Dharma

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Dharma (Sanskrit, m., धर्म, dharma; Pali, dhamma) bezeichnet im Hinduismus die Sitte, das Recht und Gesetz, die ethische und religiöse Verpflichtungen, ist also ein Ausdruck für das Moral-Gesetz und wird besonders mit Vishnu verbunden gesehen. Im Buddhismus versteht man darunter vor allem auch die Lehre des Buddha von den Vier Edlen Wahrheiten. Der gegenteilige Zustand der Gesetzlosigkeit, Unordnung und Ungerechtigkeit wird als Adharma (Sanskrit: अधर्म adharma m.) bezeichnet.

Der Begriff Dharma löste im späteren Hinduismus den in der vedischen Zeit zentralen Begriff Rita (Sanskrit: ऋत ṛta n. „Wahrheit, Recht, Ordnung“) ab, der sowohl die natürliche Ordnung als auch die moralische Ordnung der Menschen und der Gesellschaft bezeichnete und eng verknüpft ist mit den beiden Gottheiten Mitra und Varuna, die als ihre Hüter und Wächter erschienen.[1]. An Rita ist die Ordnung des Himmels und der Erde und aller Wesen gebunden, der Menschen, Tiere, Pflanzen und Götter.

Nach Rudolf Steiner ist Dharma das Gesetz der Seele, das im klaren Ich-Bewusstsein erkannte und in der Folge durch das Ich bewusst vollzogene Schicksals-Gesetz.

„Was versteht der Inder unter «Dharma»? Dharma hat viele Bedeutungen, die sich aber gegenseitig ergänzen und alle zueinander in Beziehung stehen. Dharma ist mit Karma eng verknüpft; sie verhalten sich zueinander wie Frucht und Samen. Dharma ist das Gewordene, das Resultat des vergangenen Karmas, der vergangenen Tätigkeit, und Dharma ist das gegenwärtige schaffende Prinzip in uns und erzeugt wieder das Karma der Zukunft. Dharma ist die Richtkraft unseres eigenen Denkens und Handelns, unsere eigene, persönliche Wahrheit. Es bezeichnet unsere innere Natur, charakterisiert durch den erreichten Grad der Entwicklung; es ist das Gesetz, welches das Wachstum für die zukünftige Entwicklungsperiode bestimmt, der fortlaufende Lebensfaden. Wie Ring an Ring reiht sich Inkarnation an Inkarnation, eine kontinuierliche Kette. Dharma ist unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zugleich und wirkt in uns als Vater, Mutter und Sohn. Der Vater als Übersein, als höheres Selbst, als seine Wahrheit und sein Gesetz; die Mutter als das sich entwickelnde Wesen und der Sohn als das Künftige. Eine Inkarnation ist wertlos und verloren, die nicht durch Tätigkeit eine Übergangsstufe zur höheren Entwicklung wird; ebenso zwecklos ist das Streben, der Wunsch nach einer Vervollkommnung, die nicht durch vorangegangene Tätigkeit erworben ist. Es gibt in der Entwicklung keinen Sprung; geduldig weben wir uns Kleid auf Kleid auf dem Webstuhl der Zeit. Was auf einer vergangenen Stufe geübt wurde, wird Anlage auf einer künftigen, und Tätigkeit in einer früheren Periode wird Fertigkeit in einer späteren.

Schwer ist es für uns immer, unser eigenes Dharma, das Gesetz unseres persönlichen Daseins zu finden, das Gebot «Erkenne dich selbst» zu erfüllen. Man muß sich lange gewöhnen, um unbeeinflußt von den Dingen der Sinnenwelt, von unseren eigenen Wünschen und bewunderten Vorbildern, sich still in sich selbst versenken zu können und auf die innere Stimme zu horchen, die uns den Weg unserer Pflicht weist, die unsere Stellung, unsere Beziehungen, der Kreis, in den wir hineingeboren sind, uns auferlegen. Wenn wir die Stufe unseres Seins, unseren Unvollkommenheitsgrad richtig erkennen, wenn wir uns über das, was Wahrheit und Pflicht auf unserer Entwicklungstufe ist, recht klarwerden, dann dient Selbsterkenntnis nicht dem Egoismus, sondern das ist Dharma, denn Dharma ist die Befolgung des Gesetzes im Sinne wahrer Selbsterkenntnis.“ (Lit.:GA 88, S. 160f)

Je weiter die wahre Selbsterkenntnis des Menschen voranschreitet, desto mehr kann er aus der Einsicht in die geistigen Entwicklungsnotwendigkeiten seines individuellen Wesens zum bewussten Vollstrecker und Gestalter seines Schicksals werden. Das aus den unbewussten Tiefen der Seele wirkende Schicksal, das Karma, wird dadurch nach und nach zum bewussten Gesetz der Seele, das sich der individuelle Menschengeist selbst gibt. Eben dieses bewusste Gesetz der menschlichen Seele wird mit dem indischen Ausdruck Dharma bezeichnet. Das nächste Ziel der menschlichen Entwicklung ist es, im Zuge der wiederholten Erdenleben Karma immer mehr in Dharma zu verwandeln. Ist dieses Ziel einmal erreicht, bedarf der Mensch, wie es Buddha erstmals ausgesprochen hat, für seine künftige Entwicklung keiner weiteren irdischen Verkörperungen mehr, sondern schreitet von da an auf einem rein geistigen Entwicklungspfad fort.

„Durch Buddha ist der Menschheit das geworden, was die Seele als ihre eigene Gesetzmäßigkeit finden kann, was sie aufstellen kann, um sich zu läutern und sich zu einer hohen moralischen Höhe hinaufzuorganisieren, wie sie auf der Erde erreicht werden kann. Das Gesetz der Seele, Dharma, wurde durch den Buddha verkündet, wurde so verkündet, wie es der Mensch auf der höchsten Entwickelungsstufe der Menschennatur aus der menschlichen Seele selber heraus finden kann. Und Buddha war derjenige, der es zuerst herausgelöst hat.“ (Lit.:GA 114, S. 116f)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Dharma aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.