Modell

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Ein Modell (von lat. modulus „Maß, Maßstab“) ist ein in der Regel vereinfachtes reales oder gedankliches Abbild der Wirklichkeit bzw. das Vorbild eines zu schaffenden Werkes.

Kunst

In der bildenden Kunst dient ein Modell ganz allgemein als sinnliches Vorbild eines Kunstwerks, in der Bildhauerei und Malerei meist eine nackte (Aktmodell) oder bekleidete Person, in der Bildhauerkunst auch ein gegenständlich-plastischer Entwurf des zu schaffenden Werkes. In der Architektur handelt es sich dabei um die maßstäbliche Darstellung eines Entwurfs.

Wissenschaft

In den Wissenschaften ist das Modell ein beschränktes, gegenständliches oder theoretisches Abbild der Wirklichkeit. In letzterem Fall spricht man auch von einer Modellvorstellung bzw. von einem Gedankenmodell. Nach Herbert Stachowiak ist es durch mindestens drei Merkmale gekennzeichnet:[1]

  1. Abbildung – Ein Modell ist stets ein Modell von etwas, nämlich Abbildung, Repräsentation eines natürlichen oder eines künstlichen Originals, das selbst wieder Modell sein kann.
  2. Verkürzung – Ein Modell erfasst im Allgemeinen nicht alle Attribute des Originals, sondern nur diejenigen, die dem Modellschaffer bzw. Modellnutzer relevant erscheinen.
  3. Pragmatismus – Modelle sind ihren Originalen nicht eindeutig zugeordnet. Sie erfüllen ihre Ersetzungsfunktion a) für bestimmte Subjekte (Für Wen?), b) innerhalb bestimmter Zeitintervalle (Wann?) und c) unter Einschränkung auf bestimmte gedankliche oder tätliche Operationen (Wozu?).

Zudem werden gelegentlich weitere Merkmale diskutiert, wie Extension und Distortion[2] sowie Validität.[3] Der amerikanische Wissenschaftsphilosoph Michael Weisberg unterscheidet auf der obersten Ebene zwischen gegenständlichen (concrete) und mathematischen Modellen und stellt daneben die Computersimulationen (computational models) als eigene Klasse von Modellen auf [4].

Mathematisches Modell

Ein mathemathisches Modell wird in den Wissenschaften häufig verwendet, um einen Teilbereich der Wirklichkeit in möglichst exakter, mathematisch idealisierter, berechenbarer Weise nachzubilden.

Wortherkunft

Das Wort Modell entstand im Italien der Renaissance als ital. modello, hervorgegangen aus lat. modulus, einem Maßstab in der Architektur, und wurde bis ins 18. Jahrhundert in der bildenden Kunst als Fachbegriff verwendet. Um 1800 verdrängte Modell im Deutschen das ältere, direkt vom lat. modulus (Maß(stab)) entlehnte Wort Model (Muster, Form, z. B. Kuchenform), das noch im Verb ummodeln und einigen Fachsprachen und Dialekten fortlebt.

Modellbildung

Die Modellbildung abstrahiert mit dem Erstellen eines Modells von der Realität, weil diese meist zu komplex ist, um sie genau abzubilden. Dies wird aber auch gar nicht beabsichtigt, vielmehr sollen lediglich die wesentlichen Einflussfaktoren identifiziert werden, die für den zu betrachtenden Prozess bedeutsam sind.

Man unterscheidet die strukturelle und die pragmatische Modellbildung. Bei struktureller Modellbildung ist die innere Struktur des Systems bekannt, es wird jedoch bewusst abstrahiert, modifiziert und reduziert. Man spricht hier von einem Whitebox-Modell. Bei pragmatischer Modellbildung ist die innere Struktur des Systems unbekannt, es lässt sich nur das Verhalten bzw. die Interaktion des Systems beobachten und modellieren. Die Hintergründe lassen sich meist nicht oder nur zum Teil verstehen – hier spricht man von einem Blackbox-Modell. Zudem gibt es Mischformen, bei denen Teile des Systems bekannt sind, andere wiederum nicht. Nicht alle Wechselwirkungen und Interaktionen zwischen Teilkomponenten lassen sich nachvollziehen – hier spricht man vom Greybox-Modell. Diese Mischform ist die häufigste, weil es aufgrund von Kosten-Nutzen-Überlegungen meist ausreichend ist, das System auf diese Weise abzubilden.

Modell und Wirklichkeit

Ein populäres Modell der Wissenschaft ist das Allgemeine Gleichgewichtsmodell und das Modell des vollkommenen Marktes der heutigen Volkswirtschaftslehre. Ein Teil dieses Modells ist die Lehre der Gleichgewichtsbildung von Angebot und Nachfrage, und die Modellierung der Wirtschaftssubjekte als homo oeconomicus, als Nutzenmaximierer.

Da die Volkswirtschaftslehre fast nur mit Modellen arbeitet, ist ihr Nutzen für die praktische Politik stark umstritten, denn jedem dieser Modelle wohnt entweder eine gewisse Redundanz oder auch ein starker Reduktionismus inne. Vollkommene Modelle der Wirklichkeit sind in der Volkswirtschaftslehre nicht bekannt.[5]

Rudolf Steiner bemerkte dazu folgendes: "Soll man ins Praktische eingreifen, so muß man bereit sein, seine Begriffe fortwährend zu modifizieren. Man hat es nicht mit Substanz zu tun, die man plastisch bilden kann, sondern mit lebendigen Menschen. Und das ist das, was die Volkswirtschaftslehre zu einer Wissenschaft besonderer Art macht, weil sie durchdrungen sein muß von der Wirklichkeit."[6]

Die vor allem in Deutschland noch bis ins späte 20. Jahrhundert hinein praktizierte historische Schule der Volkswirtschaftslehre (anzutreffend z.B. noch bis in die 90er Jahre in der Redaktion der: "Bausteine. Zeitschrift für theoretische Ökonomie und soziale Frage") verzichtete denn auch folgerichtig auf Modelltheorie in jeglicher Art und Weise.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

http://www.deutschlandradiokultur.de/oekonom-kritisiert-krampfhaftes-festhalten-an.1008.de.html?dram:article_id=164702

Einzelnachweise

  1. Allgemeine Modelltheorie, 1973, S. 131–133.
  2. Thalheim (2010): Towards a Theory of Conceptual Modelling, Journal of Universal Computer Science, vol. 16, no. 20, S. 3120
  3. D. Dörner: Thought and Design – Research Strategies, Single-case Approach and Methods of Validation. In: E. Frankenberger u. a. (Hrsg.): Designers. The Key to Successful Product Development. Springer-Verlag, Berlin u. a. 1998, S. 3–11.
  4. M. Weisberg: "Simulation and Similarity - using models to understand the world". Oxford University Press, New York, New York, USA, 2013
  5. Vgl. Wolfgang Waldner: Trugschlüsse der Volkswirtschaftslehre. Wie Professoren mit Modellen Studenten indoktrinieren und eine krisenverschärfende Wirtschaftspolitik fordern, BOD, Norderstedt 2011
  6. Rudolf Steiner: Nationalökonomisches Seminar, GA 341, Dornach 1973, S. 14
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