Hans Driesch

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Hans Adolf Eduard Driesch

Hans Adolf Eduard Driesch (* 28. Oktober 1867 in Kreuznach; † 17. April 1941 in Leipzig) war ein deutscher Biologe, Philosoph und Hauptvertreter des Neovitalismus.

Leben

Driesch besuchte von 1877 bis 1886 die Gelehrtenschule des Johanneums in Hamburg. Er studierte zunächst ab 1886 an der Universität Freiburg bei August Weismann, ab 1887 an der Universität Jena Zoologie bei Ernst Haeckel und Oscar Hertwig und Botanik bei Ernst Stahl. 1889 hielt er sich auf der neu gegründeten meeresbiologischen Station Plymouth zu Studien auf. 1889 promovierte er bei Haeckel mit seiner Arbeit „Tektonische Studien an Hydroidpolypen“.[1]

1890 unternahm Driesch Studienreisen nach Indien und Lesina. Ab 1891 forschte er an der Zoologischen Station Neapel. 1899 heiratete er die Schriftstellerin Margaretha Reifferscheidt (1874–1946).

1907 und 1908 hielt Driesch Vorlesungen an der Universität Aberdeen in Schottland im Rahmen der Gifford Lectures. 1909 wurde er Privatdozent für Naturphilosophie an der Universität Heidelberg, 1911 außerordentlicher Professor und 1920 Ordinarius für Philosophie an der Universität Köln und ab 1921 ordentlicher Professor und Direktor des Philosophischen Seminars der Universität Leipzig. Die Universität Hamburg verlieh Driesch 1923 den medizinischen, die Universität Nanking im selben Jahr einen naturwissenschaftlichen Ehrendoktor.

Driesch wirkte über viele Jahre als Mitarbeiter an der populärwissenschaftlichen illustrierten Monatsschrift Reclams Universum mit, die seiner anlässlich seines 60. Geburtstags in ihrer Ausgabe vom 27. Oktober 1927 gedachte.

Angesichts einer Reichstagsrede Hans Drieschs vor dem Reichstag 1928, in der er sich auch für Mitglieder der Deutschen Liga für Menschenrechte, die wegen ihres radikalen geäußerten Pazifismus, angeklagt waren, indirekt einsetzte, beschreibt Tucholsky Driesch als „höchst couragiert“[2], der für die Angeklagten „in verdienstvoller Weise eingetreten sei“[3], aber er bedauert, dass Driesch nicht viel eindeutiger und ohne Rücksichten auf Konventionen, geredet habe[4].

Driesch war pazifistischer und demokratischer Gesinnung, musste als einer der ersten Professoren aufgrund eines früheren Eintretens für pazifistische Kollegen unter dem Zwang der Nationalsozialisten seine Emeritierung beantragen und durfte nicht weiter lehren.[5]

2013 stiftete Michael W. Driesch, der mit Hans Driesch nicht verwandt ist, einen Hans-Driesch-Wissenschaftspreis, der von der Universität Witten/Herdecke vergeben wird.[6]

Experimentelle Forschungen

Ab 1891 führte Driesch an der Zoologischen Station Neapel experimentelle entwicklungsmechanische Studien an Seeigelkeimen durch. Er trennte die Keime in ihrem zweizelligen Stadium der Furchungszellen durch heftiges Schütteln in einem kleinen Glasrohr. Die überlebenden Furchungszellen entwickelten sich genauso, als wenn sie nicht von ihrer Schwesterzelle getrennt worden wären.[7] Jede der Zellen war also in der Lage, einen kompletten Organismus hervorzubringen. Dementsprechend bezeichnete Driesch die gesamte Entwicklungsmöglichkeit einer Zelle als ihre „prospektive Potenz“. Das, was bei einer normalen Entwicklung tatsächlich aus der Zelle hervorgeht, als ihre „prospektive Bedeutung“. Beim Seeigel ist die prospektive Potenz der Blastomeren größer als die prospektive Bedeutung.[8][9]

