Ba

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Ba in Hieroglyphen
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Der Ba schwebt über der Mumie (Darstellung aus dem Ägyptischen Totenbuch).
Der Ba des Menschen in geflügelter Gestalt.

Der Ba galt in den ägyptischen Mysterien als Träger der unverwechselbaren Seelenqualitäten der menschlichen Persönlichkeit und entspricht in anthroposophischer Terminologie dem mit der Empfindungsseele eng verbundenen Astralleib des Menschen. Er wurde symbolisch sehr treffend in Vogelgestalt mit Menschenkopf dargestellt. Nach dem Tod begleitet er Schut, den Schatten des Menschen, ins Jenseits.

Zur Zeit des Alten Reichs wird der Ba nur in den Gräbern der Pharaonen erwähnt, weil damals die Empfindungsseele bei den meisten Menschen erst anfänglich entwickelt war. Erst später taucht der Ba auch in den Sargtexten von Privatleuten auf. Eines der ältesten diesbezüglichen Zeugnisse ist das Gespräch eines Mannes mit seinem Ba aus der Zeit der 12. Dynastie (um 1900 v. Chr.). Der nicht vollständig erhaltene Text, der aus drei Liedern besteht, kündet von der Sehnsucht nach einem besseren Leben im Jenseits. In einem der Lieder heißt es:

Der Tod steht heute vor mir,
(wie) wenn ein Kranker gesund wird,
wie das Hinaustreten ins Freie nach dem Eingesperrtsein.
Der Tod steht heute vor mir
wie der Duft von Myrrhen,
wie das Sitzen unter einem Segel an einem windigen Tag.
Der Tod steht heute vor mir
wie der Duft von Lotusblumen,
wie das Sitzen am Ufer der Trunkenheit.
Der Tod steht heute vor mir
wie das Abziehen des Regens,
wie wenn ein Mann von einem Feldzug heimkehrt.
Der Tod steht heute vor mir,
wie wenn sich der Himmel enthüllt,
wie wenn ein Mensch die Lösung eines Rätsels findet.
Der Tod steht heute vor mir,
wie ein Mann sich danach sehnt, sein Heim wiederzusehen,
nachdem er viele Jahre in Gefangenschaft verbracht hat.[1]

Mit dem Tod verläßt der Ba den Menschenleib, um frei herumzufliegen, konnte aber jederzeit wieder zum Leib zurückkehren, sofern dessen Gestalt nicht durch Verwesung zerstört war. Es verlässt dann den Körper nach dem Tod nur tagsüber, fliegt als Vogel davon, muss aber jede Nacht wieder zum Körper zurückkehren. Darum versuchte man den Leib durch Mumifizierung zu erhalten. Tatsächlich wurde dadurch der Astralleib stärker an die Erdensphäre gebunden und teilweise vor seiner Auflösung in die allgemeine Astralwelt bewahrt. Wesentliche Eigenschaften der irdischen Persönlichkeit konnten dadurch verstärkt in die nächste Inkarnation mit hinüber genommmen werden. In der Folge entstand daraus aber auch immer mehr die Gefahr, dass der Astralleib als unberechtigter Doppelgänger erhalten blieb und sich störend als eine den Egoismus fördernde Kraft in die Hüllennatur der folgenden Inkarnation verwob.

Literatur

  • Winfried Barta: Das Gespräch eines Mannes mit seinem Ba (Papyrus Berlin 3024), Berlin 1969 [wissenschaftliche Edition (Transkription) mit Übersetzung und Kommentar]
  • Jan Assmann: Tod und Jenseits im Alten Ägypten, Beck, München 2001, S. 496-500. ISBN 3-406-49707-1
  • K. Lehmann: Das Gespräch eines Mannes mit seinem Ba, in: Studien zur altägyptischen Kultur 25 (1998), S. 207-236
  • Klaus Koch: Geschichte der ägyptischen Religion, Kohlhammer, Stuttgart 1993, ISBN 3-17-009808-X
  • Hermann Kees: Totenglauben und Jenseitsvorstellungen der alten Ägypter, 2. Auflage, Berlin 1956

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zitiert nach Assmann S. 498f. (leicht verändert).