Pneuma

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Pneuma (griech. πνεύμα „Hauch, Luft, Geist“) ist die Bezeichnung, die in der Antike von den Griechen vornehmlich für den Geist gebraucht wurde. So kann Hagion Pneuma als Heiliger Geist übersetzt werden.

Allgemein

Das antike Konzept des Pneumas ist aber nicht nur auf den Geist bezogen, sondern weiter gefasst. Es bedeutet auch so etwas wie Wirbel, Windhauch oder Druck und hat Bezüge zu ähnlichen Konzepten wie dem chinesischen (Chi) oder dem indischen Prana bzw. dem indischen Akasha, vgl. auch Atemseele.

Bei den Stoikern wird pneuma auch als eine Art „feuriger Lufthauch“ gebraucht, der alles durchdringt und somit kosmische Macht hat (eine Art Schicksal).

Paulus setzte dem positiv bewerteten pneuma als Wesen des Geistes antithetisch das gramma, das alte Wesen des Buchstabens, entgegen (z. B. in Röm 7,6 EU und 2 Kor 3,6 EU).[1]

Schelling entwickelt im Rahmen seiner Geschichtsphilosophie den Gedanken an eine Pneumopathologie (eine Lehre vom Verlust des Geistes und den damit verbundenen Verfallserscheinungen). Eric Voegelin greift dies später auf. Für Voegelin ist damit der Bruch von einer Ideengeschichte hin zu einer Ordnungsgeschichte der Symbole und des Mythos markiert, wie sie zuerst in der Neuen Wissenschaft der Politik formuliert wird.

Medizin

In der antiken Medizin des Mittelmeerraums (v. a. Griechenland, Ägypten, Rom) stellte man sich das Pneuma als materielle Lebenskraft vor, sie war für physiologische Vorgänge verantwortlich. Zusammen mit dem Blut bewegte es sich durch die Adern[2]. Nach Ansicht hippokratischer Ärzte hatte das Pneuma seinen Sitz im Gehirn[3], sikelische Ärzte vermuteten es im Herzen. Krankheiten entstanden, wenn das Pneuma durch Säfte behindert wurde. Aristoteles unterschied zwei Arten von Pneuma: Erstens Pneuma zur Erhaltung der Körpertemperatur, das von außen eingeatmet wurde. Zweitens angeborenes, aus dem Blut verdunstetes Pneuma im Herzen. Straton von Lampsakos nahm an, die Absonderung von Pneuma bewirke Schlaf[4]. Nach Erasistratos gab es ein Lebenspneuma im Herzen und ein psychisches Pneuma im Gehirn. Erasistratos vermutete Blut in den Venen, Pneuma in den Arterien und psychisches Pneuma in den Nerven.[5]
Eine wichtige Rolle spielte das Pneuma in der antiken Ärzteschule der Pneumatiker.

Siehe auch

Fußnoten

  1. Zur „paulinischen Antithese“ vgl. Gerhard Ebeling: Geist und Buchstabe. In: Religion in Geschichte und Gegenwart. Band 2, Tübingen (3) 1958, Sp. 1290 ff.
  2. Diogenes Apolloniates, Die Fragmente der Vorsokratiker.
  3. Hippokrates, De morbo sacro
  4. Wehrli, F.: Die Schule des Aristoteles. Texte und Kommentar, Basel 1967-1969
  5. Gelenus, De placitis Hippocratis et Platonis

Weiterführende und ergänzende Literatur

  • Hermann Siebeck: Die Entwicklung der Lehre vom Geist (Pneuma) in der Wissenschaft des Altertums. Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft 1880: 12, 361-407 und 480
  • Marielene Putscher: Pneuma, Spiritus, Geist. Vorstellungen vom Lebensantrieb in ihren geschichtlichen Wandlungen. Steiner, Wiesbaden 1974

Übersetzungen

  • Jutta Kollesch und Diethard Nickel: Antike Heilkunst - Ausgewählte Texte, 1994 Philipp Reclam jun., Stuttgart, ISBN 978-3-15-009305-4


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