Demiurg

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Der Schöpfergott als Geometer: Darstellung aus einer französischen Bible moralisée (ca. 1250, Österreichische Nationalbibliothek)

Der Demiurg (griech. δημιουργός, dēmiurgós = Handwerker, abgeleitet von demos = Volk und ergos = Tätigkeit, also eigentlich der für das Volk tätige) in seiner ursprünglichen Bedeutung ist nach Platons naturphilosophischem Werk Timaios der eigentlich tätige Schöpfergott, der als eine Art Baumeister den gesamten Kosmos als äußeres Abbild der ihm zugrunde liegenden unvergänglichen (platonischen) Ideen erschuf. So brachte er die bestmögliche Weltordnung hervor und ordnete „alles, was sichtbar war und nicht in Ruhe verharrte, sondern sich reglos und ungeordnet bewegte, und brachte es aus der Unordnung zur Ordnung, weil er meinte, dass die Ordnung auf jeden Fall besser sei als die Unordnung.“[1]

Gnosis

Die Idee des Demiurgen wurde von der spätantiken Gnosis, allerdings in stark verändertem Sinn, wieder aufgegriffen und diente als Erklärung dafür, wie das Böse in die Welt gekommen sei. Zwar wurde der Demiurg als Sohn der Sophia, der Weisheit, angesehen, doch sei seine Weisheit und Güte nicht vollkommen gewesen. Während Gott selbst das absolut Gute und ewig Vollkommene sei, wäre der Demiurg unvollkommen gewesen und hätte dadurch auch nur eine unvollkommene, sündige Welt erschaffen können. Die von ihm geschaffene materielle Welt sei daher, ebenso wie ihr Schöpfer selbst, der Erlösung durch Gott bedürftig. Dieser Demiurgos, von dem die Gnostiker sprachen, ist in Wahrheit, wie Rudolf Steiner einmal gegenüber Gräfin Keyserlingk[2] bemerkte, der junge Ahriman. Bei manchen Gnostikern wird er auch Jaldabaoth genannt oder als Proarchon bezeichnet.

Einzelnachweise

  1. Platon, Timaios 30 a
  2. in: Koberwitz 1924, herausgegeben v. Adalbert Graf Keyserlingk Stuttgart 1974