereinsaugt, und dadurch die Kräfte, die von unten kommen, anziehen kann, so daß sie regenerierend auf den Menschen wirken. Das ist der objektive Vorgang.

Nun gibt uns das Verständnis dieser Tatsache auch gewissermaßen das beste Verständnis für gewisse Mitteilungen, die der Mensch empfängt, wenn er die verschiedenen okkulten oder auf Okkultismus gebauten Urkunden verfolgt. Sie haben ja die, wie ich eben gesagt habe, von einem gewissen Gesichtspunkte aus durchaus gerechtfertigte Charakteristik immer gehört, daß der Schlaf darin besteht, daß der Mensch seinen physischen Leib und Ätherleib im Bette liegen läßt und mit seinem astralischen Leib und Ich herausgeht; was also für die oberen Partien der Ich- und astralischen Aura in einem gewissen Sinne durchaus richtig ist, namentlich für die Ich-Aura. Wenn Sie aber morgenländische Schriften verfolgen, dann finden Sie diese Charakteristik nicht, sondern gerade das Umgekehrte. Sie finden da charakterisiert, daß während des Schlafzustandes das, was sonst im menschlichen Bewußtsein lebt, sich tiefer in den Leib hineinzieht. Also Sie finden dort die umgekehrte Charakteristik des Schlafes. Und namentlich in gewissen Vedanta-Schriften können Sie die Sache so charakterisiert finden, daß dieses, von dem wir sagen, daß es sich aus dem physischen Leib und Ätherleib herauszieht, sich während des Schlafes tiefer in die physische und ätherische Leiblichkeit hineinsenkt, daß das, was das Sehen sonst bewirkt, sich in tiefere Partien des Auges hineinzieht, so daß das Sehen nicht mehr zustande kommen kann. Warum wird dieses in morgenländischen Schriften so charakterisiert? Das ist deshalb, weil der Morgenländer eben noch auf einem anderen Standpunkte steht. Er sieht durch seine Art von Hellsichtigkeit mehr das, was im Innern des Menschen vorgeht, was sich da im Innern abspielt. Er achtet weniger auf den Vorgang des Herausgehens der oberen Aura und mehr auf die Tatsache des Durchdrungenseins während des Schlafes mit der unteren Aura. Daher hat er von seinem Standpunkte aus selbstverständlich recht.“ (Lit.:GA 141, S. 77ff)

Da das irdische Ich-Bewusstsein an den physischen Leib gebunden ist, erlischt dieses notwendigerweise im Schlaf. Nur durch eine entsprechende energische geistige Schulung kann das Bewusstsein auch im Schlaf aufrecht erhalten werden. Man spricht dann von dem sog. Erwachen um Mitternacht.

Was tut der Ätherleib im Schlaf?

Der Ätherleib ist während des Wachzustandes in einer regelmäßigen inneren Bewegung. Ausgenommen davon ist nur der Kopf, in dem der Ätherleib ruhig bleibt und sich auch größtenteils in den restlichen Organismus zurückzieht. Im Schlaf ändert sich das. Da strömt der Ätherleib wieder vermehrt in den Kopf und kommt in Bewegung. Den letzten Rest davon nehmen wir beim Aufwachen in Form des Traumes wahr. Durch entsprechende geistige Schulung lernt man allmählich, dem im Wachen ruhenden Ätherleib Bilder einzuformen, die unabhängig vom physischen Leib als Imaginationen erlebt werden.

„Wenn wir die Luft einatmen: sie geht herein, sie geht heraus. Das ist das Aufnehmen der Luft, das Ausatmen der Luft, also einfach ein Hin- und Herpendeln des Stofflichen: Heraus, herein, heraus, herein. In einer ganz ähnlichen Weise vollzieht sich schön ein Rhythmus in den Wechselzuständen von Schlafen und Wachen. Denn wenn wir des Morgens beim Aufwachen in uns aufnehmen unser Ich und unseren Astralleib, so wird unser Ätherleib zurückgedrängt, er wird aus dem Haupte heraus mehr in die andern Glieder des Organismus hineingedrängt. Und wenn wir wiederum einschlafen, den astralischen Leib und das Ich hinausbefördern aus uns, dann verbreitet sich der Ätherleib in derselben Weise, wie er im ganzen Unterleib ist, auch in das Haupt, so daß wir ein fortwährendes Rhythmisieren haben: Ätherleib heruntergedrückt — aufgewacht; er bleibt herunten, während wir wachen. Wenn wir einschlafen, wird er wiederum in den Kopf hinaufgedrängt. Und so geht es auf, ab, auf, ab im Laufe von vierundzwanzig Stunden, wie der Atem aus- und eingeht. Also wir haben ein rhythmisches Bewegen des Ätherischen im Laufe von vierundzwanzig Stunden. Natürlich liegen beim Menschen wiederum Unregelmäßigkeiten vor, darauf beruht ja sein Freiheitsvermögen, sein Freiheitsgrad, aber im ganzen gilt das, was ich gesagt habe.“ (Lit.:GA 174, S. 255)