Driesch variierte diese Experimente vielfach mit unterschiedlichen Organismen und stieß dabei immer wieder auf die Fähigkeit vieler Organismen, Zerstückeltes und Zerstörtes selbsttätig auszugleichen. Weil es Driesch nicht gelang, dies im Hinblick auf die biologische Morphogenese auf mechanistische und damit materialistische Weise zu erklären, irritierte ihn dieses Ergebnis.[10] Bei einem „Mechanismus“ seien die „Anordnung der Teile, die 'Konstellation', die 'Struktur' und die letzten Wirkungsgesetze zwischen den Teilen“ das Entscheidende. Die bei Drieschs Experimenten beobachteten Ergebnisse seien jedoch durch einen in dieser Weise verstandenen Mechanismus nicht zu erklären.[11]

Philosophie

Leipzig, ehemaliges Wohnhaus von Hans Driesch in den Jahren 1921 bis 1941, Emil-Fuchs-Straße Nr. 1 (2014)
Leipzig, Gedenktafel für Hans Driesch an seinem ehemaligen Wohnhaus, Emil-Fuchs-Straße Nr. 1 (2014)
Leipzig, Grabtafel Hans Driesch auf dem Neuen Johannisfriedhof

Das in Drieschs Augen unter mechanistischen und materialistischen Voraussetzungen nicht erklärbare Ergebnis seiner Experimente führte ihn in die Philosophie. Seine Ausgangsfrage lautete: „Ist eine gegebene rein materielle Struktur als Grundlage des Formbildungsgeschehens denkbar oder nicht?“[12] Den Begriff „Mechanismus“ verstand er dabei wie folgt: Alle künftigen Zustände können aus einem gegenwärtigen Zustand abgeleitet werden, wenn in Bezug auf den gegenwärtigen Zustand bekannt sind: 1. die Lagen jedes materiellen Elements, 2. die Geschwindigkeit jedes Elements und 3. das Gesetz der Wechselwirkung zwischen den Elementen. In diesem Sinne seien die künftigen Geschehnisse die geometrische Summe aller einzelnen Bewegungen und Kräfte der materiellen Elemente.[13]

Die Entelechie

Driesch hielt es für unmöglich, die Morphogenese der Organismen auf das materielle Geschehen hinreichend zu erklären. Obwohl Driesch es war, der den Begriff des biologischen Systems einführte[14], war er der Meinung, dass auch eine systembiologische Sicht an diesem Tatbestand nichts ändere. „Geordnete Ganzheit ist kein 'Mechanismus', und aus echtem Mechanismus kann sich nie Ganzheit ergeben (...)“[15]

„Keine Art von Kausalität, die auf Konstellationen einzelner physikalischer und chemischer Akte gegründet ist, kann für die Formbildung des individuellen Organismus verantwortlich sein. Diese Entwicklung kann durch keine Hypothese, die mit der Konfiguration physikalischer und chemischer Agentien irgendwie zusammenhängt, erklärt werden. Es muß also etwas anderes geben, das als zureichender Grund der individuellen Formbildung angesehen werden kann...

Das Leben, die Formbildung wenigstens, ist nicht eine besondere Anordnung anorganischer Ereignisse; die Biologie ist daher nicht angewandte Physik und Chemie ;das Leben ist eine Sache für sich und die Biologie ist eine unabhängige Grundwissenschaft...

Wir wollen nun nicht zögern, den Ergebnissen unseres Studiums der Formbildung einen entsprechenden Namen zu geben. Was wir bewiesen haben, ist immer Vitalismus genannt worden, und mag denn auch heutzutage wieder so heißen. Wenn Sie aber einen neuen und weniger prätentiösen Namen für das von uns Erwiesene vorziehen, so mögen sie unser Ergebnis die Lehre von der AutonomiedesLebens oder wenigstens von der Autonomie der Formbildung nennen.“ (Lit.: H. Driesch: Philosophie des Organischen, Band 1, S. 143f.)

Driesch forderte daher zusätzlich zu den physiko-chemischen Vorgängen einen Naturfaktor , der die geordnete Ganzheit des Organismus erzeugt. In diesem Faktor sah er den entscheidenden Unterschied zwischen Belebtem und Unbelebten. Er nannte ihn, von Aristoteles herkommend, „Entelechie“.

