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Albanische Sprache

Aus AnthroWiki

Die albanische Sprache gehört zur balkanindogermanischen Sprachgruppe der indogermanischen Sprachfamilie und zum Balkansprachbund. Sie ist seit dem 15. Jahrhundert schriftlich belegt und heute Amtssprache in Albanien und im Kosovo sowie Minderheitensprache in anderen Ländern Südosteuropas sowie in Italien. Eigenbezeichnungen sind Gjuha Shqipe /ˈɟuha ˈʃcipɛ/ und kurz Shqipja /ˈʃcipja/.

Das Albanische hat zwei große Dialektgruppen, im Norden das Gegische und im Süden das Toskische, die sich in zum Teil sehr unterschiedliche lokale Unterdialekte gliedern lassen (siehe dazu: Albanische Dialekte). Die heutige albanische Schriftsprache wurde erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts auf der Grundlage der toskischen Dialektgruppe entwickelt. 1972 kam dieser Prozess auf einem Kongress in Tirana zum Abschluss. Seit einigen Jahren wird gefordert, verstärkt gegische Varianten in der Sprachpolitik zu berücksichtigen.

Der albanische Wortschatz übernahm wenige Lehnwörter aus dem Altgriechischen, danach viele aus dem Lateinischen; es folgten Entlehnungen aus dem Südslawischen, (Mittel-)Griechischen und Türkischen, dem Italienischen und Französischen und anderen Sprachen. Derzeit kommen zunehmend Anglizismen hinzu.

Geschichte

Erste Zeugnisse

Von Albanern als Bevölkerungsgruppe und Sprechern dieser Sprache berichteten erstmals byzantinische Schriftsteller im 11. Jahrhundert, wie Anna Komnena. Albanisch sprechende Bevölkerungsgruppen lebten in jener Zeit in den schwer zugänglichen Bergregionen nördlich des Flusses Shkumbin. In den folgenden drei Jahrhunderten breiteten sich die Albaner vor allem nach Süden und Osten, aber auch zur Adriaküste hin aus. Mit diesen Wanderungen verbreitete sich ihre Sprache, die noch keine Schriftform hatte, in Epirus, Teilen Griechenlands, Mazedoniens und des Kosovos. Im 14. Jahrhundert sind albanisch besiedelte Landstriche in Thessalien und sogar in Attika bezeugt. Im heutigen Albanien assimilierte sich die slawische Bevölkerung langsam an die Albaner und übernahm deren Sprache. Dieser Prozess dauerte bis ins 20. Jahrhundert hinein an.[1]

Das älteste schriftliche Zeugnis des Albanischen ist ein 208 Seiten langes Manuskript Theodor von Shkodras über Theologie, Philosophie und Geschichte. Nach Angabe des Verfassers wurde es im Jahr 1210 geschrieben, entdeckt wurde es in den 1990er Jahren in den Archiven des Vatikans[2][3]. Von Pal Engjëlli (1416–1470), Erzbischof von Durrës, wurde ein weiterer früher albanischer Satz überliefert. Es handelt sich um die altgegische Taufformel »Un’te paghesont’ pr’emenit t’Atit e t’Birit e t’Spirit Senit« („Ich taufe Dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“), die der Kleriker 1462 in einem Brief niederschrieb.

Der Jerusalem-Pilger Arnold von Harff (1471–1505), der auf seinen Reisen auch Albanien durchquert hatte, überlieferte in seinem Reisebericht aus dem Jahr 1496 eine kurze albanisch-deutsche Wortliste. Der katholische Priester Gjon Buzuku verfasste 1555 das älteste gedruckte albanische Buch, das Meshari ‚Messbuch‘.

