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Weißes Pferd

Aus AnthroWiki
Wiktor Michailowitsch Wasnezow: Die vier apokalyptischen Reiter (1887)

Das weiße Pferd erscheint im 6. Kapitel der Apokalypse des Johannes, als das erste Siegel geöffnet wird.

Das Pferd ist ein imaginatives Bild für die menschliche Intelligenz, deren verschiedene Entwicklungsstufen in der Apokalypse des Johannes durch die vier apokalyptischen Reiter und ihre Pferde - das weiße Pferd, das rote Pferd, das schwarze Pferd und das fahle Pferd - repräsentiert werden. Der Mensch hat das Pferd laut Rudolf Steiner im Lauf der Erd- und Menschheitsentwicklung aus sich herausgesetzt und konnte erst dadurch, dass er nun gleichsam aus dem Kentauren herausgewachsen war, allmählich lernen seinen an das physische Gehirn gebundenen Verstand zu gebrauchen.

Das weiße Pferd

„1 Und ich sah, dass das Lamm das erste der sieben Siegel auftat, und ich hörte eines der vier Wesen sagen wie mit einer Donnerstimme: Komm! 2 Und ich sah, und siehe, ein weißes Pferd. Und der darauf saß, hatte einen Bogen, und ihm wurde eine Krone gegeben, und er zog aus sieghaft und um zu siegen.“

Der Reiter auf dem weißen Pferd

Im 19. Kapitel der Apokalypse finden wir eine höhere Metamorphose des imaginativen Bildes des Reiters auf dem weißen Pferd:

„11 Und ich sah den Himmel aufgetan; und siehe, ein weißes Pferd. Und der darauf saß, hieß: Treu und Wahrhaftig, und er richtet und kämpft mit Gerechtigkeit. 12 Und seine Augen sind wie eine Feuerflamme, und auf seinem Haupt sind viele Kronen; und er trug einen Namen geschrieben, den niemand kannte als er selbst. 13 Und er war angetan mit einem Gewand, das in Blut getaucht war, und sein Name ist: Das Wort Gottes. 14 Und ihm folgten die Heere im Himmel auf weißen Pferden, angetan mit weißer, reiner Seide. 15 Und aus seinem Munde ging ein scharfes Schwert, dass er damit die Völker schlage; und er wird sie regieren mit eisernem Stabe; und er tritt die Kelter, voll vom Wein des grimmigen Zornes Gottes, des Allmächtigen, 16 und trägt einen Namen geschrieben auf seinem Gewand und auf seiner Hüfte: König aller Könige und Herr aller Herren.“

Der Himmel wird aufgetan - Der dreieinige Gott

In seinen Apokalypse-Vorträgen für die Priester der Christengemeinschaft zeigt Rudolf Steiner, dass es sich hierbei um den Einigen Gott, d. h. um nichts weniger als die Trinität in ihrer dreieinigen Gestalt handelt:

„Da haben wir die bedeutsame Stelle, wo wiederum ein grandioses Bild vor unsere Seele tritt, jenes grandiose Bild, wo der Apokalyptiker sieht, wie der Himmel aufgetan ist (Apk. 19, 11) und auf einem weißen Pferd diejenige Macht ihm entgegentritt, von der er eigentlich so spricht, daß wir gewahr werden: Er hat nicht nur in seinem Verstand, in seiner Intellektualität die Trichotomie der Gottheit, sondern er hat sie in seinem ganzen Menschen. Er redet so, daß er wirklich mit voller Seele sich bewußt ist, in den sogenannten drei Personen hat man die drei Formen des Einigen Gottes vor sich, und man kann, wenn man sich gewissermaßen jenseits der physischen Welt stellt, nicht abwechselnd von dem einen oder von dem anderen sprechen, weil sie ineinander übergehen. In die physische Welt gestellt allerdings ergibt das Bild drei Personen, und man muß unterscheiden zwischen dem Vatergott, der allen Naturtatsachen zugrundeliegt, auch denen, die in die menschliche Natur hineinwirken, dem Sohnesgott, der mit allem zu tun hat, was in die Freiheit des seelischen Erlebens hineinführt, und dem Geistgott, der da lebt in einer naturfernen, naturfremden, eben in einer geistig-kosmischen Ordnung. So scharf konturiert erscheinen gewissermaßen die drei Personen der Gottheit hier auf dem physischen Plan.

Während der Mensch, wenn er die Schwelle zur geistigen Welt überschreitet, hineinkommt in einen Zustand, den ich beschrieben habe in meinem Buch «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?», wo er sich gewissermaßen in drei Wesenhaftigkeiten gliedert, so daß dann Denken, Fühlen, Wollen mit einer gewissen Selbständigkeit da sind, sehen wir, indem wir vom physischen Plan ausgehend nach den höheren Welten kommen, die Dreieinige Gottheit immer mehr als Einheit uns entgegentreten. So muß natürlich gerade auf das hin die Apokalypse gelesen werden. Man darf nicht mit Anlehnung an die physische Welt unmittelbar voneinander unterscheiden den Vatergott, den Sohnesgott, den Geistgott.