„Wenn Sie sich so vorstellen, daß der Mensch, der zum geringen Teile ein fester Leib ist, zum großen Teile Wasser, Luft und die darinnen vibrierende Wärme, so werden Sie es auch nicht mehr so sehr unglaubhaft finden, daß da etwas noch Feineres in uns ist. Und dieses Feinere will ich jetzt den Ätherleib nennen. Dieser Ätherleib, der ist feiner als die Luft. Er ist so fein, daß er uns durchzieht, ohne daß wir im gewöhnlichen Leben etwas davon wissen. Dieser Ätherleib, der ist es, welcher im Wachen in innerlicher Bewegung ist, in einer regelmäßigen Bewegung im ganzen übrigen menschlichen Leib, nur nicht im Kopfe. Im Kopfe ist der Ätherleib innerlich ruhig.

Im Schlafe ist das anders. Das Schlafen beginnt damit und dauert dann in der Art und Weise an, daß der Ätherleib auch im Kopfe anfängt in Bewegung zu sein. So daß wir im Schlafe als ganzer Mensch, nach Kopf und übrigem Menschen, einen innerlich bewegten Ätherleib haben. Und wenn wir träumen, sagen wir, beim Aufwachen, dann ist es so, daß wir die letzten Bewegungen des Ätherleibes gerade im Aufwachen noch wahrnehmen. Die stellen sich uns als die Träume dar. Die letzten Kopf-Ätherbewegungen nehmen wir beim Aufwachen noch wahr; beim schnellen Aufwachen kann das nicht der Fall sein.

Wer lange in der Weise, wie ich es angedeutet habe, meditiert, der kommt aber in die Lage, in den ruhigen Ätherleib des Kopfes allmählich Bilder hineinzuformen. Das nenne ich in dem Buche, das ich angeführt habe, Imaginationen. Und diese Imaginationen, die unabhängig vom physischen Leibe im Ätherleib erlebt werden, sind der erste übersinnliche Eindruck, den wir haben können. Der bringt uns dann in die Lage, ganz abzusehen von unserem physischen Leibe, und unser Leben bis zu der Geburt hin in seinem Handeln, in seiner Bewegung wie in einem Bilde anzuschauen. Was oftmals von den Leuten beschrieben wird, die im Wasser untergesunken, am Ertrinken waren: daß sie ihr Leben rückwärtsschauend in bewegten Bildern gesehen haben - das kann hier systematisch ausgebildet werden, so daß man alle Ergebnisse unseres gegenwärtigen Erdenlebens darinnen sehen kann.

Das erste, was die Initiationserkenntnis gibt, ist die Anschauung des eigenen seelischen Lebens. Das ist allerdings anders, als man es gewöhnlich vermutet. Gewöhnlich vermutet man in der Abstraktion dieses seelische Leben als etwas, das aus Vorstellungen gewoben ist. Wenn man es in seiner wahren Gestalt entdeckt, da ist es etwas Schöpferisches, da ist es zugleich dasjenige, was in unserer Kindheit gewirkt hat, was unser Gehirn plastisch gebildet hat, was den übrigen Leib durchdringt und in ihm eine plastische, bildsame Tätigkeit bewirkt, indem es unser Wachen, sogar unsere Verdauungstätigkeit jeden Tag bewirkt.“ (Lit.:GA 214, S. 128ff)

Besonders im Bereich der Sinnesorgane wird der Ätherleib im Schlaf sehr regsam, namentlich in den Augen, die ein hellsichtig zu beobachtendes Licht ausstrahlen und wie zwei phophorezierende Sonnen erscheinen. Aber auch ein von den Gehörorganen ausgehendes inneres Klingen beginnt zu ertönen, eine harmonienreiche innere musikalische Regsamkeit. Und ätherische Wärme strömt von der ganzen Oberfläche der Haut nach innen.

„Richtet man den übersinnlichen Blick, das übersinnliche Anschauen auf den schlafenden Menschen, das heißt auf dasjenige vom Menschen, was in der physischen Hülle da ist, dann findet man, wie von den Orten, an denen die Sinnesorgane lokalisiert sind, nach innen eine fortwährende Tätigkeit und Regsamkeit strahlt. Und diese Tätigkeit und Regsamkeit ist das Leben des Ätherleibes oder Lebensleibes während des Schlafes.