Die Nationalbewegung Rilindja

Elifbaja genanntes albanisches Alphabet in arabischer Schrift


Mit dem Aufkommen des Nationalismus unter den Albanern im 19. Jahrhundert entstand – abgesehen von einzelnen Vorläufern – eine albanische Literatur. Nach 1870 wurden die ersten Zeitungen und Zeitschriften herausgegeben. Damals wurde das Albanische je nach konfessioneller Zugehörigkeit entweder in lateinischer oder in griechischer Schrift, von Muslimen auch mit arabischen Buchstaben geschrieben. Um die Unklarheiten bei der Aussprache der arabischen Schrift zu beseitigen, entwickelte der muslimische Gelehrte Rexhep Voka (1847–1917) ein angepasstes arabisches Alphabet (Elifbaja), bestehend aus 44 Konsonanten und Vokalen, das er 1911 veröffentlichte. Es wurde kaum verwendet.[4] Die Unterstützer der albanischen Nationalbewegung Rilindja ‚Wiedergeburt, Renaissance‘ bemühten sich Ende des 19. Jahrhunderts um die Vereinheitlichung der Schreibweise. Der Vorschlag mit dem meisten Anklang war das sogenannte „Stamboller Alphabet“ (albanisch für Istanbul) von Sami Frashëri, einem bedeutenden albanischen Gelehrten, der vor allem in der osmanischen Hauptstadt wirkte.

1908 trafen sich albanische Intellektuelle aus allen Teilen des Landes zum Kongress von Monastir im heutigen mazedonischen Bitola (alb. Manastir). Auf dieser Versammlung wurde endgültig beschlossen, dass die albanische Sprache fortan ausschließlich in lateinischer Schrift geschrieben werden sollte. Als Ausgangsbasis dienten das Stamboller Alphabet und das in Shkodra gebräuchliche von Gjergj Fishta entwickelte „Bashkimi-Alphabet“ (albanisch für ‚die Vereinigung‘). Man einigte sich außerdem auf eine streng phonetische Schreibweise mit nur zwei Sonderzeichen: Ç/ç und Ë/ë; dies waren die beiden Zeichen, die schon damals auf der französischen Schreibmaschinentastatur zu finden waren. Alle anderen Laute des Albanischen, die keine Entsprechung im lateinischen Alphabet haben, sollten durch Buchstabenkombinationen ausgedrückt werden. Die Regelungen von 1908 sind bis heute gültig, und man kann den Kongress von Monastir mit Recht als die Geburtsstunde der albanischen Orthographie bezeichnen, auch wenn es noch weitere 60 Jahre dauern sollte, bis man die Dialektformen aus dem Gegischen und Toskischen zu einer allgemeinen schriftsprachlichen Norm verschmolz.

Bei der Volkszählung von 1918 in den von Österreich-Ungarn besetzten Gebieten Albaniens konnten 28,8 % der Männer und 8,8 % der Frauen in den Städten lesen und schreiben, auf dem Land aber nur 8,8 % der Männer und 0,1 % der Frauen. 23,6 % der Männer in den Städten und 1,1 % der Männer auf dem Land verwendeten die lateinische Schrift, während 9,9 % der Männer in der Stadt und 0,9 % auf dem Land in der türko-arabischen Schrift lasen und schrieben. Bei den Frauen schrieben 8,7 % in der Stadt und 0,1 % auf dem Land in der lateinischen Schrift und 0,3 % in der Stadt sowie 0,008 % auf dem Land in der osmanischen Schrift.[5]

Albania, eine der ersten albanischen Zeitungen (Ausgabe von Oktober 1899)

Herkunft

Mögliche Zwischenstationen des Albanischen auf dem Wege vom Indogermanischen sind bisher nicht eindeutig fassbar. Nicht zuletzt wegen der räumlichen Nähe der historisch bekannten Illyrer versuchten viele Forscher, das Albanische mit diesem zu verbinden, was allerdings wegen völlig unzureichender Belege des Illyrischen kaum beweisbar bleibt. Als erster äußerte der Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) diese Vermutung. Weitere Vertreter dieser Richtung waren Sprachwissenschaftler wie Franz Bopp, Gustav Meyer, Eqrem Çabej, Franz von Miklosich, Gustav Weigand und Agnija Desnickaja. Neuerdings wies Joachim Matzinger erneut auf die Schwierigkeiten einer eindeutigen Zuordnung hin.[6]

