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Pradakshina

Aus AnthroWiki
(Weitergeleitet von Kora (Buddhismus))
Kandariya-Mahadeva-Tempel in Khajuraho

Pradakshina (von Sanskrit: दक्षिण dakṣiṇa, „tüchtig, geschickt, rechts befindlich, rechtschaffen“), auch parikrama, tibetisch kora (སྐོར་ར, Wylie: skor ra), bezeichnet die in Indien, Sri Lanka, Nepal und in Tibet seit Jahrtausenden praktizierte rituelle Umschreitung eines Heiligtums (Baum, Lingam-Stein, Stupa, Kultbild, Garbhagriha, Tempel, Berg, See etc.).

Der Ursprung der pradakshina verliert sich im Dunkel der Geschichte. Man vermutet, dass – lange vor der Errichtung von Tempeln – Baumheiligtümer, Quellen, Feuerstellen und markante Felsen oder Steine die ersten Objekte kultischer Verehrung waren – in ihnen wohnten Naturgeister und Nymphen (yakshis). Vor allem immergrüne Bäume (Pappel-Feige oder Banyan-Feige) spielen auch heute noch in den ländlichen Regionen eine gewisse Rolle im religiösen Leben der Bevölkerung – sie werden mit Blumengirlanden und farbigen Papierstreifen geschmückt und Räucherstäbchen werden zu ihren Füßen angezündet. Zur Verehrungszeremonie gehört auch das Besprühen mit Wasser und die Umschreitung des Stammes oder des Areals der Baumkrone.

Warum die Umschreitung des Heiligtums immer im Uhrzeigersinn erfolgt, ist eine letztlich ungeklärte Frage. Bei der Umschreitung im Uhrzeigersinn liegt das Objekt der Verehrung jedenfalls zur rechten Hand, die als „rein“ gilt. Die linke („unreine“) Seite wird mit magischen Praktiken assoziiert. Anhänger der vorbuddhistischen Bön-Religion in Tibet umschritten das Heiligtum allerdings gegen den Uhrzeigersinn.

Die pradakshina ist ein wesentliches Element der buddhistischen und hinduistischen Religionsausübung. Da der Hinduismus eine Fülle religiöser (Opfer-)Praktiken kennt, hat die rituelle Umschreitung allerdings keine zentrale Bedeutung. In geringerem Maße praktizieren auch die Jains diese Form der Verehrung oder Ehrerweisung.

In ausgereifter Form erscheint die pradakshina erstmals im Buddhismus, wovon architektonische Elemente und skulpturale Darstellungen Zeugnis ablegen. So verfügen zwei der drei großen Stupas von Sanchi (Madhya Pradesh) oder der Stupa von Bodnath (Nepal) sowohl über ebenerdige als auch über erhöhte Umwandlungspfade (pradakshinapathas).

Im tibetischen Buddhismus heißt die rituelle Umrundung kora. Hier finden sich neben dem eher beiläufigen Drehen der Gebetsmühlen mitunter auch extreme Praktiken. So umrunden viele Tibeter einen Tempel bzw. einen Stupa und letztlich sogar den Berg Kailash, indem sie sich immer wieder zu Boden werfen und auf diese Weise den gesamten Weg mit ihrem Körper ausmessen, weshalb sie nur äußerst langsam und mühevoll vorwärtskommen. Innerhalb der Tempel befinden sich die meist sehr großen Buddha-Figuren im Regelfall an der Rückwand (selten auch an den Seitenwänden) und können somit – anders als die Stupas – nicht umschritten werden.

Legende

Der Legende nach forderte Shiva seine beiden Söhne Karttikeya (auch: Shanmugam) und Ganesh (auch: Ganapati oder Vinayaka) auf, das Universum zu umkreisen um dieses besser kennenzulernen. Während Karttikeya auf seinem Reittier (vahana), dem Pfau (mayura), fortstürmte, blieb Ganesh, der als träge und unbeweglich galt und dessen Reittier üblicherweise die Maus oder Ratte (mūṣaka) ist, lange Zeit sitzen. Dann stand er auf und umkreiste seinen Vater, was er mit folgenden Worten erklärte: „Weil die ganze Welt in Dir ist, habe ich die ganze Welt umkreist.“

Literatur

Weblinks

Commons: Parikrama – Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
Dieser Artikel basiert auf einer für AnthroWiki adaptierten Fassung des Artikels Pradakshina aus der freien Enzyklopädie de.wikipedia.org und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.