Man sieht zum Beispiel, wie mit dem Einschlafen eine besondere Regsamkeit beginnt von dem Orte der menschlichen Augen aus. Es ist mit diesen Augen so, als ob durch die Einwirkungen des Lichtes während des Wachens das Auge sich anfüllte mit Kräften zu einer Tätigkeit, die sich erst entfaltet mit dem Einschlafen. Und diese Tätigkeit ist eben eine ätherische. In demselben Maße, in dem die Lichtund Farbenwirkungen von außen im Auge sich verfinstern, beginnen die Augen selber wie zwei phosphoreszierende Sonnen ätherisch das innere Wesen des physischen Teiles des schlafenden Menschen zu durchstrahlen. Ein phosphoreszierendes Glimmlicht durchhellt den Innenraum des Menschen. Sie brauchen sich nicht zu verwundern, daß dieses phosphoreszierende Glimmlicht, das nach dem Inneren des Menschen erstrahlt, nicht in der gewöhnlichen Art gesehen werden kann. Denn daß die Augen des andern Menschen dasjenige, was da im Inneren während des Schlafens glimmt, nicht sehen, das ist zu begreifen, weil der Mensch durch seine ganze Organisation für das physische Auge undurchsichtig ist, zu den undurchsichtigen Körpern gehört. Dasjenige, was im Inneren vorgeht, wird mit den äußeren physischen Augen nicht gesehen. Aber im Inneren des physischen Leibes ist zunächst kein Organ, welches dieses Glimmende, Phosphoreszierende unmittelbar sehen könnte.

Damit haben wir eine der inneren Tätigkeiten und Regsamkeiten des ätherischen Leibes im Menschen während des Schlafes charakterisiert. In diese Tätigkeit strömt eine andere hinein. In der Tat, dasjenige, was ja der Mensch noch im Einschlafen verspüren kann - ein gewisses Summen und Zirpen, strömendes Rauschen seiner Innenorganisation -, setzt sich während des Schlafzustandes in einer außerordentlich melodien- und harmonienreichen musikalischen Regsamkeit fort, die auch das ganze Innere des Menschen während des Schlafes durchsetzt. Diese musikalische Regsamkeit dauert vom Einschlafen bis zum Aufwachen. Und die außerhalb des physischen und Ätherleibes befindlichen Wesensglieder Ich und astralischer Leib werden stark beeindruckt von demjenigen, was sie da im Bette zurückgelassen haben als den tönenden, klingenden ätherischen Leib, der aber in seinem Tönen und Klingen zugleich leuchtet. Nur bleibt zunächst dasjenige, was da als Eindruck auf Ich und astralischen Leib ausgeübt wird, im Unbewußten.

Ebenso werden nach dem Inneren des Menschen ätherische Wärmeströmungen, und zwar von der ganzen Oberfläche der Haut, nach innen gestrahlt. Zusammen mit manch anderem, was ferner liegt dem in der äußeren Welt als Wärme, Licht und Töne Wahrgenommenen, was man daher auch schwer charakterisieren kann, ergibt das alles ein ungeheuer schönes, großartiges, gewaltiges inneres Regen und Bewegen und Fluten des ätherischen menschlichen Leibes. Das ist so, wie wenn sich aus dem Universum mit dem ätherischen Leibe des Menschen herauserhöbe, aus inneren Gründen - welche inneren Gründe aber keine andern sind als die menschliche Wesenheit selber, als ihr Dasein -, erhöbe inselartig, möchte ich sagen, aus dem allgemeinen Ätherischen des Kosmos heraus: dieses besondere Tönen und Leuchten und Fluten in Wärmeströmungen des individuellen ätherischen Leibes des Menschen. Und dieses wärmende Fluten, dieses phosphoreszierende Leuchten, dieses musikalische Tönen, sie sind es ja auch, welche wenige Tage nach dem Tode des Menschen als ätherischer Leib sich loslösen vom astralischen Leibe und Ich und hinausfluten, hinausströmen in den allgemeinen Äther des Universellen, des Kosmischen.“ (Lit.:GA 224, S. 34ff)

In diesem Leuchten und Klingen und in den Wärmeströmungen offenbart sich die Tätigkeit der Exusiai, der Geister der Form, die in der Bibel als Elohim bezeichnet werden und die Schöpfergötter der Erdenwelt im engeren Sinn sind.

