Kalki

Aus AnthroWiki
Kalki, die zehnte und letzte Inkarnation Vishnus, Kupferstich (um 1790)

Kalki (Sanskrit, m., कल्कि, Kalki - in der Literatur auch als कल्किन्, Kalkin oder Kalaki überliefert) gilt als zehnter Avatar und letzte Inkarnation Vishnus. Er ist ein zukünftiger Avatar, der gemäß dem Bhagavad Purana[1], Agni Purana[2], Visnu Purana[3] und Padama Purana[4] am Ende des gegenwärtigen Kali-Yugas als Sohn Vishnuyasas erscheint, um die korrupten Herrscher und Mlecchas (Barbaren) zu töten und den Dharma (Gesetz und Tugend) wieder herzustellen. Darauf soll das nächste Zeitalter, das Krita-Yuga, beginnen. Nach einer südindischen, volkstümlichen Überlieferung wird Vishnu in der Gestalt des weißen Pferdes Kalki, nach der literarischen Tradition der Brahmanen aber als Reiter mit dem Namen Kalki auf dem weißen Pferd Devadatta erscheinen[5].

Einige indische Autoren wie Sri Aurobindo sehen in den zehn Avataras ein Symbol für die Stufen der Entwicklung des menschlichen Bewusstseins, d.h. von der tierischen Stufe bis zum erwachten Geist in seiner höchsten Vollendung. Kalki repräsentiert für sie die zukünftige Bewusstseinsstufe. Der Theosoph Benjamin Creme sieht in Kalki das hinduistische Pendant zum buddhistischen Maitreya, dem zukünftigen Buddha, dem Imam Mahdi des Islam und dem wiederkehrenden Christus. Diese Aussage ist allerdings in sich widersprüchlich, da der Maitreya keinesfalls mit dem Christus gleichzusetzen ist.

Das Motiv des Reiters auf dem weißen Pferd findet sich in ähnlicher Form auch in der Apokalypse des Johannes:

„Da ist ein Pferd mit erhobenem Vorderfuß. Auf diesem Pferd ist eine Göttergestalt mit einem Bogen. Sie gibt ein gewisses Zeichen, dann tritt das Pferd mit dem Vorderfuß einer Schlange auf den Kopf. Das ist das Pferd Kalki. Dadurch wird dargestellt, dass alles dasjenige, was noch niederer Natur ist, abfällt, dass eine Zukunft kommen wird, wo der Göttersohn - das ist derjenige, der auf dem Pferde sitzt -, kommen wird und als König, mit der Krone geschmückt, die Offenbarung dessen bringen wird, was in dem Buche mit den sieben Siegeln versteckt ist. Das ist ein Mysterium, das Sie überall finden können.

Nur ganz äußerlich konnte ich es andeuten. Das ist aber heute noch etwas, was als Mysterium nur erlebt und geschaut werden kann von einem Apokalyptiker, das aber in derselben Weise in der Zukunft in uns erschlossen werden wird, wie ja auch Johannes uns die Entsiegelung der alten Welt erschlossen und aufgeschrieben hat. Dann werden wir begreifen, dass es hindeutet auf die Zeit, wo die Ältesten, die Väter, die Offenbarung dessen empfangen, was diesem Mysterium zugrunde liegt und bei seiner Entsiegelung erscheint.“ (Lit.:GA 90a, S. 368)

Im sechsten Kapitel der Apokalypse, als bei der Öffnung des ersten Siegels der erste der vier apokalyptischen Reiter erscheint, wird dieses Bild so geschildert:

„1 Und ich sah, dass das Lamm das erste der sieben Siegel auftat, und ich hörte eines der vier Wesen sagen wie mit einer Donnerstimme: Komm! 2 Und ich sah, und siehe, ein weißes Pferd. Und der darauf saß, hatte einen Bogen, und ihm wurde eine Krone gegeben, und er zog aus sieghaft und um zu siegen.“

Offenbarung des Johannes: 6,1-2 LUT

Nach Rudolf Steiner ist das Pferd ein imaginatives Bild für die Intelligenz, die sich in den ersten vier Kulturepochen - von der urindischen Zeit bis zur griechisch-lateinischen Zeit - entfaltete. Das weiße Pferd steht für die spirituelle Intelligenz.

„Vom Menschen spalteten sich ab die höheren Tierklassen, und mit jeder Spaltung bekam der Mensch eine neue Eigenschaft in der Anlage. Als er die Pferde abspaltete, bildete sich bei ihm der Verstand aus; daher gilt das Pferd als Symbol des Verstandes. Wir finden es in der Apokalypse, in der indischen Sage: das Pferd Kalki; in der Mitte der dritten Unterrasse, zur Zeit des trojanischen Krieges, bei Odysseus, wodurch diese Rasse unterworfen wird. Ein Rudiment dieser Sache ist noch erhalten darin, dass, wenn der eigentliche Held, der Avatar unserer Rasse auftreten wird, er etwas zu tun haben wird mit Kalki, dem Pferd.“ (Lit.:GA 90a, S. 475f)

Bei der Öffnung des ersten Siegels erscheint die spirituelle Intelligenz in der durch den Christus - dem Reiter mit dem Bogen - erneuerten Form:

„So kommt nacheinander alles das heraus, was sich in unseren Zeiträumen vorbereitet hat, und es kommt heraus dadurch, daß es uns durch das Symbolum angedeutet wird, das der Intelligenz entspricht. Lesen wir die Entsiegelung der ersten vier Siegel im sechsten Kapitel der Apokalypse des Johannes, wir werden sehen, das, was hier enthüllt wird, drückt uns Stufe für Stufe in gewaltiger Symbolik aus, was einst offenbar werden wird. «Und ich sah, und siehe, ein weiß Pferd» — das ist die Andeutung, daß die spiritualisierte Intelligenz herauskommt — «und der darauf saß, hatte einen Bogen; und ihm ward gegeben eine Krone, und er zog aus zu überwinden, und daß er siegte.“ (Lit.:GA 104, S. 100)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. Bhagavad Purana, Canto 1, Kapitel 3 und Canto 12, Kapitel 12
  2. Agni Purana, Kapitel 16 und Bhasa Bharata, Kapitel 190
  3. Visnu Purana Canto 4
  4. Padma Purana, Canto 6, Kapitel 71
  5. Harry Eilenstein: Die Entwicklung der indogermanischen Religionen, Books on Demand 2014, ISBN 978-3738687064 google

Weblinks


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Kalki aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.