Alternativ oder ergänzend wird die vorgeschichtliche Zugehörigkeit zu einer balkan-indogermanischen Zwischenstufe vorgeschlagen, zusammen mit dem Griechischen und Armenischen. Das Gegenargument eines „Sprachbundes“ scheidet ja bereits für das Armenische aus. Diese Annahme wurde nicht nur von Norbert Jokl,[7] sondern weiter von Martin E. Huld[8] und Joachim Matzinger[9] erwogen. Gestützt wird diese Annahme weiterhin von einer lexikostatistischen Untersuchung[10] sowie einer glottochronologischen Berechnung von S. A. Starostin.[11]

Verbreitung

Verbreitung der albanischen Sprache in Süd- und Südosteuropa

Der geschlossene albanische Sprachraum auf der Balkanhalbinsel umfasst Albanien, Kosovo, die westlichen und nordwestlichen Teile Mazedoniens, den Nordwesten Griechenlands, sowie einige angrenzende Landstriche in Serbien und Montenegro. Alteingesessene albanischsprachige Minderheiten leben in Süditalien und auf Sizilien (siehe Arbëresh) sowie auf der Peloponnes, in Attika und weiteren südgriechischen Regionen und Inseln (siehe Arvaniten). In Südepirus lebten zudem bis vor einigen Jahrzehnten Albaner (siehe Çamen). Im Weiteren gibt es in Bulgarien (Mandriza), Rumänien (Bukarest, Timișoara, Iași, Constanța, Cluj-Napoca) und in der Ukraine (Oblast Saporischschja und Budschak) kleinere Minderheiten.

Insgesamt sprechen über 7,2 Millionen Menschen die albanische Sprache, davon etwa 2,5 Millionen in Albanien, etwa 2,6 Millionen in den übrigen Balkanländern sowie mehr als zwei Millionen Auswanderer weltweit.

Dialekte

Der mittelalbanische Fluss Shkumbin unterteilt den albanischen Sprachraum in eine nördliche gegische und in eine südliche toskische Zone. Entlang des Flusses existiert zudem eine Übergangszone, die etwa 15 bis 20 Kilometer breit ist. Während der Rilindja entstanden zwei albanische Schriftsprachen für den toskischen und den gegischen Dialekt. Die heutige albanische Standardsprache, die 1972 vereinheitlicht wurde, beruht größtenteils auf dem nordtoskischen Dialekt mit einigen gegischen Elementen.[12]

Unterschiede

Die zwei Hauptdialekte unterscheiden sich phonetisch, morphologisch und auch lexikalisch. Die phonetischen Unterschiede sind gering, so zum Beispiel das nasale â ɑ des Gegischen und das ë ə des Toskischen (nâna – nëna ‚die Mutter‘) oder auch das Gegische n mit dem Toskischen r (syni – syri ‚das Auge‘). Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass Wörter, die im Toskischen ein „q“ haben, im Gegischen zu einem „k“ werden (qesh – kesh ‚lachen‘).

Die morphologischen Unterschiede sind umso zahlreicher, so hat das Gegische einen Infinitiv, der dem Toskischen fehlt. Außerdem wird das Futur im Gegischen mit dem konjugierten Verb ‚haben‘ (im Gegischen me pâs) und dem Infinitiv gebildet, während dies im Toskischen über eine unkonjugierbare Form des Verbs ‚wollen‘ (do) mit einem Relativsatz geschieht, welcher das ins Futur zu stellende Verb in konjungierter Form im Präsens beinhaltet. Dieser Nebensatz wird durch die Subjunktion eingeleitet. Ein Beispiel hierfür ist unë do të shkoj für ‚ich werde gehen‘.

Der Wortschatz der beiden Hauptdialekte unterscheidet sich teils auch bei Wörtern für alltägliche Dinge, so heißt ‚Milch‘ im Gegischen tâmbël, im Toskischen dagegen qumësht. ‚Dorf‘ ist im Gegischen katûn, im Toskischen fshat. Der ‚Fuchs‘ heißt im Gegischen skile oder shpin und im Toskischen dhelpër. Ebenfalls g. bërshê(n) gegenüber t. (v)enjë ‚Stinkwacholder; Eibe‘, rrêjgënjej ‚lügen‘, krejtfare ‚ganz‘, oder shpullëpëllëmbë ‚Handfläche‘.