„Sie sehen also, welch Kompliziertes eigentlich im menschlichen Ätherleib enthalten ist. Und wenn man versucht, weiter einzudringen mit den Mitteln, mit denen man in solche Welten eindringen kann, dann merkt man, daß dieses wärmende Strömen, dieses phosphoreszierende milde Leuchten, diese fluktuierende Musik die äußere Offenbarung für waltende Weltenwesen ist. Eigentlich ist alles dasjenige, was ich Ihnen beschrieben habe, wiederum das äußere Kleid, die äußere Offenbarung, der Schein von waltenden Weltenwesen. Und diese waltenden Weltenwesen enthüllen sich als diejenigen, die wir aus der anthroposophischen Literatur kennen als die Exusiai. Ich habe daher diese Exusiai auch öfter Offenbarungen genannt, weil sie ihrer inneren Wesenheit nach leben in demjenigen, was in den menschlichen Sinnesorganen während des irdischen Schlafzustandes des Menschen nach dem Inneren des Menschenwesens hin erstrahlt. In diesem Erstrahlen offenbart sich eben das Leben und Weben jener Wesenheiten der höheren Hierarchien, die wir die Exusiai nennen.“ (Lit.:GA 224, S. 36f)

Die von den Sinnesorganen ausgehenden ätherischen Strömungen bilden eine in sich geschlossene, dynamische ätherische Organisation, die aus lauter individualisierten, dem Kosmos entnommenen, srömenden Gedankenformen besteht, die sich als der individualisierte Logos offenbaren. Was sich dadurch kundgibt, ist die Summe der Dynamis, der Geister der Bewegung.

„Das phosphoreszierende Mildleuchten, das von den Augen ausgeht, das musikalische Wirken, das lokal ausgehend von den Gehörorganen sich darstellt, das strömende Wärmen, das von dem ganzen Umfange der Haut nach innen geht, all das geht sehr bald über in ein organisch in sich geschlossenes ätherisches System [...] Und wenn man nun diese ätherische Organisation des Menschen ins Geistesauge faßt, wenn man beginnt, sie zu verstehen nach alledem, wie sie sich enthüllt, dann kann man sie nicht anders ansprechen als: sie besteht aus lauter Gedankenformen, aus strömenden Gedanken [...] Es ist die individualisierte Gedankenbildung des Kosmos. Diese individualisierte Gedankenbildung des Kosmos enthüllt sich als der individualisierte Logos [...]

Und wenn man wiederum mit denselben Mitteln, mit denen sich das innere Weben des individualisierten Logos offenbart, nun nachforscht, was da eigentlich ist, was er da zunächst in einem für das eigentliche Wesen der Welt doch äußeren Schein kundgibt, wenn man weiter prüft, was das Wesenhafte ist, dann kommt man darauf: Das ist die Summe jener Hierarchien, die wir bezeichnet haben in der anthroposophischen Literatur als die Dynamis, die über den Exusiai stehen.“ (S. 37ff)

Die Regeneration des belebten Leibes

„Im Schlafe sind in der physischen und ätherischen Welt der physische und ätherische Menschenleib verblieben. Sie sind da aber nicht in der Lage, in der physischer und ätherischer Leib eines Pflanzenwesens sind. Sie tragen in sich die Nachwirkungen der astralischen und der Ich-Wesenheit. Und in dem Augenblicke, in dem sie diese Nachwirkungen nicht mehr in sich tragen würden, muß Erwachen eintreten. Ein menschlicher physischer Leib darf niemals bloßen physischen, ein menschlicher Ätherleib niemals bloßen ätherischen Wirkungen unterliegen. Sie würden dadurch zerfallen.“ (Lit.:GA 27, S. 16)

„Denken Sie sich, der Mensch liegt im Bette, verläßt mit seinem Astralleib und Ich den physischen Leib und Ätherleib. Nun gehören aber zum physischen Leib und Ätherleib, wie sie heute sind, zum heutigen physischen Menschenleib und Ätherleib der astralische Leib und das Ich. Für sich kann dieser physische Leib und kann dieser Ätherleib nicht bestehen. Sie sind so geworden, weil ihnen der astralische Leib und das Ich eingegliedert sind. Nur ein physischer Leib, in dem kein Blut fließt und kein Nervensystem ist, kann ohne astralischen Leib und Ich sein. Deshalb kann die Pflanze ohne astralischen Leib und Ich sein, weil sie kein Blut und kein Nervensystem hat. Denn das Nervensystem hängt zusammen mit dem astralischen Leib und das Blut mit dem Ich. Kein Wesen hat im physischen Leib ein Nervensystem, das nicht durchdrungen ist von einem astralischen Leibe, und kein Wesen hat im physischen Leibe ein Blutsystem, in das nicht das Ich eingezogen ist. Denken Sie, was Sie jede Nacht tun. Sie verlassen schnöde Ihren physischen und Ätherleib und überlassen sie mit dem Blut- und Nervensystem sich selber. Wenn es bloß auf Sie ankäme, würde in jeder Nacht dadurch, daß Sie Ihr Nerven- und Blutsystem verlassen, der physische Leib zugrunde gehen müssen. Er würde in demselben Augenblicke sterben, wo der astralische Leib und das Ich den physischen und den Ätherleib verlassen. Aber der hellsehende Blick sieht, wie dann andere Wesenheiten, höhere geistige Wesenheiten ihn ausfüllen. Er sieht, wie sie in ihn hineingehen und das tun, was der Mensch in der Nacht eben nicht tut: das Blut- und Nervensystem versorgen. Das sind dieselben Wesenheiten aber, welche den Menschen, soweit er aus einem physischen und Ätherleib besteht, geschaffen haben; nicht bloß heute, von Inkarnation zu Inkarnation. Es sind die gleichen Wesenheiten, die auf dem alten Saturn die erste Anlage des physischen Leibes entstehen ließen und die auf der Sonne den Ätherleib herausgebildet haben. Diese Wesenheiten, die gewaltet haben vom Urbeginn des Saturn- und Sonnendaseins an im physischen und Ätherleib, sie walten in ihm jede Nacht, während der Mensch schläft und den physischen und den Ätherleib schnöde verläßt, sozusagen sie dem Tode preisgibt; sie dringen hinein und versorgen sein Nerven- und Blutsystem.“ (Lit.:GA 104, S. 62f)

