Kreuzknoten

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Der Kreuzknoten (alternative Bezeichnungen: Doppelknoten, Reffknoten, Samariterknoten, Weberknoten) ist ein Knoten zum Verbinden zweier gleichartiger Seil- oder Fadenenden.

Geschichte

Die Geschichte des Kreuzknotens reicht mindestens bis in die Antike zurück. Damals wurde er Heraklesknoten genannt und ihm wurden auch mystische Eigenschaften zugeschrieben.

Bis zur Überarbeitung der Feuerwehr-Dienstvorschrift 1 im Jahr 2006 war der Kreuzknoten Bestandteil der Feuerwehrknoten in Deutschland.

Verwendung

Kreuzknoten, richtig ausgeführt und belastet (Zug liegt auf den beiden unteren Enden). Dieses Bild dient nur der Darstellung des Knotens, zum Verbinden von Kletterseilen ist er nicht zuverlässig genug!

Der Kreuzknoten ist der dünnste aller Knoten, weshalb Weber ihn zum Verbinden der Fäden bevorzugen. Er geht damit glatt durch das Auge der Litze des Webschaftes.[1] Daher stammt auch der Name Weberknoten. Er eignet sich als Bindeknoten zum Verschnüren von Paketen oder Bündeln. Sehr bekannt ist seine Verwendung als Schuhbindeknoten (dabei wird er doppelt auf Slip gelegt). Grundsätzlich ist dieser Knoten leicht zu erlernen und auszuführen. Er kann mit halben Schlägen zusätzlich gesichert werden.

  • Reffknoten: Beim Reffen eines Segels wird das überschüssige Tuch mit einem Kreuzknoten zusammengebunden.
  • Samariterknoten: Bei Verbänden werden die Enden des Dreiecktuchs mit dem Kreuzknoten zusammengebunden.
  • Binden von Kopftüchern

Die Qualität der Verbindung hängt stark vom Material der verbundenen Enden ab. Zum Verbinden zweier Seile (z. B. Kletter- oder Sicherungsseile) ist der Kreuzknoten nicht geeignet[2], er bietet keine ausreichende Sicherheit.

Öffnen lässt der Kreuzknoten sich entweder durch Zusammenschieben der Enden oder indem man die zwei Enden derselben Bucht auseinanderzieht: Dann kippt er zum Ankerstich um und das andere Ende lässt sich abziehen. Auf Slip gelegt, ist er auch unter Belastung zu öffnen.

Der Kreuzknoten hat eine Knotenfestigkeit von etwa 45 %.[3] Bei geschlagenem Tauwerk aus Polypropylen beträgt die Knotenfestigkeit etwa 36 bis 42 %. Ein geflochtenes Polypropylen-Seil erreicht eine Knotenfestigkeit von 37 %. Bei doppelt geflochtenen Nylon-Seilen mit 0,5 Zoll Durchmesser löste sich der Knoten, bevor das Seil brach.[4]

Kritik

Bei falscher Belastung kippt der Kreuzknoten zum Ankerstich und löst sich

Die einfache Ausführung hat den Kreuzknoten sehr bekannt gemacht. Dennoch halten viele Fachleute ihn für ungeeignet zum Verbinden von Seilen, zumal wenn davon Leben, Gesundheit oder Werte abhängen. Auch korrekt gebunden ist er im Vergleich zu anderen Knoten nur eingeschränkt sicher, vor allem bei ungleichen Seilen.

  • Fehlerhaft ausgeführt entsteht ein Altweiberknoten, der weniger belastbar und schwer lösbar ist.
  • Wird ein Kreuzknoten falsch gesteckt, entsteht der diagonal belastete Diebesknoten, der sich unter Last aufzieht und vollkommen unzuverlässig ist.
  • Bei einseitiger Belastung (also an den beiden Enden derselben Schlinge; dies ist häufig der Fall, wenn die Schnur vorher durch einen Ring gezogen oder um einen Pfahl gelegt wird) kippt er in einen Ankerstich um, der sich anschließend leicht löst.
  • Zum Verbinden von Schnüren ungleicher Stärke eignet sich der Kreuzknoten überhaupt nicht.
  • Auch bei Kunstfaserseilen mit ihrer geringeren Reibung büßt der Kreuzknoten gegenüber Naturfaserseilen an Zuverlässigkeit ein.

