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Sadduzäer
Die Sadduzäer (wahrscheinlich abgeleitet vom Hohenpriester Sadduk bzw. Zadok) waren eine in Israel von ca. 150 v. Chr. bis zur Zerstörung des Zweiten Tempels 70 n. Chr. verbreitete römerfreundliche Gruppe des Judentums. Sie beherrschten den Tempel und den Tempelkult. Die Sadduzäer waren die größte Kraft im Synhedrium (Hoher Rat zur Zeit des Jüdischen Tempels) und stellten mehrmals den Hohepriester.
Die Sadduzäer gehörten vor allem den höheren Gesellschaftsschichten an (zum größten Teil Priestergeschlechter und Aristokratie), wobei die Aristokratie von den Pharisäern nicht als solche anerkannt wurde, da sie nicht aus dem Hause David war.
Die Sadduzäer glaubten, im Gegensatz zu den Pharisäern, nicht an die mündliche Überlieferung, die heute den Talmud bildet, sondern nur an die schriftlichen Gesetze Mose im Alten Testament. Sie glaubten auch nicht an Führung durch Gott, nicht an die Engel (Apg. 23,8) und Dämonen und auch nicht an die Auferstehung von den Toten (Sadduzäerfrage).
Im Tempeldienst sahen sie den Schwerpunkt ihres jüdisch-religiösen Lebens. Die Bewegung der Sadduzäer endete daher nahezu zeitgleich mit der Zerstörung des Tempels und Jerusalems durch Titus im Jahre 70.
Sadduzäer, Pharisäer und Essäer
Während die Pharisäer mehr durch die ahrimanischen Kräfte beeinflusst sind, überwiegt in den Sadduzäern das luziferische Element.
„Und im Grunde genommen ist das pharisäische Element innerhalb der althebräischen Entwickelung, mit seinem Gegensatz zum sadduzäischen Element, nichts anderes als der Gegensatz des Ahrimanischen und Luziferischen.“ (Lit.: GA 187, S. 29f)
„Im Gerichtshofe, durch den der Christus Jesus verurteilt worden ist, wirkten vorzugsweise Sadduzäer, diejenigen, die man Sadduzäer nannte. Was waren die in der Zeit, als das Mysterium von Golgatha sich abspielte? Was waren die eigentlich, die dazumal mit Recht mit dem Namen Sadduzäer bezeichnet worden sind? Es waren diejenigen Leute, welche alles, was aus dem Mysterium kam, hinwegeskamotieren wollten, hihweghaben, hinwegschaffen wollten. Diese Sadduzäer waren geradezu diejenigen, welche einen gewissen Horror, einen Schrecken, Schauder hatten vor allem Mysterienkult. Sie waren aber diejenigen, die den Gerichtshof in Händen hatten. Und sie waren es auch, die die Verwaltung dazumal in Palästina in Händen hatten. Sie standen aber ganz unter dem Einfluß des römischen Staates, durchaus unter dem Einfluß des römischen Staates. Sie waren im Grunde die Knechte des römischen Staates, was sich äußerlich schon dadurch ausdrückte, daß sie ihre Stellen durch Riesensummen erkauften, und dann wiederum diese Riesensummen erpreßten von der jüdischen Bevölkerung Palästinas. Sie waren es, deren Blick sich vor allen Dingen darauf richtete - weil sie, man könnte sagen, ihr ahrimanischer Materialismus zu diesem Blick geschärft hatte -, sie waren es, deren Blick sich vor allen Dingen darauf richtete, zu