Die Tätigkeit der Laj'lah

Hauptartikel: Laj'lah

„Dieses Abbauen unseres physischen Leibes, das wir heute während des Tagwachens haben, das durfte während des alten Saturndaseins nicht vorhanden sein. Wäre das schon beim alten Saturndasein vorhanden gewesen, dann hätte sich überhaupt niemals die erste Anlage unseres physischen Leibes bilden können. Denn man kann natürlich nichts bilden, wenn man anfängt zu zerstören. Die Saturntätigkeit mußte an unserem Leib eine aufbauende sein. Dafür war während des Saturndaseins gesorgt. Die Zerstörungsprozesse in unserem Leib, sie vollziehen sich ja gerade während des Tages, während des Einflusses des Lichtes; das Licht war aber noch nicht vorhanden während des alten Saturndaseins. So war also die Saturntätigkeit für unseren physischen Leib eine aufbauende. Nun mußte aber wenigstens während einer gewissen Zeit diese aufbauende Tätigkeit erhalten bleiben, auch als später, während des alten Sonnendaseins, das Licht hinzukam. Das konnte nur dadurch bewirkt werden, daß Saturnwesen zurückgeblieben sind, die das Aufbauen besorgen. Sie sehen also, daß es in der kosmischen Entwickelung notwendig war, daß für unsere Schlafenszeit die Saturnwesen zurückgehalten wurden, damit sie, wenn kein Licht vorhanden ist, den Aufbau des zerstörten physischen Leibes besorgten. So müssen hineinverwoben sein in unser Dasein die zurückgebliebenen Saturnwesen. Ohne sie würden wir überhaupt nur zerstört. Wir müssen einen Wechselzustand haben, ein Zusammenwirken von Sonnenwesen und Saturnwesen, von Lichtwesen und Finsterniswesen. Wenn also in richtiger Weise die Tätigkeit der Lichtwesen gelenkt werden sollte von den Elohim, dann mußten sie in ihre Arbeit regelrecht einverweben die Arbeit der Dunkelwesen, der Finsterniswesen. In der kosmischen Tätigkeit gibt es keine Möglichkeit des Bestandes, wenn nicht überall hineinverwoben wird in die Lichtkraft Dunkelkraft. Und in dem Ineinanderweben, gleichsam in dem Netz-Weben von Lichtkraft und Dunkelkraft liegt eines der Geheimnisse des kosmischen Daseins, der kosmischen Alchemie. An dieses Geheimnis ist gerührt da, wo in dem Rosenkreuzerdrama Johannes Thomasius hinaufkommt in das Devachan und wo die eine Genossin der Maria, Astrid, die Aufgabe erhält, der Leuchtkraft die Dunkelkraft einzuweben, wie Sie überhaupt in diesen Sätzen im Gespräch der Maria mit den drei Genossinnen unzählige kosmische Geheimnisse haben, an denen lange, lange studiert werden kann, um sie herauszuholen.

