Wirtschaftstheorie

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Als Wirtschaftstheorie (auch Volkswirtschaftstheorie, ökonomische Theorie) bezeichnet man denjenigen Teilbereich der Volkswirtschaftslehre, der sich mit grundlegenden Abläufen und Zusammenhängen volkswirtschaftlicher Art befasst.

Übersicht

Wichtige Wirtschaftstheorien sind:

Geschichte

Zeit bis zum Absolutismus

Aus der Antike und aus dem Mittelalter sind Gedanken zum wirtschaftlichen Handeln in den Werken einzelner Philosophen, Rechts- und Finanzgelehrter sowie Theologen überliefert. Bildung ökonomischer Theorien durch akademische Diskussion und die Reflexion aktuellen wirtschaftlichen Handelns im heutigen Sinne fand damals nur selten statt. Antike Vorläufer der Wirtschaftswissenschaftler waren u. a. Xenophon, Platon und Aristoteles, im Mittelalter Thomas von Aquin und während der Frühen Neuzeit Thomas Hobbes, John Locke und Gottfried Wilhelm Leibniz. Entsprechend wurde Wirtschaftspolitik meist ohne fundierte theoretische Unterfütterung durchgeführt.

Merkantilismus und Physiokratie

Während des Absolutismus kristallisierte sich in Frankreich, Italien und England eine Denkrichtung in der Wirtschaftspolitik heraus, die zwar nicht auf einer geschlossenen Theorie, aber auf präziseren Vorstellungen über die Zusammenhänge wirtschaftlichen Handelns basierte, als das bis dahin der Fall gewesen war. Auch in Deutschland wurden die Prinzipien des Merkantilismus im Rahmen des Kameralismus angewandt. Die merkantilistische Wirtschaftspolitik war gekennzeichnet durch massive Eingriffe des Staates in die Wirtschaft und machte Frankreich zwar zu einer der führenden Wirtschaftsmächte Europas, führte aber auch zu einem Niedergang der Landwirtschaft. Als Reaktion auf diese Entwicklung verlangte die 1758 vom Arzt François Quesnay im Tableau Economique veröffentlichte Theorie eines kreislaufbasierten Wirtschaftsmechanismus eine Laissez-faire-Politik. Diese später Physiokratie genannte Denkschule gilt als erster wissenschaftlicher wirtschaftstheoretischer Ansatz.

Klassische Nationalökonomie

In England wurden die Gedanken der Physiokratie aufgenommen und zu einer gesamtgesellschaftlichen Theorie ausgeweitet, der Klassischen Nationalökonomie. Adam Smith, David Ricardo und John Stuart Mill werden häufig als wichtige Vertreter dieser Denkschule genannt. Im Gegensatz zu den Physiokraten forderten die Klassiker begrenzte Eingriffe des Staates in das Wirtschaftsgeschehen, um Fehlentwicklungen zu vermeiden.

Neoklassik bis Keynes

Im Zuge der Industrialisierung und der damit verbundenen Entstehung verschärfter sozialer Gegensätze in den Städten wurden verstärkt Fragen der Gewinnverteilung für Volkswirtschaftler interessant. Der Sozialismus und der Marxismus entstanden. Diese Denkschulen betonten die Notwendigkeit von Regulierung des Wirtschaftens und forderten die Kollektivierung der Produktionsmittel. Als wichtige Vertreter gelten Robert Owen, Charles Fourier und Karl Marx. Gleichzeitig prägten andere stärker vom aufkeimenden Nationalgefühl geprägte Wissenschaftler wie Friedrich List und Gustav von Schmoller die Historische Schule. Ihre Forderungen waren Eingriffe des Staates zum Schutz der einheimischen Wirtschaft sowie Erforschung der Wirklichkeit statt (vor)schneller Verallgemeinerungen.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstand die Grenznutzenschule unter dem Einfluss von Ökonomen wie William Stanley Jevons, Carl Menger und Léon Walras. Hier wurden erstmals mikroökonomische Ansätze wie individuelle Nutzeneinschätzungen und Angebots- und Nachfragefunktionen thematisiert. Seitdem bildeten methodologische Probleme eine mindestens gleichberechtigte Säule der Volkswirtschaftslehre neben inhaltlichen und ordnungspolitischen Fragestellungen (siehe auch Utilitarismus). Unter dem Eindruck der Denkweise der Grenznutzenschule wurde die Klassik u. a. von Alfred Marshall weiterentwickelt zur Neoklassischen Theorie, indem die subjektivistischen Ansätze der Grenznutzenschule mit den objektivistischen Theorien der Klassiker in der Gleichgewichtsanalyse zusammengeführt wurden.

Die bis dahin entwickelten Theorien konnten keine Erklärungen oder hilfreiche Handlungsansätze gegen die globale Wirtschaftskrise der 1920er und 1930er Jahre mit ihrer Massenarbeitslosigkeit liefern. Eine von den Vertretern der Österreichischen Schule befürwortete Abkehr vom Staatsinterventionismus erwies sich als politisch nicht durchsetzbar.

Keynes bis heute

John Maynard Keynes lieferte Beiträge zur Analyse der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage und begründete den Keynesianismus, der die Überwindung wirtschaftlicher Krisen durch eine aktive Wirtschaftspolitik des Staates propagiert. Die monetaristische Geldtheorie wurde vor allem von Irving Fisher und Milton Friedman entwickelt. Während der Keynesianismus als makroökonomische Ungleichgewichtstheorie davon ausgeht, dass Märkte für längere Zeit aus dem Gleichgewicht geraten können, gehen Gleichgewichtsorientierte Makrotheorien wie die Neoklassik oder der Monetarismus davon aus, dass Märkte nicht aus dem Gleichgewicht geraten können bzw. zumindest sehr schnell wieder zum Gleichgewicht finden. Der Ordoliberalismus trug zur Wettbewerbspolitik und zum Konzept der Sozialen Marktwirtschaft bei. Neuere Ansätze sind die Neue Institutionenökonomik, Experimentelle Ökonomik, die Ökonometrie und die Spieltheorie.[1][2]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Gabler Wirtschaftslexikon Volkswirtschaftstheorie-Dogmengeschichte
  2. Gabler Wirtschaftslexikon Makroökonomik
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