Geographische Unterteilung

Dialektzonen in Albanien und deren ausländische Sprachinseln
  • Gegisch
    • Nordwestgegisch in Nordwestalbanien und in allen albanischen Gemeinden in Montenegro (in der Nähe von Bar und Ulcinj)
    • Nordostgegisch in Kosovo, Nordostalbanien, in allen albanischen Gemeinden in Serbien und in den Gebieten um Skopje, Kumanovo, Tetovo und Gostivar in Nordwestmazedonien
    • Zentralgegisch in der Mirdita, im nördlichen Mittelalbanien (Tirana, Durrës und Peshkopia) und in Südwestmazedonien (Debar und Struga)
    • Südgegisch in Mittelalbanien (Kavaja bis Elbasan)
  • Gegisch-Toskische Übergangszone am Shkumbin (etwa 20 Kilometer breit, einschließlich Shpat und Sulova)

Alphabet

Das albanische Alphabet besteht aus insgesamt 36 Buchstaben, von denen sieben Vokale und 29 Konsonanten sind. Die albanische Sprache wird vergleichsweise konsequent phonetisch geschrieben. Digraphen, aus Konsonanten zusammengefügt, werden als eigenständige Buchstaben aufgefasst – sie gelten als untrennbare Einheiten und werden folglich in albanischen Wörterbüchern entsprechend eingeordnet.

A B C Ç D Dh E Ë F G Gj H I J K L Ll M N Nj O P Q R Rr S Sh T Th U V X Xh Y Z Zh
a b c ç d dh e ë f g gj h i j k l ll m n nj o p q r rr s sh t th u v x xh y z zh

Phonetik und Phonologie

Aussprachebesonderheiten

Buchstabe IPA Beschreibung
c ʦ Stimmloser alveolarer Plosiv und Stimmloser alveolarer Frikativ wie in dt. Zar
ç ʧ Stimmloser alveolarer Plosiv und Stimmloser postalveolarer Frikativ wie in dt. Tscheche
dh ð Stimmhafter dentaler Frikativ wie in engl. this
ë ɜ/

ə

betont: wie das O in engl. worse (BE), ähnelt dem offenen Ö in deutsch nnen;

unbetont: e wie in dt. Matte (Schwa), am Wortende oft kaum hörbar.

gj ɟ Stimmhafter palataler Plosiv wie gy im Ungarischen; ähnlich wie dt. dj
ll ɫ velarisierter stimmhafter lateraler alveolarer Approximant wie л in russ. лaмпa/lampa oder l im Kölschen und Niederländischen
nj ɲ Stimmhafter palataler Nasal wie in Lasagne
q c Stimmloser palataler Plosiv palatales t, t + leichtes sch, etwas weniger stark als ç; ähnlich wie tj in dt. Matjes
alternative Aussprache: tj oder kj, weit hinten gesprochen (v. a. Mazedonien)
r ɾ Stimmhafter alveolarer Tap einschlägiges Zungenspitzen-r; wie span. r in pero
rr r Stimmhafter alveolarer Vibrant gerolltes Zungenspitzen-r wie im Bairischen
sh ʃ Stimmloser postalveolarer Frikativ wie in dt. Schule
th θ Stimmloser dentaler Frikativ wie in engl. think
v [v] Stimmhafter labiodentaler Frikativ wie in dt. Wal
x ʣ Stimmhafter alveolarer Plosiv und Stimmhafter alveolarer Frikativ stimmhaftes c, wie in engl. brands
xh ʤ Stimmhafter alveolarer Plosiv und Stimmhafter postalveolarer Frikativ ähnlich wie das englische J für John.
y y Gerundeter geschlossener Vorderzungenvokal wie in dt. grün
z z Stimmhafter alveolarer Frikativ stimmhaftes s, wie in dt. Sonne
zh ʒ Stimmhafter postalveolarer Frikativ stimmhaftes sch, wie in frz. journal

Phonologie

Das Toskisch-Albanische (Süd-Albanien, Arvanitika, Arbëresh, Südwest-Mazedonien) hat 29 Konsonanten und sieben Vokale. Die Betonung liegt meist auf der vorletzten Silbe. Das Gegisch-Albanische (Nord-Albanien, Kosovo, Nordwest-Mazedonien, Südost-Montenegro, Süd-Serbien) besitzt darüber hinaus noch diese Konsonanten, Vokale und Nasalvokale, die im Toskischen fehlen: ɑ, ɒ, ɪ, ŋ, ɳ, ø, ɔ, ɹ, ʊ, ʏ.