Wir müssen also festhalten, daß, wenn wir unser gegenwärtiges Dasein betrachten, wir dieses Zusammenspiel sozusagen von sonnenhafter Lichtkraft und saturnischer Dunkelkraft als eine Notwendigkeit unseres Daseins ansehen müssen. Wenn die Elohim also über das Weben der Lichtkraft, über jene Arbeit, welche geleistet wird an uns Menschen oder an den Wesenheiten der Erde überhaupt während der Einwirkung des Lichtes, die Geister der Persönlichkeit als ihre Unterwesen einsetzten, so mußten sie ihnen als Genossen die zurückgebliebenen saturnischen Wesenheiten beigeben. Sie mußten die gesamte Arbeit des Universums zusammenweben lassen aus den richtig fortgeschrittenen und den zurückgebliebenen Archai. Die zurückgebliebenen Archai wirken in der Finsternis. Daher stellen die Elohim, trivial gesprochen, nicht bloß die Wesenheiten an, die mit jom bezeichnet werden, sondern sie stellen ihnen entgegen diejenigen, die in der Dunkelkraft wirken. Und es heißt daher mit wunderbar realistischer Schilderung des Tatbestandes: Und die Elohim, sie nannten das, was als Geister im Licht wob, jom, Tag; das aber, was in der Finsternis wob, das nannten sie lajlah. — Und das ist nicht unsere abstrakte Nacht, das sind die saturnischen Archai, die damals nicht bis zur Sonnenstufe vorgedrungen waren, und das sind auch diejenigen, die heute noch in uns wirksam sind während des Nachtschlafes, indem sie an unserem physischen und Ätherleib als aufbauende Kräfte wirken. Dieser geheimnisvolle Ausdruck, der da steht, lajlah, der zu allerlei mythologischen Bildungen Anlaß gegeben hat, der ist weder unser abstraktes «Nacht», noch ist er irgend etwas, was Veranlassung geben könnte, an Mythologisches zu denken. Er ist nichts anderes als der Name für die zurückgebliebenen Archai, für diejenigen, die ihre Arbeit verbinden mit der der fortgeschrittenen Archai.“ (Lit.:GA 122, S. 101ff)

Rückkehr zum Anfang des Erdenlebens während des Schlafes

Unser wahres Ich und der Astralleib machen in Wahrheit das Erdenleben gar nicht mit, sondern bleiben in jenem Zeitpunkt stehen, als sie sich erstmals mit dem physischen Leib und dem Ätherleib verbunden haben. Im irdischen Leben erleben wir nur die Spiegelbilder von Ich und Astralleib. Im Schlaf kehren wir immer wieder zum Anfang unseres Erdenlebens zurück. Der Ätherleib bildet dabei die zeitliche Brücke, die die irdische Gegenwart mit dem Anfang unseres Erdendaseins verbindet. Nach dem Tod oder bei der geistigen Schulung zeigt sich das in Form des ätherischen Lebenstableaus.

„... wenn wir abends einschlafen, oder auch bei Tag einschlafen - das macht keinen Unterschied, aber ich will nur vom nächtlichen Schlaf zunächst sprechen, den der anständige Mensch durchmacht -, so gehen wir jedesmal in der Zeit bis in denjenigen Abschnitt unseres Lebens zurück, der ganz im Anfange unseres Erdendaseins liegt, ja wir gehen sogar noch jenseits unseres Erdendaseins zurück bis in das vorirdische Leben. In dieselbe Welt gehen wir zurück, aus der wir heruntergestiegen sind, als wir durch die Konzeption, durch die Empfängnis einen Erdenleib bekommen haben. Wir bleiben gar nicht in demselben Zeitpunkte, in dem wir wachend sind, sondern wir machen den ganzen Gang durch die Zeit zurück. Wir sind im Momente des Einschlafens in demselben Zeitpunkte, in dem wir waren, als wir, wenn ich mich so ausdrücken darf, von den Himmeln auf die Erde heruntergestiegen sind.“ (Lit.:GA 226, S. 12f)

„Aber dieses Zurückgehen ist eigentlich auch nur etwas Scheinbares, denn in Wirklichkeit sind wir mit dem Ich und dem astralischen Leibe auch während des Tagwachens nicht herausgekommen aus dem Zustande, in dem wir im vorirdischen Dasein waren.

Sie sehen, wir müssen uns Ideen aneignen, wenn wir die Wahrheit über diese Dinge erkennen wollen, die nicht gewöhnliche Ideen sind. Wir müssen uns die Idee aneignen, daß Ich und astralischer Leib überhaupt unsere Erdenentwickelung zunächst gar nicht mitmachen. Sie bleiben im Grunde zurück, bleiben stehen, wo wir sind, wenn wir uns anschicken, einen physischen und einen Ätherleib zu bekommen.“ (S. 13)

