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Weißes Pferd

Das weiße Pferd erscheint in der Apokalypse des Johannes, als das erste Siegel geöffnet wird.
Das Pferd ist ein imaginatives Bild für die menschliche Intelligenz, deren verschiedene Entwicklungsstufen in der Apokalypse des Johannes durch die vier apokalyptischen Reiter und ihre Pferde - das weiße Pferd, das rote Pferd, das schwarze Pferd und das fahle Pferd - repräsentiert werden. Der Mensch hat das Pferd laut Rudolf Steiner im Lauf der Erd- und Menschheitsentwicklung aus sich herausgesetzt und konnte erst dadurch, dass er nun gleichsam aus dem Kentauren herausgewachsen war, allmählich lernen seinen an das physische Gehirn gebundenen Verstand zu gebrauchen.
Das weiße Pferd
- "1 Dann sah ich: Das Lamm öffnete das erste der sieben Siegel; und ich hörte das erste der vier Lebewesen wie mit Donnerstimme rufen: Komm! 2 Da sah ich und siehe, ein weißes Pferd; und der auf ihm saß, hatte einen Bogen. Ein Kranz wurde ihm gegeben und als Sieger zog er aus, um zu siegen." (Einheitsübersetzung: Off: 6,1-2)
Der Reiter auf dem weißen Pferd
Im 19. Kapitel der Apokalypse finden wir eine höhere Metamorphose des imaginativen Bildes des Reiters auf dem weißen Pferd:
„11 Und ich sah den Himmel aufgetan; und siehe, ein weißes Pferd. Und der darauf saß, hieß: Treu und Wahrhaftig, und er richtet und kämpft mit Gerechtigkeit. 12 Und seine Augen sind wie eine Feuerflamme, und auf seinem Haupt sind viele Kronen; und er trug einen Namen geschrieben, den niemand kannte als er selbst. 13 Und er war angetan mit einem Gewand, das in Blut getaucht war, und sein Name ist: Das Wort Gottes. 14 Und ihm folgten die Heere im Himmel auf weißen Pferden, angetan mit weißer, reiner Seide. 15 Und aus seinem Munde ging ein scharfes Schwert, dass er damit die Völker schlage; und er wird sie regieren mit eisernem Stabe; und er tritt die Kelter, voll vom Wein des grimmigen Zornes Gottes, des Allmächtigen, 16 und trägt einen Namen geschrieben auf seinem Gewand und auf seiner Hüfte: König aller Könige und Herr aller Herren.“
In seinen Apokalypse-Vorträgen für die Priester der Christengemeinschaft erläutert Rudolf Steiner dazu:
„Da haben wir die bedeutsame Stelle, wo wiederum ein grandioses Bild vor unsere Seele tritt, jenes grandiose Bild, wo der Apokalyptiker sieht, wie der Himmel aufgetan ist (Apk. 19, 11) und auf einem weißen Pferd diejenige Macht ihm entgegentritt, von der er eigentlich so spricht, daß wir gewahr werden: Er hat nicht nur in seinem Verstand, in seiner Intellektualität die Trichotomie der Gottheit, sondern er hat sie in seinem ganzen Menschen. Er redet so, daß er wirklich mit voller Seele sich bewußt ist, in den sogenannten drei Personen hat man die drei Formen des Einigen Gottes vor sich, und man kann, wenn man sich gewissermaßen jenseits der physischen Welt stellt, nicht abwechselnd von dem einen oder von dem anderen sprechen, weil sie ineinander übergehen. In die physische Welt gestellt allerdings ergibt das Bild drei Personen, und man muß unterscheiden zwischen dem Vatergott, der allen Naturtatsachen zugrundeliegt, auch denen, die in die menschliche Natur hineinwirken, dem Sohnesgott, der mit allem zu tun hat, was in die Freiheit des seelischen Erlebens hineinführt, und dem Geistgott, der da lebt in einer naturfernen, naturfremden, eben in einer geistig-kosmischen Ordnung. So scharf konturiert erscheinen gewissermaßen die drei Personen der Gottheit hier auf dem physischen Plan.
Während der Mensch, wenn er die Schwelle zur geistigen Welt überschreitet, hineinkommt in einen Zustand, den ich beschrieben habe in meinem Buch «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?», wo er sich gewissermaßen in drei Wesenhaftigkeiten gliedert, so daß dann Denken, Fühlen, Wollen mit einer gewissen Selbständigkeit da sind, sehen wir, indem wir vom physischen Plan ausgehend nach den höheren Welten kommen, die Dreieinige Gottheit immer mehr als Einheit uns entgegentreten. So muß natürlich gerade auf das hin die Apokalypse gelesen werden. Man darf nicht mit Anlehnung an die physische Welt unmittelbar voneinander unterscheiden den Vatergott, den Sohnesgott, den Geistgott.“ (Lit.: GA 346, S. 141f)
Literatur
- Rudolf Steiner: Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken V. Apokalypse und Priesterwirken, GA 346 (2001), ISBN 3-7274-3460-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Die Apokalypse des Johannes, GA 104 (1985), ISBN 3-7274-1040-X pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Aus der Bilderschrift der Apokalypse des Johannes, GA 104a (1991), ISBN 3-7274-1045-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
![]() Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
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