Li Livres Dou Trésor

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Frontispiz von Brunetto Latinis „Il Tesoro“ in der italienischen Übersetzung von 1528 [1]

Li livres dou Trésor (franz. „Schatzbücher“), kurz auch Trésor genannt, ist eine von dem italienische Dichter und Gelehrten Brunetto Latini (* um 1220; † 1294) in französischer Sprache verfasste Enzyklopädie, die einen auch für Laien verständlichen Überblick über das Wissen seiner Zeit gibt und vor allem auch praktisches Wissen übermitteln sollte. Sie entstand in den Jahren 1260 – 1267 während Brunettos Exil in Paris. Er schuf damit die erste bedeutsame volkssprachliche Enzyklopädie für das breite Volk. Dante Alighieri (1265-1321), der Brunettos Schüler war, erwähnt den Trésor in seiner „Göttlichen Komödie“, wo er Brunetto wie folgt zitiert: „Mein Schatz sei dir empfohlen. Ich leb’ in ihm noch – mehr begehr ich nicht.“ (Inferno 15, 119)

Francesco da Barberino (1264-1348), ebenfalls ein Schüler Brunettos, hat später mit seinen «I Documenti d'Amore», die vermutlich zwischen 1309 und 1313 geschrieben wurden, ein einzigartiges enzyklopädisches Kompendium verfasst, das eine Übersicht über die gesamten literarischen und wissenschaftlichen Erkenntnisse seiner Zeit gibt und damit Brunettos Tradition folgt.

1528 wurde die italienische Übersetzung von Brunettos Werk unter dem Titel „Il Tesor“ gedruckt. 1863 wurde das französische Original in Paris von François Adrien Polycarpe Chabeille (1796-1863) erneut aufgelegt.

Die drei Bücher des «Trésor»

Li livres dou Trésor besteht aus drei Büchern, die sich jeweils in mehrere Teile und Kapitel untergliedern. Der Stil von Brunetto Latini ist regelmäßig, klar und schmucklos.

  • Das zweite Buch besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil ist ein Auszug aus der Morallehre des Aristoteles. Der zweite, wesentlich umfangreichere Teil gibt dazu einen ausführlichen Kommentar, der auf die praktische und logisch folgerichtige Anwendung der Moralprinzipien abzielt.
  • Das dritte Buch behandelt speziell die Politik und Regierung der Stadt Florenz und beginnt mit einer langen Abhandlung über die Rhetorik. Brunetto stützt sich dabei vornehmlich auf Cicero, dessen De Inventione er bereits zuvor übersetzt und weitläufig kommentiert hatte und als eine der wichtigsten Quellen der altitalienischen Sprache gilt. Daneben werden auch andere antike Autoren ausführlich zitiert. Der letzte Abschnitt ist einer der kürzesten, aber zweifellos der originellste und interessanteste von allen. Hier geht es nicht um die Politik im Allgemeinen, sondern speziell um die Regierungen der italienischen Republiken gegen Ende des elften Jahrhunderts. Dieser Teil enthält unter anderem eine sehr bemerkenswerte Passage über die Folter. Diese solle nur für Gewaltdelikte und nur bei entsprechend zuverlässigen Beweisen angewendet werden. Die Art und Weise der Befragung solle dabei zugunsten des Angeklagten geführt werden. Die letzten drei Kapitel zeigen eine merkwürdige Annäherung an einen Artikel der Verordnung von Saint Louis von 1254 zur Reform der Moral.

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