„Nun werden Sie sagen: Aber wir haben doch unser Ich. Unser Ich ist mit uns alt geworden. Unser astralischer Leib, unser Denken, Fühlen und Wollen sind auch mit uns alt geworden. Wenn einer sechzig Jahre alt geworden ist, so ist doch sein Ich auch sechzig Jahre alt geworden. - Wenn wir in dem Ich, von dem wir täglich reden, unser wahres, unser wirkliches Ich vor uns hätten, dann wäre der Einwand berechtigt. Aber wir haben in dem Ich, von dem wir täglich reden, gar nicht unser wirkliches Ich vor uns, sondern unser wirkliches Ich steht am Ausgangspunkte unseres Erdenlebens. Unser physischer Leib wird, sagen wir sechzig Jahre alt. Er spiegelt zurück, indem durch den Ätherleib die Spiegelung vermittelt wird, immer von dem betreffenden Zeitpunkt, in dem der physische Leib lebt, das Spiegelbild des wahren Ichs. Dieses Spiegelbild des wahren Ichs, das wir in jedem Augenblicke von unserem physischen Leibe zurückbekommen, das in Wahrheit von etwas herrührt, das gar nicht ins Erdendasein mitgegangen ist, sehen wir. Und dieses Spiegelbild nennen wir unser Ich. Dieses Spiegelbild wird natürlich älter, denn es wird dadurch älter, daß der Spiegelapparat, der physische Leib, allmählich nicht mehr so frisch ist, wie er im frühen Kindesalter war, dann zuletzt klapperig wird und so weiter. Aber daß das Ich, das eigentlich nur das Spiegelbild des wahren Ichs ist, sich auch als alt zeigt, kommt nur davon, daß der Spiegelungsapparat nicht mehr so gut ist, wenn wir mit dem physischen Leibe alt geworden sind. Und der Ätherleib ist das, was sich nun von der Gegenwart immer so hindehnt, wie perspektivisch, nach unserem wahren Ich und nach unserem astralischen Leib, die gar nicht in die physische Welt heruntergehen.

Deshalb sehen wir, wie ich das in den öffentlichen Vorträgen jetzt schilderte, dieses ganze Tableau des Ätherleibes oder Zeitleibes. Das ist dasjenige, was sich da ätherisch ausbreitet zwischen unserem gegenwärtigen Augenblick, den nur der physische Leib mitmacht, und unserem Ich, das eigentlich niemals der physischen Erdenwelt vollständig angehört, sondern immer zurückbleibt, wenn wir uns so ausdrücken dürfen, in den Himmelswelten.“ (S. 14f)

Der Schlaf als Abbild des Lebens zwischen Tod und neuer Geburt

Im Schlaf erlebt der Mensch - allerdings unbewusst - ein Abbild des Lebens zwischen Tod und neuer Geburt. Er durchlebt dabei drei deutlich unterscheidbare Schlafstadien. Bewusst werden diese allerdings nur erfahren, wenn man über die höheren Erkenntnisstufen der Imagination, Inspiration und Intuition verfügt. Im ersten Stadium, das sich dem imaginativen Blick enthüllt und an den Einschlaf-Traum anschließt, fühlt sich der Mensch wie ausgegossen in die Ätherwelt, woraus eine gewisse Ängstlichkeit resultiert. Das Raumgefühl erlischt, doch bleibt ein deutliches Zeitgefühl vorhanden. Zugleich entsteht das starke Bedürfnis, sich an ein Geistiges anzulehnen, sich mit dem Göttlich-Geistigen zu verbinden. Das zweite, der Inspiration zugängliche Stadium, beginnt damit, dass sich der Mensch wie zersplittert in viele einzelne geistige Wesen empfindet, was das Angstgefühl weiter verstärkt. Und so wie man im Tagesbewusstsein in sich den Atem- und Pulsrhythmus erlebt, fühlt man nun ein astralisches Abbild der Planetenbewegungen, der Sphärenharmonie, in sich. Das dritte Stadium, in das man sich bewusst nur durch Intuition versetzen kann, kulminiert im Fixsternerlebnis. Vorzüglich erlebt man dabei Nachbildungen der Fixstern-Konstellationen des Tierkreises. Schließlich ergreifen die Mondenkräfte den Menschen und führen rückwärts durch diese drei Stadien hin zum Aufwachen.

„Nach dem Übergang über die Träume ... geht der Mensch für das gewöhnliche Bewußtsein in die Bewußtlosigkeit über. Aber diese Bewußtlosigkeit stellt sich in ihrer Wirklichkeit für das höhere, für das übersinnliche Erkennen so dar, daß der Mensch unmittelbar nach dem Einschlafen wie in eine Art verschwimmenden Daseins kommt. Würde er seinen Zustand bewußt durchschauen, so würde er sich wie ausgegossen in einer ätherischen Welt fühlen... Dieser Zustand wäre eben, wenn er zum Bewußtsein kommen würde, im Seelischen des Menschen innerlich ausgefüllt von einer gewissen Angst oder Ängstlichkeit: man fühlt, man hat die feste Stütze seines Leibes verloren, man fühlt sich wie vor einem Abgrunde.