sehen, daß eine große Gefahr für das Römertum vorliege, wenn dasjenige irgendwie Geltung bekäme, was mit dem Christus im Einklänge mit dem Mysterienwesen geschähe. Sie hatten eine instinktive Ahnung davon, daß vom Christentum etwas ausgeht, was das Römertum allmählich zertrümmern wird. Und damit hängt es zusammen, daß im Grunde genommen im Laufe des ersten Jahrhunderts und auch noch in spätere Jahrhunderte hinein von Seiten des Römertums aus diese furchtbaren Vernichtungskriege geführt wurden gegen das palästinensische Judentum. Und diese Vernichtungskriege, die furchtbarer Art waren, sie wurden hauptsächlich geführt unter dem Gesichtspunkte, mit den hinzuschlachtenden Juden auch auszurotten alle diejenigen, welche etwas wußten von der Tradition und der Wirklichkeit der Mysterien. Es sollte mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden dasjenige, was sich an das Mysterienwesen angliederte, das gerade in Palästina vorhanden war.“ (Lit.: GA 175, S. 177f)
Tatsächlich wohnt in jedem Menschen ein Sadduzäer, ein Pharisäer und ein Essäer. Dafür sollte man als geistig strebender Mensch ein deutliches Gefühl entwickeln. Der innere Sadduzäer wirkt in der Bewusstseinsseele, der innere Pharisäer in der Verstandesseele und der inner Essäer in der Empfindungsseele:
„Das Vorherrschen der Bewußtseinsseele wird im Okkultismus der «innere Sadduzäer» genannt. Er zeigt sich, wenn der Mensch festumrissene Begriffe von der Wahrheit hat, ein kleines Feld für das Allumfassende hält und meint, daß diese Wahrheiten unveränderlich sind, wie zum Beispiel die Menschen der Wissenschaft, die nicht zugeben wollen, daß jede Wahrheit ihre Zeit und ihren Ort hat.
Das Überwiegen der Verstandesseele heißt der «innere Pharisäer». Das tritt auf, wenn der Mensch eine Wahrheit erlebt hat und diese bei anderen Menschen auch als eine objektive Wahrheit durchsetzen will; wenn jemand meint, daß dasjenige, was er für sich selber als Wahrheit eingesehen hat, auch für alle anderen Menschen gelten müsse. Daher ist immer eine gewisse Unaufrichtigkeit im Spiel sich selbst gegenüber und den anderen Menschen gegenüber, die man davon überzeugen will, daß dasjenige, was man persönlich erlebt hat, die einzig geltende Wahrheit sei. Daher macht diese Seelenverfassung immer den Eindruck einer Heuchelei.
Das Überwiegen der Empfindungsseele wird «Essäer» genannt. Zwar waren die Essäer ein Orden, der für seine Zeit viel Gutes getan hat, aber man kann trotzdem von dem «inneren Essäer» im Menschen sprechen. Das ist das Ausschließlich-in- die-eigene-Seele-sich-Vertiefen, das Sich-Zurückziehen-von-anderen, die Askese - in Erwartung der Offenbarungen aus höheren Welten. Für unsere Zeit wäre es ein Sich-Berufen auf Tauler, Meister Eckhart und dergleichen und die Mystik überhaupt. Das Ablehnen, das Nicht-Lernenwollen von all demjenigen, was für die Erkenntnis der höheren Welten im Kosmos und in der Natur notwendig ist, das kennzeichnet den inneren Essäer.