Konsonanten des Albanischen
  bilabial labio-
dental
dental alveolar velarisiert
alveolar
post-
alveolar
retroflex palatal velar glottal
Plosive p b     t d       c ɟ k ɡ  
Affrikaten       ʦ ʣ   ʧ ʤ        
Nasale m     n     ɳ¹ ɲ ŋ¹  
Flaps/Vibranten       ɾ r            
Frikative   f v θ ð s z   ʃ ʒ       h
Approximanten       ɹ¹       j    
Laterale       l ɫ          

¹ Diese Phoneme kommen nur im Gegisch-Albanischen vor.

Vokale des Albanischen
  vorne zentral hinten
geschlossen i y   u
mittel ɛ ə ɔ
offen   a  

Grammatik

Die Grammatik des Albanischen weist in der Struktur Ähnlichkeiten mit Griechisch und Rumänisch auf, obwohl sie mit beiden nicht näher verwandt ist. Auch zu den südslawischen Sprachen Bulgarisch, Mazedonisch und Serbisch bestehen Parallelen, die sich aus dem langen und intensiven Kontakt der Träger dieser Sprachen untereinander erklären lassen. Dieses Phänomen wird allgemein mit dem Modell des Balkansprachbunds erklärt.

Nomen

Die albanische Sprache kennt zwei Genera: Maskulinum und Femininum. Neutra finden sich nur noch als Relikte in der heutigen Sprache, welche jedoch in selbständiger Form anzutreffen sind.

Substantive und Determination

Albanische Substantive werden nach der grammatischen Kategorie Determination flektiert und kennen daher zwei Grundformen:

  • die indefinite oder unbestimmte Form, die für viele Maskulina (und einige Feminina) aus dem reinen Stamm besteht
  • die definite oder bestimmte Form mit einem speziellen definitem Suffix, das sich aus dem definiten Artikel entwickelt hat.

Dieses Suffix ist für Maskulina in der Regel -i, nach velarem Stammauslaut (k, g oder q) -u. Für Feminina ist es -a. Als Ausnahmen gibt es Maskulina, die wie Feminina flektieren (z. B. djalë in der folgenden Tabelle), und auch einige unregelmäßige Feminina und Maskulina. Ein Überblick über die wichtigsten Muster:

maskulin feminin
indefinit definit Übersetzung indefinit definit Übersetzung
Standardflexion: diell diell-i Sonne hёn-ё hёn-a Mond
ujk ujk-u Wolf ujk-ё ujk-a Wölfin
djal-ё djal-i Junge vajz-ё vajz-a Mädchen
Ausnahmen: vёll-a vёlla-i Bruder motёr motr-a Schwester
njeri njeri-u Mensch grua grua-ja Frau

Dies entspricht ungefähr den deutschen Substantiven, die einen bestimmten oder unbestimmten Artikel bei sich führen. Die syntaktischen Funktionen sind aber nicht ganz deckungsgleich.

Im Gegensatz zum Deutschen gilt dies auch für (Eigen-)Namen: Bedeutung hat die Unterscheidung von bestimmter und unbestimmter Form somit für die Richtigkeit von Lexikoneinträgen albanischer Orte und Personen in Fremdsprachen. Bei Städten, die bestimmt auf -a enden („Tirana“), wird im Deutschen in Anlehnung an die italienische Praxis diese Form verwendet. Endet ein Name bestimmt auf -i („Durrësi“) wird die unbestimmte endungslose Form (in diesem Fall „Durrës“) bevorzugt. Siehe dazu auch die Liste der Städte in Albanien. Auf albanischen Landkarten wird dagegen normalerweise durchgehend die unbestimmte Form verwendet („Tiranë“).