Derjenige, der in diesem grandiosen Bild auf einem weißen Pferd uns entgegentritt, der ist der Einige Gott. Und das Bild des Sohnesgottes haben wir mehr zu sehen in der Form der freien seelischen Entwickelung der Menschen auf Erden. Aber nun tritt etwas höchst Eigentümliches ein, etwas, was dieses Bild so grandios erscheinen läßt. Es ist ganz natürlich, ganz selbstverständlich: Johannes, der Schreiber der Apokalypse, schaut den Himmel aufgetan, und das, was nun als Neues herabkommt, ist von der geistigen Welt nach abwärtssteigend. Das heißt, die ganze Kultur muß nun in der Weise angeordnet werden, daß sie von der geistigen Welt nach der physischen abwärts steigt. Wenn wir uns dies recht vor die Seele stellen, dann ist natürlich der Zustand, der da dem Endbild des Neuen Jerusalem vorausgehen muß, der, daß Johannes hineinschaut in die geistige Welt. Das heißt aber: Der Himmel ist ihm aufgetan. Er will damit einen Zukunftszustand andeuten, der für die Menschen da sein wird.“ (Lit.: GA 346, S. 141f)

Die Einsicht in das Ich - Der Christus in uns

Wichtig ist nun der Hinweis, dass der Reiter einen Namen trug, den niemand kannte als er selbst. Damit wird auf das Ich hingedeutet:

„Und nun folgt die bedeutsame Stelle, die das Bild so grandios macht: Und er trug einen Namen geschrieben an sich, den nur er selber kennt (Apk. 19, 12). - Das ist sehr bedeutsam. Kommt man an diese Stelle der Apokalypse, wo das steht, so sieht man da wiederum ein bedeutsames Zeichen dafür, daß man es mit einer der größten spirituellen Offenbarungen zu tun hat.

Die Menschen bezeichnen in den verschiedenen Sprachen dasjenige, was ihr Ich ist, in der verschiedensten Weise. Ich habe öfter auf die, ich möchte sagen spirituell triviale Tatsache hingewiesen, daß der Name «ich» ja niemals von einem einzelnen Menschen so ausgesprochen werden kann, daß er auch einem anderen gegeben werden kann. Ich kann nicht zu einem anderen «ich» sagen. Dadurch unterscheidet sich der Name des Selbstes von allen anderen Namen, denn die werden äußeren Objekten gegeben. Wenn ich aber «ich» sage in irgendeiner Sprache, so kann ich es nur zu mir selbst sagen. Ich kann es zu einem anderen eigentlich nur dann sagen, wenn ich, ja, durch einen realen geistigen Vorgang in ihn hinübergeglitten bin. Aber davon brauchen wir jetzt nicht zu sprechen. [...]

Nun denken Sie sich, es kommt also dieser Offenbarer auf Johannes zu, zeigend in prophetischem Bilde dasjenige, was einmal für die Menschheit eintreten wird. Da kommt er herunter in Zukunftszeiten, derjenige, der den Namen hat, den nur er allein versteht. Was kann das alles überhaupt heißen? Es erscheint ja zunächst, wenn man das ehrlich begreifen will, ganz sinnlos. Warum heißt es denn: «... der der Welt das Heil bringen soll, der Welt die Gerechtigkeit bringen soll» -, das steht ja alles da in der Apokalypse (Apk. 19, 11) - «der Glaube und Erkenntnis wahr machen soll» — so steht es in der Apokalypse -, nicht wie Luther übersetzt: «der Treue und Wahrhaftigkeit bringt», sondern «der Glaube und Erkenntnis wahr machen soll»? - Ja, das ist doch ein Versteckspiel eigentlich; und wenn er einen Namen geschrieben hat, den nur er selbst versteht - was bedeutet das? Wir werden angeregt, hier tiefergehende Fragen zu stellen.

Nun denken Sie sich recht anschaulich: Er trägt einen Namen, den nur er selbst versteht. Wie können wir denn dieses Namens teilhaftig werden? Er muß doch eine Bedeutung gewinnen für uns, er muß doch in uns wohnen können, dieser Name. Wie kann das geschehen? Wenn das Wesen, das diesen Namen versteht, eins wird mit uns selbst, in unser eigenes Selbst einzieht, dann wird in uns dieses Wesen den Namen verstehen und wir mit ihm, dann werden wir immerzu mit ihm in uns das Bewußtsein tragen: Christus in uns.