Was man die Schwelle zur geistigen Welt nennt, muß ja da sein aus dem Grunde, weil der Mensch sich erst vorbereiten muß dazu, solch ein Gefühl zu haben: das Gefühl, jene Stütze verloren zu haben, die der physische Leib abgibt, und jene Ängstlichkeit in der Seele zu tragen, die daher kommt, weil man zunächst einem ganz Unbekannten, Unbestimmten gegenübersteht...

Aber verbunden ist dieses Angstgefühl mit etwas anderem: mit einem Gefühl tiefer Sehnsucht nach einem Göttlich-Geistigen, das die Welt durchflutet und durchwebt...

Wenn der Schlaf weitergeht, dann tritt etwas Eigentümliches ein: die Seele ist wie zerspalten, wie in viele Seelen auseinandergespalten. Der Mensch würde sich, wenn er bewußt diesen Zustand durchlebte, den heute nur eben der moderne Eingeweihte ganz schauen kann, als viele Seelen vorkommen, und dadurch würde er meinen müssen, er habe sich selbst verloren...

Während dieses zweiten Schlafstadiums gelangt nun der Mensch dahin, an der Stelle seines gewöhnlichen physischen Bewußtseins nicht ein kosmisches Bewußtsein, wohl aber ein kosmisches Erleben zu haben. Wie gesagt, erst der Eingeweihte bringt sich dieses kosmische Erleben zum Bewußtsein, aber erleben tut es jeder Mensch in der Nacht vom Einschlafen bis zum Aufwachen. Und während dieses zweiten Stadiums des Schlafes ist der Mensch in einem solchen Lebenszustande, daß sein Inneres Nachbildungen der Planetenbewegungen unseres Sonnensystems vollführt. Während des Tages erleben wir uns in unserem physischen Leibe. Wenn wir von uns als physischen Menschen sprechen, so sagen wir: In uns sind unsere Lunge, unser Herz, unser Magen, unser Gehirn und so weiter, das ist unsere physische Innerlichkeit. Im zweiten Stadium des Schlafes ist unsere geistig-seelische Innerlichkeit die Bewegung der Venus, die Bewegung des Merkur, die Bewegung der Sonne, die Bewegung des Mondes. Dieses ganze Wechselspiel der Planetenbewegungen unseres Sonnensystems, wir tragen es nicht direkt in uns, nicht die Planetenbewegungen selbst, aber Nachbildungen, astralische Nachbildungen davon, die sind dann unsere innere Organisation. Wir sind nicht ausgedehnt etwa in den ganzen planetarischen Kosmos; wir sind aber von einer ungeheuren Größe gegenüber unserer physischen Tagesgröße. Wir tragen nicht die wirkliche Venus während jedes Schlafzustandes in uns, aber ein Nachbild ihrer Bewegung. Und was sich da in unserem Geistig-Seelischen zwischen dem Einschlafen und Aufwachen im zweiten Stadium des Schlafes zuträgt, das sind solche Zirkulationen der Planetenbewegungen in astralischer Substanz, wie - angeregt durch die Atmungsbewegung - während des Tages unser Blut durch unseren physischen Organismus zirkuliert. So daß wir in der Nacht gewissermaßen ein Nachbild unseres Kosmos als unser Innenleben in uns zirkulieren haben...

Nachdem wir dieses durchgemacht haben, kommen wir in das dritte Stadium des Schlafes. Im dritten Stadium tritt hinzu - es bleiben nämlich immer die Dinge des ersten Stadiums, nur kommen die Erlebnisse des nächsten Stadiums hinzu —, im dritten Stadium des Schlafes kommt hinzu dasjenige, was ich das Fixsternerlebnis nennen möchte. Nachdem wir die Zirkulation der planetarischen Nachbildungen erlebt haben, erleben wir tatsächlich die Formungen der Fixsterne, das, was in älteren Zeiten die Tierkreisbilder zum Beispiel genannt wurde. Und was da erlebt wird, das ist notwendig für die Seelenseite des Menschen, weil er die Nachwirkung dieses Erlebnisses mit den Fixsternen hereintragen muß in sein waches Tagesieben, um überhaupt die Kraft zu haben, jederzeit seinen physischen Organismus von der Seele aus zu beherrschen und zu beleben. Tatsächlich macht jeder Mensch während der Nacht ein ätherisches Vorstadium in Weltenangst und Gottessehnsucht durch, dann ein planetarisches Stadium, in dem er in seinem astralischen Leib die Nachbilder der Planetenbewegungen fühlt, und er macht ein Fixsternerlebnis- Stadium durch, in dem er sich dann so fühlt - oder sich fühlen würde, wenn er Bewußtsein hätte - , daß er sein eigenes seelisch-geistiges Inneres als Nachbildung des Fixsternhimmels erlebt.“ (Lit.:GA 218, S. 108ff)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.