Gelegentlich sprach er von „X-Agentien“[16] Es handle sich um einen immateriellen Faktor, der – da alles Materielle räumlich ist – wie von „außerhalb“ in den Raum hineinwirke. „Die vitale Kausalität, mit dem Begriff der Entelechie als einem nicht-materiellen, 'in den Raum hinein' wirkenden Agens arbeitend, heißt Ganzheitskausalität, weil der Organismus ganz ist und nach Störungen wieder ganz ganz wird.“[17] Nicht auf die Bezeichnung komme es jedoch an, sondern „nur auf die Einsicht, dass ein der Materie gegenüber grundsätzlich Fremdes am Werk ist, das, anders gesagt, nicht von der Materie aus, sondern mit der Materie hier gearbeitet wird.“[18] Das sei laut Rudolf Steiner ein deutlicher Hinweis auf den Ätherleib:

„Heute gibt es wieder eine Anzahl Naturforscher, welche glauben, nicht auskommen zu können mit dem Leblosen, die also wenigstens ahnend das annehmen, was die Theosophen den Ätherkörper nennen. Sie nennen sich die Neovitalisten. Ich brauche nur auf Hans Driesch und andere zu verweisen, um zu zeigen, wie der Naturforscher wiederum dazu kommt, diesen Ätherkörper, wenn auch unter anderen Namen, als etwas wirklich Bestehendes zu bezeichnen. Und je weiter die Naturwissenschaft vorrückt, desto mehr wird sie auch erkennen, daß die Pflanze schon einen solchen Ätherkörper hat, denn sonst könnte sie nicht leben. Auch das Tier und der Mensch haben einen solchen Ätherdoppelkörper. Derjenige Mensch, welcher die höheren Körper ausbildet, kann diesen Ätherkörper auch mit den einfachsten, primitivsten Organen seelischer Anschauung wirklich beobachten. Dazu ist ein ganz einfacher, allerdings nur für den esoterisch ausgebildeten Theosophen, Kunstgriff notwendig. Sie kennen das Wort Suggestion. Die Suggestion besteht darin, daß der Mensch Dinge wahrnehmen kann, die scheinbar nicht da sind. Die Suggestion, bei der dem Menschen etwas eingeredet wird, interessiert uns zunächst nicht. Wichtiger für uns ist, um zu der Anschauung des Ätherkörpers zu kommen, eine andere Suggestion. Derjenige, der sich mit der Theorie der Suggestion befaßt hat, weiß, daß der Hypnotiseur imstande ist, dem Menschen Dinge abzusuggerieren, so daß er Dinge, die vorhanden sind, eben nicht sieht. Sagen wir, es würde ein Hypnotiseur einem Menschen absuggerieren, daß hier eine Uhr liegt. Dann sähe der Betreffende nichts an der Stelle im Raum. Es ist dies nichts anderes, als ein Ablenken der Aufmerksamkeit auf einem abnormen Gebiet, ein künstliches Ablenken der Aufmerksamkeit. Diesen Vorgang kann jeder an sich beobachten. Der Mensch ist imstande, sich selbst abzusuggerieren, was vor ihm ist. Der theosophisch Gebildete muß folgenden Kunstgriff ausführen können, dann gelangt er zur Anschauung des ätherischen Körpers; Er muß sich den physischen Körper eines Tiers oder eines Menschen absuggerieren. Ist dann sein geistiges Auge erweckt, dann sieht er nicht etwa an der Stelle, wo der physische Körper war, nichts, sondern er sieht den Raum ausgefüllt mit ganz bestimmten Farbenbildern. Die Ausführung dieser Anleitung muß natürlich mit der allergrößten Vorsicht geschehen, denn es sind allerlei Illusionen auf diesem Gebiete möglich. Allein, wer wirklich weiß, mit welcher Vorsicht, mit welcher alle wissenschaftliche Genauigkeit übersteigenden Exaktheit gerade die theosophische Forschung gepflegt wird, der weiß Bescheid. Der Raum ist erfüllt mit Lichtbildern. Das ist der Äther- oder Doppelkörper. Dieses Lichtbild erscheint in einer Farbe, die nicht in unserem gewöhnlichen Spektrum vom Ultrarot bis Ultraviolett enthalten ist. Sie ähnelt etwa der Farbe der Pfirsichblüte. Das ist die Farbe, in der der Ätherdoppelkörper erscheint. Einen solchen Ätherdoppelkörper finden Sie bei jeder Pflanze, bei jedem Tier, überhaupt bei jedem Lebewesen. Es ist der äußerliche, sinnliche Ausdruck für das, was der Naturforscher heute wieder ahnt, für das, was man Lebenskraft nennt.“ (Lit.:GA 53, S. 54f)