Die Dinge, die mit seinem Wesen Zusammenhängen, die versteht er allein, aber er versteht sie in uns, und das Licht, das durch sein Verständnis in uns ausgestrahlt wird, weil er in uns, in unserem eigenen Wesen dieses Licht wird, gibt die Einsicht der Christus-Wesenheit in uns selbst. Sie wird eine einwohnende, eine in dem Menschen einwohnende Einsicht sein.“ (Lit.: GA 346, S. 143ff)

Das mit Blut besprengte Gewand - Das Wort Gottes

Der Reiter auf dem weißen Pferd trägt ein weiße, mit Blut besprengtes Gewand, das auch einen eigenen Namen trägt. Er lautet „Das Wort Gottes“, d. h. der Logos:

„Sehen Sie, damit ist aber etwas eingetreten. Damit ist erstens das eingetreten, was eine notwendig beabsichtigte Folge des Mysteriums von Golgatha ist. Dieses Wesen, das durch das Mysterium von Golgatha gegangen ist, dieses Wesen, das in uns einziehen muß, damit wir mit seinem Verständnis, nicht mit unserem Verständnis, die Welt begreifen, dieses Wesen trägt ein Kleid, das mit Blut, mit dem Blut von Golgatha besprengt ist. Und wir nehmen dieses zweite Bild hin. Der Apokalyptiker Johannes sagt uns, daß dieses mit dem Blut von Golgatha besprengte Kleid wiederum einen Namen hat. Das ist nicht derselbe Name, von dem früher die Rede war. Der Name für dieses mit Blut besprengte Kleid ist der Logos Gottes, der Logos, der Gott, das Wort Gottes (Apk. 19, 13). Derjenige also, der in uns wohnen soll und durch sein eigenes Verständnis in uns das Licht geben soll, das die Welt begreift, der erfüllt uns mit dem Wort Gottes.

Die Heiden haben das Wort Gottes in den Naturerscheinungen gelesen. Sie mußten es durch äußere Offenbarungen empfangen. Die Christen müssen das Wort Gottes, das schaffende Wort Gottes dadurch empfangen, daß sie den Christus in sich aufnehmen. Die Zeit wird kommen, wo durch den Fortgang der Ereignisse alle Menschen, die das Christentum ehrlich in ihre Seelen aufnehmen, wissen werden, daß das Wort Gottes bei Christus ist, und daß dieses Wort Gottes seinen Keim hat in dem Verständnis des Mysteriums von Golgatha und des mit Blut besprengten Kleides. Wir haben also in der Sprache des Apokalyptikers den Christus eingeschlossen in das Mysterium von Golgatha.“ (Lit.: GA 346, S. 145)

Das scharfe Schwert des Wollens - Der König aller Könige und Herr aller Herren in jedem Menschen

Und noch einen dritten Namen trägt der Reiter, aus dessen Mund ein scharfes Schwert hervorgeht, wie es ähnlich schon im 1. apokalyptischen Siegel beschrieben wurde (Off 1,10-20 LUT). Das Schwert steht für seine Taten, für sein Wollen, und der dritte Name, der auf das Gewand und auf die Hüfte des Reiters geschrieben ist, heißt: „König aller Könige und Herr aller Herren“. Dieser „König aller Könige“ und „Herr aller Herren“ lebt heute in jedem einzelnen Menschen! Dementsprechend muss auch heute jeder Mensch die Quelle seines Handelns in sich selber finden.

„Das dritte ist, daß aufmerksam gemacht wird auf ein Schwert, mit dem er wirkt, das das Schwert seines Wollens ist, das Schwert seiner Taten, die er unter den Menschen auf der Erde verrichtet hat dadurch, daß er ihnen innewohnt. Aber das, was er jetzt tut, das trägt den dritten Namen: König aller Könige, Herr aller Herren. Das ist die dritte Form. Was ist denn das Wesen eines Königs, das Wesen eines Herrn?

Lernen wir nur das lateinische Wort Dominus kennen in seiner wirklichen inneren Wesensbedeutung, so kommen wir darauf, was der Sprachgebrauch in diesem Falle bedeutet, ganz abgesehen von der Geistesforschung: Derjenige, der irgendwie auf Erden oder überhaupt in der Welt ausersehen ist, einem anderen Wesen die Richtung zu geben, ist der Herr. Aber wie lange bedarf es denn äußerer Herren auf der Erde? Wie lange bedarf es denn der Gebote äußerer Herren, selbst der Gebote äußerer Geistesherren über die Erde? - Nur bis zu dem Zeitpunkt, wo der Christus mit dem Namen, den er nur selber versteht, den Menschen innewohnt. Dann wird jeder Mensch auch dem Christus in seinem eigenen Wesen, in seiner eigenen Seele folgen können. Dann wird jeder in sich dasjenige zu verwirklichen streben, was aus der inneren Liebe heraus den Willen des Menschen realisieren will; dann wird der Herr der Herren, der König der Könige in jedem einzelnen wohnen.

Geistig gesehen ist das die Zeit, in der wir selber jetzt leben. Und die Tatsache, daß wir in ihr leben, ist nur dadurch verhüllt, daß die Menschen fortfahren, in alten Bahnen zu leben und wirklich zunächst soviel als möglich diese Christus-Innewohnung verleugnen, auf allen Gebieten so viel als möglich verleugnen. Man muß schon sagen: Es ist heute in zahlreichen Menschen vieles, was sie in der rechten Weise vorbereitet auf das ätherische Erscheinen des Christus, der ja ein aus der göttlichen Welt herabkommendes Wesen ist. Aber die Menschen müssen sich dazu vorbereiten dadurch, daß sie den Quell ihres Handelns, ihres Tuns in sich selber finden.“ (Lit.: GA 346, S. 146f)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.