All das hält nicht vor dem Hüter der Schwelle stand, das muß innerlich bekämpft werden.“ (Lit.: GA 266b, S. 406f)
„Wir sollen nun diese drei in uns wohnenden Menschen, den Sadduzäer, den Pharisäer und den Essäer, untereinander in ein Verhältnis bringen, denn jeder allein für sich ist etwas Schädliches. Der Pharisäer soll dem Sadduzäer dienen und diese beiden zusammen dem Essäer. Dieser soll über die zwei herrschen, aber allein für sich darf er nicht herrschen. Wir sollen als Esoteriker es wirklich ins Gefühl bekommen, daß wir diese drei in uns haben, denn wenn wir an den Hüter der Schwelle kommen, werden wir sie sehr deutlich spüren; denn wir werden sie zurücklassen müssen als etwas Vergängliches, was nicht in die geistigen Welten gehört. Wenn man sagt, ein Essäer beschäftige sich ja gerade mit den geistigen Welten, so muß geantwortet werden, daß er sich mit ihnen in seiner ihm angemessenen Art in der physischen Welt beschäftigt, aber daß eben sein ganzer Orden für die physische Welt und für einen bestimmten Punkt der Erde gegründet wurde und daß in den geistigen Welten von anderen Gesichtspunkten ausgegangen wird.“ (Lit.: GA 266b, S. 399)
„Es gibt Menschen, die wie eingeschlossen sind in einem bestimmten Gesichtskreis, innerhalb dessen sie sehr zu Hause sein können und Bedeutendes zu leisten vermögen. Solche Menschen schließen sich gleichsam ab gegen alles, was von außen in ihren Gesichtskreis hereindrängen möchte, oder sie formen es so, daß es in ihren Bewußtseinshorizont eingespannt wird. Das sind Menschen, die vorwiegend in ihrer Bewußtseinsseele leben, bei denen die Bewußtseinsseele die übrigen Seelenglieder stark überwiegt. Sehr aktive Menschen, Willensnaturen gehören dazu. Für diese Menschen hat der Okkultist einen Ausdruck: Sadduzäer.
Dann gibt es Menschen, die alles erklären möchten und alles erklärlich finden möchten. Solche Menschen kommen, auch wenn sie aus starkem Wahrheitstrieb heraus handeln, doch leicht dazu, es mit der Wahrheit letzten Endes nicht so genau zu nehmen. Denn eine absolute Wahrheit gibt es nicht. Die Wahrheit ist ein Relatives, ein Wandelbares, und muß sich dem Geiste der Zeit anpassen und dem Individuellen im Menschen [...]
Solche Menschen sind von ihrer Verstandesseele beherrscht. Der Okkultist gebraucht für diese Art von Menschen den Ausdruck Pharisäer [...]
Nun gibt es aber auch Menschen, die sich in einer anderen Art abschließen und darin unter Umständen Bedeutendes leisten und in ihrer Weise angenehme, liebe Leute sein können. Das sind Naturen, die ganz in ihrer eigenen Empfindung leben, die sich wie ein Johannes Tauler oder Meister Eckhart auf ihr inneres Selbst zurückziehen und ganz darin aufgehen. Die wie Einsiedler in einer eigenen Welt leben, in der sie Hohes, Schönes, tief innerlich Empfundenes erleben und auch von sich geben können, das aber doch in gewisser Weise wieder so ist, daß, wenn es ein anderer liest oder nachempfindet, es eigentlich nicht mehr ganz dasselbe ist. So wie sie es erleben und von sich geben, ist es eigentlich nur für sie selber ganz richtig. Alle bloßen Mystiker und unklaren Schwärmer, aber auch viele bedeutende Dichter aller Zeiten gehören dazu. Auch in unserer Zeit gibt es viele derartige Künstlernaturen. In gewissem Sinne kann man diese Art des inneren Erlebens geradezu die Grundstimmung der künstlerisch und ästhetisch empfindenden Menschen unserer Zeit nennen. - Auch unter den Theosophen gibt es viele solcher Naturen, die sich so abschließen und sich dabei für etwas Besonderes halten. Diese Stimmung ist auch ganz erklärlich, denn diese Art von innerer Veranlagung entspringt aus dem Überwiegen dessen, was das Stärkste in uns sein sollte und was wir als die Empfindungsseele bezeichnen. Der Okkultist bezeichnet derartige Naturen mit dem Worte Essäer.“ (Lit.: GA 266b, S. 400ff)
siehe auch
Literatur
- Rudolf Steiner: Wie kann die Menschheit den Christus wiederfinden?, GA 187 (1995), ISBN 3-7274-1870-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band II: 1910 – 1912, GA 266/2 (1996), ISBN 3-7274-2662-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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