Neovitalismus

Hauptartikel: Neovitalismus

Mit diesem Ansatz wurde Driesch zu einem zentralen Vertreter des Neovitalismus, dessen vor allem naturphilosophische Werke in den 1920er Jahren sowohl unter Laien als auch unter Biologen und Zoologen weite Verbreitung fanden. Von der engeren Biophilosophie ausgehend, entwickelte Hans Driesch eine umfangreiche Gesamtphilosophie, die auch die Bereiche Psychologie,[19] der Wissenschaftstheorie[20] der Relativitätstheorie, [21] und der Ethik[22] umfasst. Die Grundtendenz seiner Philosophie lag in einer Kritik des Materialismus bzw. Naturalismus sowie deren reduktionistischer Tendenz.[23]

Rudolf Steiner wies allerdings auch darauf hin, dass die bloße Idee einer eigenständigen Lebenskraft, wie sie von den Neovitalisten wieder aufgewärmt wurde, ungenügend bleibt, solange man nicht zu einer wirklichen übersinnlichen Anschauung des Ätherleibs kommt:

„Die Verstandestätigkeit tendiert in unserem Zeitalter dahin, nur das Phänomen zu betrachten und es hinzustellen neben ein anderes, damit Phänomen das Phänomen erklärt. Aber das läßt sich bei der Lebenskraft nicht ausführen. Bei der Lebenskraft muß man immer, wenn man überhaupt etwas tun will, von der Verstandestätigkeit aus etwas hineinschieben in das Phänomen. Man muß gewissermaßen dem Phänomen etwas unterschieben. Und darinnen liegt das, was allmählich im Gebrauche der Idee von der Lebenskraft bedenklich geworden ist. Das war dann die Ursache, daß man sie ganz hat fallen lassen und daß als ein gewisses Ideal in weitesten Kreisen entstanden ist, die Lebewesen nun überhaupt als einen Zusammenfluß, eine Kombination derjenigen Kräfte anzuschauen, die auch in der anorganischen Natur walten.

Mit anderen Worten: die Idee der Lebenskraft ist eigentlich eine Art Wechselbalg geworden. Man ist dazu gekommen, das Konstitutive in den Wissenschaften nur im Phänomen zu suchen. Die Lebenskraft ergab sich als Phänomen nicht. Man mußte - was aber eigentlich nicht statthaft war in diesem Zeitalter der Menschheitsentwickelung — vom Verstände aus die Vitalkraft konstruieren. Das war der negative Teil der Entwicklung, in der wir heute drinnenstehen. Denn in dem Neovitalismus tritt nichts Anschauliches auf. Was der Neovitalismus an die Stelle einer bloß das Anorganische kombinierenden Erklärung der Lebenserscheinungen setzt, das ist nichts anderes als eine Art Aufwärmung des alten Vitalismus.“ (Lit.:GA 76, S. 102f)

Das Psychoid

Von der Entelechie im allgemeinen Sinn unterschied Driesch das sogenannte Psychoid, das handelnd in den Körper eingreift:

„Das autonome nicht-mechanische Naturagens, welches für die Lebensvorgänge wesentich ist, haben wir Entelechie genannt. Wir wollen es, insofern es an den als „Handlungen" bezeichneten Bewegungen eines Menschenleibes beteiligt ist, in Sonderheit Psychoid nennen. Mein Leib untersteht also in seinen Bewegungen dem Wirken eines „Psychoids".“ (Lit.: H. Driesch: Leib und Seele, 1920, S. 88f.)

„Das handelnde „Etwas“ hat die immanente Fähigkeit, gewisse spezifische Kombinationen von Muskelbewegungen zu leisten; die Kombination, welche es in einem besonderen Falle leistet, hängt von der Individualität des in diesem Falle tätigen Reizes und von der Gesamtheit aller „Empfindungen“ der Vergangenheit, im weitesten Sinne des Wortes, ab...