Sehr formenreich und unregelmäßig ist die Pluralbildung der albanischen Substantive. Insgesamt existieren etwa 100 Klassen, nach denen die Mehrzahl gebildet wird. Einige umfassen nur sehr wenige Wörter, andere sind häufig vertreten.

Die Deklination umfasst fünf Fälle. Der 6. Kasus Vokativ wird nur in der Anrede gebraucht und ist dort optional. Außerdem unterscheidet er sich nicht vom Genitiv, weshalb der Vokativ in vielen Lehrbüchern nicht erwähnt wird. Der Vokativ wurde erst im Laufe der Geschichte in die Sprache aufgenommen. Die Deklination hängt ab vom Genus des Wortes, seiner Bestimmtheit und ob es in der Einzahl oder Mehrzahl steht. Die Flexion erfolgt sowohl über Wortendungen als auch mit Hilfe vorangestellter Artikel. Im Vergleich zur Pluralbildung sind die Deklinationen einfach und regelmäßig.

Pronomen

Die Personalpronomina im Albanischen werden in der 2. Person nach Respekt und in der 3. Person nach Genus differenziert:

System der Personalpronomina
Person sekundäre
Kategorie
Singular Plural
1 unë ‚ich‘ ne ‚wir‘
2 Respekt einfach ti ‚du‘ ju ‚ihr‘
höflich Ju ‚Sie‘
3 Genus maskulin ai ‚er‘ ata ‚sie‘
feminin ajo ‚sie‘ ato ‚sie‘

Adjektive, Präpositionen, Adverbien usw.

Adjektive

Die Adjektive stehen normalerweise hinter dem Substantiv, das sie näher beschreiben. Ein Großteil von ihnen hat einen vorangestellten Artikel i (maskulin) oder e (feminin). Beispiel: qyteti i madh = die große Stadt; motra e madhe = die große Schwester. Ein anderer Teil der Adjektive hat keinen Artikel. Beispiel: makina efikase = die effiziente Maschine.

Präpositionen, Adverb und Partikel

Präpositionen verlangen im Albanischen entweder den Ablativ oder den Akkusativ. Im Singular stimmen die Formen des Ablativs mit dem Genitiv beziehungsweise Dativ überein. Im Plural dagegen lässt er sich in der unbestimmten Form eindeutig unterscheiden: (unbestimmt) -sh, (bestimmt) -ve.

Syntax

Eine Besonderheit, die das Albanische mit anderen Sprachen teilt, ist die Verdopplung des Objekts.

Sprachbeispiel

Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, Artikel 1:

Të gjithë njerëzit lindin të lirë dhe të barabartë në dinjitet dhe në të drejta. Ata kanë arsye dhe ndërgjegje dhe duhet të sillen ndaj njëri-tjetrit me frymë vëllazërimi.
tə ɟiθ ɲɛɾəzit lindin tə liɾə ðɛ tə baɾabaɾt nə diɲitɛt ðɛ nə tə drɛjta. ata kanə aɾsyɛ ðɛ ndərɟɛɟɛ ðɛ duhɛt tə siɫɛn ndaj ɲəɾi tjɛtɾit mɛ frymə vəɫazərimi
Deutsch: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.

Siehe auch

Literatur

  • Gerd-Dieter Nehring: Albanisch. In: M. Okuka, G. Krenn (Hrsgg.): Lexikon der Sprachen des europäischen Ostens. Wieser Verlag, Klagenfurt/Celovec 2002. S. 47–65.

Sprachdenkmäler:

  • Eqrem Çabej (Hrsg.): Meshari des Gjon Buzuku von 1555. Tirana 1968 (albanisches Messbuch).
  • Joachim Matzinger: Der altalbanische Text Mbsuame e Krështerë (Dottrina Cristiana) des Lekë Matrënga von 1592. Eine Einführung in die albanische Sprachwissenschaft. (= Jenaer indogermanische Textbearbeitung. 3). Verlag J. H. Röll, Dettelbach 2006. ISBN 3-89754-117-3.
  • Armin Hetzer: Das dreisprachige Wörterverzeichnis von Theodoros Anastasiu Kavalliotis aus Moschopolis, gedruckt 1770 in Venedig, albanisch – deutsch – neugriechisch – aromunisch. Hamburg 1981.