Das Standard- und Referenzwerk Ashley-Buch der Knoten betrachtet den Kreuzknoten ebenfalls skeptisch:

„Einer der besten, aber am häufigsten missbrauchten Knoten ist der Kreuzknoten oder Reffknoten. Als Bändselknoten zum Reffen oder Bergen von Segeln oder um Pakete zu verschnüren ist er von unschätzbarem Wert. Aber als Verbindungsknoten (um zwei Enden zusammenzubinden) hat der Kreuzknoten wahrscheinlich mehr Tote und Verletzte auf dem Gewissen als das Versagen eines halben Dutzends anderer Knoten zusammen.“

Knüpfen

Binden eines Kreuzknotens (erst rechts über links, dann links über rechts gelegt)

Der Kreuzknoten wird gebunden, indem man zwei halbe Knoten übereinander setzt. Dabei ist zu beachten, dass sie verschiedene Orientierung haben – also links über rechts und dann rechts über links (oder beide umgekehrt). Beim Kreuzknoten liegen die Enden parallel, und der Knoten ist flach.

Dass ein Kreuzknoten bei falscher Belastung zum Ankerstich kippt, kann auch zum „Würgen“ verwendet werden: Der gerade Tampen wird gehalten, und der Ankerstich bis zum Anschlag geschoben. Der Knoten wird unter Zug zurückgekippt. Bei starker Seilreibung gelingt das Zurückkippen nicht. Dann sichert ein einfacher Knoten im geraden Tampen.

Sicherung

Zur Sicherung der beiden Enden gegen Kippen und Herausrauschen kann ein halber Schlag, ein Zweistrang-Bändselknoten oder ein Doppelter Spierenstich angebracht werden.

Falsche Knüpfweise

  • Verdreht geknüpft entsteht ein Altweiberknoten. Er ist unzuverlässig, kann unter Last „durchrauschen“ (die Schnüre „wandern“ durch den Knoten, bis die Enden erreicht sind und der Knoten aufgeht) und ist, wenn er nicht durchrauscht, nur schwer zu öffnen. Andererseits neigt ein festgezogener Altweiberknoten bei einseitiger Belastung etwas weniger zum Kentern (kentersicher ist er aber auch nicht). Man erkennt ihn schnell daran, dass er festgezogen nicht flach, sondern rundlich aussieht und die losen Enden nicht parallel, sondern schräg zu den festen herausstehen.
  • Bei diagonaler Belastung entsteht der unsichere Diebesknoten, der zwar wie ein richtiger Kreuzknoten aussieht, aber unter Last sofort durchrauscht. Durch Binden kann dieser Knoten nicht entstehen, aber beim Stecken eines Kreuzknotens durchaus (wenn das gesteckte Ende erst um die lose Part geführt wird).

Alternativen

  • Zum Abseilen verwenden Kletterer den Sackstich in Tropfenform.
  • Der Achterknoten ist ein sicherer Knoten, der sich nach Belastung auch leichter öffnen lässt als der Sackstich. Seine Form ist allerdings klobiger.
  • Schwieriger zu knüpfen, aber sehr sicher bei geringer Schwächung der Reißfestigkeit ist der Zeppelinstek. Auch nach extremer Belastung lässt er sich noch lösen.
  • Zum sicheren Verbinden zweier ungleich dicker Seile sind Schotstek und Zeisingstek besser geeignet.
  • Zum Verbinden von nassen, rutschigen Seilen eignet sich der Fischerknoten.
  • Für schweres und dickeres Tauwerk bietet sich der Trossenstek an.
  • Zum Verschnüren eignen sich auch Chirurgenknoten und Würgeknoten, die ohne „Finger drauf“ auskommen.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Kreuzknoten - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1.  Hugo Glafey (Hrsg.): Textil-Lexikon. Handwörterbuch der gesamten Textilkunde. Deutsche Verlags-Anstalt, 1937, S. 895.
  2.  Geoffrey Budworth: Die besten Knoten für Alltag, Freizeit und Sport. Bassermann, München 2005 (Originaltitel: The Really Useful Knot Book), S. 15.
  3.  Geoffrey Budworth: Knoten. Könemann, Köln 1989 (Originaltitel: The Hamlyn Book of Knots), S. 134.
  4.  J. C. Turner, P. van de Griend (Hrsg.): History and Science of Knots (= Series on Knots and Everything). 1996, S. 190 (eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).


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