Wir könnten hier, wie bei der Theorie der Formbildung, wieder von „Entelechie“ sprechen; aber es ist wohl besser, dasjenige Agens, welches den Körper bildet, von demjenigen elementaren Agens, welches ihn lenkt, auch im Worte zu unterscheiden. Die Worte „Seele“, „Geist“ oder „Psyche“ bieten sich hier nun dar, aber sie alle würden uns in das Bereich der so sorgfältig vermiedenen Pseudo-Psychologie führen. Ich kann von meiner „Psyche“ sprechen — womit ich freilich nicht mehr sage als „Ich“ —, aber in diesem Sinne „gibt“ es keine Seelen im Bereiche desjenigen Phänomens, welches räumliche Natur heißt. Ich schlage daher den sehr indifferenten Namen „Psychoid“ für das elementare in der Handlung entdeckte Agens vor. Psychoid — d. h. ein Etwas, welches zwar keine Psyche ist, aber doch nur in psychologischen Analogien erörtert werden kann.“ (Lit.: H. Driesch: Philosophie des Organischen, Band 2, S. 78)

Dieser allerdings völlig wirklichkeitsfremde Begriff des „Psychoids“ wurde von Rudolf Steiner scharf kritisiert:

„Diese Wissenschafter, die auf heutige Art den Materialismus überwinden wollen, auch diejenigen Theologen, die auf heutige Art den Materialismus überwinden wollen, die sind vor den Augen dessen, der diese Dinge durchschaut, eigentlich viel schlimmer als die starren Materialisten, die nach und nach durch die Absurdität ihrer eigenen Sache die Sache unmöglich machen. Aber diese Schwätzer über Spiritualismus, über Idealismus und dergleichen streuen den Leuten Sand in die Augen und sich selber auch.

Denn was wird denn da, sagen wir in Drieschscher Weise oder in anderer Weise getan, um irgend etwas über materielles Geschehen hinaus vertreten zu können? Es werden genau dieselben Gedanken, die jahrhundertelang verwendet worden sind, um bloß das Materielle zu denken, die auch gar keine andere Möglichkeit haben, als das Materielle zu denken, verwendet, um ein angeblich Geistiges zu denken. Das können diese Gedanken gar nicht! Das kann man nur, wenn man in wirkliche Geisteswissenschaft eingeht. Daher kommen solche sonderbaren Dinge heraus, die heute gar nicht bemerkt werden. Es spricht zum Beispiel ein von der Außenwelt offiziell anerkannter, in Wirklichkeit furchtbar dilettantischer Driesch davon, daß man annehmen müsse: «Psychoide». Ja, meine Heben Freunde, wenn Sie irgendeinem Ding eine Ähnlichkeit zuschreiben wollen, muß das Ding irgendwo da sein. Sie können doch nicht sprechen von affenähnlichen Wesen, wenn nie ein Affe da ist. Sie können nie von Psychoiden sprechen, wenn nie eine Seele anerkannt wird im Menschen! Derlei Geschwätz gilt heute als echte, sogar ins Bessere hineinstrebende Wissenschaft. Das muß durchschaut werden. Und dann sind diejenigen, welche mit wissenschaftlicher Bildung drinnenstehen in der anthroposophischen Bewegung, für die Zivilisationsentwickelung etwas wert, wenn sie sich nicht blenden lassen von dem aufflackernden Irrlicht, sondern wenn sie ganz exakt hineinschauen in das, was nun wirklich notwendig ist und gegenüber dem Materialismus gebraucht wird.“ (Lit.:GA 318, S. 135f)

Parapsychologie

Hauptartikel: Parapsychologie

Ab 1924 beschäftigte sich Driesch auch mit der Parapsychologie, fungierte 1926-27 als Präsident der Society for Psychical Research und publizierte 1932 eine Methodenlehre für dieses Gebiet (vielfach neu aufgelegt, mit Beiträgen von Hans Bender als Taschenbuch). In Leipzig ist eine große Straße im Stadtteil Leutzsch nach Hans Driesch benannt, sie verlängert die Achse der Emil-Fuchs-Straße, in der sein ehemaliges Wohnhaus steht. Im Kölner Stadtbezirk Lindenthal wurde das Wirken von Hans Driesch ebenfalls durch die Benennung einer Straße geehrt.[24]

Schriften (Auswahl)