Sprachwissenschaft und Sprachgeschichte:

  • Johann Georg von Hahn: Albanesische Studien. 3 Bände. F. Mauko, Jena 1854 (Digitalisat), darin: Das albanesische Alphabet, Beiträge zu einer Grammatik des toskischen Dialektes, Albanesische Sprachproben, Beiträge zu einem albanesisch-deutschen Lexikon, Deutsch-albanesisches Verzeichnis der in dem albanesisch-deutschen Lexikon enthaltenen Wörter.
  • Justin Rrota: Për historinë e alfabetit shqip dhe studime të tjera gjuhësore. Shkodra 1936 (Nachdruck von 2005.)
  • Norbert Boretzky: Der türkische Einfluss auf das Albanische. Teil 1: Phonologie und Morphologie der albanischen Turzismen, Teil 2: Wörterbuch der albanischen Turzismen. 2 Bände. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 1975 und 1976.
  • Eqrem Çabej: Studime etimologjike në fushë të shqipes. 7 Bände. Akademia et Shkencave, Tiranë 1976–2014.
  • Gunnar Svane: Slavische Lehnwörter im Albanischen. Aarhus University Press, Århus 1992.
  • Bardhyl Demiraj: Albanische Etymologien. Rodopi, Amsterdam / Atlanta 1997.
  • Robert Elsie: Das albanische Lexikon des Evliya Çelebi (1662), und was ein Derwisch auf der Durchreise alles wissen muss. in: Südost-Forschungen. 57 (1998), S. 95–102 (PDF).
  • Vladimir Orel: Albanian Etymological Dictionary. Brill, Leiden / Boston / Köln 1998. (reichhaltig, aber unzuverlässig; schweigt „Pokorny“ tot)
  • Guillaume Bonnet: Les Mots latins de l'albanais. L'Harmattan, Paris / Montréal 1998.
  • Xhelal Ylli: Das slawische Lehngut im Albanischen. Teil 1: Lehnwörter, Teil 2: Ortsnamen. 2 Bände. Verlag Otto Sagner, München 1997 und 2000.
  • Vladimir Orel: A Concise Historical Grammar of the Albanian Language. Brill, Leiden 2000.
  • Shaban Demiraj / Kristaq Prifti: Kongresi i Manastirit. Tirana 2004. ISBN 99943-614-5-7.
  • Monica Genesin: Studio sulle formazioni di presente e aoristo del verbo albanese. Centro Editoriale e Librario, Università della Calabria, Rende 2005.
  • Kolec Topalli: Fonetika historike e gjuhës shqipe. Dituria, Tiranë 2007.
  • Hans J. Holm: Albanische Basiswortlisten und die Stellung des Albanischen in den indogermanischen Sprachen, in: Zeitschrift für Balkanologie, 2009, Nr. 45-2: S. 171–205.
  • Ina Arapi: Der Gebrauch von Infinitiv und Konjunktiv im Altalbanischen mit Ausblick auf das Rumänische. Verlag Dr. Korvač, Hamburg 2010. ISBN 978-3-8300-4572-4.
  • Stefan Schumacher / Joachim Matzinger: Die Verben des Altalbanischen: Belegwörterbuch, Vorgeschichte und Etymologie. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2013. ISBN 978-3-447-06448-4.

Lehrbücher, Wörterbücher, Grammatiken:

  • Oda Buchholz, Wilfried Fiedler, Gerda Uhlisch, Ardian Klosi: Handwörterbuch Albanisch, Langenscheidt, München 2000, ISBN 978-3-468-05395-5.
  • Oda Buchholz, Wilfried Fiedler: Albanische Grammatik, Verlag Enzyklopädie, Leipzig 1987, ISBN 978-3-324-00025-3.
  • Armin Hetzer: Lehrbuch der vereinheitlichten albanischen Schriftsprache. Buske, Hamburg 2007, 6.Auflage, ISBN 978-3-87548-444-1.
  • Christiane und Axel Jaenicke: Albanisch Wort für Wort, Kauderwelsch Band 65, Reise Know-How Verlag, Bielefeld 2007, ISBN 978-3-89416-255-9.
  • Wolfgang Koeth, Saskia Drude: Kosovo-Albanisch Wort für Wort, Kauderwelsch Band 221, Edition Tirta, Bielefeld 2009, ISBN 978-3-89416-579-6.
  • Pandeli Pani: Albanisch intensiv. Lehr- und Grammatikbuch mit einer CD der Texte und Dialoge im MP3-Format, Harrassowitz, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-447-05332-7.
  • Basil Schader, Fadil Rexhepi: Die Wörterbrücke. Schulwörterbuch Deutsch-Albanisch, Albanisch-Deutsch, Übersichten – Ura e fjalëve. Fjalor shkollor Gjermanisht-Shqip, Shqip-Gjermanisht, Vështrimet, 6. Auflage, Zürich 2006, Lehrmittelverlag des Kantons Zürich, ISBN 978-3-906718-28-6.
  • Gjovalin Shkurtaj, Enver Hysa: Gjuha shqipe për të huajt dhe shqiptarët jashtë atdheut, Botimet Toena, Tirana 2001, ISBN 99927-1-454-9.
  • Emine Teichmann: Albanisch als Fremdsprache, Shqipja si gjuhë e huaj. ISBN 978-99947-721-8-6.
  • Dritan Halili: Rechtswörterbuch Deutsch-Albanisch / Albanisch-Deutsch. Buske, Hamburg 2008, ISBN 978-3-87548-507-3
  • Dritan Halili: Wirtschaftswörterbuch Deutsch-Albanisch. Buske, Hamburg 2005, ISBN 978-3-87548-385-7
  • Armin Hetzer: Taschenwörterbuch Albanisch-Deutsch / Deutsch-Albanisch. Buske, Hamburg 2009, ISBN 978-3-87548-536-3

Weblinks

Commons: Albanische Sprache – Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wikisource: Albanische Wörterbücher – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Xh. Ylli: Das slawische Lehngut im Albanischen. Bd. 1, S. 9–17.
  2. Albanian literature, Peter R Prifti, Encyclopedia Britannica, 2007
  3. Robert Elsie: Albanian Literature, An Overview of its History and Development., Österreichische Osthefte, Wien, 45, 1-2 (2003), S. 243-276
  4. Robert Elsie: The Currents of Moslem and Bektash Writing in Albania (1850–1950). In: Albanian Catholic Bulletin. Band 15, 1994, S. 172–177, hier S. 176
  5. Regional variation in marriage patterns in Albania at the beginning of the 20th century. Abgerufen am 26. August 2014.
  6.  Joachim Matzinger: Die Albaner als Nachfahren der Illyrer aus Sicht der historischen Sprachwissenschaft. In: Albanische Geschichte – Stand und Perspektiven der Forschung. R. Oldenbourg Verlag, 2009, S. 13–36.
  7. N. Jokl (1963 posthum): Die Verwandtschaftsverhältnisse des Albanischen zu den übrigen indogermanischen Sprachen. In: Die Sprache 9: S. 113–156.
  8. M. E. Huld: Basic Albanian Etymologies. Slavica Publishers, Inc., Columbus OH 1984
  9. J. Matzinger (2000): Albanisch grā ‚Frauen‘. In: Münchener Studien zur Sprachwissenschaft. 60: S. 75–87.
  10. Hans J. Holm (2008): The Distribution of Data in Word Lists and its Impact on the Subgrouping of Languages. In: Christine Preisach, Hans Burkhardt, Lars Schmidt-Thieme, Reinhold Decker (Hrsg.): Data Analysis, Machine Learning, and Applications. Proc. of the 31th Annual Conference of the German Classification Society (GfKl). University of Freiburg, 7.–9. März 2007. Springer-Verlag, Heidelberg/Berlin, S. 629–636.
  11. Václav Blažek (2005): From august schleicher to sergei starostin on the development of the tree-diagram models of the Indo-European languages. JIES 35 (1–2): S. 82–109 = 28 Seiten
  12. [1]
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