  • Die "Seele" als elementarer Naturfaktor, Leipzig 1903 archive.org
  • Die Biologie als selbständige Grundwissenschaft und das System der Biologie, 2. Auf. Leipzig 1911 archive.org
  • Der Begriff der organischen Form, Berlin 1919.
  • Das Problem der Freiheit, 2. Aufl. Darmstadt 1920.
  • Leib und Seele, 2. Aufl. Leipzig 1920 archive.org
  • Mein System und sein Werdegang, 2. Aufl. Philosophie in Selbstdarstellungen, Leipzig 1922.
  • Ordnungslehre, 2. Aufl. Jena 1923.
  • Grundprobleme der Psychologie, Leipzig 1926 archive.org
  • Die sittliche Tat. Ein moralphilosophischer Versuch, Leipzig 1927.
  • Relativitätstheorie und Weltanschauung, 2. Aufl. Leipzig 1929.
  • Wirklichkeitslehre, 3. Aufl. Leipzig 1930 archive.org
  • Philosophische Forschungslehre, Leipzig 1930.
  • Parapsychologie, München 1932.
  • Philosophische Gegenwartsfragen, Leipzig 1933.
  • Die Überwindung des Materialismus, Zürich 1935.
  • Alltagsrätsel des Seelenlebens, Stuttgart 1938.
  • Der Mensch und die Welt, 2. Aufl. Zürich 1945.

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. Jeanische Zeitschrift für Naturwissenschaft 1889 und 1890
  2. Kurt Tucholsky; Lerne lachen ohne zu Weinen.Auswahl 1928-1929; Berlin 1985; S. 391
  3. ebenda
  4. ebenda
  5. Hans Driesch: Lebenserinnerungen, S. 271 ff.
  6. Informationsdienst Wissenschaft: "Universität Witten/Herdecke verleiht 2013 erstmals den Hans-Driesch-Wissenschaftspreis"
  7. Hans Driesch: Philosophie des Organischen, 4. Aufl. Leipzig 1928, S. 42f.
  8. Hans Driesch: Entwicklungsmechanische Studien. I–II, Der Wert der beiden ersten Furchungszellen in der Echinodermententwicklung. Experimentelle Erzeugung von Teil- und Doppelbildungen. Z. wiss. Zool. 53 (1891).
  9. Biologie Oberstufe, Gesamtband, hrsg. Von Ulrich Weber, Berlin 2001, S. 218
  10. Hans Driesch: Lebenserinnerungen, Basel 1951, S. 74
  11. Hans Driesch: Biologische Probleme höherer Ordnung, 2. Aufl. Leipzig 1944, S. 28
  12. Hans Driesch: Die Überwindung des Materialismus, Zürich 1935, S. 32
  13. Hans Driesch: Philosophie des Organischen, 4. Aufl. Leipzig 1928, S. 311.
  14. Heinz Penzlin: Das Phänomen Leben. Grundfragen theoretischer Biologie, Berlin, Heidelberg 2014, S. 45
  15. Hans Driesch: Wirklichkeitslehre. Ein metaphysischer Versuch, 2. Aufl. Leipzig 1922, S. 79
  16. Hans Driesch: Parapsychologie, Kindler Taschenbücher, München o. J. (ca. 1970), S. 109
  17. Hans Driesch: Systematische Selbstdarstellung, in der Reihe: Deutsche systematische Philosophie nach ihren Gestaltern, hrsg. v. Hermann Schwarz, Berlin 1933, S. 156
  18. Hans Driesch: Biologische Probleme höherer Ordnung, S. 15f.
  19. Hans Driesch: Grundprobleme der Psychologie, 2. Aufl. Leipzig 1929
  20. Hans Driesch: Philosophische Forschungslehre, Leipzig 1930
  21. Hans Driesch: Relativitätstheorie und Weltanschauung, 2. Aufl. Leipzig 1930
  22. Hans Driesch: Die sittliche Tat. Ein moralphilosophischer Versuch, Leipzig 1927
  23. Hans Driesch: Die Überwindung des Materialismus, Zürich 1935
  24. Konrad Adenauer und Volker Gröbe: Straßen und Plätze in Lindenthal, J.P. Bachem, Köln 1992, ISBN 3-7616-1018-1, S.62f.

Weblinks

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